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Branchentreff in London

In diesem Jahr dreht sich wiederum alles um den Sieb- und den digitalen Grossformatdruck. Zur wohl wichtigsten Messe der Branche, die vom 25. bis 29. Juni im Londoner Messezentrum Excel stattfindet, werden Besucher aus über 123 Ländern erwartet.

angela Starck In den Londoner Docklands, wo im letzten Jahr die Olympischen Spiele stattfanden, wird in diesem Jahr die Fespa ihre Pforten öffnen. Die diesjährige Messe wird wesentlich grösser als die Fespa Digital in Barcelona. Es werden rund 23 000 Besucherinnen und Besucher sowie über 650 Aussteller erwartet. Bei der letzten Fespa für den Sieb- und den grossformatigen Digitaldruck, die 2010 in München stattfand, waren es rund 700 Aussteller und etwa 21 000 Besucher.

Allerdings haben die Aussteller, die schon in München präsent waren, ihre Ausstellungsfläche für London um zehn Prozent vergrössert. Dadurch wird die Fespa 2013 mit einer Ausstellungsfläche von 56 000 Quadratmetern voraussichtlich zur bislang grössten Fespa-Veranstaltung werden.

Als «Messe innerhalb der Messe» findet auch dieses Jahr zeitgleich die dem Textildruck gewidmete Fespa Fabric statt. Darüber hinaus wird parallel zur Fespa und ebenfalls im Excel London vom 25. bis 27. Juni 2013 die European Sign Expo veranstaltet. Auf dieser Messe für das Beschilderungssegment werden neben digitaler Aussenwerbung unter anderem auch digitale Beschilderungssysteme und Leuchtdisplays präsentiert.

Auch in diesem Jahr wird im Rahmen der Fespa wieder eine ganze Reihe von Sonderveranstaltungen stattfinden. So bietet etwa die Jet-Set-Konferenz neun halbtägige, kostenlose Konferenzveranstaltungen, in denen es um Themen geht, die Druckdienstleistern Chancen versprechen. Erstmals gibt es die Promotional Products Business Academy (PPBA), die auf Geschäftsmöglichkeiten im Werbemittel­segment aufmerksam machen soll. Der Creative Corner informiert speziell Gestalter und Kreative darüber, was mit Drucktechnik alles machbar ist, und in der Pilot’s Briefing Zone stehen Sitzungen zur Bekleidungsdekoration auf dem Programm.

Stimmungslage in der Branche

Während der Bereich des traditionellen Siebdrucks weiterhin rückläufig ist, überwiegt in der digitalen Grossformat­druckbranche weiterhin der Optimismus, so die Ergebnisse der vierten World Wide Survey, welche die Fespa Anfang 2013 durchführte.

Gemäss dieser Studie wird der LFP- und Grafikmarkt von 2011 bis 2016 um 7,9 Prozent wachsen. 47 Prozent der Befragten gaben an, in den nächsten 12 Monaten in neue Drucksysteme investieren zu wollen, vor allem, um eine höhere Produktivität zu erreichen. Dabei würden die Umfrageteilnehmer durchschnittliche Investitionen von 140 000 Euro planen. Das grösste Interesse bestünde dabei an UV-Druck­systemen – auf diese Technologie setzen 40 Prozent der Investitions­willigen. An zweiter und dritter Stelle stehen Latex- und Eco-Solvent-Printer.

Geht es um die Nachfrage seitens der Printbuyer, so gaben die Befragten an, dass sie die steigenden Anforderungen ihrer Kunden wie etwa kürzere Durchlaufzeiten, kleinere Auflagen und individualisierte Prints am ehesten mit digitalen Drucktechnologien erfüllen könnten. Ausserdem stiege zum Beispiel die Nachfrage der Kunden nach der Integration von Print mit anderen Marketingmaterialien sowie nach Crossmedia-Kampagnen.

Nachhaltigkeit ist nach wie vor auch im Bereich Grossformatdruck ein zentrales Thema. Allerdings nimmt die Nachfrage nach «grünen» Printprodukten hauptsächlich bei grösseren Druckdienstleistern zu. Der Grund dafür sei, dass vor allem grössere Kunden zunehmend Wert darauf legen, ihre Marken umweltfreundlich zu präsentieren.

News und Trends

Nach Aussage der Messeveranstalter haben in diesem Jahr über hundert Aussteller Produkteinführungen beziehungsweise erstmalige Produktpräsentationen für die Fespa angekündigt.

