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Dimensional Printing: gedruckte Haptik mit Kodak NexPress

Das aktuelle Cover des Publisher ist nicht nur ein Eye-Catcher. Die Wirkung wird zusätzlich durch den Tastsinn unterstützt. Möglich ist dies durch das von Kodak entwickelte Dimensional Printing über das fünfte Druckwerk der Kodak NexPress Digitaldruckmaschine.

ROMEO HUTTER Rechtzeitig zur Sommerzeit erscheint der Publisher quasi verpackt als Reiseprospekt. Sommerzeit gleich Urlaubszeit, und dies inspirierte uns, nahe und fernere Destinationen zum Aufhänger des aktuellen Covers zu machen.

Vom italienischen Strand in die türkisblaue Karibik und von dort direkt nach «Lubaberich», in die fiktive Schweizer Stadt am Fusse der österreichischen Alpen. Der Inhalt des Publisher richtet sich zwar nicht an Urlauber, doch schon bald sind die Ferien da, tauchen Sie aber zuvor nochmals ein in die Welt der aktuellen Ausgabe.

Erinnern Sie sich an das grüne Chamäleon auf dem Publisher-Cover vom April 2006? Damals zeigten wir die Möglichkeiten der Farbraumerweiterung und der Pantone-Farbsimulation auf der Kodak NexPress mithilfe des fünften Druckwerkes. Ausgangslage des aktuellen Covers war wiederum das fünfte Farbwerk der NexPress: Doch nicht die Farbe, sondern vielmehr die Möglichkeiten des so genannten Dimensional Printing von Kodak werden gezeigt. Vielleicht ist es Ihnen erst beim Umblättern der Coverseite aufgefallen – das sichtbare Cover wird durch einen haptischen Effekt sowohl ergänzt wie auch unterstützt.

Brandneu und einzigartig

Die Intelligent Dimensional Coating Lösung ist die neueste Anwendung für das fünfte Farbwerk der Kodak NexPress. Dabei wird direkt im Anschluss an den Vierfarbendruck die «Dimensional Dry» Ink auf das Papier gebracht. Dadurch entsteht quasi eine dritte Dimension auf dem Druckbild, die auch des Betrachters Tastsinn weckt. Mit dieser auf dem Markt einmaligen Anwendung lassen sich einerseits neue Marketingideen umsetzen und andererseits Strukturen teurer Papiere wie etwa Leinenqualitäten simulieren. Damit erhält ein herkömmliches Digitaldruckpapier die haptische Anmutung eines Kreativpapiers.

Dimensional Dry Ink als Sonderfarbe

Das Dimensional Printing ist vergleichbar mit einem Druckauftrag, bei dem zusätzlich eine Sonderfarbe zum Einsatz kommt. «Das A und O im Dimensional Printing ist die korrekte Erstellung der digitalen Daten», sagt Kirsten Borm, Workflow Specialist bei Kodak. Dies ist nicht komplizierter als bei einem herkömmlichen Druckauftrag. Für die Erstellung der Druckdaten gilt es lediglich, die hervorzuhebenden Bildbereiche als Sonderfarbe «Nexpress Raised Dry Ink» zu definieren, damit diese vom Frontend der Kodak NexPress richtig verarbeitet und schliesslich als Struktur gedruckt wird.

Die grösste Herausforderung bei der Gestaltung dieses Covers – und allgemein, wenn das Dimensional Printing eingesetzt werden soll – ist die Zusammenführung der visuellen und der haptischen Elemente. «Als ich die Dokumentation zum Dimensional Printing gelesen hatte, galt es, sich Gedanken zum Sujet zu machen. Normalerweise hat man eine Idee, die dann gestalterisch umgesetzt wird. Beim aktuellen Cover musste jedoch die 3D-Struktur gleich zu Beginn bei der Entwicklung der Idee mit einbezogen werden. Schliesslich sollen Bild und Struktur miteinander harmonieren», meint Sibylle C. Bösch, Typografische Gestalterin, von der Agenturtschi.

Erst der Andruck zeigt die Wirkung

Sowohl die Bilderwelt wie auch die Dimensional-Struktur entstanden in Photoshop. Im Anschluss wurden diese in InDesign auf zwei Ebenen zusammengeführt. Die Bilderwelt ist eine Montage aus fünf Bildelementen. Der Meeresstrand ist an einem Binnensee, an dessen Ufer sich die «Skyline» von Zürich, Luzern, Bern und Basel befindet. In den Hintergrund ist ein Panoramabild der Ötztaler Alpen montiert. Auf der Suche nach Unterwassernixen wurde die Agenturtschi bei der Bild­agentur Keystone fündig, die das Bild für das Cover zur Verfügung stellte.

