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Effizienz, Workflow, Filter

Gibt es an Photoshop noch etwas zu verbessern? Die neue Creative Suite beantwortet die Frage unterschiedlich. Zum einen mit einem neuen Abonnementmodell. Darüber hinaus bringt CS 6 eine Reihe Funktionsneuerungen – beispielsweise optimierte Bildbearbeitungsalgorithmen, ein Set neuer Filter sowie funktionserweiterte Werkzeuge.

günter schuler Im Gespräch waren die letzten Monate vor allem zwei Aspekte der neuen Photoshop-Version: erstens ein in der Entwicklung befindliches Adobe-Tool zum Refokussieren verwackelter Aufnahmen, zweitens ein neues Abonnementmodell, die Creative Cloud. Der Nebel hat sich nunmehr gelichtet. Der Adobe-Deblur-Filter bleibt vorerst in der Entwicklungspipeline; ein entsprechendes Tool ist in Photo­shop CS 6 nicht mit an Bord. Konkrete Informationen gibt es hingegen zur Creative Cloud. Hauptvorteil ist – Hersteller Adobe zufolge – die Synchronisation von Daten sowie die Möglichkeit, von unterschiedlichen Rechnern aus auf Daten zuzugreifen und diese zu bearbeiten. Darüber hinaus stehen für Cloud-Abonnenten zusätzliche Tools und Services zur Verfügung. Auch für den klassischen Creative-Suite-Betrieb ist die Cloud interessant. Zusammen mit der Cloud führt Adobe ein Abonnementmodell ein, welches die konventionellen Lizenzformen durch eines mit monatlichen Abonnementraten ergänzt. Allerdings: Auch bei einer Abonnementlizenzierung werden die CS-Programme lokal installiert.

Ein weiteres übergreifendes Merkmal von Photoshop CS 6 ist die neue Mercury-Grafikengine. Sie macht sich vor allem bei grafikintensiven Prozessen bemerkbar wie etwa beim Arbeiten im 3D-Bereich, bei bestimmten Filtern wie Verflüssigen oder bei der Anwendung von Transformationsbefehlen. Konkrete Auswirkung: Die aufgeführten Bearbeitungen gehen deutlich flüssiger vonstatten als früher. Auch sonst hat sich einiges getan. Spürbare Verbesserungen beim «Digital Imaging» – das könnte der Schlüsselbegriff sein, unter den sich die CS-6-Neuerungen zusammenfassen lassen. Herausragende Merkmale: Die Inhalte-bewahren-Technologie setzt CS 6 in Form neuer Funktionen fort. Ebenso die Möglichkeiten der Objektivkorrektur und der Bildausschnittsbestimmung. Ein weiteres Highlight: ein halbes Dutzend neuer und alt-neuer Filter. Vor allem die neuen Weichzeichnungs-module dürften aus dem Stand zahlreiche Freunde gewinnen.

Die Veränderungen im Bereich der klassischen Bildoptimierung kommen, verglichen mit diesen Highlights, zwar vergleichsweise unspektakulär daher, der neue Prozess 2012 in Camera Raw dürfte bei Fotofreunden jedoch Begeisterung aufkommen lassen. Flankiert wird er von einem neuen Algorithmus für die automatische Bildkorrektur. Die neue, dunkelgraue Interfacegestaltung sorgte im Vorfeld ebenfalls für Furore. Entwarnung für all diejenigen, die dem an die Elements- und Lightroom-Oberfläche angelehnten Dunkelgrau nicht so viel abgewinnen können: Das klassische Hellgrau ist – via Voreinstellung – ebenfalls einstellbar. Der Rest der Veränderungen streut sich quer über das Programm: neue Perspektiv-, Freistell- und Objektivkorrektur-Tools, ein neues Retuschewerkzeug für inhaltsbewahrende Veränderungen, typografisches Finetuning (fast) wie in InDesign und Illustrator, ein substanziell erleichterter 3D-Workflow (in der Extended-Version) und Videoschnittfunktionen (auch in der Normalversion).

Geschwindigkeitstechnisch liefert Photoshop CS 6 – trotz Mercury – ein durchwachsenes Bild: Während grafikkartenintensive Berechnungen deutlich flüssiger vonstatten gehen, sind bei normalen Berechnungen keine spektakulären Verbesserungen zu beobachten. Fazit hier: Wie bei fast allen Programmupgrades profitieren neue Rechnerarchitekturen am meisten von der neuen Version.

