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Fine Art Prints im grossen Stil

Im Grossformatdruck zwischen 17 und 64 Zoll Druckbreite wird die Luft am Markt dünner. Ständig kommen neue Modelle hinzu. Dieser Artikel gibt Einblick in die Technologie und geht der Frage nach, welche Drucker sich für das Fine Art Printing eignen.

Markus Zuber Wie bereits im Artikel zum Thema Fine-Art-Papiere (siehe Beitrag im Publisher 6-08 ) stelle ich zu Beginn wieder die Frage: Was ist denn Fine Art überhaupt? Dass diese Frage immer wieder gestellt wird, hängt damit zusammen, dass der Begriff nicht sauber definiert ist und zudem ständig noch mehr verwässert wird – im Interesse von Marketingmenschen und zum Ärger der Anwender.

Wenn ich als potenzieller Käufer und Fine Art Printer vor die Wahl gestellt werde, einen neuen Drucker für meine Bedürfnisse zu kaufen, interessieren mich in erster Linie die folgenden drei Aspekte:

  • Druckqualität,
  • Haltbarkeit der Tinten/Prints,
  • Benutzerfreundlichkeit.
  • … und der Preis?

    Bevor auf diese Punkte im Einzelnen eingegangen wird, möchte ich erläutern, weshalb der Preis in dieser Liste nicht vorkommt. Die Marktsegmente sind durch die Druckformate ziemlich klar abgegrenzt und die Mitbewerber schenken sich gegenseitig kaum etwas. Der Kauf des Druckers ist eine transparente Sache. Weniger transparent sind die verdeckten Kosten. Zwar kann ich den Milliliterpreis oder auch den Literpreis in etwa kalkulieren. Letzterer liegt in der Regel bei etwa 600 bis 800 Franken – kalkuliert auf Basis grosser Kartuschen (130 ml bei der HP-Z3x00-Serie; bis zu 700 ml bei den neuen Canon- und Epson-Modellen). Wie viel Tinte braucht es denn aber für einen bedruckten Quadratmeter? Je nach Druckauflösung und -medien braucht es mehr oder weniger Tinte. Da variiert die Menge recht stark. Wir gehen von einer mittleren Verbrauchsmenge von rund 1 ml Gesamttinte pro A4 oder 10–20 ml pro Quadratmeter aus. Dies basiert auf Erfahrungswerten mit Grossformatdruckern von Epson. Oft wird bei der Ergiebigkeit von Kartuschen bezüglich bedruckbarer Fläche ein Deckungsgrad von 5 Prozent angegeben. Fine Art Printer brauchen aber einen Deckungsgrad von mindestens 100 Prozent. Doch damit noch nicht genug. Wie viel Tinte geht bei den Reinigungsprozessen verloren? Je nach Druckvolumen kann dies 10 Prozent des Gesamtverbrauchs betragen. Bleibt noch die Frage, wie viel Tinte in den «leeren» Kartuschen zurückbleibt. Bei der Kostenkalkulation sind wir auf der sicheren Seite, wenn wir nebst den reinen Verbrauchskosten im Druckprozess noch etwa 10 bis 15 Prozent Tinte einrechnen, die anderweitig verbraucht wird. HP hat in der Printcenter-Software zu den Z-Druckern eine Kalkulationssoftware eingebaut, die den Anwender bei der Verbrauchskostenberechnung unterstützt.