Entsprechend der hohen Nachfrage werden dabei wohl Drucksysteme, die mit UV-härtenden Tinten arbeiten, den Löwenanteil ausmachen. Die Gründe für die seit Jahren beständig wachsende Beliebtheit der UV-Grossformatdrucksysteme liegen vor allem in der grossen Vielfalt der bedruckbaren Materialien. Nicht nur flexible, starre und dickere starre Bedruckstoffe, sondern auch unregelmässige Oberflächen lassen sich mit UV-härtenden Tinten direkt bedrucken. Probleme kann es allerdings mit wärmeempfindlichen Materialien geben, da die Härtungstemperaturen in der Regel bei etwa 70 Grad liegen.

Ausserdem eignen sich die entsprechenden Prints sowohl für Innen- als auch für längerfristige Aussenanwendungen. So können Dienstleister ihren Kunden bereits mit nur einem UV-Drucksystem eine sehr grosse Anwendungsbreite bieten.

UV-Systeme und Verbrauchsmaterialien

HP (Stand H50S/H80S) nimmt die Fespa 2013 zum Anlass, neben seinen neusten Latex-Drucksystemen und Tintentechnologien auch zu demonstrieren, wie sich Anwendungen wie POP- und POS-Displays, Schilder- und Wellpappe-Displays sowie industrielle Anwendungen mit den neuen UV-härtenden HP-FB225-Scitex-Tinten auf der HP Scitex FB7600 Industrial Press drucken lassen. Um mit der FB7600 besonders hochwertige Produkte herstellen zu können, soll es mit dem neuen Enhanced Power Pack möglich sein, den Farbraum des Printers mit Orange- und Light-Black-Tinten zu erweitern.

Agfa will in London gleich mehrere neue grossformatige UV-Drucksysteme vorstellen. Die Anapurna M3200RTR ist ein neues UV-Rollendrucksystem der mittleren Preisklasse mit einer Druckbreite von 3,20 Metern. Ebenfalls neu ist die Anapurna M2500, die mit einem speziellen Hybrid-Transportband den Druck sowohl auf flexiblen als auch auf starren Materialien bis zu einer Breite von 2,50 Metern unterstützt. Die dritte Neuvorstellung des Unternehmens ist die Jeti Titan X, die bislang vielseitigste Version der Titan-Modellreihe. Ausserdem stellt Agfa den speziell für das Segment Sign & Display entwickelten PDF-Workflow Asanti vor.

Screen (Stand Q41N) zeigt im Rahmen der Fespa seine UV-Grossformatdrucker Truepress Jet W1632UV und Truepress Jet2500. Darüber hinaus plant das Unternehmen die Präsentation eines komplett neuen Drucksystems der Truepress-Jet-Produktreihe.

Durst (Stand N5N) wird auf der Fespa voraussichtlich auch seine beiden neuen UV-Flachbettdrucker Rho 1012 und 1030 präsentieren. Beide Systeme sind mit neu entwickelten Quadro-Array-Druckköpfen ausgestattet, denen sie ihre höhere Ausgabeleistung verdanken. Das Modell Rho 1012 erreicht laut Durst bei einer Auflösung von 1000 dpi Produktionsgeschwindigkeiten von bis zu 490 Quadratmetern pro Stunde und das Modell Rho 1030 ist mit Produktionsgeschwindigkeiten von bis zu 1000 Quadratmetern pro Stunde der schnellste vollautomatische Flachbettdrucker von Durst. Aufgrund der hohen Produktivität und vollautomatischer Be- und Entladestationen empfiehlt Durst die Maschine für industrielle Produktionsumgebungen.

Ein weiteres neues UV-Flachbettdrucksystem kommt mit dem Jetrix 1212FK von ESC (Stand C25N). Das Kompaktmodell für das stark verbreitete Format 1220 × 1220 Millimeter erreicht Druckgeschwindigkeiten von bis zu 26,4 Quadratmetern pro Stunde und arbeitet mit einer Tinte, die für die Haftung auf unterschiedlichsten Kunststoffen und flexiblen Materialien optimiert wurde. Damit sei das System auch für industrielle Anwendungen geeignet.

Im Bereich der Verbrauchsmaterialien für den UV-Druck kündigt Sun Chemical (Stand B20N) unter anderem neue Tinten für konventionelle UV-Grossformatdrucker und UV-LED-Drucksysteme an.

Sihl (Stand P40S) präsentiert mit Duracure Roll-up 125, Duracure Pop-up 380 sowie Lightcure Backlit Film 140 DS zwei neue Roll-up- und Pop-up-Medien und ein neues Backlit-Material, die auch für den Druck mit UV-härtenden Tinten entwickelt wurden.

Neschen (Stand N75N) zeigt unter anderem das neue, digital mit UV-härtenden und weiteren Tintenarten bedruckbare Film-Material Solvoprint Window-Grip Ultra Clear, das ohne Klebstoff an allen glatten Oberflächen aus Glas, Metall oder anderen Materialien haftet und sich mehrfach rückstandsfrei ablösen und umpositionieren lässt.

