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Vom Druck zur Anwendung

Die Möglichkeiten für die Weiterverarbeitung im Grossformatdruck sind zahlreich und erweitern sich stetig – genauso wie die Anwendungen in diesem Bereich. Damit bieten sich auch für Dienstleister viel versprechende Chancen, ihr Angebot zu erweitern.

ANGELA STARCK Vor allem durch neue Bedruck- und Tintentechnologien erweitern sich die Anwendungsmöglichkeiten im Bereich des Grossformatdrucks laufend. Insbesondere die Fähigkeit, sowohl flexible wie auch starre Materialien bzw. Platten direkt zu bedrucken, eröffnet ein weites Feld an Einsatzmöglichkeiten für grossformatige Prints.

Diese können allerdings, wenn sie den Drucker verlassen haben, in den wenigsten Fällen ohne weitere Vorbereitung zum Einsatz kommen. So sind diverse Zwischenschritte nötig, bevor der Druck fertig am Einsatzort hängt, steht oder klebt.

Die Art der Weiterverarbeitung ist in erster Linie von der gewünschten Form sowie vom künftigen Einsatzort des Drucks abhängig. Muss er zum Beispiel in Form geschnitten werden, ist er für die Aufhängung im Innenbereich bestimmt oder soll er womöglich mehrere Jahre lang im Aussenbereich Wind und Wetter trotzen?

Viel hängt auch davon ab, wie der Druck selbst beschaffen ist. Ob Bedruckstoff und Tinte, wie es zum Beispiel bei UV-härtenden Farben der Fall ist, ohnehin schon verhältnismässig wetter- und UV-fest sind, wasserbasierte Tinten beispielsweise vor dem Verschmieren geschützt werden müssen oder der Druck mit Effektfolien veredelt werden soll.

Entsprechend sind auch die Methoden, die Prints für jeden erdenklichen Einsatzort und Verwendungszweck einsetzbar zu machen, äusserst vielfältig – sie reichen vom einfachen Zuschneiden bis hin zur komplizierten Aufhängung von Megapostern an Baugerüsten oder Hochhauswänden. Die dazu nötigen Weiterverarbeitungsschritte eröffnen nicht nur spezialisierten Betrieben, sondern vermehrt auch Grossformat-Druckdienstleistern, die Möglichkeit, ihre Angebotspalette auszubauen.

Schneiden und Konturenschneiden

Nach der Ausgabe von Grossformat­drucken werden diese meist für ihre spätere Verwendung in Form geschnitten, gefräst oder gerillt. Beim Konturschneiden wird der Druck, beispielsweise ein Logo, entlang einer vorher definierten Schnittlinie in einer nahezu beliebigen Form ausgeschnitten. Da dies bei grossformatigen Vorlagen per Hand in der Regel sehr aufwändig und kompliziert ist, stehen für diese Formen der Weiterverarbeitung Schneidesysteme unterschiedlicher Art zur Verfügung.

Praktisch und Platz sparend sind Print-&-Cut-Systeme, sozusagen Drucker und Schneideplotter in einem Gerät, die Hersteller wie etwa Roland DG, Mimaki und Summa anbieten. Diese Geräte schneiden nach dem Druck anhand vorher in der Entwurfssoftware definierter Schnittlinien automatisch die gewünschten Umrisse aus dünneren, flexiblen Medien aus. Genutzt werden die Systeme häufig von kleineren Druckdienstleistern und Werbetechnikern mit nicht sehr hohem Durchsatz, um zum Beispiel personalisierte Etiketten, Sticker, POP-Displays oder T-Shirt-Applikationen zu produzieren.

Eine weitere Kategorie sind Rollenschneidegeräte, die im Grunde genau-so funktionieren wie die Schneideplotter in den Print-&-Cut-Systemen. Um starre Materialien wie Leichtschaumplatten, PVC, Wellkunststoff, Acrylglas oder Pappe unterschiedlicher Stärke in Form zu schneiden, nutzt man spezielle Systeme. Diese arbeiten je nach Material mit verschiedenen Messern und Schneidekopfeinsätzen. Erhältlich sind manuell oder mit einem Elektromotor betriebene Geräte von Herstellern wie Kona, Neolt, Fotoba, Graphtec oder Fletcher-Terry.

