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Veredeln digital � eine �bersicht

Diverse Digitaldruckmaschinen unterschiedlicher Hersteller bieten einzelne Veredelungsmöglichkeiten als Erweiterung des Digitaldruckspektrums. Und es gibt Geräte, die zwar nicht drucken können, dafür veredeln sie aber perfekt.

(pn) Immer wieder versprechen Digitaldruckmaschinen einen Mehrfachnutzen, weil mit ihnen nicht nur gedruckt, sondern auch veredelt werden kann. Oft geht es dabei um eine fünfte Farbstation, die entweder mit Deckweiss, einer Pantone-Farbe oder mit Transparentlack für Spot-Lackierungen oder Matt-Glanz-Effekte bestückt werden kann. Manchmal geht es aber auch um digitale Prägungen, Strukturlack und digitale Wasserzeichen, um Metallic-Effekte und vieles mehr. Seit einiger Zeit gibt es aber auch Digitaldruck­maschinen, die nicht drucken, sondern nur veredeln.

Nur informierte Kunden lassen digital veredeln

Meist weiss der Kunde respektive der von ihm beauftragte Kreative gar nicht, dass grundsätzlich auch digital und zu moderaten Kosten veredelt werden kann – assoziiert wird «veredeln» mit «teuer», man fragt schon gar nicht danach und plant eine Drucksache auch nicht entsprechend. Lack, Weiss, Sonderfarben oder andere Effekte müssen nämlich auch für den Druck auf digitalen Ausgabegeräten als separater Farbauszug (und je nach Bedarf ausdrücklich als überdruckende Elemente) angelegt werden. Dienstleister mit veredelungsfähigen Geräten müssen deshalb ihr Angebot aktiv vermarkten, es insbesondere bei den Grafikern bekannt machen, sodass diese wiederum ihren Auftraggebern zeigen können, was heute machbar ist. Nur wenn der Kunde respektive sein Gestalter schon in der Vor-Planungsphase über die Veredelungsmöglichkeiten Bescheid weiss, können die richtigen Schritte zur richtigen Zeit erfolgen. Wer das verpasst hat, dem bleibt halt nur noch die Bemerkung, «das wäre eigentlich noch schön gewesen, aber leider ist jetzt alles schon gedruckt»  …

Noch ein Wort zur Personalisierung: Man kann sie als eine Form der Veredelung einer Drucksache bezeichnen, denn damit wird deren Wirkung potenziert. Gemäss den Erfahrungen von Digitaldruckern ist aber nicht die eigentliche Personalisierung, also der Druck, das Problem, sondern die Datenaufbereitung respektive die Datenbank und die Datenbankpflege. Nur mit optimalen Daten kann sinn- und vor allem wirkungsvoll personalisiert werden, und das beginnt eben lange vor dem Druck eines Mailings. Nicht nur in dieser Hinsicht lohnt sich deshalb, eine ständig aktualisierte und optimal strukturierte Adressdatenbank zu führen.

Digitaldruckmaschinen mit Veredelungspotenzial

Hier nun eine alphabetische Aufzählung der uns bekannten Digitaldruckmaschinen mit mehr Möglichkeiten, als nur randabfallende A3-CMYK-Drucksachen herzustellen. Präsentiert werden können die Effekte leider nicht. Und: Alle Beschreibungen basieren auf den Angaben der Hersteller. Welche Maschinen in welcher Anzahl und wo in der Schweiz installiert sind, wurde nicht erhoben.

  • Die Canon imagePRESS C1+ ist ein elektrofotografischer Digitaldrucker mit einer fünften Farbstation. Verwendet wird ein Tonersystem mit ultrafeinen Partikeln und ölfreien Fixiereigenschaften. Als fünfte Farbe wird ein Transparenttoner eingesetzt. Versprochen werden folgende Effekte: digitales Wasserzeichen, Metallic-Effekte, partielle Glanz-Matt-Effekte und vollflächige Mattveredelung.

Für Metallic-Effekte werden helle CMYK-Halbtöne mit dem Transparenttoner kombiniert. Digitale Wasserzeichen, etwa als Sicherheitsmerkmal auf Gutscheinen und Eintrittskarten als Schutz vor Fälschungen (ein solches Wasserzeichen kann nicht kopiert werden), werden ebenfalls mit dem Transparenttoner erstellt. Durch den Einsatz desselben Toners auf matten oder glänzenden Oberflächen und bedruckten oder unbedruckten Bereichen können je nach Kombination verschiedene Matt-Glanz-Effekte erzielt werden. Der Transparenttoner kann auch dazu dienen, ein Druckprodukt mit einer Schutzschicht zu versehen.

