Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Heft-Archiv >> 2012 >> Publisher 6-12 >> Greenprinting >> Green-Printing-Umschlag mit gepr�gter Holzhaptik

Green-Printing-Umschlag mit gepr�gter Holzhaptik

Mit einer Blindprägung greift das aktuelle Publisher-Cover auf einen Effekt zurück, den man schon seit den Anfängen des Buchdrucks kennt. Unterdessen ist jedoch auch auf diesem Gebiet eine gerüttelte Portion Hightech mit im Spiel!

Martin Spaar Greenprinting bildet den redaktionellen Schwerpunkt in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift und so wollen wir das Thema Ökologie auch mit dem Cover aufgreifen. In der Schmid-Fehr AG in Goldach fanden wir den passenden Partner für dieses Vorhaben. Geschäftsführer Matthias Schmid engagiert sich mit seiner Druckerei seit Langem für den Umweltschutz und hat unter anderem eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach seines Betriebes installiert.

Ein wichtiger Schritt für die Schmid-Fehr AG war in diesem August die Installation einer Heidelberg Speedmaster XL 75. Dieses Offsetdrucksystem ist stark auf Produktivität und Energieeffizienz getrimmt. Ein grosses Display zeigt den aktuellen Energieverbrauch an, sodass die Mitarbeiter diesen neben der Druckqualität ständig im Auge behalten können. Vor allem die richtige Justierung der Trocknung bietet diesebezüglich einiges Einsparungspotenzial.

Haptisches Erlebnis im Visier

Auf diesem Drucksystem sollte also unser Green-Printing-Cover produziert werden – dies stand fest. Schwieriger als die Frage nach dem Wo und Womit war diejenige nach dem Was. Das letzte Cover mit den Lentikular-Effekten war zwar in Sachen Ökologie sicher leicht zu überbieten, setzte aber die Latte bezüglich des Effektes umso höher an. Da waren kreative Ideen gefragt, als wir uns mit Matthias Schmid und seiner stellvertretenden Geschäftsleiterin Andrea Kaufmann in Goldach für ein Brainstorming zusammensetzten. Etwas «Natürliches» mit haptischem Erlebnis sollte es werden, darüber waren wir uns bald einig.

Andrea Kaufmann machte sich mit ihrem Team an die Arbeit und ging bei den Bildportalen Fotolia und iStockphoto auf die Suche nach geeigneten Sujets. Dabei entwickelte sich die Idee mit der Holzstruktur, dem rankenden Efeu und den Ameisen. Von letzteren sollte es in den ersten Entwürfen ein ganzer Schwarm werden, der von der Front auf die vierte Umschlagseite krabbelt. Der geprägten Holzstruktur zuliebe wurden die Ameisen dann jedoch auf fünf Exemplare vereinzelt.

Beim Druckmedium dachten wir zuerst an ein Recycling-Papier, doch wäre damit ein Gelingen der Prägung nicht garantiert gewesen. So fiel der Entscheid zugunsten des Spezialpapiers X-PER von Fedrigoni, welches in der Schweiz von Fischer Papier vertrieben wird. Dieses ist FSC-zertifiziert und zeichnet sich durch eine spezielle Haptik aus (siehe Kasten). Zudem ist es mit seinem hohen Volumen für anspruchsvolle Prägungen geeignet. Das heisst, es lässt starke Präge-Effekte zu – ohne zu brechen oder zu reissen.

Als die Gestaltung und der Entscheid für das Papier standen, ging die Produktion zweigleisig weiter. Einerseits lief das Sujet über den normalen Workflow weiter in den Druck auf der Speedmaster XL 75 und andererseits wurde es zur Herstellung der Prägeform weiter aufbereitet.

High-Tech-Prägeformen

Die Idee war, dass die Prägung der Holzstruktur entspricht und alle anderen Elemente vorstehen und somit, in der Fachsprache formuliert, erhaben sind. Für die Herstellung einer solchen Prägeform konnten wir die Marbach AG als Spezialistin auf diesem Gebiet gewinnen. Auch für diese stellte unser Cover-Projekt jedoch eine spezielle Herausforderung dar. Immerhin ging es hier um eine komplexe Prägeform im A3-Überformat. Dies setzt eine spezielle Infrastruktur voraus, welche bei einer Marbach-Partnerfirma in England vorhanden ist.