Der erste Entwurf sah vor, die verschiedenen Elemente haptisch entsprechend zu unterstützen. Eine körnige Struktur über dem Sandstrand, Wellenlinien im Wasser, hervorgehobene Felsstruktur im Bergpanorama.

Die ersten Probedrucke zeigten jedoch, dass die Wellenlinien und die Sandstruktur kaum wahrgenommen werden. «Die Anleitung zum Dimensional Printing ist zwar ein guter Leitfaden für die Umsetzung der Gestaltungsidee, erst der Andruck zeigt jedoch, wie der Entwurf tatsächlich wirkt», sagt Sibylle C. Bösch. Doch gerade der Digitaldruck macht das Andrucken eines Druckauftrages möglich und gibt der Agentur und dem Drucksachenauftraggeber die Gewissheit, dass die Idee auch umgesetzt werden kann.

Die Agenturtschi entschied sich, lediglich die Felsstruktur zu verwenden, da diese die Wahrnehmung der Bergflanke auch wirklich unterstützt. Die untere Bildhälfte wird nun durch einen dreidimensionalen Punktraster ergänzt, welcher nach oben hin ausläuft. Wem die Struktur visuell nicht aufgefallen ist, stellt diese spätestens beim Umblättern fest. Gleichzeitig zeigt das Punktraster die unterschiedlich starke Struktur. Eine volle Deckkraft zeigt die stärkste Struktur, 40 Prozent sind gerade noch fühlbar. Eine Deckkraft darunter wird nicht «gedruckt».

Druck auf Standardpapier

Dimensional Printing ist eine erst kürzlich auf dem Markt eingeführte Anwendung und inzwischen kommerziell voll verfügbar. Das Cover wurde im Print Production Center von Kodak in Kiel gedruckt. Die Möglichkeit des Dimensional Printing besteht für sämtliche Kodak NexPress Drucksysteme, die über ein fünftes Druckwerk verfügen und eine Druckgeschwindigkeit von 83 Seiten pro Mintue erreichen. Sämtliche Standardpapiere lassen sich mit der Dimensional Dry Ink problemlos bedrucken.

Durch die langjährige Zusammenarbeit mit dem Papierhersteller Sappi konnte dieser für das Papiersponsoring gewonnen werden. Das aktuelle Cover ist auf Algro Design Duo gedruckt, ein beidseitig gestrichenes Papier mit glänzender Weisse und einer seidenweichen Oberfläche. Mit 250 g/m2 ist der «Karton» ideal für Zeitschriftencover geeignet, da er sich digital sehr gut bedrucken und auch vielseitig weiterverarbeiten lässt.

Um die Produktionszeit kurz zu halten, entschied sich das Kodak Print Production Center, die gesamte Auflage auf zwei Kodak NexPress S3000 zu drucken und diese vorgängig aufeinander abzustimmen. Dadurch konnten die 10 000 Cover innerhalb von nur einem halben Arbeitstag gedruckt und anschliessend für die Spedition an dieFO Print & Media AG vorbereitet werden, wo die Cover mit dem Inhalt zusammengeführt wurden.

Anwendung mit Potenzial

Das vorliegende Cover und die reibungslose Produktion beweisen, dass das Dimensional Printing reif für den Markt ist. Letztlich sind jetzt vor allem die Kreativen gefordert, die die Möglichkeiten mit gewagten Ideen ausreizen. Dass eine Drucksache nicht nur mithilfe eines strukturierten Papiers zum haptischen Erlebnis wird, beweist das aktuelle Cover. Kodak hat mit dem Dimensional Printing die Technologie dafür entwickelt. Bereits wird rege nach dieser Lösung gefragt. Denn der Druck einer dreidimensionalen Schicht ist aktuell nur mit den Kodak NexPress möglich. Dabei lassen sich Kosten für strukturiertes Papier sparen, gleichzeitigaber eine ebensolche Anmut­ung realisieren oder eine zusätzliche Wirkung erzielen.

Neue Anwendung für fünftes Druckwerk

Das fünfte Druckwerk der digitalen Kodak NexPress Produktionsfarbdruckmaschinen lässt sich vielseitig einsetzen. Zu den Einsatzmöglichkeiten gehören die Verwendung der RGB-Farben zur Erweiterung des reproduzierbaren Farbraumes oder zur Simulation von Pantone-Farben oder die Clear Dry Ink für den Druck einer hochglänzenden oder matten Schutzschicht sowie Wasserzeichen. MICR, ein magnetischer Toner, wurde für Sicherheitsanwendungen entwickelt.