    Praxistipps für ­Grossformatdrucker

    Wer häufig druckt, hat ein besseres Verhältnis zwischen Tintenverbrauch für den Druck und Verbrauch bei der Reinigung. Drucker, die für längere Zeit – mehr als zwei Wochen – unbenutzt herumstehen, müssen oft reaktiviert werden. Zumindest einmal pro Woche sollte ein Epson-Drucker, der bei Nichtgebrauch besser ausgeschaltet wird, eingeschaltet werden. Dann wird ein Düsentest durchgeführt, und es empfiehlt sich, einen kleinen Print zu machen. Bei längeren Standzeiten muss mit einem längeren Reinigungsprozedere gerechnet werden. Dies ist auch abhängig von Temperatur, Luftfeuchte und Luftdruck. Je nach Drucker wird in gewissen Abständen angezeigt, dass eine Powerreinigung notwendig ist. Die Intervalle richten sich nach Zeit und Druckmenge. Bei der Powerreinigung wird recht viel Tinte verbraucht. Sie macht vor allem dann Sinn, wenn das System nicht regelmässig gewartet wird. Auch eine inhomogene Pigmentdichte in den Schläuchen kann damit behoben werden.

    In den neuen Epson Stylus Pro 7900/9900 ist bei hartnäckiger Verstopfung eine Ultraschallreinigung möglich. Bei HP und Canon wird empfohlen, den Drucker eingeschaltet zu lassen. Die Drucker halten sich so selbst «fit». Bei HP bedeutet dies, dass der Drucker in festgelegten Intervallen «aufwacht» und eine geringe Tintenmenge durch die Druckköpfe spritzt. Sollte der Drucker längere Zeit komplett ausgeschaltet sein, muss damit gerechnet werden, dass auch so ein Kopf kaputtgeht. Leider sind Drucker wie die HP Z3100/Z3200 auch im Ruhezustand nicht komplett ruhig, sodass es schon dazu verleiten kann, den Drucker vollständig auszuschalten.

    Bei den Canon-Grossformatdruckern werden im Stand-by-Modus ab und zu die Tinten durchgemischt, um ein Absetzen der Pigmente zu verhindern. Gewiefte Fine Art Printer empfehlen, bei den Epson-Druckern die grossen Kartuschen monatlich herauszunehmen und liegend auf dem Tisch zu rotieren – bitte nicht schütteln! Schütteln kann zu Schaumbildung und zu Luftblasen führen. Luftblasen in Tintenschläuchen sind das grösste Übel, das einem passieren kann. Die betroffenen Farben fallen komplett aus, bis über ein kräftiges Reinigungsprozedere Tinte wieder nachgeführt wird. Eine solche Luftblase kann überraschend zwischen zwei Prints auftauchen, glücklicherweise eher selten innerhalb eines Prints. Mit Vorliebe tauchen solche Luftblasen aber nachts auf, wenn der Drucker ohne Aufsicht mehrere Jobs erledigen soll …

    Es empfiehlt sich, vor jedem wichtigen Druckjob oder zumindest täglich einen Düsentest durchzuführen. Dazu bieten sich je nach Hersteller und Druckergeneration unterschiedliche Verfahren an.

    Bei den neuen Epson-Druckern (11880, x900) verfügt der Druckkopf über eine spezielle Technologie, die aufgrund des Düseninnendrucks überprüft, ob die Düse frei ist. Falls dem nicht so ist, wird gereinigt. Diese automatische Überprüfung kann ein- oder ausgeschaltet werden. Die älteren Epson-Drucker (x600, x800, x880) verfügen über einen Sensor im Druckkopf, welcher das ausgedruckte Düsentestmuster selbst überprüfen kann und gegebenenfalls einen Reinigungsprozess einleitet. Dabei werden alle Farben gleichermassen durchgespült – ob notwendig oder nicht. Diesbezüglich hat sich bei den neuen HP-Z-, Canon- und Epson-Druckern (x900) die Situation insofern verbessert, als bei Bedarf nur zwei Farben auf einmal gereinigt werden können. Matte Fine-Art-Büttenpapiere geben relativ viel Staub ab, der sich im Drucker und auch auf dem Druckkopf absetzen kann. Dadurch ist das Risiko verstopfter Düsen nochmals grösser als auf Glanz- und Semimattpapieren.

