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Besucherrekord in Barcelona

Die diesjährige Fespa Digital, die erstmals in Spanien stattfand, konnte mit einer ganzen Reihe von Neuvorstellungen und einem umfangreichen Rahmenprogramm viele Fachbesucher anlocken. Auch auf der Drupa 2012 im Mai wird diesmal der digitale Grossformatdruck eine wichtige Rolle spielen.

angela starck Die Wahl von Barcelona als Messestandort für die Fespa Digital 2012 sorgte für hohe Besucherzahlen. Nach Angaben des Messeveranstalters lag die Zahl der Messebesucher mit 12 000 weit über den Erwartungen. Davon, so die Messeleitung weiter, besuchten 50 Prozent erstmals eine Fespa-Veranstaltung. Die meisten der Besucher, 45 Prozent, kamen aus Spanien, gefolgt von Frankreich, Italien und Grossbritannien mit jeweils sechs Prozent.

Auf der diesjährigen Messe, die auch bei Herstellern und Lieferanten aus Südeuropa auf ein gesteigertes Interesse stiess, zeigten rund 350 Aussteller ihre Neuheiten und Produkte aus den Bereichen Grossformatdruck, Tinten, Medien, Software und Nachbearbeitung. Ebenfalls stark vertreten waren auf der Fespa Digital 2012 Themen wie Kleinformat- und Textildruck.

Der grosse Besucherandrang zeigte einmal mehr, wie wichtig es heutzutage für Druckunternehmen ist, Zeit in eine Analyse ihres Unternehmens zu investieren und neue Wege zum Wachstum zu suchen. Hier bot die Messe Gelegenheit, sich über Nischenmärkte zu informieren und sich von interessanten Anwendungen inspirieren zu lassen.

Die neuen Drucksysteme

Im Bereich der Drucksysteme gab es eine ganze Reihe von bemerkenswerten Neuigkeiten, auch für das Einstiegssegment, zu sehen. Im Mittelpunkt des Interesses standen dabei gleich mehrere neue Printerneuheiten von Mimaki. Für grosses Aufsehen sorgte vor allem der neue Latex-Printer JV400-130/160LX, das bislang erste Modell eines Grossformatdruckers, der mit so gut wie geruchlosen, umweltverträglichen und wasserbasierten Latex-Tinten arbeitet und nicht von HP stammt. Das neue System, das noch im Frühjahr in zwei Breiten, 137 und 161 Zentimeter, auf den Markt kommen soll, arbeitet mit sechs Mimaki-eigenen Farben sowie Weiss und kann dank der verhältnismässig niedrigen Trocknungstemperaturen von 40 bis 60 Grad Celsius auch hitzesensitive Substrate bedrucken.

Ein weiteres neues Modell der Mimaki JV400-Serie ist der JV400-130/160SUV, ein Vierfarben-Printer, der mit den gänzlich neu entwickelten Solvent-UV-Tinten arbeitet. Diese Tinten sollen die Flexibilität von Lösemitteltinten mit der Haltbarkeit von UV-härtenden Farben verbinden.

Zudem stellte das Unternehmen mit dem TS34-1800A den nach eigenen Angaben bislang schnellsten Dye-Sublimation-Drucker der Welt vor. Der neue Printer, der für die stark wachsenden Märkte des Soft Signage und des individuellen Bekleidungdrucks konzipiert ist, erreicht eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 150 Quadratmetern pro Stunde. Ebenfalls neu bei Mimaki ist der kleinformatige UV-LED-Flachbettdrucker UJF-3042HG, eine Weiterentwicklung des UJF-3042FX. Das neue Modell, das etwa für den Schilder-, Etiketten- und Displaymarkt vorgesehen ist, kann bis zu 150 Millimeter hohe Materialien bedrucken.

Ein neues Einsteiger-System stellte Epson auf der Fespa Digital mit dem Surecolor SC-S30600, einen 64-Zoll-Grossformatdrucker für vielfältige Anwendungen im Bereich Werbetechnik, vor. Der Printer erreicht Druckgeschwindigkeiten von bis zu 29,4 Quadratmetern pro Stunde sowie eine Auflösung von maximal 1440 × 1440 dpi. Er arbeitet mit den neu entwickelten Epson Ultrachrome GS2-Tinten, die laut Herstellerangaben frei von Nickel sowie frei von gesundheitsschädlichen PFOS- und PFOA-Lösemitteln sind. Darüber hinaus soll sich der Neuzugang durch aussergewöhnlich niedrige Gesamtbetriebskosten auszeichnen.