Farbvielfalt mit Eco-Solvent Printern

Anwendungen, die vormals den traditionellen Siebdrucktechnologien vorbehalten waren, sind inzwischen auch mit dem digitalen Grossformatdruck machbar. So kann man heutzutage zum Beispiel Metallic- und Neonfarben digital drucken. Auch die Veredelung beziehungsweise der Schutz der Prints mit Klarlack ist mit den entsprechenden Systemen möglich und der Auftrag von Weisstinte als Abdeckfarbe, als Unterdruckfarbe oder als Spotfarbe ist ebenfalls realisierbar.

Einen neuen Grossformatdrucker, für den bis zu neun Tintenfarben (CMYK, Hellmagenta, Hellcyan, Weiss, Silbermetallic und Hellschwarz) zur Verfügung stehen, wird Roland DG auf seinem Fespa-Stand (P30S) mit dem Soljet Pro XR-640 zeigen. Das System ist mit diversen fortschrittlichen Funktionen ausgestattet. Das Eco-Solvent System mit einer Breite von 64 Zoll ist Drucker und Schneideplotter in einem Gerät und gibt bis zu 21,6 Quadratmeter pro Stunde aus.

Einen weiteren neuen Eco-Solvent-Grossformatdrucker wird Mutoh (Stand M20S) mit nach London bringen. Den 162,5 Meter breiten Valuejet Hybrid VJ-1617H kündigt der Hersteller als erschwinglichen Printer für den Druck auf starre und auf Rollenmedien an. Er ist als erster Mutoh-Drucker mit weisser Tinte ausgerüstet, die auf biologischen Rohstoffen basiert. Mit dieser Tinte sollen sich hochwertige Drucke für werbetechnische Sign- und Display-Anwendungen im Innen- und Aussenbereich produzieren lassen.

Etabliert: nachhaltiger Druck

Nachhaltigkeit spielt bereits seit einigen Jahren eine zentrale Rolle in der Druckindustrie und wird auch in London wieder zu den zentralen Themen gehören. Vor allem bei Displaymaterialien, Folien oder Textilien sind inzwischen zahlreiche umweltverträgliche Bedruckstoffe erhältlich. Einige Materialien lassen sich zum Beispiel sogar auf Mülldeponien biologisch abbauen, andere sind komplett PVC-frei und recyclierbar.

Bei den Druckverfahren bieten etwa Weiterentwicklungen wie das UV-LED-Verfahren oder der Druck mit kationischen Tinten die Möglichkeit, umweltfreundlicher zu produzieren und gleichzeitig das Spektrum der bedruckbaren Medien noch zu erweitern. Beide Verfahren nutzen wesentlich geringere Temperaturen zur Aushärtung der Medien. Dadurch ist es möglich, auch temperaturempfindliche Bedruckstoffe wie dünne Folien, sensible Papiere oder aufgeschäumter Kunststoff mit UV-Tinten zu bedrucken. Darüber hinaus soll bei diesen Verfahren kein Ozon entstehen und durch die geringeren Härtungstemperaturen wird Energie gespart.

Bei den Bedruckmaterialien präsentiert etwa Heytex (Stand D32S) seine Digitex-Reihe aus 25 verschiedenen Produkten, die PVC-frei und recyclierbar sind. Zur diesjährigen Messe erweitert das Unternehmen die Reihe um Digitex Decoflex, einen neuen Dekostoff auf Polyesterbasis, Digitex Eclipse, ein Gewebe mit edler Schaumbeschichtung in fünf Metern Breite, und Digitex Heylux, ein hochgradig transluzentes Backlit-Textil, ebenfalls in fünf Metern Breite.

Der Medienhersteller Katz (Stand P8) stellt auf der Messe in London sein Display Board vor, das aus umweltfreundlicher Holzschliffpappe besteht. Die beidseitig papierkaschierte Displaypappe eignet sich zum Beispiel für Hängeschilder, Aufsteller oder sonstige Präsentationsmittel und bietet eine umweltfreundliche Alternative zu Display-Materialien aus Kunststoff.

Von 3A Composites (Stand D30S) kommt die neue Leichtstoffplatte Smart-X. Sie besteht aus Polystyrol, das zu 100 Prozent recyclierbar sein soll und in Stärken von 3, 5 und 19 Mil-limetern erhältlich ist.

Am Stand von Bordeaux (D12S/E10S) erwartet den Besucher ein umfangreiches Sortiment an Tinten mit reduziertem VOC-Anteil. Daneben will das Unternehmen einen neuen UV- und UV-LED-Primer (Haftvermittler) für Glas und Kunststoffe vorstellen. Ebenfalls neu sind Low- und Mild-Solvent-Tinten in der Farbe Vivid Magenta.