Hohe Produktivität mit digitalen Schneidetischen

Benötigt man sehr produktive und vielseitige Schneidesysteme für flexible sowie starre Substrate, die auch wesentlich dickere Materialien verarbeiten, so bieten sich automatische, digitale Flachbett-Schneidesysteme beziehungsweise -Cutter an. Diese, in der Regel modular aufgebauten Maschinen können etwa dank der Kameraüberwachung zur Erkennung von Passermarken vollautomatisch und sehr schnell ganz unterschiedliche Materialien wie Wellpappe, Vollpappe, Kunststoffe, Schaumstoffe, Aluverbundmaterialien und Acrylglas schneiden, trennen, ritzen, rillen oder fräsen. Sie arbeiten mit verschiedenen Werkzeugeinsätzen und -köpfen. Treten Engpässe in der Produktion auf, so lässt sich die Bearbeitungsgeschwindigkeit etwa mit automatischen Be- und Entladesystemen weiter erhöhen.

Digitale Flachbett-Schneidesysteme beziehungsweise -tische, die von Herstellern wie beispielsweise Zünd, Aristo und Esko Artwork erhältlich sind, werden über eine entsprechende Software gesteuert. Diese bietet eine umfassende Funktionalität. Neben der Einbindung der Maschine in den jeweiligen Workflow führt sie den Anwender durch den Schneideprozess und hilft, Fehler zu vermeiden. Kann die Applikation auf eine Materialdatenbank mit den jeweils dazu passenden Werkzeugparametern zurückgreifen, so ist sie auch dazu in der Lage, die Auswahl des Schneidewerkzeugs zu übernehmen.

Die Steuerungssoftware übernimmt die zuvor etwa in einer Gestaltungs- beziehungsweise CAD-Anwendung erstellten Daten und wandelt sie in Schneidekonturen um. Sie bietet mit Funktionen wie dem Nesting die Möglichkeit, die zu schneidenden Teile Platz sparend auf dem Schneidematerial zu verteilen und so den Verschnitt zu reduzieren.

Laserschneiden alsAlternative

Eine weitere Möglichkeit zum Schneiden beziehungsweise Konturschneiden, die allerdings in der Druckbranche bislang nicht sonderlich verbreitet ist, sind digital angesteuerte Laserschneidmaschinen, die Hersteller wie Trotec oder Sei-Lasersysteme anbieten. Diese sind zwar verhältnismässig kostspielig, können aber eine immense Auswahl an starren und flexiblen Materialien mit hoher Genauigkeit schneiden – von verschiedenen Metallen und Edelmetallen über Glas, Keramik, Silikon, Gummi, Holz, Pappe und Neopren bis hin zu Textilien sowie unterschiedlichen Kunststoffarten. Weitere Vorteile des Laserschneidens sind auch eine hohe Schnittgenauigkeit, saubere Schnittkanten ohne Gratbildung sowie eine kontaktfreie Bearbeitung ohne Materialverzug. Nachteile sind eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch die Strahlung, der sehr hohe Energieverbrauch und dass man nicht alle Substrate mit einer Art von Laserquelle bearbeiten kann.

Laminieren mit Folien

Beim Laminieren von grossformatigen Prints geht es in erster Linie um den Schutz des Drucks vor Ausseneinflüssen. Eine Laminierung soll – je nach Einsatzort des Drucks – etwa vor Verschmutzung, Abrieb, Kratzern beziehungsweise Beschädigungen, Rissen, Knicken und/oder Wettereinflüssen wie Regen oder UV-Strahlung schützen. Dazu wird die Oberfläche meist beidseitig mit einer dünnen, folienartigen Schicht verklebt oder es wird ein Flüssiglaminat beziehungsweise Lack aufgetragen.

Folienmaterialien bzw. mittig gefalzte Folientaschen, in welche die Vorlage eingelegt wird, sind in verschiedensten Breiten und Stärken in grosser Auswahl zu haben. Es gibt sie als permanente oder wieder ablösbare Folie. Sogar begehbare Folien für die so genannten Floor-Graphics sind erhältlich.

Das Laminieren kann kalt oder heiss erfolgen. Beim Heisslaminieren wird der Druck zusammen mit der Laminierfolie über eine heisse Rolle geführt. Dadurch wird der bei Zimmertemperatur feste Kleber auf der Innenseite der Folie durch Wärmeeinwirkung von 60 bis 100 Grad aktiviert und dringt in den Bedruckstoff ein. Es entsteht eine unlösbare physikalische Verbindung zwischen Vorlage und Folie.