Die Kodak NexPress Intelligent Dimensional Coating Lösung ist die neueste Anwendung für das fünfte Druckwerk. Als einzigartige Technologie, die ausschliesslich für die Kodak NexPress Maschinen verfügbar ist, verleiht Dimensional Printing der Drucksache einen 3D-Effekt, der das Druckbild auch haptisch erleben lässt.

Das Dimensional Printing verwendet die Dimensional Clear Dry Ink. Dabei handelt es sich um eine neue Dry Ink, die nach dem Fixiervorgang eine transparente und erhöhte Schicht bildet. Damit wird die Wirkung von Grafikelementen, Text oder Farbbildern ergänzt und unterstützt. Insgesamt gleicht der fühlbare Effekt dem der Thermografie, Dimensional Printing bietet jedoch zusätzliche Kontrollmöglichkeiten. Das Verfahren kann variable Höhen produzieren, wodurch die Oberflächenstruktur besser nachgestellt werden kann. Im Gegensatz zur Thermografie, die nur in bedruckten Bereichen möglich ist, kann die Dimensional Clear Dry Ink auch auf unbedruckte Partien einer Seite aufgetragen werden.

Das Dimensional Printing erfolgt inline, wobei die Produktivität der Druckmaschine aufrechterhalten bleibt.

Wie auch die anderen Anwendungslösungen für das fünfte Druckwerk der Kodak NexPress sind die Dimensional-Printing-Drucke rezyklierbar. Dimensional Printing erfordert kein spezielles Deinking und verwendet keine flüchtigen organischen Verbindungen. Damit können Drucke produziert werden, die einen Mehrwert bieten und dennoch ressourcenschonend sind.

 

Gestaltungsidee

RALF TURTSCHI Neuheiten auf dem Digitaldruckmarkt erfordern immer ein bisschen Pröbeln. Es gibt keine Erfahrungswerte, aber das macht es ja gerade reizvoll. Kodak bringt den Drucklack in eine neue Dimension, die Gestaltung sollte also darauf ausgerichtet sein. Sommerferien stehen an – wir wollten das Cover irgendwie mit Ferien und Tourismus in Verbindung bringen. Eine Städteskyline mit Sehenswürdigkeiten aus Basel, Zürich, Bern und Luzern wurde neu kombiniert, dahinter ein Panoramabild der Ötztaler Alpen aufgebaut. Der Zürichsee bekam Meereswellen und einen Sandstrand. Der Himmel über Downtown Switzerland wurde kurzerhand zur Unterwasserwelt gewandelt, in der sich Badenixen tummeln. Geeignete Unterwasserbilder zu finden, entpuppte sich als schwierig. Wir wurden bei der Bildagentur Keystone fündig, die das Motiv zur Verfügung stellte (www.keystone.ch). Die Schnorchlerinnen sind von vorn fotografiert, sie sehen direkt in die Kamera. Das Motiv soll reizvoll und unkonventionell aufzeigen, welche touristischen Möglichkeiten in Europa auf kleinstem Raum gegeben sind.

Der Drucklack sass erst nach zwei Anläufen. Der erste Entwurf sah die Hervorhebung der Materialien vor: Wasser mit Wellenlinien, Sand mit Sandkörnern und Berge mit Kanten. Diese Idee entpuppte sich aber als zu ehrgeizig, mit dem Lack kann zwar eine Orangenhaut sehr gut simuliert werden, aber kratzig fühlt er sich nicht an. Der zweite Anlauf sah dann die realisierte Punktstruktur vor, die einen hübschen Effekt auf das Papier bringt.

Produktionspartner

Bei der Produktion des Covers dieser Zeitschrift unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken möchten.

Agenturtschi
Kreation und Layout der Covers
Projektmanagement: R. Turtschi AG
Visuelle Kommunikation
www.agenturtschi.ch

Keystone
Cover-Bilder aus dem Keystone-Bildarchiv
www.keystone.ch

FO Print & Media AG
Druck Heftinhalt und Ausrüsten der Zeitschriften
Kontakt: Mirjam Hürlimann
www.fo-print-media.ch

Kodak
Druck und Projektmanagement: Kodak Print Production Center
Kontakt Schweiz:
Grindlenstrasse 3
8954 Geroldswil
Tel. 044 852 50 10

Sappi Fine Paper Europe
Sponsoring des Cover-Papiers
Algro Design™ Duo
Kontakt:
AlgroDesign@sappi.com
www.sappi.com