    Die Resttinte, die beim Reinigungsprozess anfällt, wird in einen so genannten Wartungstank verfrachtet. Dieser ist bei den Canon-iPF-Druckern und den Epson-Druckern ab Stylus Pro 3800 vorhanden – bei den grösseren Modellen gleich zweifach – und kann bei Bedarf ausgetauscht werden. Bei den HP-Z-Designjet-Modellen wie auch bei kleineren Druckern aller Hersteller sind diese Tanks fest im Drucker eingebaut und sollen gemäss Hersteller ein Druckerleben lang halten.

    Die Reinigung der Parkierumgebung des Druckkopfes kann ab und zu notwendig werden – gerade dann, wenn mit Tinte versetzter Papierstaub sich dort in grösseren Mengen absetzt. In solchen Fällen kann es vorkommen, dass der Druckkopf ab und zu etwas davon mitnimmt und sprühregenartig auf dem Print deponiert. Wer unsicher ist, überlässt dies besser dem Servicetechniker.

    Piezodruck versus Bubblejet/Thermojet

    Im Zusammenhang mit der Lebensdauer eines Druckers ist der Aufbau des Druckkopfes ein wichtiges Thema. Canon und HP verwenden so genannte Bubblejet- oder Thermojetdruckköpfe, die eine Garantie von einem Jahr aufweisen und durch den Anwender selbst ausgetauscht werden können. Laut Herstellerangaben sollen bis zu 1,5 l Tinte durch einen solchen Druckkopf durchfliessen können. Diese Köpfe sind bei den HP-Z-Druckern für zwei Tinten gemeinsam konzipiert. In den Canon-iPF-Druckern wird pro 6 Farben ein Druckkopf eingesetzt. Der Wechsel ist einfach zu bewerkstelligen. Eine ausgefeilte Steuerung im Drucker richtet danach den Kopf wieder optimal aus. Bei Epson-Druckern, die auf Piezodruckköpfen basieren, sollte ein Kopf mehr oder weniger ein Druckerleben lang überdauern. In der Praxis kann es zwar sein, dass ein Kopf einmal ausgetauscht werden muss – dies aber erst nach einer recht langen Zeitspanne und vielen produzierten Quadratmetern Druckfläche. Der Kopftausch muss durch einen Servicetechniker erfolgen und ist deshalb nicht nur kostspielig, weil der Kopf relativ teuer ist … Bei A2-Druckern ist ein Kopftausch somit nicht mehr empfehlenswert.

    Im Hinblick auf die Art der Tintentropfenproduktion und auf die durch den Anwender austauschbaren Druckköpfe steht die Frage im Raum, ob Piezodrucker präziser drucken als die Thermoinkjetdrucker. Im Bereich der Large-Format-Drucker (LFP) – wobei ich die untere Grenze bei den A2-Druckern ziehe – können wir davon ausgehen, dass die Technologie auch bei den Thermoinkjetdruckern stark verbessert wurde und dank sehr kleiner Tropfengrösse (4 Picoliter) auch eine etwas unregelmässige Tropfenform kein Nachteil sein muss. Die Druckqualität ist somit nicht mehr direkt von der Kopftechnologie, sondern primär vom Dithering, also von der Steuerung über den Treiber oder über eine RIP-Software abhängig.

    Damit stehen wir kurz davor, auf die zu Beginn aufgestellten drei Kriterien einzugehen. Im Rahmen dieses Artikels geht es ausschliesslich um Grossformatdrucker, die von Fine Art Printern in den Druckbreiten von 17 bis 64 Zoll eingesetzt werden. Dabei reduziert sich die Palette an Druckern auf die drei Hersteller Canon, Epson und HP.

    Druckqualität: Details, Nuancen

    Die Druckqualität setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. So geht es zunächst einmal um die vom Druckkopf abhängige Druckauflösung und die Detaildarstellung. Eine sehr hohe Auflösung bedeutet nicht zwingend eine sehr gute Detailwiedergabe – eine niedrige Auflösung steht aber der Detailwiedergabe im Weg. Hier spielt der Treiber oder das RIP eine wichtige Rolle beim Rasteraufbau respektive beim Dithering, der Anordnung der Tintenpunkte. In diesem Zusammenhang hat auch die variable Tropfengrösse (variable droplet size; Epson) viel zur verfeinerten Abbildung von Zwischentönen beigetragen.