Mimaki (Stand J5S) zeigt unter anderem sein neues UV-LED-Flachbettsystem JFX500-2131. Der Printer, für den verschiedene Tinten verfügbar sind und der mit einem neuen Druckkopf ausgestattet ist, bietet eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 60 Quadratmetern pro Stunde. Zudem kündigt der Hersteller die neue Latex-Tinte LX101 in den Farben Orange und Grün für seine Latexdrucker JV400-130/160LX an. Ausserdem sollen drei kostengünstige Schneideplotter-Modelle der neu entwickelten CG-SRIII-Serie auf der Messe zu sehen sein.

Weiterverarbeitung und Automatisierung

Auch die Automatisierung und die Weiterverarbeitung von grossformatigen Digitaldrucken wird auf der Fespa 2013 eine wichtige Rolle spielen. Dabei rückt die Automatisierung der Weiterverarbeitung mit zunehmender Produktivität immer mehr in den Fokus.

Zu den Arbeitsschritten, die am häufigsten automatisiert werden, gehören die Zu- und Abführung der Bedruckstoffe zum respektive vom Drucksystem sowie das Lackieren, das Laminieren beziehungsweise das Kaschieren der Prints. Sehr häufig sollen die bedruckten Materialien auch geschnitten oder konturgeschnitten werden.

Dem Trend folgend will Fujifilm (Stand F10S) auf der kommenden Fespa sein neues automatisches Handling-System für Wellpappe vorstellen. Das System, das für bestehende und künftige Onset-Printer vorgesehen ist, übernimmt die Zuführung der Plattenmaterialien vor sowie deren Abstapelung nach dem Druck. Dabei soll die Taktzeit acht Sekunden betragen. Nach Aussage des Herstellers verarbeitet das Handling-System bis zu 22 Millimeter dicke und 20 Kilogramm schwere Wellpappe-Platten und eignet sich auch für Materialien, die nicht ganz plan liegen.

SwissQprint (Stand E35S) zeigt auf der kommenden Fespa erstmals zwei Maschinenmodelle, die Impala und die Nyala, gleichzeitig. Im Rampenlicht stehen unter anderem eine neue Tandem-Funktion für den Nonstop-Druck und eine Plattenoption, die den Überformatdruck bis 3,2 × 4 Meter im Flachbett-Modus mithilfe eines Vorschubverfahrens ermöglicht.

Von Mutoh kommt mit der Valuecut-Serie eine neue Schneideplotterreihe in drei Breiten (610, 1320 und 1830 Millimeter). Die Schneideplotter sind insbesondere für Beschriftungsarbeiten sowie das Konturenschneiden von zum Beispiel vorgedruckten Aufklebern konzipiert.

Ausserdem wird Zünd (Stand C20S) seine neue ZCC-Digital Cutting Software vorstellen, mit der sich die Produktionsleistung der digitalen Schneidetische erhöhen lassen soll.

Wachstumsmarkt Textildruck

Im Rahmen der Fespa Fabric werden rund 100 Aussteller auf einer Ausstellungsfläche von 6500 Quadratmetern Produkte und Anwendungen aus dem Textil-, Deko- und Bekleidungssegment zeigen.

Der digitale Textildruck gilt als Wachstumsmarkt mit hohen Zuwachsraten. Erfolg versprechend in diesem Segment sind insbesondere die Umweltfreundlichkeit der Drucke, dank der verwendeten, meist wasserbasierten Tinten sowie eine Vielzahl interessanter Anwendungsmöglichkeiten in Bereichen wie Werbung, Messebau, Signage und Design.

Auf der Fespa wird es auch in diesem Bereich verschiedene Neuvorstellungen geben. So plant etwa Kornit (Stand G15N) die Vorstellung einer neuen, breiteren Version seiner Allegra-Textildruckmaschine. Die Komplettlösung gibt bis zu 400 Quadratmeter pro Stunde aus, eignet sich zum Bedrucken von natürlichen und synthetischen Textilien und besteht aus dem Printer selbst, einem Trockner sowie den entsprechenden Transporteinheiten. Da die Maschine mit wasserbasierten Pigmenttinten arbeitet, gilt sie als umweltfreundlich.

Mutoh wird mit dem Valuejet 1624W und der Drafstation RJ-900X in London zwei neue Sublimationsprinter für den Textildruck vorstellen. Der Valuejet 1624W bietet eine Druckbreite von 162,5 Zentimetern, ist mit acht Tintenkanälen ausgestattet und erreicht Ausgabegeschwindigkeiten von 9 bis 38 Quadratmetern pro Stunde. Die kompakte Drafstation RJ-900X, die Auflösungen bis maximal 1440 × 1440 dpi und variable Tintentropfen ermöglicht, hat eine Druckbreite von 108 Zentimetern.