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Schweizer Fachzeitschrift
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Digitaldruck-Heftcover des Publisher

Digitaldruck-Heftcover des Publisher

Glänzende Individualisierung

Das Cover dieses Heftes ist auf dem Digitaldrucksystem Kodak Nexpress 2100 produziert. Das Spezielle dabei ist die Glanzveredelung, bei der ein transparenter Toner über das fünfte Farbwerk aufgetragen wird und die Oberfläche versiegelt.

MARTIN SPAAR Nachdem das Cover der letzten beiden Ausgaben unserer Zeitschrift auf einem HP indigo System gedruckt wurde, setzen wir in diesem Heft unsere Serie von Digitaldruck-Technologiedemonstrationen fort: Dieses Mal ist der Heftumschlag mit einer Kodak Nexpress 2100 produziert, wobei wir die speziellen Möglichkeiten dieses Systems nutzten, um für einmal ganz im Stil eines Hochglanzmagazins daherzukommen. Bei dieser Veredelung handelt es sich nicht etwa um eine konventionelle Laminierung, sondern um einen Transparenttoner der Nexpress, der mit einem speziellen Finisher eingebrannt wird. Gedruckt wurden die Covers bei der Schmid-Fehr AG in Goldach, die als erster Dienstleister in der Deutschschweiz über ein entsprechend ausgerüstetes Nexpress-Digitaldrucksystem verfügt.

Spezielles Finishing dank fünftem Farbwerk

Ermöglicht wird dieses von Kodak als «Intelligent Glossing» bezeichnete Verfahren durch das fünfte Farbwerk der Nexpress 2100. Neben Farbtonern zur Erweiterung des Farbraumes lässt sich dieses nämlich auch mit einem speziellen Transparenttoner bestücken. Da dieser Toner so fein ist, dass er sich schon fast wie eine Flüssigkeit verhält, spricht Kodak hier von «Dry Ink». Dieser Toner wird nun nicht einfach undifferenziert über das ganze Druckbild aufgetragen, sondern der «Topografie» des Druckbogens angepasst. Das RIP erzeugt dazu eine umgekehrte Separation des Druckbildes für den Auftrag des Transparenttoners (Dry Ink). Es wird wenig Toner aufgetragen, wo der Farbauftrag dicht ist, und viel, wo wenig Farbtoner vorhanden ist. Anschliessend wird der Transparenttoner in einem NexGlosser-Hochglanz-Finisher eingebrannt.

Schutz und brillante Farben

Dieser Finisher ist ein separates Gerät, das über einen automatischen Papieranleger mit den aus der Nexpress kommenden Druckbogen versorgt wird. Im Finisher wird das Druckbild mit Hitze angeschmolzen, die Oberfläche durch Druck geglättet und anschliessend die ganze Beschichtung durch Kühlung gehärtet. Das Resultat ist eine absolut glatte, versiegelte Oberfläche, welche den Farben Brillanz gibt und die Drucksache schützt. Eine Studie des US-amerikanischen Testinstitutes ASTM – sozusagen das Pendant zu unserer EMPA – attestiert Kodaks Intelligent Glossing eine gegenüber normalen Digitaldrucksachen um ein Vielfaches erhöhte Wisch- und Scheuerfestigkeit. Ein von uns durchgeführter «Feldversuch» mit einem Vorabdruck des Covers bestätigt dies. Auch nach drei Wochen Transport in der Ortlieb-Velotasche und X Präsentationen strahlt es noch immer in frischem Glanz. Mit der Zeitschrift, die Sie jetzt in den Händen halten, haben Sie als Leser für einmal Gelegenheit, das selbst 1:1 nachzuprüfen ...

Gegenüber konventionellen Hochglanzbeschichtungen bietet Intelligent Glossing den Vorteil, dass nach der Veredelung keine Trockenzeit abgewartet werden muss. Zudem ist dieses Verfahren umweltfreundlicher, da weder Lösungsmittel noch UV-Strahlung nötig sind. Wenn einem ein «Mattlack» genügt, kann sogar auf das Finishing mit dem NexGlosser verzichtet werden. Bei diesem «Intelligent Coating» wird der Transparenttoner direkt im Fuser der Nexpress eingebrannt. Die Drucksachen kommen somit fixfertig veredelt aus dem Digitalsystem. Der Zusatzaufwand ist in diesem Fall also minimal, entsprechend günstig ist das Verfahren von den Kosten her.

Individualisierung per Plug-in

So schön sich das Publisher-Hochglanzcover dank Intelligent Glossing der Kodak Nexpress auch präsentiert, alleine dafür hätten wir uns nicht für den Digitaldruck entscheiden müssen. Im konventionellen Offsetdruck hätten wir eine ähnliche Qualität zu tieferen Kosten erhalten. Das entscheidende Plus des Digitaldrucks ist die Möglichkeit zur Individualisierung. So haben wir in dieser Ausgabe des Publisher wiederum die Umschlagseiten je Zielgruppe mit unterschiedlichen Angeboten belegt. Zudem sind gewisse Sujets personalisiert, wie zum Beispiel das Nexpress-Inserat auf der vierten Umschlagseite.