    Um es gleich vorwegzunehmen: Die aktuellen Grossformatdrucker von Canon, HP und Epson verfügen allesamt über eine sehr hohe Auflösung dank bis zu 3,5 Picoliter feinen Tintentropfen (Epson Stylus Pro 7900/9900). Die Unterschiede lassen sich fast nur noch mit der Lupe ausmachen. Ganz abgesehen davon: Wer verfügt heute schon über so hochauflösende Daten im Quadratmeterbereich, welche die Druckauflösung des Druckers in Ver­legenheit bringen würden?

    Druckqualität: Farbraum

    Farbraum und Farbdarstellung sind ebenso wichtige Bestandteile der Druckqualität. In den letzten sieben Jahren hat sich die Zahl der Tinten in diesen Druckern von 4 auf 12 verdreifacht. Allerdings kommen nicht alle ­­Tinten gleichzeitig zum Einsatz. Alle genannten Grossformatdrucker basieren auf einem Vierfarbensystem, davon ausgenommen sind die HP Z3100/Z3200. Durch Beimischung der Light-Farben Light Cyan (LC), Light Magenta (LM) und Light Black (LK/LLK) werden feinere Zwischentöne in den Farben, aber auch teilweise beim Schwarzweiss-Druck möglich. Wurde vor 7 Jahren das Quadtone-System von Jon Cone noch belächelt und Schwarzweiss als absoluter Nebenschauplatz angeschaut, haben heute alle relevanten LFPs vier Schwarz-/Grautinten an Bord. Bei den HP-Z3x00-Druckern wird im Advanced-Graustufen-Modus auf matten Papieren nur mit den 2 Schwarz und den 2 Grau gedruckt – Quadtone wie vor 8 Jahren. Bei den übrigen Druckern werden beim Graustufendruck nebst Schwarz und den beiden Grau (LK und LLK) in reduziertem Masse auch Farbtinten eingesetzt. Dies dient zur Neutralisierung der Papierfarbe und zur besseren Nuancierung.

    Mehr Tinten – mehr Farbe?

    Stets bestrebt, die kleinen Druckfarb­räume zu vergrössern, den Monitoren und vor allem den Kamerafarbräumen nachzueifern, wurden in den iPF-Druckern von Canon und in den Z3100-/Z3200-Druckern von HP Rot-, Grün- und Blautinten eingeführt. Das Resultat ist eher ernüchternd. Mehr Tinten heisst nicht unbedingt auch mehr Farben – der Unterschied zwischen additiven und subtraktiven Farben lässt sich nicht so leicht umgehen. Ein gros­ses Problem liegt dabei vor allem auch bei den Treibern, die entsprechende 8-, 9-, 10- oder 11-Farben-Modelle beherrschen müssen. Die Tintenkapazität des Papiers ist limitiert – es kann nicht beliebig viel Tinte auf das Papier gebracht werden. HP hat beispielsweise zugunsten eines Gloss Enhancer das Cyan ganz weggelassen und verlässt sich in diesem Farbbereich allein auf die Farbigkeit des verwendeten Blaus. Mit dem Einsatz von Grün und Orange in den 7900-/9900-Modellen erzielt Epson mit den neuen Ultra­chrome-HDR-Tinten einen rund 20 Prozent grösseren Farbraum als auf den Vorgängermodellen – und erzielt damit volumenmässig den aktuell grösstmöglichen Farbraum aller Grossformatdrucker. Allerdings wurden diese beiden Zusatzfarben primär für den Einsatz im Proofbereich beigezogen. Es stellt sich damit auch die Frage, ob sie im fotografischen Bereich wesentlich mehr bringen. Erste Tests über den Treiber zeigen kaum sichtbare Unterschiede zwischen Ausdrucken mit einem Epson 3800 und denjenigen auf dem 9900er auf mattem Fine-Art- und Glanzpapier. In Sachen Profilerstellung für diese Drucker stehen wir heute allerdings vor einem grösseren Problem: ProfileMaker 5, die aktuell wohl beste käufliche Profilierungssoftware, die uns zur Verfügung steht, ist gut 5 Jahre alt, stammt also aus einer Zeit, als mit wesentlich weniger Tintenfarben gedruckt wurde. Zudem werden damit oft RGB-Profile erstellt, ohne zuvor über eine Basis­linearisierung die Tintenmenge zu op-timieren. Auch wenn die Berechtigung von RIP-Software heute vielfach infrage gestellt wird: Hier ist sie. Nur spezialisierte RIP-Hersteller (z.B. ColorByteSoftware, Ergosoft) sind in der Lage, mit ihren spezialisierten Profilern und optimierten Ditherings für RGB- und Graustufenbilder das Optimum aus diesen Druckern herauszukitzeln.