  • Die HP Indigo 7600 kann, wie die meisten Indigo-Maschinen, als 7-Farben-Digitaldruckmaschine konfiguriert werden. Im Gegensatz zu allen andern elektrofotografischen Maschinen drucken die Indigo-Geräte mit Flüssigtoner, der sogenannten Electro Ink. Der spezielle Toner hat zur Folge, dass die Fixierung der Farbe auf dem Bedruckstoff mit weniger Hitze erfolgen kann, was das Bedruckstoffspektrum erweitert. Neben den vier Prozessfarben können beispielsweise zwei Sonderfarben eingesetzt werden, um entweder das Corporate Design eines Kunden genau einhalten zu können oder einen erweiterten Farbraum zur fotorealistischen Wiedergabe empfindlicher Farbtöne zu erreichen. Gleichzeitig stehen Weiss oder Transparentlack in der siebten Farbstation zur Verfügung. Im Weiteren können mit den Zusatzfarben Light Cyan, Light Magenta und Light Black fotorealistische Drucke und optimierte Schwarzweiss-Reproduktionen erzeugt werden.

Einzelne Farben können je nach Bedarf mehrfach (bis zu 50-mal) übereinander gedruckt werden. Eingesetzt wird dies etwa mit Weiss, um unterschiedliche Deckungsgrade (etwa auf schwarzem Papier) zu erreichen, oder mit dem Transparentlack, mit welchem mit einem einfachen Auftrag digitale Wasserzeichen gedruckt respektive Matt-Glanz-Effekte erzeugt werden können. Mit mehrfachem Lackauftrag werden Struktureffekte (raised print) in unterschiedlicher Stärke nachgebildet, beispielsweise Lederoberflächen mit naturalistisch wirkendem, sicht- und spürbarem Effekt.

Um eine Prägeform für das «digital Embossing» zu erstellen, wird Yellow 250-mal übereinander auf spezielles Papier gedruckt. Mit dieser Form kann dann eine Art Prägung erzeugt werden. Ein mehrfacher Farbauftrag kann auch zur Simulation eines (natürlich auch personalisierten) Thermorelief-Effekts eingesetzt werden, was beispielsweise für Diplome und andere Urkunden sehr attraktiv ist.

Was alle Indigo-Digitaldruckmaschinen auszeichnet, ist die Möglichkeit, praktisch jeden Bedruckstoff, von Designerpapieren über gängige gestrichene und ungestrichene grafische Papiere bis hin zu unterschiedlichsten Folien und Papieren mit metallisierten Oberflächen, einsetzen zu können. Ein spezieller Bedruckstoff muss nur geprimert werden, damit er mit der Indigo bedruckt werden kann.

  • Mit der Kodak Nexpress wurde be­reits vor einiger Zeit das so genannte «Dimensional Printing» oder das digitale Drucken in der dritten Dimension in unterschiedlicher Dicke auf bedruckten und unbedruckten Bereichen gezeigt (siehe Publisher 3-09). Dabei wird ein Strukturlack als fünfte Farbe gedruckt, der dann zu einer optischen und haptischen Erweiterung des Druckbildes führt. Der Einsatz im Bildbereich ist ebenso möglich wie die Nachbildung eines Thermorelief-Effekts. Das fünfte Druckwerk kann aber auch für Sonderfarben, etwa für die Erweiterung des reproduzierbaren Farbumfangs oder für Pantone-Farben, eingesetzt werden. Im Weiteren kann es mittels Clear Dry Ink zu einem Lackwerk für matte oder hochglänzende Schutzschichten umfunktioniert werden. Mittels Spotlackierung sind etwa digitale Wasserzeichen möglich und als ausgepägte Sicherheitsanwendung dient der Druck mit magnetischem Toner.

Von Kodak angekündigt sind weitere Effekte wie Goldmetallic, Glanzeffekt durch goldgefärbte Dry Ink und die Möglichkeit, verschiedene Variationen der Goldfärbung und verschiedene Effekte durch Prozessfarben unter der Goldschicht zu erzeugen.

Erweiterte Gestaltungsmöglichkeiten liefert die Dry Ink Perlmutt, mit der verschiedene Perlmuttglanz- oder auch Metallic-Effekte mittels Spotlackierung oder auch als flächiger Auftrag durch Über- oder Unterdrucken mit CMYK-Farben erzielt werden können. Und die Dry Ink Neonpink kann zur Hervorhebung verwendet oder mit anderen Prozessfarben kombiniert werden, um eine ganze Palette von Neonfarben zu erzeugen.

  • Die Xerox 800/1000 verfügen mit der fünften Farbe ebenfalls über eine Clear Dry Ink, mit der Spot- und vollflächige Lackierungen möglich sind. Dieser Lack erlaubt metallische Effekte, digitale Wasserzeichen und je nach eingesetztem Bedruckstoff unterschiedliche Matt-Glanz-Effekte oder eine intensivierte Farbwirkung. Variationen entstehen durch unterschiedliche Schichtdicken.