Insgesamt haben wir aus unserem Adressstamm 10 Zielgruppen gebildet und für diese auf den inneren Umschlagseiten 12 unterschiedliche Angebote zusammengestellt. So präsentieren wir den Probeabonnenten auf der dritten Umschlagseite einen InDesign-Umsteigerkurs, wobei die Ausschreibung je nach Zielgruppe anders formuliert ist. Die Zielgruppe der Werber wird dabei sogar persönlich angesprochen im Stil von «Wann konvertieren Sie, Herr Meier XY?» (siehe Abbildung unten).

Für unsere Abonnenten, die zum grossen Teil schon mit InDesign arbeiten, schreiben wir stattdessen ein spezielles InDesign-Freak-Seminar aus. Die Erfahrung mit den beiden letzten Ausgaben unserer Zeitschrift hat uns im Ausarbeiten individualisierter Angebote bestärkt. Die Leser schätzen Angebote, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind, und entsprechend höher ist der Rücklauf – was ja nicht wirklich verwundert: Was soll ich schliesslich als InDesign-Anwender mit einem Umsteigerkurs oder als eingefleischter Quark-User mit einem InDesign-Freak-Seminar?

Variabler Druck mit NexTreme DL-100

Im Unterschied zu den letzten beiden Ausgaben, wo wir nur die Excel-Tabellen für den variablen Druck erstellten und die Datenaufbereitung dem Digitaldruck-Dienstleister überliessen, gingen wir diesmal einen Schritt weiter: Wir liessen uns von einem Nexpress-Spezialisten in die Software NexTreme DL-100 einführen, mit der wir die ganze Datenaufbereitung selbst bewerkstelligen konnten. Diese Software für den variablen Datendruck klinkt sich als Plug-in sowohl in InDesign als auch in Acrobat Professional ein. Dies hat den grossen Vorteil, dass man mit den bekannten Applikationen arbeitet und nur die Zusatzfunktionen des Plug-ins neu hinzulernen muss. So waren wir bereits nach einer zweistündigen Einführung fit für die Aufbereitung unserer individualisierten Heftcovers.

Datenaufbereitung in drei Schritten

Die Datenaufbereitung geschieht in drei Schritten. Voraussetzung ist, dass man die für die Individualisierung relevanten Daten in einer sauberen Excel-Tabelle vorliegen hat (zu diesem Teil der Datenaufbereitung siehe Publisher 2-05, Seite 35 ff.).

Als Erstes gestaltet man in InDesign ganz normal die Seiten mit variablem Inhalt. Die Text- oder Bildrahmen, welche variable Elemente enthalten sollen, kennzeichnet man mittels DL-100-Plug-in als variabel. Nun exportiert man wiederum über die Palette des Plug-ins das ganze Layout als PDF.

Die hauptsächliche Arbeit nimmt man nun als zweiten Schritt in Acrobat vor, wo nach Installation der NexTreme-Software ein eigenes Menü DL-100 erscheint. Mit dessen Funktionen bestimmt man nun als Erstes die Datenquelle, die am besten als Excel-Datei (Text Tab-getrennt) vorliegt. Nun definiert man für jeden einzelnen in InDesign vorbereiteten Rahmen die «abzufüllenden» Daten. Das heisst, man weist im Falle eines Textrahmens die Software an, aus welcher Spalte der Excel-Tabelle hier Text einzufügen ist. Bei Bildrahmen definiert man die Spalte, in der der Dateiname des Bildes oder der Grafik steht. Ein solcher Bildrahmen kann auch eine ganze Seite im Acrobat-Dokument umfassen. Auf diese Weise füllten wir die unterschiedlichen Umschlagseiten als Ganzes ab.

Hat man alle Variablenrahmen sauber definiert, kann man anhand einer Vorschaufunktion überprüfen, ob alles klappt. Schön gelöst ist dabei die Möglichkeit, zum Datensatz mit dem längsten Eintrag im entsprechenden Feld zu springen. So sieht man sofort, ob es hier wegen eines zu langen Textes eng wird respektive etwas abgeschnitten würde (siehe Abbildung links).

Wenn alles O.K. ist, exportiert man als dritten Schritt die «gemischten» Daten in eine neue PDF-Datei. Wir arbeiteten mit «Tranchen» von 250 bis 1800 Adressen. Im letzten Fall ergab das eine PDF-Datei mit rund 6400 Seiten (1800 x4 Umschlagseiten). Da die einzelnen Seiten aus den immer wieder gleichen Bausteinen bestehen, hält sich die Datenmenge dabei in Grenzen. Bei 6400 Seiten waren es knapp unter 30 Megabyte. Die Datenaufbereitung mit der NexTreme-Software lief dabei relativ flott. Für 1000 Datensätze (4000 Seiten) betrug die Verarbeitungszeit rund 5 Minuten.

Die so aufbereiteten PDF-Ausgabedateien luden wir per FTP-Upload auf den Server der Schmid-Fehr AG. Dort wurden die einzelnen Seiten zu den Umschlägen ausgeschossen, gedruckt und mit Intelligent Glossing veredelt, wie oben beschrieben.