    Das Problem unbefriedigender Rottöne auf matten Fine-Art-Papieren beim Z3100 wurde beim Z3200 mit dem «Chromatic Red» weitgehend behoben. Epson hat mit den Ultrachrome-HDR- und -K3-Tinten dank der Beigabe von Vivid Magenta die Blau- und Violetttöne verbessert, dafür in den Gelb­tönen etwas Federn gelassen. Immerhin konnte damit ein Defizit in den Blau­tönen gegenüber HP und Canon grösstenteils ausgeglichen werden.

    Messgerät an Bord

    Eingebaute Densitometer zur Selbstkalibrierung erlauben in den Canon-Druckern eine Basislinea­risierung und damit eine medien­spezifische Kon­stanz des Pigmentauftrages. Basierend darauf kann stets mit denselben, extern erstellten papier- und auflösungsspezifischen Profilen gearbeitet werden. In der HP-Z-Serie wurde erstmals ein EyeOne-Pro eingebaut, das über den Treiber oder durch eine APS-Software (Advanced Profiling System) angesteuert wird. HP baut auf einer sauberen Trennung zwischen Basislinea­risierung und Profilierung auf. Beides kann fast vollautomatisch über eine einfach zu bedienende Benutzeroberfläche erfolgen. Auch in den neuen Epson 7900/9900 kann optional ein XRite-Messgerät eingebaut werden. Im Gegensatz zu den HP-Z-Druckern wird dieses nicht auf dem Kopf befestigt. Es ist somit weniger dem Staub ausgesetzt und misst gegen eine weisse Fläche (HP auf schwarzem Untergrund). In beiden Fällen bin ich allerdings der Meinung, dass ein externes Mess­gerät denselben Nutzen erbringen und zudem noch universeller eingesetzt werden kann – für andere Drucker und allenfalls auch für die Monitormessung. Immerhin ist es erfreulich, welche Anstrengungen unternommen werden, um den Anwendern das Color Management immer zugänglicher und einfacher zu machen.