Der erste Schritt bestand darin, ein 3D-Modell der Prägeformen zu rechnen. Ausgangspunkt war dabei das Coversujet mit der Holzstruktur, wobei alles Erhabene schwarz dargestellt wurde (siehe Abbildung linke Seite). Mittels einer speziellen Software wurde daraus ein 3D-Modell gerechnet, welches das fertig geprägte Cover simulierte. Damit konnte überprüft werden, ob das dem Gewollten entspricht. Wo nicht, wurde mit der Software nochmals korrigiert. Als alles passte, konnten die Prägeformen anhand des 3D-Modells mit der Graviermaschine produziert werden. Es handelt sich in diesem Fall um eine CNC-Fräsemaschine, welche die Formen aus einem massiven Messingblock herausarbeitet. Dabei kommen verschiedene Werkzeuge zum Einsatz, welche von der Maschine nach Bedarf automatisch gewechselt werden. In unserem Fall waren das zylindrische Fräser für die erhabenen Flächen und spitze Fräser für die Konturen der Holzmaserung.

Für eine Prägung braucht es jeweils zwei Formen: eine Mutterform, die so genannte Matrize, und das dazu passende Gegenstück, die Patrize. Die Matrize ist vertieft und entspricht dem Negativ der fertigen Prägung, mit der positiven Patrize wird das Papier oder der Karton in die Matrize gepresst. Im Gegensatz zur Matrize wird die Patrize nicht direkt hergestellt, sondern man fräst aus einem Messingblock die negative Form dafür. Diese Form wird mit Epoxidharz ausgegossen und man erhält so die Patrize für die Produktion.

Matrize und Patrize müssen so beschaffen sein, dass dazwischen genau der Raum für das zu prägende Medium frei bleibt. In unserem Fall entspricht das den rund 0,2 Millimeter Dicke des X-PER-Papieres in der für das Covers verwendeten Stärke von 200 g/m2.

16 Stunden Produktionszeit je Prägeform

Das Fräsen dieser beiden Formen für unser Cover nahm je 16 Stunden in Anspruch. Da man zur Sicherheit eine Reserve-Matrize produzierte, waren drei Graviermaschinen eine lange Nacht lang parallel damit beschäftigt. Die fertige Messing-Matrize und die Epoxidharz-Patrize kamen dann zu Schmid-Fehr, wo sie in den Stanzautomaten – eine Kama ProCut 74 – montiert wurden. Dieser war durch die Grösse der Prägeform ordentlich gefordert, den nötigen Druck hervorzubringen. Eine Prägung in auch nur ähnlich grossem Format gab es bei Schmid-Fehr noch nie. Das Publisher-Cover bot somit wieder einmal Gelegenheit, die Grenzen des Machbaren auszuloten!

Mit einem alten Heidelberg Zylinder, wie ihn viele Druckereien für Stanz- und Prägearbeiten verwenden, wäre dieses Projekt übrigens nicht machbar gewesen. Nur mit einer Flach-Flach-Technologie, wie sie das Kama-System bietet, kann man den dafür nötigen Druck erreichen.

Im Vergleich zur Prägung war der Druck der Covers auf der Speedmaster XL 75 «business as usual». Speziell ist dabei höchstens, dass man mit dem wie ein Naturpapier wirkenden X-PER eine Druckqualität wie bei einem gestrichenen Papier erreichen konnte. Gedruckt wurde dabei mit dem Hybridrasterverfahren Prinect Hybrid Screening von Heidelberg mit einem 100er-Raster. Dieses Rasterverfahren vereint die Vorteile der amplituden- (AM) und frequenzmodulierten (FM) Rastertechnologie.

Publisher klimaneutral

Wir nahmen unseren Schwerpunkt zum Thema Greenprinting und das gute Vorbild von Matthias Schmid in Sachen Ökologie zum Anlass, den Publisher künftig klimaneutral zu produzieren. Auch unsere Hausdruckerei, die Jordi AG in Belp, ist dafür bestens gerüstet. Sie bietet als Partner von Preserve Creation eine CO2-Kompensation in der Schweiz an. Konkret werden mit unserem Beitrag die Energiekosten von Schnitzelheizungen im Raum Zürich verbilligt, sodass damit Erdöl ohne Mehrkosten für die Abnehmer ersetzt werden kann.

Schmid-Fehr AG: Ökologisch engagiert

Die Schmid-Fehr AG in Goldach wurde 1905 gegründet und ist bis heute ein Familienunternehmen geblieben. Geschäftsführer Matthias Schmid ist der Meinung, dass die Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei einem verantwortungsvollen Unternehmer einfach dazugehören muss. So gab es in dieser Beziehung nie ein Umdenken, sondern Umweltschutz war für ihn schon immer ein wichtiges Anliegen:Mit einem Erweiterungsbau im Jahr 2005 wurde eine Wärmerückgewinnung implementiert, welche unter anderem das gesamte Warmwasser für den Betrieb liefert. Auf dem Dach ist eine Fotovoltaik-Anlage mit einer Fläche von 350 m2 installiert, welche 15 Prozent des gesamten Energieverbrauchs des Betriebs deckt. Das Regenwasser wird gesammelt und hilft im Sommer, das Gebäude zu kühlen. Die Firmenfahrzeuge sind mehrheitlich mit Erdgas betrieben und auch die IT ist heute auf geringen Energieverbrauch getrimmt. So konnte dank Virtualisierung der frühere Bestand von 38 Servern auf zwei Server reduziert werden. Dass die Schmid-Fehr AG FSC-zertifiziert ist und ihren Kunden auch klimaneutrales Drucken anbietet, versteht sich da schon fast von selbst.