Bildoptimierung

Das Wichtigste hat sich hier in Camera Raw getan. Neue Versionsziffer ist nunmehr die sieben. Im Tab Kamerakalibrierung findet sich als Standardeinstellung ein neuer Prozess: 2012. Der hinter Prozess aufgelistete Prozess 2012 wirkt sich nicht nur auf die Umsetzung der CR-Grundkorrekturen unter Standard aus. Zusätzlich erzeugt er eine neue Regleranordnung im Reiter Grundeinstellungen. Anders als in früheren Versionen steht für die Regulierung der Bildhelligkeit nur noch ein Regler zur Verfügung: Belichtung. Der Regler für Kontrast ist an die zweite Stelle gerückt. Auch die restlichen vier Regler orientieren sich stärker als bislang an vergleichbaren Funktionen im Mutterprogramm. Wiederherstellung heisst nunmehr Lichter, Aufhelllicht Tiefen. Die Einstellmöglichkeiten für Klarheit, Dynamik und Sättigung bleiben, wie sie sind. Allerdings liefert der Prozess 2012 bei Klarheit wesentlich feingliedrigere, Halo-Säume reduzierende Ergebnisse.

Hauptvorteil des neuen Prozesses ist vor allem die einheitliche Regleranordnung in der Mitte. Bei Bildern, die bereits mit den älteren Prozessen 2010 oder 2003 entwickelt wurden, erscheint zunächst die alte Anordnung. Sollen auch sie von den neuen Prozesseinstellungen profitieren, muss entweder die Prozesseinstellung unter Kamerakalibrierung verändert oder aber die Entwicklungseinstellungen müssen über das Kontextmenü in Bridge gelöscht werden. Über diese Veränderungen in den Grundeinstellungen hinaus ermöglicht Camera Raw 7 deutlich mehr Parametereinstellungen beim Auftragen lokaler Korrekturen. Dies betrifft insbesondere die beiden Werkzeuge Einstellungspinsel und Verlaufsfilter. Ein weiteres Plus: Im Reiter Kurven kann nunmehr nicht nur die Gesamtkurve, sondern auch die Kurven der drei RGB-Einzelkanäle können manuell verändert werden.

In Photoshop selbst ist ein neuer Algorithmus für die Autokorrektur hinzugekommen. Vorteil: Helligkeit und Kontrast verbessern setzt nicht nur neue Schwarz- und Weisspunkte, sondern führt zusätzlich auch Tiefen- und Lichterkorrekturen durch. Zumindest in der Betaversion ist diese Autokorrekturmethode leider nur über die Autokorrekturoptionen einstellbar, nicht über einen separaten Befehl im Menü Bild. Weitere Neuerungen: Bei der Tonwertkorrektur werden Autokorrekturergebnisse, anders als früher, auch angezeigt. Darüber hinaus wartet der Befehl Helligkeit/Kontrast nun ebenfalls mit einem Auto-Button auf.

Weitere Tools für die klassische Kontrast- und Farboptimierung: Für die Freunde von Farb- und Bildlooks offeriert Photoshop CS 6 ein neues Korrektur-Tool. Color Lookup enthält Pop-up-Listen mit voreingestellten Farblooks – darunter auch dem im Werbefotodesign beliebten Bleach-Bypass-Effekt. Technologisch basieren die CS-6-Farblooks auf farbprofilähnlichen Farbtabellen. Diese sind übrigens auch als Einstellungs­ebenen verfügbar. Leider besteht derzeit keine Möglichkeit, aus Photoshop heraus selbst 3D-LUT-, Device-Link- oder abstrakte Tabellen zu erstellen. Allerdings ist absehbar, dass findige User hier bald Abhilfe schaffen und entsprechende Vorgaben im Internet anbieten werden. Eine weitere wichtige Veränderung bietet der Auswahl-Befehl Farbbereich: Zusätzlich zu den sechs Grundtönen können nunmehr auch Hauttöne via Aufklappliste ausgewählt werden – für die Porträtretusche eine effiziente, potenziell arbeitssparende Hilfe.

