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Behance � Inspiration und Austausch f�r Gestaltungsprofis

Zu Adobes Creative Cloud gehört das Netzwerk Behance inklusive der sonst kostenpflichtigen ProSite. Hier kann man sich austauschen, seine Projekte vorstellen, bei anderen stöbern und vor allem eines: für sich ein Portfolio erstellen.

heike burch Zuerst: Behance ist eine Community. Das Netzwerk reiht sich somit in die Social Networks ein, die schon bekannt sind. Während Google+, Xing und Facebook eher dem Austausch von Informationen und/oder Geschäftsbeziehungen dienen und Twitter Kurznachrichten bereitstellt, ist Behance eine Plattform zum Erstellen von Portfolios für die gestalterische Szene.

Community

Das Wesen von Behance ist die Fangemeinde und der Austausch. Wer sich angemeldet hat (die Angabe von Name und Geburtsdatum sind obligatorisch) kann nun erst einmal stöbern. Hier finden sich etliche, und – ehrlich gesagt – sehr viele gut gemachte Portfolios.

Lässt man sich treiben, gerät man auf eine Vielzahl von Seiten von Grafikern, Illustratoren und Fotografen. Weiter geht es zu solchen von Produktdesignern, zu Interactive-Design- und Web-Development-Projekten und vielen andere Bereichen, gut unterteilt und durchsuchbar.

Die Suche

Man kann nach Branchen suchen, nach bestimmten Designern oder aber nach Agenturen. Es besteht die Möglichkeit, die Arbeiten anzuschauen, zu bewerten, zu kommentieren oder in Gedankenaustausch mit der Community zu treten. Man kann den Gestaltern folgen, ähnlich wie dies über Twitter geschieht.

Es gibt zwei grosse Bereiche, einmal den der bestehenden Projekte und den so genannten WIP (Work in Progress). Hier finden sich Projekte, die noch diskutiert werden können und wo sich der Gestalter beziehungsweise der Entwickler Input der Gemeinschaft wünscht. Bei meiner Recherche bin ich jedoch nie so richtig auf eine Diskussion gestossen, eher immer auf Lob und «Wow»-Aussagen. Ob das dem Gestalter dann bei der Verbesserung seiner Work-in-Progress-Projekte hilft, sei dahingestellt. Allerdings: Lob zu erhalten, beflügelt allemal.

Wer nutzt diese Plattform?

Angesprochen sind vor allem Gestalter, Agenturen, Arbeitgeber und Kunden, die auf der Suche nach Profis sind.

Der Gestalter hat die Möglichkeit, sich auf ganz einfachem Weg zu präsentieren und damit seine Fähigkeiten zu zeigen. Ebenso kann er sich anhand der Portfolios inspirieren lassen und nach neuen Trends Ausschau halten.

Eine Agentur ist vielleicht gerade auf der Suche nach neuen Mitarbeitern oder beobachtet einfach den Markt und dessen kreatives Potenzial.

Arbeitgeber können vakante Stellen im Bereich «Jobs» aufgeben und sich hiermit als Unternehmen mit kreativem Potenzial empfehlen. Das Jobportal von Behance ist noch sehr auf den amerikanischen Stellenmarkt fokussiert, aber bereits finden sich dort vereinzelt auch europäische und damit deutsche und Schweizer Firmen. Hier werden allerlei Stellen offeriert, solche für Freelance-Projekte, aber auch Festanstellungen. Die Suche lohnt sich allemal.

Überlegt sich ein Unternehmen, das eigene Corporate Design zu überarbeiten, kann es sich hier wirklich treiben lassen und nach geeigneten Partnern suchen. Man spürt recht schnell, welche Gestaltungslinie zu einem passt und welche dann doch eher nicht. Schnell ist zu erkennen, ob der Entwickler beziehungsweise die Agentur in eine bestimmte Richtung gestaltet oder ob viel kreatives Potenzial in verschiedene Richtungen besteht. Die Suche nach Arbeiten oder Designern nach Ländern oder Gestaltungsart (Grafik, Illustration, Web usw.) kann hierbei hilfreich sein.

Des Weiteren existiert im Bereich «Work for sale» die Möglichkeit, die eigenen Kreationen direkt zum Verkauf anzubieten beziehungsweise mit einem Onlineshop zu verknüpfen. Hier finden sich unendlich viele Bereiche: Bilder, Fotos, Musik, Genähtes, Plastiken und Möbel – um nur einige zu nennen.

Das Veröffentlichen

Die Einbindung in die Creative Cloud von Adobe ist ganz einfach und wird wohl noch weiter vorangetrieben. So kann man aus der Creative-Cloud-«Festplatte» auf dem Desktop ganz einfach Arbeiten hochladen, katalogisieren, benennen und freischalten. Ebenso auf www.creative.adobe.com oder über die eigens dafür entwickelte Behance-App. Während sich aus Lightroom (Veröffentlichungsdienste > Behance) und Illustrator (Datei > Auf Behance teilen) die Projekte schon der Community zeigen lassen, warten wir in Photoshop und InDesign noch auf die Möglichkeit zur direkten Veröffentlichung. Derweil funktioniert das Teilen der Infos per Twitter, Facebook und Google+.

Fazit

Alles in allem ist Behance eine sehr inspirierende Plattform. Anfänglich ist die Recherche und das Zurechtfinden etwas zeitraubend, aber mit der Routine in diesem Netzwerk lassen sich wunderbare «Perlen» finden. Ob sich die Plattform für Gestalter und Agenturen gleichermassen lohnt, bleibt jedoch abzuwarten.

Behance kann auch weiterverwendet werden, wenn das Creative-Cloud-Abo nicht verlängert wird. Einzig die im Creative-Cloud-Abo integrierte ProSite, womit eigene Portfolioeinstellungen gemacht werden können, gehen verloren, nicht jedoch die Projekte. ProSite kann aber auch für 99 US-Dollar pro Jahr einzeln abonniert werden.

Die Autorin

Heike Burch ist Grafikerin und Softwaretrainerin. Sie unterstützt Verlage, System-Integratoren und Agenturen bei der Umsetzung gestalte­rischer Konzepte, erstellt komplexe InDesign-Vorlagen und unterrichtet die Adobe-Creative-Tools als freie Trainerin oder bei Schulungsanbietern wie Digicomp in Zürich und Bern.

info@moliri.com, www.moliri.com