All diese Massnahmen sind mit erheblichen Investitionen verbunden. Gemäss Matthias Schmid ist dies unter anderem möglich, weil seine Firma als Familien-AG keine Dividenden ausschütten muss. So kann ein guter Teil des erwirtschafteten Cashflows jeweils reinvestiert werden.

Heidelberg Speedmaster XL 75 mit Energie-Transparenz

Auch bei der jüngsten Investition in eine Heidelberg Speedmaster XL 75 Eco Star hatten ökologische Überlegungen ein starkes Gewicht. Dieses Modell wird von Heidelberg klimaneutral hergestellt und kann sehr energieeffizient betrieben werden. Vor allem eine neue Technologie im DryStar-Trockner verringert den Energieverbrauch gegenüber früheren Modellen erheblich. Ein integriertes Energieüberwachungssystem gibt volle Transparenz, indem der aktuelle Energieverbrauch an einer grossen Anzeigetafel abzulesen ist. Dies sensibilisiert die Mitarbeiter und motiviert, nicht nur die Druckqualität, sondern auch den Energieverbrauch ständig im Auge zu behalten.

Auch bezüglich Produktivität bedeutet die neue XL 75 einen grossen Schritt nach vorne. Sie ist auf schnelle Rüstzeiten ausgelegt, indem ein kompletter Plattensatz in eineinhalb Minuten ausgewechselt ist und die Maschine durch die Intellistart-Technologie in den wesentlichen Punkten automatisch auf den neuen Auftrag eingestellt wird. Mit Prinect Inpress Control werden Farben und Passer bei minimaler Makulatur eingerichtet. Gemäss Matthias Schmid kann die XL 75 damit ab 400 – 500 Bögen kostengünstiger produzieren als der Digitaldruck.

Insgesamt konnte die Schmid-Fehr AG mit der neuen XL 75 die Produk­tivität um 20 bis 30 Prozent steigern, was sich direkt auf den Preis auswirkt. Daraus resultiert laut Matthias Schmid ein deutlicher Marktvorteil im In- und Ausland: «Bei uns im Dreiländereck am Bodensee sind wir mit dem gegenwärtigen Eurokurs auch im nahen Ausland absolut konkurrenzfähig und durch die Speedmaster XL 75 für künftige Kursentwicklungen bestens gewappnet.»

Schmid-Fehr AG
CH-9403 Goldach/SG
Tel. 071 844 03 03

www.schmid-fehr.ch

X-PER von Federigoni

X-PER ist ein Spezialpapier von Fedrigoni für Projekte, bei denen neben einer rauen Haptik mit auffallender Oberfläche ähnlich eines Feinpapiers auch eine besonders gute Druckqualität gefordert wird. Weitere Vorteile dieses Naturpapiers sind der hohe Weissegrad und ein erhöhtes Volumen. Die Bezeichnung X-PER ist von Extra performance abgeleitet und soll auf die hervorragenden Druckeigenschaften dieses Papiers hinweisen.X-PER zählt bei Fedrigoni zu den FSC-zertifizierten Papieren, welche einen kontrollierten Umgang mit dem Rohstoff Holz garantieren. Das heisst, die Zellulose kommt aus nachhaltig und verantwortungsvoll bewirtschafteten Forstbetrieben. X-PER wird in der Schweiz exklusiv von Fischer Papier vertrieben.

www.fischerpapier.ch

Produktionspartner

Bei der Produktion des Covers dieser Ausgabe des PUBLISHER unterstützten uns folgende Partner, bei denen wir uns herzlich bedanken:

Jordi – das Medienhaus
Druck Heftinhalt und Ausrüsten der Zeitschriften
Projektleitung: Jürgen Schluchter

www.jordibelp.ch

Marbach AG
Erstellen der Prägeformen
Projektleitung: Ernst Schmocker

www.marbach.com

Schmid-Fehr AG
Produktion des Covers:
Gestaltung, Druck und Prägung
Projektleitung: Andrea Kaufmann

www.schmid-fehr.ch