Neue Filter

Die Neuzugänge im Menü Filter fallen diesmal beachtlich aus. Erste Novität: Der Renderfilter Beleuchtungseffekte kehrt in relaunchter Form in das Programm zurück. Die neue Filteroberfläche offeriert ein neues, interaktives Konzept. Anders als früher werden die Leuchtspots nicht mehr in der Filteroberfläche eingerichtet und positioniert, sondern im Bild selbst. Nach demselben Konzept funktionieren drei neue Filter für kreative Weichzeichnungseffekte: Feld-Weichzeichnung, Iris-Weichzeichnung und Tilt-Shift. Alle drei offerieren für die Bestimmung des Unschärfebereichs unterschiedliche Anfasser. Ebenso wie die Beleuchtungsspots bei Beleuchtungseffekte sind sie im Bildfenster selbst positioniert und können dort eingestellt werden. Fazit: Für Bokeh- und andere Unschärfe­effekte sind keine umständlichen Arbeitsschritte mehr erforderlich – die Verfasser entsprechender Kreativtipps werden perspektivisch wohl auf andere Themen ausweichen müssen.

In Sachen Maleffekte wartet Photo­shop CS 6 mit einem veritablen Highlight auf: Der neue Filter Ölfarbe basiert auf einem Modul der Pixel-Bender-Filterreihe – einer im Internet angebotenen Modulzusammenstellung, die vor allem unter kreativen Anwendern einigen Zuspruch findet. Der zentral im Filterhauptmenü abgelegte Filter präsentiert nicht nur ein grosszügig angelegtes und in der Grösse frei veränderbares Interface, sondern überzeugt auch von den Ergebnissen her. Als Bildbearbeitungsallrounder bietet Photoshop auch im Bereich Malen genug Funktionen, um gegen Konkurrenten wie Painter von Corel bestehen zu können. Eine weitere Filternovität ist der Adaptive Weitwinkelkorrektur-Filter. Auf den ersten Blick eine sinnvolle Ergänzung zu dem bereits vorhandenen Filter Objektivkorrektur, profiliert sich dieser Filter vor allem aufgrund seiner Spezialfunktionen zum Nachkorrigieren verzerrter Linien.

Oberfläche, Content Aware Move und perspektivisch freistellen

Auffällig an Photoshop CS 6 sind die zahlreichen Erweiterungen bereits bestehender Funktionen und Techniken. Zwei Veränderungen, die vor allem den Bereichen Bildoptimierung und kreatives Imaging zugute kommen, sind die neuen Suchen-Funktionen im Bedienfeld Ebenen sowie das neue Bedienfeld Eigenschaften. Das neue Eigenschaften-Panel übernimmt nicht nur Funktionen des alten Bedienfelds Korrekturen. Als Zentrale für Einstellungen aller Art ist es nunmehr auch für das Regulieren von Masken zuständig. Fazit hier: eine einheitlichere, klarer strukturierte Schaltzentrale, die einiges an Entwicklungspotenzial beinhaltet. Der besseren Übersicht dienen auch die neuen Suchen-Funktionen im Bedienfeld Ebenen. So lassen sich Ebenen nach Name, Typ sowie anderen Attributen ausfiltern – praktisch bei Montagen, wo angesichts vieler Ebenen schon mal der Überblick abhanden kommen kann. Darüber hinaus sind weitere Abläufe im Bedienfeld Ebenen vereinfacht. Mit Befehlstaste + J können nunmehr auch ausgewählte Ebenengruppen dupliziert werden. Ähnlich einfach funktioniert die Zuweisung von Etiketten­farben für mehrere Ebenen. Eine weitere Funktionsneuerung: Ebenen­effekte können nunmehr auch auf Ebenengruppen angewendet werden – nicht nur auf einzelne Ebenen.

Der besseren Optik dient – neben den neuen, dezent in Grau gehaltenen Icons in der Werkzeugleiste – letztendlich auch der dunkelgraue Programmlook. In den Programmvoreinstellungen stehen nunmehr vier Grauabstufungen zur Verfügung – von fast schwarz bis hin zum klassischen Hellgrau. Stringent durchgezogen sind die unterschiedlichen Grauabstufungen allerdings nicht. Features und Filter etwa erscheinen weiterhin im gewohnten Hellgrau. Flankierende Veränderungen beim Interface: Die zuschaltbaren Cursor-Infos erscheinen nunmehr direkt an der jeweiligen Cursor-Position. Weniger gut gelöst ist das Aufrufen der Arbeitsbereiche in der CS- 6-Anwendungsleiste unterhalb der Menüzeile. Anders als in CS 5 sind sie nicht direkt in der Leiste anklickbar, sondern müssen über eine neue Aufklappliste aktiviert werden. Zusätzliche Optionen bietet die neue Photoshop-Version dafür in Sachen Datensicherheit und flüssiges Arbeiten. Zum einen speichert das Programm Dateien nunmehr im Hintergrund. Vorteil: keine unnötigen Wartezeiten mehr beim Abspeichern grosser Dateien. Zusätzlich können über die Voreinstellungen Intervalle für das automatische Sichern von Dateien festgelegt werden. Ein weiteres Sicherheitsnetz: die Option Wiederherstellen nach Programm­abstürzen.