    Die Glanzproblematik

    Ein letzter Punkt zur Druckqualität betrifft den Druck auf Glanz- und Semimattpapieren. Wer bei schräg einfallendem Licht über einen Glanzprint schaut, wird deutlich sehen, wo viel, wenig oder gar keine Tinte aufgetragen wurde. Wir sprechen vom Gloss Differential. Epson rät in diesem Fall, bei zeichnungslosen Flächen 2 bis 3 Prozent Farbe beizugeben. Dies ist nicht immer erwünscht und führt oft auch nicht zum gewünschten Resultat. Dichteunterschiede zwischen hohem und niedrigem Tintenauftrag bleiben im Reflexionsverhalten des Prints sichtbar erhalten. Dies wird auch vom Gloss Enhancer der HP Z3100/Z3200 nicht restlos kompensiert. Zwar werden so zeichnungslose Flächen mit der optional einsetzbaren «Lackfarbe» zugedeckt, starke Dichteunterschiede sind aber immer noch sichtbar. Zudem muss je nach Art der Präsentation mit dem Gloss Enhancer nicht nur das Bild, sondern auch der umgebende Randbereich lackiert werden. Dies ist ein relativ teurer Prozess. Wenn es aber darum geht, den Inkjetprint über den analogen Print aus dem Labor zu stellen, haben wir hier noch ein zu lösendes Defizit. Analoges Fotopapier enthält einen «unsichtbaren» Schichtaufbau – beim Inkjet werden die Pigment­schichten sichtbar eingelagert. Ein denkbarer Lösungsansatz wäre ein nachträgliches Zudecken mit einer Versiegelung, die noch über die Wirkung des Gloss Enhancer hinausgeht und vergleichbar mit der Gelatine­schicht auf dem Fotopapier ist. Bei der Verwendung von Schutzsprays sind wir aber bislang vorsichtig, da sie die Haltbarkeit auch negativ beeinflussen können.

    Haltbarkeit

    Wenn wir von Haltbarkeit sprechen, berufen wir uns auf die Testdaten des Wilhelm Research Institute (www.wilhelm-research.com). Henry Wilhelm hat hierzu standardisierte Testverfahren für Licht und teilweise Ozon entwickelt, die eine Aussage über die zu erwartende Stabilität der Prints unter unterschiedlichen Bedingungen (gerahmt, ungerahmt) erlauben, vorausgesetzt, die übrigen Faktoren wie Umweltschadstoffe etc. verhalten sich neutral. Dabei besagen diese Werte, dass sich ein Print innerhalb dieser Zeit deutlich sichtbar verändert. Das Bild ist aber noch lange nicht verschwunden.

    Vergleichen wir diese Daten für die vorliegenden Drucker, kommen wir zum Schluss, dass Canon- und HP-Drucker haltbarere Tinten enthalten als diejenigen von Epson. Schwarzweiss-Prints sind zudem haltbarer als Farbprints, da weniger Farbtinten verwendet werden. Farbtinten sind bekannterweise weniger stabil als Schwarztinten. Graustufenprints mit so genannten Karbontinten weisen daher eine wesentlich höhere Lebenserwartung auf als solche, die mit konventionellen Inkjets gedruckt wurden. Beurteilen wir die Wilhelm-Zahlen im weiteren Umfeld, stellen wir fest, dass die Lebenserwartung der Prints aller Tinten-/Papierkombinatio­nen bei 60 oder mehr Jahren liegt. Bei den konventionellen C-Prints aus dem Farblabor können wir von einer Haltbarkeit von etwa 30 Jahren ausgehen. Silbergelatine-Prints entsprechen wiederum in etwa der Haltbarkeit von idealen Schwarzweiss-Prints im Bereich von 100 bis 200 Jahren – eine Haltbarkeit, die Sammler und Museen zufriedenstellt. Doch auch die Haltbarkeit von Inkjet-Farbprints ist bei Museen weitgehend akzeptiert.

    Benutzerfreundlichkeit

    Wenn ich einen neuen Drucker kaufe, möchte ich damit auch vernünftig arbeiten können. Die Software soll mir helfen, das Bild ideal, platzsparend, farbrichtig und mit der gewünschten Detailauflösung auf das Papier zu bringen.

    Die Geschwindigkeit ist für Fine-Art-Zwecke sekundär, aber trotzdem ein wirtschaftlicher Aspekt. In Sachen Geschwindigkeit hat Canon bei den Fine-Art-Grossformatdruckern die Nase vorn. Ein A1-Print wird bei 2400 ×1200 dpi/6-Pass in weniger als 4 Minuten fertiggestellt. Immerhin hat Epson mit den neuen Druckern 11880, 7900/9900 mit doppelter Düsenzahl (360 statt bisher 180 Düsen pro Farbe) einen deutlichen Geschwindigkeitssprung geschafft. Wenn es schnell gehen muss, schaffen diese Drucker bis zu 40 Quadratmeter pro Stunde. Für beste Fine-Art-Qualität müssen wir uns aber je nach Modell mit 1 bis 4 Quadratmetern pro Stunde zufriedengeben.