Mehrdimensional: Digitale Veredelungsmaschinen

Als Alternative zu den oben erwähnten Digitaldruckmaschinen, die nebenbei auch veredeln können, gibt es reine digitale Verdelungsmaschinen. Diese bieten mehr Flexibilität bezüglich Veredelung, so gibt es etwa auch UV-Lack oder einen Lackauftrag, der normalerweise nur im Siebdruck erreichbar ist. Bereits sind einige solcher Maschinen in der Schweiz installiert. Aber auch hier gilt: Veredelungswünsche sollten schon im Vorfeld des Drucks abgeklärt werden, damit es keine unschönen Überraschungen gibt.

  • Die MGI Meteor Jet Varnish ist ein auf Lackierungen spezialisierter Inkjet-Printer. Der Lackauftrag erfolgt über Drop-on-demand-Druckköpfe, die für einen Lackauftrag zwischen 8 µm (entspricht einer üblichen Spotlackierung) und 100 µm (für haptische und optische 3D-Effekte) sorgen. Als Lacke können Seidenglanz, Glanz und Ultraglanz verwendet werden. Dank der (ozonfreien) UV-Trocknung können die veredelten Bogen sofort weiterverarbeitet werden. Die MGI Meteor Jet Varnish erlaubt die Verarbeitung einer Vielzahl von Formaten zwischen 135 und 600 g/m2 bis maximal 520 × 740 Millimeter in der Standard-Version und bis 520 × 1050 Millimeter in der Extended-Version. Die Bogen können unbeschnitten direkt aus der Offsetdruckmaschine weiterverwendet werden. Es ist möglich, unterschiedlichste Substrate wie Papier, Plastik oder PVC kostengünstig und grundsätzlich ab Auflage 1 zu veredeln. Für Personalisierungen wird ein Zusatz-RIP benötigt.
  • Die Scodix S bietet eine weitere digitale Möglichkeit, eine Drucksache optisch und haptisch aufzuwerten. Es können Effekte erreicht werden, die bisher nur im Flachsiebdruck möglich waren, und dies bereits ab Auflage 1. Personalisieren ist also möglich. Realisiert wird die Veredelung mit UV-Inkjet. Dickflüssiger UV-Lack in klaren Farben, glänzend oder matt und bis zu 70 Mikrometer stark, wird auf Offsetprodukte, digitale und eventuell auch laminierte Substrate aufgetragen. Die unterschiedlichen Stärkestufen der Spotlackierungen, die das Druckerzeugnis mit einem erhabenen Effekt versehen, verleihen Bildern, Grafiken und Texten eine tastbare Struktur. Die Scodix ist in zwei Formaten als S52 (350 × 520 mm) und S75 (530 × 750 mm) erhältlich. Es können Substrate von 135 bis 500 g/m2 verarbeitet werden.

Optional kann das Anwendungsgebiet der Scodix erweitert werden. Mit der Braille-Option können zum Beispiel Verpackungen mit einer Blindenschrift versehen werden. Die Rainbow-Option ermöglicht das Aufbringen von (auch farbigem) Glitter. Im Weiteren gibt es mit «Scodix Metallic» die neue Option für metallische Farben, die nur mit der neusten Maschinengeneration realisierbar ist. Bei dieser Technologie kommen zwei CCD-Kameras sowie ein spezieller Algorithmus zum Einsatz. Es soll sich damit jedes Bild «manipulieren» lassen, zum Beispiel durch die Skalierung der X- und Y-Achsen, durch Verschieben oder Rotieren, sodass eine genaue Registrierung des Druckbildes möglich und eine exakte Wiedergabe der Metallic-Farben gewährleistet ist.

Veredeln im Grossformat

Large Format Printing bietet heute weitreichende Möglichkeiten in der Veredelung der Drucksache. Veredelungsformen wie Lack, fluoreszierende Farben oder Silber werden seit einiger Zeit von den Herstellern als Zusatzfarben angeboten. Dass je nach Anzahl der vorhandenen Druckköpfe allenfalls auf Zusatzfarben wie Light Cyan oder Light Magenta verzichtet werden muss, ist aufgrund der modernen Drucktechnologie oft verschmerzbar.

Je nach Hersteller werden andere Optionen angeboten. An Veredelungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung: Spot- und Vollflächenlackierung (wo­bei zu beachten ist, dass die Vollflächenlackierung als reine Schutzlackierung offenbar eher weniger geeignet ist), Sonderfarben (neben Pantone-Farben oder Farben speziell für die Farbraumerweiterung etwa Weiss, Gold-, Silber- und andere Metallic-Farben) und Leuchtfarben (mit noch eingeschränkter Leuchtkraft).

Hinzuweisen ist auf jeden Fall auf das umfassende Spektrum an Bedruckstoffen, das im Flachbettbetrieb eingesetzt werden kann. Dazu gehören Glasscheiben, Leder, Holz, Textilien, Marmor, Kacheln, verschiedenartigste Kunststoffe, aber auch dreidimensionale Objekte wie Taschen und vieles mehr. Ein Test schafft Klarheit. Je nach verwendetem Tintensystem muss das Material vorgängig geprimert werden, um eine genügende Farbhaftung zu gewährleisten.