Bei Mutoh konnte man die neuen Druckermodelle der Baureihe Valuejet begutachten. Der Valuejet 1324/1624 ist bis zu 30 Quadratmeter pro Stunde schnell und verwendet die neue, schnell trocknende Light-Solvent-Tinte «VJ-1ink». Ebenfalls zu sehen waren die neuen Textildrucker Valuejet 2628TD und Valuejet 1628TD. Die Systeme, die Geschwindigkeiten bis zu 28 Quadratmetern pro Stunde erzielen, drucken mit bis zu acht verschiedenen Farben und lassen sich mit unterschiedlichen Tintenarten bestücken.

Neuzugänge im UV-Drucksegment

Für den profitablen Einstieg in den Geschäftsbereich Grossformatdruck ist auch der neue UV-Flachbettprinter Océ Arizona 318 GL konzipiert. Die neue Maschine, die vor allem für kleinere Druckdienstleister mit niedrigerem Produktionsvolumen wie Schildermacher oder Reprowerkstätten gedacht ist, arbeitet auf der gleichen Plattform wie die Arizona 360 GT für mittlere Produktionsvolumina, soll aber preislich um bis zu 35 Prozent darunter liegen. Die Arizona 318 GL erreicht Ausgabegeschwindigkeiten von maximal 18 Quadratmetern pro Stunde und bedruckt auch unebene Materialien bis 1,25 × 2,50 Meter, die bis zu 48 Millimeter dick sein dürfen.

Ein weiterer UV-Flachbettdrucker feierte mit dem 250FB-UV von Lynx Europe auf der Fespa Digital Premiere. Mit diesem bis zu 54 Quadratmeter pro Stunde schnellen Neuzugang möchte der Hersteller der wachsenden Nachfrage im Bereich des qualitativ hochwertigen mittelformatigen Produktionsdrucks gerecht werden. Der Printer arbeitet mit 8 Farben – 6 Farben plus Weiss oder 2 × 4 Farben – und erreicht eine maximale Auflösung von 720 × 1600 dpi. Der Lynx 250FB-UV soll rund 90 000 Euro kosten und mit verhältnismässig preisgünstigen Tinten arbeiten.

Sein internationales Debüt feierte der Fujifilm Acuity LED 1600, ein UV-LED-Grossformatdrucker, der langlebige LED-Lichtquellen mit niedrigem Stromverbrauch zur Härtung der Tinten nutzt. Der Acuity LED 1600 verarbeitet Materialien bis zu einer Breite von 161 Zentimetern sowie einer Stärke von 13 Millimetern und nutzt acht fast geruchslose Uvijet-Tinten.

SwissQprint zeigte unter anderem 3D-Effekte mit Thermoform-Tinte für seine Impala- und Oryx-UV-Drucksysteme. Die neue, durch Hitzeeinwirkung verformbare Tinte, die sich zum Beispiel für tiefgezogene Werbemittel eignet, ist in vier Farben erhältlich und lässt sich zusätzlich zum Standard CMYK konfigurieren.

Druckvorbereitung und Weiterverarbeitung

Ebenfalls im Fokus standen auf der Fespa Digital eine ganze Reihe neuer Software für die Steuerung grossformatiger Drucksysteme. Diese Lösungen reflektieren die zunehmende Komplexität der unterschiedlichen Druckprozesse bei einer rasant wachsenden Zunahme an Anwendungsmöglichkeiten.

So nahm SAI die Messe zum Anlass, ihre neue Pixelblaster-Lösung zu präsentieren. Die modular aufgebaute Software eignet sich für Druckbetriebe, die unterschiedliche Grossformatdruck-Maschinen verwenden und soll unabhängig von Hardware, Tinten oder Medien eine durchgängige Druck- und Farbqualität garantieren. Das Programm deckt die Workkflow-Schritte von der Dateiprüfung über die Jobvorbereitung, das Farbmanagement und die RIP-Verarbeitung mit Erzeugung analoger oder digitaler Daten bis hin zur Ausgabeprüfung und Produktion ab. Dabei bietet sie die Möglichkeit, zeitsparende Templates für die verschiedenen Arbeitsschritte zu erstellen.