    Die Platzierung auf dem Papier und das Anordnen verschiedener Sujets nebeneinander wird kaum über den Treiber, wohl aber über spezielle Hilfsprogramme erreicht. Canon bietet ein spezielles Photoshop-Plug-in. Epson setzt seit Kurzem auf Mirage (www.dinax.de), eine Software, die auf dem Treiber «aufsitzt» und die gewünschte Layoutfunktionalität aus den Adobe-Applikationen Photoshop und Indesign übernimmt. Nur bei den HP-Z-Druckern müssen wir uns mit dem Treiber zufriedengeben. Dieser ist in Sachen Color Management sehr transparent – nur beim Platzieren von Bildern braucht es etwas Übung.

    Wer bereit ist, für den neuen Drucker etwas tiefer in die Taschen zu greifen, erwirbt sich für den Fine-Art-Druck von RGB- oder Graustufendateien eine RIP-Software aus dem Haus Ergosoft (StudioPrint) oder ColorByteSoftware (ImagePrint). StudioPrint (Windows only) mit GPS-Modul bietet eine ausgefeilte Profilierungsumgebung, die auf den Epson-Druckern sehr gute Resultate liefert. Auch die HP-Z-Drucker lassen sich darüber ansteuern. ImagePrint (Mac/Win) bietet den Anwendern eine riesige Bibliothek an Profilen für die gängigsten Papiere auf den gewünschten Druckern. Selbst wenn diese Profile nicht auf dem eigenen Drucker erstellt worden sind, bieten sie gegenüber den Profilen, die mit erschwinglicher Profilierungssoftware selbst erstellt werden können, einen deutlichen Qualitätsvorsprung. Unterstützt werden im Moment die Epson-LFPs. In Vorbereitung sind die Treiber und Profile für die neuen Epson 7900/9900 sowie für die HP-Z- und Canon-iPF-Drucker.

    Nicht zuletzt hat die Benutzerfreundlichkeit auch mit dem Papierhandling zu tun. Gerade bei den grossen LFP-Modellen ist der Umgang mit Einzelblattware ein heikles Thema. Bis zum Epson Stylus Pro 11880 lässt sich selbst ein A4-Blatt gezielt einlegen. Bei den 7900-/9900-Modellen ist die Ausrichtung eines A4-Blattes auf die Seitenmarke eher Glücksache. Da sind eigene Einlegehilfen gefragt. Ansonsten verarbeiten die Grossformatdrucker von Epson-LFPs Einzelblätter bis zum Format 35 ×47 Inch anstandslos, und das bis zu einer Dicke von 1,5 Millimetern. Bei den HP-Z-Druckern ist die Arbeit mit Einzelblattware ein heikles Unterfangen, da die Papiere von hinten zugeführt werden müssen und selten im ersten Anlauf gerade sitzen. Das Papierhandling von Canon ist für Einzelblatt und Rolle recht gut gelöst. Bei den aktuellsten LFP-Modellen aller Hersteller kommen wir heute nicht mehr darum herum, dem Drucker über das Menü mitzuteilen, welcher Papiertyp eben eingelegt wurde. Diese Einstellung muss dann exakt mit derjenigen im Druckertreiber übereinstimmen. Ganz praktisch – wenn auch nicht immer erwünscht – ist ein Strichcode, den der Drucker von hinten auf die Rolle druckt, um die verbleibende Papiermenge festzuhalten.

    Interessant ist die neue Lösung von Epson. Auf den neuen Druckern (7900/9900) werden die Rollen ohne Spindeln befestigt. Dies ist wesentlich einfacher zu handhaben und klappt auf Anhieb. Zudem ist das neue Schneidemesser so stabil, dass es auch Leinwandmaterial schneidet.