Beim Kaltlaminieren wird der Grossformatdruck ebenfalls beidseitig unter Druck mit Folie beklebt. Diese wird bei einer Temperatur von unter 40 Grad mithilfe eines Laminators aufgewalzt. Daher entsteht keine derart feste Verbindung zwischen Vorlage und Folie wie beim Heisslaminieren.

Flüssiglaminate sparen Kosten

Immer populärer wird das Flüssiglaminieren mit Lacken auf Wasser-, Lösungsmittel- oder UV-Basis. Für Anwendungen im Innenbereich verwendet man in der Regel nicht toxische und geruchlose Klarbeschichtungen auf Wasserbasis. Beliebt ist das Flüssiglaminieren vor allem aufgrund der verhältnismässig geringen Kosten pro Quadratmeter, der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit und der grossen Flexibilität hinsichtlich der beschichtbaren Medien.

Die Auswahl an grossformatigen Laminiergeräten zum Heiss-, Kalt- und Flüssiglaminieren ist gross. In diesem Bereich gibt es zahlreiche Hersteller wie zum Beispiel Biedermann, GBC, GMP, Seal Graphics und Spandex.

Kaschieren und Veredeln

Bei der Kaschierung geschieht im Grunde nicht viel anderes als bei der Laminierung. Auch hier wird zum Schutz beziehungsweise zur Versiegelung eine schützende Schicht, meist in Form einer selbstklebenden Folie, mittels Hitze und/oder Druck auf die Vorlage aufgebracht.

Kaschiert werden zum Beispiel Kunst- oder Fotodrucke. Neben dem Schutz soll das gedruckte Bild beim Kaschieren allerdings oft auch veredelt werden – etwa durch Effektfolien in Seidenmatt oder auch durch Folien mit leinwandähnlicher Struktur.

Das Aufbringen der Schutzschicht oder Folie geschieht beim Kaschieren allerdings in der Regel nur auf der Vorderseite mit dem Motiv. Rückseitig wird der Druck dann üblicherweise auf Plattenmaterial aus Hartschaum, MFD, Spanplatte oder Karton aufgezogen beziehungsweise aufkaschiert.

Keilrahmen im Trend

Weit verbreitet ist derzeit besonders das Aufziehen beziehungsweise Aufspannen von digital auf ein Canvasmaterial gedruckten Bildern auf einen Keilrahmen. Geschah dies in der Vergangenheit per Hand, so stehen heute für diese Art der Weiterverarbeitung auch Maschinen zur Verfügung. Diese lohnen sich allerdings nur bei einem hohen Produktionsaufkommen – etwa bei grossen Dienstleistern wie beispielsweise Cewe Color.

Ein Anbieter von Maschinen, die Bilder auf Keilrahmen ziehen, ist das Schweizer Unternehmen Imaging Solutions. Das System FastFrame 1000 eignet sich für Rahmenformate von 20 × 30 bis 105 × 105 Zentimetern und für Rahmendicken von 17,5 bis 50 Millimeter. Es erledigt die Fixierung und Klammerung automatisch und spannt eine Leinwand in etwa 30 Sekunden auf einen Holzrahmen. So kann ein Mitarbeiter 60 bis 80 Holzrahmen in der Stunde verarbeiten – was die Produktivität um das 10- bis 15-Fache gegenüber der Handarbeit erhöhen soll.

Kompliziert: Folien verkleben

Eine weitere beliebte Art der Weiterbearbeitung beziehungsweise Veredelung ist das Verkleben der bedruckten, meist selbstklebenden Folien auf verschiedensten Untergründen. Mit Folien bekleben lässt sich fast alles – von Wänden beziehungsweise Flächen im Innen- und Aussenbereich über Fahrzeuge aller Art bis hin zu Glasscheiben. Folien dienen beispielsweise zum Schutz gegen Ausseneinflüsse, für Werbezwecke, als Sichtschutz oder als Hingucker im Bereich Interior Design. Dementsprechend ist die Auswahl an Folien von Herstellern wie Continental Grafix, Regulus, Neschen, Sihl, Avery, ImagePerfect riesig.

Viele Folien werden auch für ganz spezielle Anwendungen entwickelt, die teilweise auch gesetzlichen Rahmen­bedingungen entsprechen müssen – etwa bei der Beklebung von Autoscheiben oder Verkehrsschildern mit bedruckter Folie.

