Breitformat mit Kalibrationskomfort

martin spaar Der Monitor nimmt beim Farbmanagement als Schnittstelle zwischen Mensch und Technik eine zentrale Rolle ein, ganz ähnlich wie die Boxen bei einer HiFi-Anlage. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, und für mehr Qualität muss man rasch einiges tiefer in die Tasche greifen. Für uns Grund genug, anhand eines Praxistests wieder einmal eine Standortbestimmung über den diesbezüglichen Stand der Technik zu machen.

Wir entschieden uns dabei für das Spitzen­modell von Eizo, den ColorGraphic CG275W. Die Monitore der Color Graphic-Serie zeichnen sich durch eine ganze Reihe besonderer Features aus. Eizo betont, dass in diesen Geräten nur handverlesene Komponenten verbaut werden. Dies gilt vor allem für die Panels, welche Eizo von Drittherstellern zukauft. Nach der Montage wird jeder Monitor individuell justiert, was in einem dem Gerät beiliegenden «Adjustment Protocol» dokumentiert wird.

Mit der Justierung im Werk ist es natürlich nicht getan. Erst die Kalibration am Arbeitsplatz des Anwenders garantiert eine farbverbindliche Darstellung. Standardmonitore werden über die Grafikkarte softwaremässig kalibriert. Monitore für das professionelle Publishing wie der CG275W erlauben dagegen eine Hardware-Kalibration. Das heisst, die Abstimmung geschieht über die interne Elektronik, beim CG 275W mit 16-Bit pro Farbkanal, was feinste Abstufungen erlaubt.

Ein weiteres Qualitätskriterium für Publishing-Monitore ist eine homogene Ausleuchtung über die ganze Bildschirmfläche. Bei der CG-Serie erreicht Eizo dies einerseits mittels einer so genannten DUE-Funktion (Digital Uniformity Equalizer). Andererseits kompensiert eine interne Helligkeits-Stabilisierung die sich ändernde Temperatur des Monitors während dem Betrieb.

Integriertes Kolorimeter

Eine Spezialität des CG275W ist das interne Kolorimeter, welches als Swing-Sensor aus der Unterkante des Monitors hochklappt. Beim Durchsehen der Spezifikationen hatten wir das mehr als Spielerei empfunden. Schliesslich verfügen wir auf der Redaktion über ein i1 Display Pro von X-Rite, das sehr gute Resultate liefert. Die Praxis zeigt jedoch, dass man den Aufwand scheut, das externe Messegerät hervorzukramen und anzuschliessen, was zur Folge hat, dass man den Monitor nach der ersten Installation kaum mehr kalibriert.

Mit dem internen Kolorimeter gibt es diese Hemmschwelle nicht mehr: Color-Navigator-Software starten, zwei Mausklicks und zwei Minuten warten; das war es denn schon! Eizo liefert zwei Voreinstellungen mit: «Photo­graphy, Graphic design» sowie das von uns gewählte «Printing». Bei diesem sind die Zielvorgaben 5000 Kelvin, ein Gamma von 1,8 sowie eine Helligkeit von 80 cd/m2. Diesen relativ tiefen Helligkeitswert empfanden wir als sehr ergonomisch, nicht zuletzt, weil wir neben der Bildbearbeitung viel mit Text auf hellem Grund arbeiten.

Was uns im Zusammenhang mit der Kalibrierung am CG275W besonders überzeugte, ist die Möglichkeit der Validierung der Kalibration. Auch diese wird über die mitgelieferte Color-Navigator-Software angestossen und zeigt nach einem Messdurchgang die Abweichungen für 32 ausgewählte Farben an. In unserem Test lagen die Delta-E-Werte im Schnitt bei 0,6, das Maximum war in einem tiefen Blau ein Wert von 1,4. Dies liegt unter dem, was auch ein geschultes menschliches Auge wahrnehmen kann.

Das Auge bestätigt die guten Messwerte

Unsere visuellen Tests mit den Referenzen des PQF-Monitor-Paketes (Artikel-Nr. 1669 im Publisher-Shop) bestätigten dieses ausgezeichnete Resultat: Farbwerte und Graubalance waren perfekt und auch Abstufungen in Tiefen und Lichter stimmten am Bildschirm absolut mit denen der gedruckten Referenz überein. Dieser visuelle Vergleich von Print und Monitordarstellung ist entscheidend und sagt mehr als alle Datenblätter und grafischen Darstellungen von «Farbraum-Schuhsolen». Auch Eizo zielte mit dem Drupa-Auftritt in diese Richtung und stellte die Besucher vor die Aufgabe, in einer Box auf eine Distanz von rund 2 Metern Print und Monitor zu unterscheiden. Dies gelang auch hartgesottenen Jüngern Gutenbergs nur bei sehr genauem Hinsehen!

Eizo verspricht, dass die Monitore der CG-Serie auf Langlebigkeit ausgelegt sind, und diese guten Resultate über eine Betriebsdauer von mehreren Jahren halten können. Unterstrichen wird dies mit einer Leuchtkraftgarantie von 10 000 Betriebsstunden oder drei Jahren. Dank der Validierungs-Funktion kann der Anwender überprüfen, wo der Monitor steht. Man kann sich dabei die Eckpunkte der Validierungen über die Lebensdauer auch grafisch darstellen lassen. Über ein Gammut-Update lässt sich der Monitor neu justieren und so der Verlust an Leuchtkraft kompensieren. Mit einer maximalen Leuchtkraft von 270 cd/m² hat man beim CG275W diesbezüglich immerhin einiges an Spielraum.

Im praktischen Einsatz bei der Produktion unserer Zeitschrift vermochte der CG275W voll zu überzeugen: Neben der hervorragenden Farbverbindlichkeit nicht zuletzt auch mit der Diagonale von 27 Zoll und einer Auflösung von 2560 × 1440 Pixeln. Dank dem Breitformat haben Paletten in Adobe-Programmen neben der eigentlichen Arbeitsfläche Platz, ohne dass man einen zweiten Monitor benötigt. So lassen sich in Photoshop auch grosse Bilder in Originalgrösse darstellen. Beim Publisher haben wir kaum mit Bildern zu tun, die diesen Rahmen sprengen. In InDesign erlaubte uns der CG275W das bequeme Layouten im Doppelseiten-Modus.

Bei den sonstigen täglichen Arbeiten erwies sich die Bildschirmaufteilung mit zwei Fenstern nebeneinander als sehr komfortabel und effizient. Unter Windows 7 hat man das ja flugs eingestellt: Man zieht das Fenster an den Bildschirmrand und es springt exakt auf die Grösse einer Monitorhälfte. So lassen sich beispielsweise die Vorteile des Drag&Drop voll nutzen und man gewinnt im Arbeitsalltag ganz erheblich an Effizienz.