    Um den Jahrtausendwechsel war bei den alten Epson-Druckern (Stylus Pro 3000) die Diskussion im Gange, wie mit den Abdrücken der so genannten Pizzawheels auf dem Papier umzugehen ist. Beim HP Designjet Z3100 ist das auf einigen Glanz- und Semimattpapieren wieder zum Diskussionspunkt geworden. Man hat aber schnell nachgebessert, und so lassen sich heute beim Z3200 diese Transporträdchen über die Druckersteuerung bei Bedarf etwas anheben.

    Geht es um die maximale Druckbreite, punktet der Epson Stylus Pro 11880 mit 64 Zoll. Von HP gibt es zwar den Design­jet Z6100, der 60 Zoll breit druckt – dies jedoch nur mit 7 Tinten. Der Z3200 verarbeitet bis zu 44 Zoll breite Rollen. Bei Canon bedruckt der iPF9100 maximal 60 Zoll breite Rollen.

    Erwähnenswert ist auch der Aspekt der beiden Schwarzkartuschen Photo- und Matte-Black. Bis und mit Epson Stylus Pro 9880 wurde dem Anwender überlassen, welche der beiden Kartuschen im Drucker eingesetzt werden soll. Ein Schwarzwechsel kostete jeweils etwa 100 ml Tinte. Damit ist seit dem 11880er Schluss. Allerdings ist das Problem bei den 7900/9900 gleich gelöst, wie beim kleinen 3800er: Auf dem Druckkopf gibt es nach wie vor nur eine gemeinsame Position für Matte- und Photoblack. Beim Wechsel gehen somit etwa 15 bis 20 Milliliter Tinte verloren. Bei den iPF-Druckern von Canon und den HP-Z-Druckern sind beide Schwarztinten ständig einsatzbereit.

    Fazit

    Am Anfang stand die Frage, welcher aktuelle Grossformatdrucker sich für das Fine Art Printing am ehesten eignet. Basierend auf den Kriterien Druckqualität, Haltbarkeit und Handling haben die HP- und Canon-Drucker eher die Nase vorn – vor allem, wenn es um die Haltbarkeit geht. Betrachten wir die Tintentechnologie – auch im Hinblick auf Profilierbarkeit und Farb­raum –, scheint Epson nach wie vor führend zu sein. Dies gilt auch für das Papierhandling. Das eingebaute oder optionale Spektralfotometer in den HP- und Epson-Druckern der neusten Generation ist aus meiner Sicht kein Kaufargument im Fine-Art-Bereich. Wer sich schon seit Längerem mit Color Management beschäftigt, verfügt in der Regel bereits über Gerät und Software zur Profilierung. Wer einen neuen Drucker kauft, kann ein separates Spektralfotometer auch mit anderen Druckern verwenden. Interessant ist die Gloss-Enhancer-Tinte bei den HP-Z-Modellen. Das Problem des Gloss Differential auf Glanzpapieren, aber auch die mangelhafte Kratzfestigkeit bedruckter Oberflächen von matten Fine-Art-Papieren lassen sich allerdings nur teilweise über Drucker und Tinten lösen. Da sind auch die Papierhersteller gefragt. Insgesamt drucken alle aktuellen LFP-Modelle von Canon, HP und Epson ab 24 Zoll Druckbreite in hervorragender Qualität, wodurch diese auch für das Fine Art Printing geeignet sind. Es ist zu hoffen, dass ein Teil dieser Technologien auch den kleineren Druckern zur Verfügung stehen wird.

    Der Autor

    Markus Zuber ist ursprünglich Biologe und heute als Fotograf und Fine Art Printer tätig. Als Geschäftsführer von FineArtPix leitet er zusammen mit Roberto Casavecchia und Ferit Kuyas Workshops zum Thema RAW-Workflow und Fine Art Printing in Aarau.

     

    www.markuszuber.com

    www.fineartpix.ch

    www.pixel4fineart.com