Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Heft-Archiv >> 2013 >> Publisher 3-13 >> Publishing >> Die clevere Alternative

Die clevere Alternative

Apps auf Tablets müssen erst erstellt, dann hochgeladen und veröffentlicht werden. App Studio von Quark ist eine HTML5-Lösung, die sowohl InDesign- als auch XPress-Projekte in interaktive Tablet-Lösungen umwandelt.

andreas burkard Unterschiedlichste Marktuntersuchungen prognostizieren den App-Downloads in den nächsten Jahren ein solides Wachstum. Unser Segment besteht hauptsächlich in der Herstellung von hochwertigen Informationsmaterialien und digitalen Magazinen für Tablets. Inwieweit dieser Bereich von der Goldgräberstimmung hinsichtlich Apps profitieren kann, muss sich jedoch erst noch weisen. Skepsis für einen breiten und nachhaltigen Einsatz ist durchaus angebracht.

Die Erstellung und die Veröffentlichung der Inhalte sind kostenintensiv. Bei der Veröffentlichung für iPad muss man durch mühsame Zertifikats- und Kontrollprozesse von Apple gehen. Auf der anderen Seite fallen Kosten für die Veröffentlichungsmodelle an. Diese Kosten sind für normale KMUs meist zu hoch. Kosten fallen mit jeder heute verfügbaren Lösung an. Doch im Detail betrachtet gibt es Unterschiede. Diese zu prüfen, lohnt sich.

App Studio von Quark

In den Anfängen des Desktop-Publishing dominierte die Firma Quark über viele Jahre mit dem Layoutprogramm XPress den Publishing-Markt. Die Verlage setzten früh auf das Redaktionssystem der Firma Quark, auf das Quark Publishing System (QPS). Somit war XPress in Gestaltung, Produktion und Ausbildung lange Zeit unangefochtener Platzhirsch. Ein Fehler dieser Zeit war sicher, dass die Firma keine Gesamtlösung anbieten konnte. So hatte Adobe mit der Veröffentlichung der ersten Creative Suite, der Sammlung von Design-, Grafik- und Produktionsprogrammen, leichtes Spiel, den Markt für sich zu gewinnen.

Auch heute vermag die Firma Quark keine eigene Gesamtlösung für unsere beruflichen Herausforderungen anzubieten. Solange dies so bleibt, ist ein Umstieg zu Quark XPress für gestandene Adobe-Anwender wohl keine echte Alternative.

Im November 2012 stellte die Firma Quark jedoch App Studio vor. Durch die Zusammenführung der HTML5-Technologie aus der erfolgten Übernahme von PressRun mit der vorhandenen Publishing-Technologie von Quark ist App Studio die Lösung, die es den Anwendern ermöglicht, mit HTML5, Quark XPress, Adobe InDesign und XML, individualisierte Apps zuerstellen.

Mit App Studio kann Quark nun neue Medienkanäle abdecken. Wie die Inhalte erstellt werden, ist letztlich egal. Bei App Studio geht es um das Hochladen der Inhalte, um das Verwalten und um das Veröffentlichen der finalen App über diverse Stores für Tablets und Smartphones. In diesen Bereichen ist mit App Studio eine echte Alternative aus dem Hause Quark verfügbar.

App Studio testen

Auf der Website www.appstudio.net kann man App Studio als Testversion nutzen. Dazu muss man einen Account einrichten. Man wird gefragt, ob man mit InDesign oder XPress arbeitet. Für InDesign CS 5.5 oder CS 6 installiert der Adobe Extension Manager das Plug-in App Studio Exporter. In InDesign erscheint ein neues Bedienfeld, der App Studio Exporter.

Herunterladen sollte man auf jeden Fall auch den App Studio Enrichment Guide. Dabei handelt es sich um eine offene, 20-seitige InDesign-Datei, in der alle Interaktivitätsmöglichkeiten sehr gut erklärt werden. Man klickt interaktive Objekte an und kann die Logik dahinter in den jeweiligen Bedienfeldern ergründen. Zudem liegt eine hoch- und querformatige Tem­plate-Datei bei.

Interaktivitäten

Das spannende an digitalen Magazinen ist gekonnt eingesetzte Interaktivität, welche der Betrachter mit seinen Fingern ergründen kann.

In InDesign sind weiterhin keine neuen interaktiven Bedienfelder anzutreffen. Interaktivität wird mit den Bedienfeldern Schaltflächen, Objektstatus, Medien, Folio Overlays, Hyperlinks und Ebenen geschaffen. Die Liste der damit erzeugbaren interaktiven Funktionen ist in einem App-Studio-Workflow lang: Animationen, E-Mail, auswählbarer Text, interaktive Aktionen, Audio und Video, horizontal scrollbare Rahmen, Hotspots und Pop-ups, Web-, Mail- und Seitenlinks, Diashows, zoombare Bilder, Geolocation, HTML5-Widgets, scrollbare Bereiche, 360°-Bilder und Seitendrehungen.

Inhalt als HTML5

Während bei der Adobe-Lösung der Content bis heute hauptsächlich aus JPGs und PDFs besteht, auf denen die Interaktivität läuft, so verwendet App Studio einen auf HTML5 basierenden Ansatz. Die Grenzen des Benutzererlebnisses werden dadurch erweitert. App Studio verwendet HTML5-Technologie, was es den Anwendern ermöglicht, Inhalte auszuwählen, zu kopieren und nach Text zu suchen. HTML5-Text benötigt wenig Speicherplatz, wodurch die Ausgaben schlank sind und schneller heruntergeladen werden können. Ein Argument, das beim Download eines Magazins ins Gewicht fallen kann.