Besonderen Aufwand steckten die Adobe-Entwickler diesmal in die Weiterentwicklung der Reparatur- und Freistellwerkzeuge. Ein neues Füllwerkzeug namens Inhaltsbasiert-verschieben-Werkzeug ermöglicht nunmehr auch das Verschieben von Motivteilen an andere Stellen im Bild. Wie gut die Löcher aufgefüllt und die verschobenen Bildpartien in die neue Umgebung integriert werden, hängt zwar weiterhin stark vom konkreten Motiv ab. Im Test funktionierte das neue Tool überraschend gut. Zusätzlich offeriert das neue Tool eine Werkzeugoption, mit deren Hilfe sich bestimmte Motivteile – zum Beispiel Hausfassaden – verlängern lassen. Mit ähnlich semiintelligenten Funktionen warten auch der neue Filter Adaptive Weitwinkelkorrektur sowie ein neues Werkzeug für das perspektivische Freistellen auf. Während das Werkzeug im Wesentlichen einen vereinfachten Zugang zu den entsprechenden Transformieren-Funktionen bietet, offeriert der Filter Ausrichtungsfunktionen, die weitwinkeltypische Verzerrungen mitberücksichtigen.

Insgesamt gelungen ist die Überarbeitung des Freistellwerkzeugs. In der neuen CS-6-Version bietet es sechs unterschiedliche Hilfsrasteraufteilungen für das Festlegen des optischen Bildmittelpunkts. Komplett «umgepolt» ist der Arbeitsmodus dieses Tools. Während in früheren Versionen der neue Ausschnitt skaliert, gedreht oder verschoben wurde, verändert sich nunmehr das Dokumentfenster – der User skaliert, verschiebt oder dreht nicht den Ausschnitt selbst, sondern das Bild darunter. Für den einen oder anderen mag das ungewohnt sein. Allerdings: Aktiviert man in der Optionenleiste den klassischen Arbeitsmodus, funktioniert das Festlegen des Bildausschnitts wie in den Vorversionen.

Grafikdesign, Video und 3D

Auch im Bereich Grafikfeatures hat sich einiges getan. Auffälligste Komponenten sind das neue Schrift-Menü sowie zwei zusätzliche Panels für Zeichen- und Absatzformate. Mit den neuen Typo-Funktionen schliesst Photoshop weiter in Richtung InDesign- und Illustrator-Standards auf. Sicher wird Photoshop auch künftig eher selten als alternatives Layoutprogramm Verwendung finden. Die Möglichkeiten, Text und grafische Elemente mit Photo­shop zu verfeinern, sind in CS 6 jedoch spürbar erweitert. Dies betrifft zum einen die Gestaltung von Konturen. Formebenen beispielsweise können nunmehr auch gestrichelte Konturen zugewiesen werden. Ähnlich wie in Illustrator können User nicht nur vorgegebene Strichelungsintervalle und Punktabstände zuweisen, sondern auch selbst eigene erstellen. Eine weitere Erweiterung betrifft die Verteilung zugewiesener Muster. Bislang war nur eine kachelförmige Musterung möglich. In CS 6 wird diese Option durch neue, skriptbasierende Algorithmen für die Musterverteilung erweitert – beispielsweise backsteingemusterte oder spiralförmig angeordnete. Bei den Ebenenstilen haben die neuen Musteroptionen zwar noch nicht Einzug gehalten. Allerdings sind die Zeiten, in denen Kachelmuster die einzige Option waren, mit CS 6 endlich Vergangenheit.