Die Verklebung erfolgt in Handarbeit entweder nass oder trocken. Bei der gerade sehr populären Beklebung von Fahrzeugen nahezu aller Art sind die Anforderungen an Folie und Verarbeiter besonders hoch. Um dem Verkleber die Arbeit zu erleichtern, sind die – häufig gegossenen – Hochleistungsfolien, die Hersteller wie zum Beispiel 3M, Hexis, Orafol, Aslan oder Mactac anbieten, mit speziellen Eigenschaften ausgestattet. Sie sind nicht nur formstabil und lichtecht, sondern lassen sich etwa repositionieren, vermeiden Blasenbildung durch in das Material eingelassene Luftkanäle oder Luftperlen im Kleber (durch die die Luft entweichen kann), sind intelligent (das heisst, sie bleiben in Vertiefungen kleben) und lassen sich bei Bedarf schliesslich rückstandslos wieder ablösen. Die Haltbarkeit der Folien liegt, zumindest wenn sie mit einer transparenten Schutzschicht versehen sind, im Aussenbereich bei etwa drei bis maximal zehn Jahren.

Die Konfektionierung

Für Anwendungen wie Megaposter, die an Baugerüsten oder Hauswänden angebracht werden, Fahnen, Werbebanner oder auch hinterleuchtete Citylight- beziehungsweise Megalight-Poster, die in Plakatvitrinen untergebracht werden, nutzt man oftmals neben verschiedenen Folien Grossformatdrucke auf textilen Bedruckmaterialien wie etwa Trevira, Vinyl, Polyester, Gitternetzgewebe (Mesh) oder auch Backlit-Medien. Diese Prints müssen an ihren vorgesehenen Standorten aufgehängt oder befestigt werden, was ohne eine vorherige Konfektionierung kaum möglich ist.

Dazu gehört besonders bei sehr grossen Drucken das Verschweissen, Verkleben oder Vernähen der einzelnen Bahnen, aus denen das Motiv besteht. Danach werden sie mit Befestigungsmöglichkeiten ausgestattet.

Hier sind die Möglichkeiten sowohl für Standardanwendungen als auch für individuelle Lösungen schier unendlich. Die Prints werden also, je nachdem wie sie später gehängt oder montiert werden sollen, gesäumt, verstärkt, es werden Ösen gestanzt, Hohlsäume oder Keder für individuelle Rahmensysteme genäht, Gummibänder eingezogen, Reissverschlüsse oder Windhinterlaschungen eingenäht. Viele Grossplakat-Dienstleister bieten ihren Kunden auch Sonderkonfektionen an – etwa für besonders windige Standorte.

Abschluss: die Montage

Der oft letzte Schritt in der Weiterverarbeitung von Grossformatdrucken besteht in der Aufstellung, Aufhängung oder anderweitigen Befestigung des Prints am vorgesehenen Standort oder Objekt.

Gerade die Installation von XXL-Drucken wie Megapostern an Gerüsten, Hausfassaden oder als Bühnenbild ist zuweilen eine echte Herausforderung.

Grossformatige Drucke für Outdoor­anwendungen werden an speziellen Gestängen oder in Drahtseilrahmen aufgehängt oder auch in freistehende Beschilderungstafeln eingespannt. Dies kann gerade bei Riesenpostern eine aufwändige Angelegenheit sein.

Spezialisierte Dienstleister bieten auch komplizierte Montagen an. Sie übernehmen bei Bedarf auch das Einholen behördlicher Genehmigungen bzw. die Berechnung der Statik für die Anbringung des Drucks. Einige Standorte erfordern sogar spezialisierte Montageteams, die über eine Kletterausbildung verfügen.

Eine praktische Lösung zur Montage von grossformatigen Drucken bis zu 7 mal 15 Metern ist das Bannerlifter-Rahmensystem. Mit dieser Lösung ist das Abnehmen eines Grossformatdrucks und das Aufziehen eines anderen Motivs ohne grossen Aufwand möglich. Über ein verstecktes Seilsystem lässt sich der Print vom Boden aus mit einer Handkurbel oder elektronisch aufziehen, spannen und befestigen.

Für Anwendungen im kleineren Rahmen, zum Beispiel für Veranstaltungen, in und vor Lädengeschäften oder für Beschilderungen im Indoor- und Outdoorbereich steht eine umfassende Auswahl an Präsentations-, Display-, Rahmen-, Aufstell-, Klapp- und Falt- sowie Hängesystemen bei Bedarf auch mit Beleuchtung beziehungsweise Hinterleuchtung zur Verfügung.