Hochladen

Das Bedienfeld App Studio Exporter wird für das Hochladen eines Magazins verwendet. Im Vergleich zur DPS-Lösung aus dem Hause Adobe ist App Studio Exporter gewissermassen der Folio Builder in InDesign. Über das Bedienfeld App Studio Exporter wird das finale InDesign-Dokument in das App Studio Portal hochgeladen.

App Studio Portal ist die browser­basierende Verwaltungsmöglichkeit des vorerst noch unveröffentlichten Magazins. Man kann das Magazin in einer Vorschau sehen und Kunden somit zur Kontrolle und zu Abstimmungen einladen. In der Adobe DPS ist der browserbasierende Folio Producer für diesen Prozess zuständig.

Für die finale Abstimmung vor der Veröffentlichung, gibt es die kostenlose Studio Previewer-App. Bei der Adobe Lösung ist dies die App Content Viewer.

Single Edition

App Studio wird in unterschiedlichen Grössen angeboten. Mit der Single Edition kann der Kunde eine App für iPad erstellen. Für die Veröffentlichung auf Android kann man mit der Firma in Kontakt treten. Die Single Edition bietet, wie alle anderen Modelle auch, Designs für mehrere Ausrichtungen, vollständige Textsuche und Integration von Google Analytics. Die App kann innerhalb von 30 Tagen aktualisiert werden.

Multi-Issue

Sollen beispielsweise neue Publikationen innerhalb einer App angeboten werden, so wird das Multi-Issue-Angebot benötigt. Mit Multi-Issue Pro werden die Inhalte für die Apple-Geräte iPad, iPhone und iPod Touch bereitgestellt. Das Abo beinhaltet insgesamt 1000 Ausgabe-Downloads pro Monat für alle Apps einer Publikation.

Mit Multi-Issue Premium ist es möglich, eine Publikation in unbegrenzter Ausgabenzahl zu veröffentlichen. Unterstützt werden Geräte wie iPad, iPhone, Kindle Fire, Android-Tablets und Android-Smartphones.

Das Veröffentlichen in unterschiedlichen Stores ist teilweise mühsam und zeitaufwändig. Hier unterstützen Fachleute das Erstellen von kundenspezifischen Tablet- und Mobile-Apps für iPhone, Android und Smartphones.

Frischer Wind bei Tablets und Stores

Zwar ist Apple mit dem iPad und dem App Store nach wie vor der Marktführer. Stabil bleiben dürfte laut den Marktforschern die Verbreitung der Tablets mit dem Android-Betriebssystem und dem zugehörigen Android Market. Verschiedene Studien prognostizieren jedoch, dass sich in den nächsten Jahren der iPad-Anteil verringern wird. Im Business-Bereich wird zunehmend eine fehlende Dateiverwaltung auf den Geräten von Apple bemängelt und kritisiert.

Glaubt man den Studien, so wird Windows seinen heute noch geringen Marktanteil künftig ausbauen können. Microsoft hat lange mit Tablets gezögert. Doch nun ist mit dem Surface ein spannendes Gerät auf den Markt gekommen. Das Surface ist ein Tablet für Apps mit Berührungssteuerung in schlichtem, ansprechendem Design. Darunter verbirgt sich mit Windows RT ein abgespecktes Windows-8-Betriebssystem, welches eine gewohnte Dateiverwaltung zulässt. Ein USB-Anschluss ermöglicht einen freien und unkomplizierten Datenaustausch. Die Office-Produkte Word, Excel und PowerPoint sind in vereinfachter Form enthalten. Eine Touch-Cover- oder wahlweise eine Type-Cover-Tastatur ermöglichen die Eingabe wie auf einer gewohnten Tastatur. Aber Surface ist ein Tablet mit den typischen Vorteilen: ideal für den mobilen Einsatz, leicht (30 Gramm schwerer als ein iPad), klein, lange Akku-Laufzeit, Nutzung von Apps und dennoch ausgestattet mit Filesystem und offenem Anschluss. Die Apps werden über den Windows-Store zur Verfügung gestellt.

App-Studio-Inhalte sind grundsätzlich übertragbar auf alle Geräte. Künftig wird auch die Veröffentlichung über den Windows-Store unterstützt. Ein Veröffentlichungstermin war bis Redaktionsschluss jedoch nicht bekannt.

Fazit

Wer Apps veröffentlichen möchte, hat mit App Studio eine gute Alternative zur Adobe DPS. Unter www.appstudio.net werden die Angebote in einer klaren, heute leider nicht mehr selbstverständlichen Sprache kommuniziert. Das nötige Wissen wird über gut ausgebaute Lernressourcen vermittelt. Auf Wunsch kann der gesamte Veröffentlichungsprozess als Dienstleistung bezogen werden. App Studio wird weltweit von Verlagen, Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Bildungsinstituten verwendet. Darunter finden sich bekannte Namen wie BBC, New England Journal of Medicine, Time Inc., Amnesty International, Daimler und viele weitere.

Der Autor

Andreas Burkard arbeitet in der Mediengestaltung und in der Ausbildung. Er macht individuelle Trainings und Beratung rund um das Thema Publishing für Print und Tablets sowie PDF-Lösungen. Er ist Kursleiter und Fachbereichsleiter Publishing der Digicomp Academy AG in Zürich, Bern, Basel, St. Gallen und Luzern.

www.BurkardPublishing.ch