Den Bereichen Animation und 3D-Gestaltung hat sich Photoshop bereits in den vergangenen Versionen zunehmend geöffnet. Während diese Funktionen in den Versionen CS 4 und CS 5 fast ausschliesslich in der Extended-Programmversion zur Verfügung standen, bietet CS 6 auch Anwendern der Normalversion Möglichkeiten zur Videonachbearbeitung. Neuigkeiten: Das ehemalige Bedienfeld Animationen firmiert neu unter dem Namen Zeitleiste. Die grafische Oberfläche enthält nunmehr eine Videovorschau. Zudem offeriert Photo­shop CS 6 die Möglichkeit, einfache Schnitt- und Bearbeitungsschritte im Bildbearbeitungsprogramm selbst tätigen zu können. Zwar reichen die Bearbeitungsmöglichkeiten längst nicht an diejenigen in Premiere Pro, After Effects oder Final Cut heran. Das Aneinandersetzen mehrerer Schnipsel, das Auftunen mit Einstellungsebenen, das Anpassen unterschiedlicher Grös­senformate sowie der Export in ein Movie-Standardformat funktionieren allerdings erstaunlich unkompliziert.

Deutlichere Veränderungen haben sich im Bereich 3D-Bearbeitung ergeben. Die mit CS 5 eingeführte Repoussée-Umgebung wurde für CS 6 wieder abgeschafft. An ihre Stelle rückt das bereits aufgeführte Eigenschaften-Bedienfeld stärker in den Vordergrund. Auffälligste Merkmale im 3D-Bearbeitungsbereich: Zum einen lassen sich viele Gestaltungsschritte auf interaktive Weise direkt im Bild beziehungsweise in der 3D-Ebenenansicht vornehmen. Insbesondere 3D-Textextrusionen funktionieren einfach wie nie. Darüber hinaus geht auch das Arbeiten selbst weitaus flüssiger vonstatten als in der Vorversion. Hintergrund ist die bereits aufgeführte Mercury-Engine, die rechenintensive Prozesse auf die GPU des Rechners auslagert.

Bridge und der Rest

Auch bei den wenig hervorstechenden Details bietet Photoshop CS 6 die eine oder andere Überraschung. Eine Funktionserweiterung, die sich über unterschiedliche Features streut, ist das stark nach oben erweiterte Limit für den Maximaldurchmesser von Pinselspitzen. Während er in der CS-5-Version bei 2500 Pixeln liegt, verdoppelt CS 6 auf 5000, beim Verflüssigen sogar auf 15 000 Pixel. Die Einstellungen für Pinselspitzen selbst offerieren weitere Parameter – darunter solche, mit denen sich typische Airbrush-Spritzer einstellen lassen. Eine weitere praktische Neuerung hilft beim Importieren und Exportieren der vielen Vorgabensets, die sich im Verlauf der Jahre ansammeln. Überarbeitet ist darüber hinaus auch der Drucken-Dialog. Er beinhaltet nunmehr auch Funktionen zum Anwenden von Softproof-Vorschauen.

Wie bereits in der CS-5-Vorversion legten die Entwickler insbesondere auf Kleinigkeiten verstärkten Wert. Einige Minidetails, die sich im neuen Photo­shop verändert haben, sind: die Möglichkeit, Werkzeugschritte genauer als bislang in Aktionen zu integrieren, ein neuer Glätten-Button sowie eine leicht modifizierte Anordnung der Regler im Befehl HDR Tonung sowie im HDR-Pro-Dialog, die wieder implementierte Möglichkeit zur Erstellung von PDF-Kontaktabzügen sowie verfeinerte Optionen für den DNG-Export in Camera Raw. In der neuen Version von Bridge zeigen sich die Veränderungen mehr im Detail. Von den verbesserten Workflow-Optionen sowie dem verbesserten Zusammenspiel mit der Mini Bridge profitieren zwar auch Bildbearbeiter. Besonderes Augenmerk legten die Bridge-Entwickler diesmal jedoch auf das Zusammenspiel mit InDesign und Illustrator.

Fazit

Breit über das Programm gestreute Neuerungen waren bereits ein Wesensmerkmal der «Geburtstagsversion» CS 5. Für die ins Haus stehende Version CS 6 gilt Ähnliches. Eine grosse, richtungsweisende Innovation enthält sie zwar nicht. Dafür bietet sie praktische Weiterentwicklungen bereits eingeführter Techniken – insbesondere in den drei Bereichen Objektivverzeichnungskorrektur, Bildausschnittwahl und inhaltsbewahrende Motivveränderungen. Hinzu kommt ein Füllhorn neuer Kreativgimmicks – diesmal vor allem im Bereich Filter. Mit den neuen Weichzeichnungseffekten sowie dem Farblook-Tool im Untermenü Korrekturen trägt der Bildbearbeitungsklassiker jenen Aufhübschungstechniken Rechnung, die sich unter Fotokreativen einer breiten Beliebtheit erfreuen.