Auch laut Colorgate geht im LFP-Bereich der Trend eindeutig in Richtung gemischte Produktionsumgebungen. Das Unternehmen zeigte dazu in Barcelona unter anderem seine vielfältig einsetzbare Productionserver-7-RIP-Software-Familie. Je nach Bedarf ist diese modular aufgebaute Lösung, die mit internationalen Farbstandards arbeitet, erweiterbar – vom einzelnen Drucker bis hin zur High-End-Produktion in gemischten Druck-Umgebungen.

Für die Weiterverarbeitung der grossformatigen Drucke stellte Zünd zur Messe in Barcelona seine neue, kompakte S3-Cutterlinie, ein System zum Schneiden von Materialien wie Textilien, Folien, Kunststoff, Papier und Karton bis zu einer Dicke von 25 Millimetern vor. Der digitale Schneidetisch, der dank seines Direktantriebs besonders schnell arbeitet, lässt sich mit einer ganzen Reihe verschiedener Werkzeuge zum Schneiden und Rillen sowie Fräsen erweitern. Er soll die wachsende Nachfrage am Markt für kleinere Formate befriedigen und bietet verschiedene Konfigurationen mit Arbeitsflächen von 830 × 1330 Millimetern bis 1630 × 1800 Millimetern.

Esko zeigte den Messebesucher unter anderem das neue i-cut Automate. Die Software verbindet die einzelnen Komponenten der i-cut Suite und automatisiert den Produktionsprozess vom Entwurf über den Druck bis zum Zuschnitt. Die Anwender können mit dem Tool dynamische Workflows erstellen, indem sie sich wiederholende Aufgaben in der Druckvorstufe automatisieren.

Anwendungsvielfalt und Bedruckstoffe

Auch bei den Bedruckmaterialien gab es auf der Fespa Digital 2012 zahlreiche Neuheiten für ganz unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten zu sehen. So stellte Mehler Texnologies, Spezialist für beschichtete Gewebe, in Barcelona die Bannergewebe Valmex print Frontlit II easy und Valmex print Frontlit II premium bis fünf Meter Rollenbreite vor. Das 420 g/m2 schwere Frontlit II easy eignet sich für Werbung in guter Druckqualität bei engem Budget. Für Aktionen mit langen Laufzeiten und brillanter Druckwiedergabe wurde das 550 g/m2 schwere Frontlit II premium entwickelt.

Aslan zeigte sein neues Programm an Glasdekorfolien mit Dryapply-Technologie, die mit Luftkanälen für eine einfache und schnelle Trockenverklebung sorgt. Zudem stellte der Spezialist für Selbstklebefolien für den Digitaldruck geeignete Glasdekorfolien in verschiedenen Optiken vor, die sich durch einen speziellen Materialaufbau mit Lösemittel-, Eco-Solvent-, Latex- und UV-Tinten bedrucken lassen.

Felix Schoeller, übrigens erstmals Aussteller auf einer Fespa-Messe, präsentierte sein neues Premium Poster Paper für Latextinten. Das Medium mit einer Grammatur von 170 g/m2 besitzt eine seidenmatte Oberfläche sowie eine sehr hohe Weisse und eignet sich für Anwendungen im Innenbereich wie Werbeplakate, Messedesign oder POS-Signage.

Ganz dem immer wichtiger werdenden Aspekt der Umweltverträglichkeit widmete sich Ilford mit seinem neuen Biomedia-Sortiment. Die Inkjet-Materialien, zu denen verschiedene flexible und starre Substrate gehören, die sich mit wasserbasierten, Eco-Solvent-, Mild-Solvent-, Solvent- und Latex-Tinten, bedrucken lassen, bestehen laut Hersteller aus extrudiertem Kunststoff, in dem ein spezielles Enzym enthalten ist, das den raschen biologischen Abbau des Produktes auf Mülldeponien gewährleistet. Bei der Entsorgung in der Müllverbrennung sollen weder gesundheitsschädlicher Chlorwasserstoff noch Dioxin entstehen. Die Biomedia-Materialien zeichnen sich, so Ilford, durch ansprechende Druckqualität, hohe Robustheit und lange Haltbarkeit aus.