Auch im Bereich des klassischen Bild- und Fotooptimierungsworkflows offeriert die neue Programmversion handfeste Vorteile: einen neuen, klarer aufgebauten Camera-Raw-Workflow, einen neuen, semiintelligenten Automatikkorrektur-Algorithmus und schliesslich verbesserte Möglichkeiten für die Auswahl von Hauttönen in Porträtaufnahmen. Last but not least geht auch die Grafik-, die 3D- und die Videofraktion nicht leer aus. Positiv hervorzuheben sind hier insbesondere die Optionen für die Videonachbearbeitung in der Normalprogrammversion, die sich auch Videoamateuren recht schnell erschliessen dürften.

Wer benötigt Photoshop CS 6 dringend, wer weniger? Für Verdruss im Vorfeld sorgten die restriktiven Konditionen für Programmupgrades. Adobe begegnet der geäusserten Kritik dergestalt, dass Umsteiger von den Versionen CS 3 und CS 4 zumindest bis Jahresende vergünstigte Konditionen in Anspruch nehmen können. Für die Rundum-sorglos-Fotooptimierung ist CS 6 fast so etwas wie eine Pflicht – besonders für Profis, die noch mit den Altversionen CS 3 oder CS 4 arbeiten. Ähnliches gilt für Kreative. Wer in Sachen Bildlooks up to date sein will und Photoshop zusätzlich als Maleffekt-Software einsetzt, sollte sich den Umstieg ebenfalls überlegen. Für 3D- und Videobearbeiter rentiert sich das Upgrade ebenfalls – für Erstere wegen der deutlich vereinfachten Bedienoberfläche, für Letztere vor allem dann, wenn ein Clip mit einem bestimmten Look überzogen oder mehrere Filmschnipsel zu einem zusammengeführt werden sollen. Alles in allem bringt Photo­shop CS 6 zwar nicht den ganz grossen Wurf – dafür jedoch eine Summe an Veränderungen, denen man als Bildbearbeiter nur schwer widerstehen mag. Darüber hinaus steht die grosse Grundsatzentscheidung an: ob man perspektivisch auf das Abonnementmodell umsattelt oder seine CS-Programme in gehabter Manier lizenziert.

Ölfarbe.Grundeinstellungen .Ebenen:Hauttöne.EigenschaftenEinstellungen

Top 12 – neue Funktionen in Photoshop CS 6

Kurz zusammengefasst hier die wichtigsten Neuerungen von Photoshop CS 6:

Neuer CR-Prozess 2012: neue Anordnung und verbesserte Funktionsweise der Camera-Raw-Grundkorrekturen

Korrekturbefehl Farblooks: neues, auch als Einstellungsebene vorhan­denes Feature für die Erzeugung von Farblooks

Bedienfeld Eigenschaften: ein zentrales Bedienfeld sorgt für mehr ­Stringenz beim Arbeiten

Interaktive Filter: interaktiv einrichtbare Funktionen für kreative ­Unschärfeeffekte und Beleuchtungseffekte

Neuer Gemäldefilter: Ölgemäldefilter für Gemäldelooks im Stil der ­nativen Malerei

Inhaltsbasiert-verschieben-Werkzeug: neues Werkzeug für das inhaltsbewahrende Verschieben von Bildinhalten

Perspektive korrigieren: neues Werkzeug und neuer Filter für Weitwinkel- und Panoramakorrekturen

Erweitertes Freistellwerkzeug: zusätzliche optische Raster, neuer Arbeitsmodus

Typografie und Schrift: neues Typo-Menü, neue Panels für das Arbeiten mit Zeichen- und Absatzformaten

Grafikdesign und Kreativfunktionen: neue Mustergeneratoren, zusätzliche Optionen für die Gestaltung von Konturen

Video: einfache Videobearbeitungsfunktionen sind nunmehr auch in der Normalversion verfügbar.

3D: vereinfachter 3D-Workflow