Aussichten auf die Drupa 2012

Der erfolgreiche Verlauf der vergangenen Fespa Digital 2012 wurde von der Branche als positives Signal aufgenommen und die nächste Drupa, auf der der digitale Grossformatdruck ebenfalls eine wichtige Rolle spielen wird, steht bereits in den Startlöchern.

Viele Hersteller von Grossformatdrucksystemen sind auf beiden Messen vertreten. Dabei beurteilen die Fespa-Aussteller die Nähe der Messe zur Drupa im Mai unterschiedlich. Einige üblicherweise auf der Fespa vertretene Unternehmen blieben der Messe in Barcelona ganz fern, um sich voll auf ihren Drupa-Auftritt zu konzentrieren, andere waren zwar vertreten, kündigten Neuigkeiten in grösserem Umfang aber für die Drupa an und wieder andere nutzten die Fespa, um ihre Neuheiten zuerst dem auf den Grossformatdruck spezialisierten Messepublikum aufwändig zu präsentieren.

Auch wenn sich die Hersteller mehrheitlich zum jetzigen Zeitpunkt noch mit ihren Drupa-News für den LFP-Bereich zurückhalten, wird bereits jetzt deutlich, dass auf der Drupa im Gegensatz zur Fespa Digital – auf der viele neue Einstiegssysteme zu sehen waren – eher die grösseren, für den schnellen Produktionsdruck ausgelegten Grossformatprinter im Vordergrund stehen werden.

So präsentierte etwa HP (Drupa: Halle 4, Stand D60) auf der Fespa seinem internationalen Publikum erstmals die aktuellsten Latex-Drucksysteme Designjet L28500 und Designjet L26500, auf der Drupa 2012 will das Unternehmen dann Neuigkeiten im HP-Scitex Portfolio im Bereich des grossformatigen Produktionsdrucks zeigen.

Auch EFI (Drupa: Halle 5, Stand C01) zeigte zwar auf der Fespa verschiedene grossformatige Printer, für die Drupa hat das Unternehmen aber ein neues, produktives Grossformat-Drucksystem angekündigt.

Fest steht bereits, dass Polytype (Drupa: Halle 16, Stand A03) im Rahmen der Drupa offiziell die neue Virtu Quantum vorstellen wird. Die grossformatige UV-Inkjet-Druckmaschine erreicht laut Herstelleraussagen Ausgabegeschwindigkeiten von bis zu 300 Quadratmetern pro Stunde und eignet sich unter anderem für anspruchsvolle Industrie-Anwendungen, etwa für das Bedrucken von Glas.

Im Bereich der LFP-Weiterverarbeitung hat Esko (Halle 8b, Stand A23) den neuen digitalen Schneidetisch Kongsberg XN angekündigt. Gezeigt wird der Neuzugang in Düsseldorf mit einem Upgrade der i-cut Suite sowie dem neuen i-cut Automate, das Esko ja bereits auf der Fespa vorstellte. Der neue Cutter lässt sich für verschiedene Anwendungsbereiche konfigurieren, etwa für den Folienschnitt, Verpackungsmodelle oder das Hochleistungsfräsen. Er ist mit einer Hochleistungs-Frässpindel ausgestattet und wird mit vier Werkzeugköpfen und einem umfangreichen Sortiment von Einsteck-Werkzeugen ausgestattet sein.

Viele der Neuheiten der Fespa Digital wird man auch auf der Drupa sehen können, zum Beispiel von Epson (Halle 5, Stand A1), Mimaki (Halle 9, Stand C21), Mutoh (Halle 9, Stand A44), Zünd (Halle 9, Stand C03), Océ (Halle 8a, Stand B08), Fujifilm (Halle 8b, Stand A25) oder SwissQprint (Halle 9, Stand C57).

Es bleibt also spannend im Grossformatdruck – für die kommende Drupa erwartet die Branche zahlreiche interessante Neuerungen. Die nächste Fespa für die Bereiche Sieb-, Digital- und Textildruck ist dann 2013 in London geplant und die Fespa Digital 2014 wird ihre Zelte wieder in München aufschlagen.