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Schweizer Fachzeitschrift
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Licht im Zertifikate-Dschungel

Die grafische Industrie und insbesondere die Papierindustrie haben sich in Sachen Umweltbelastung seit den 90er-Jahren stetig verbessert. In den Bereichen Nach­haltigkeit, Energie und CO2-Kompensation wird vor allem mit Zertifikaten und Labels gearbeitet. Im Folgenden eine einfache Orientierungshilfe.

Guido Köhler Was können der einzelne Grafiker, die Gestalterin oder eine mittelständische Agentur tun, damit ein von ihnen ausgelöster Herstellungsprozess nachhaltig ist, weniger Energie verbraucht und somit weniger CO2 ausgestossen wird ? Ähnlich wie bei Lebensmitteln ist es primär die Auswahl der Produkte und Anbieter, die einen entscheidenden Einfluss hat.

Im uns vertrauten Lebensmittel­bereich gibt es rigide Vorschriften zur Information der Konsumenten – und bekannte Labels. Ausserdem können bei regional hergestellten Waren die Gegebenheiten vor Ort geprüft werden. All das gibt es bei grafischen Erzeugnissen erst sehr wenig. Bei Dibond beispielsweise, einem Verbundmaterial aus Alu und Kunststoff, wäre es wichtig, zu wissen, ob das Aluminium recycelt wurde oder nicht. Und wer weiss schon, was in Akylux – gerne bei Abstimmungen und Wahlen als Plakat eingesetzt – steckt ? Solche Angaben sucht man vergebens.

Dieser Artikel gibt Informationen zu drei Bereichen, in denen Zertifikate einen wichtigen Anhaltspunkt zur Auswahl der Produkte und Produzenten geben können: nämlich zum Rohstoff, zur Verarbeitung und zum Energieverbrauch (hier Strom). Ein Beispiel aus der Praxis rundet den Artikel ab.

Zertifikate im Bereich Rohstoff

Papier ist nach wie vor das Medium in der grafischen Industrie. Die beiden Labels FSC (von Umweltschutzverbänden, NGOs, Gewerkschaften und der Wirtschaft 1990 in Kalifornien lanciert) und PEFC (von Waldbesitzern, Holzwirtschaft und Industrie lanciert) zeichnen nicht das Papier, sondern zuerst den Rohstoff (Holz) aus. Ebenso kann damit anschliessend das verarbeitete Endprodukt klassifiziert werden, zum Beispiel Möbel, Werkzeuggriffe, Faserplatten oder eben Papier. Damit ist der Nachweis gegeben, dass der Rohstoff aus nachhaltig genutzten Wäldern stammt. In der Gesamtbetrachtung über die Nachhaltigkeit des Papiers ist es ein wichtiger, aber nicht der einzige Punkt.

Die Labels müssen sich an der Gesetzgebung des jeweiligen Landes messen: Je schlechter diese ist, desto besser ist es, wenn ein Produkt FSC-zertifiziert ist. Nebenstehende Illustration stellt in stark vereinfachter Form dar, was verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung heisst.

FSC gibt es in drei Kategorien: FSC 100 %, FSC Mix und FSC Recycled. FSC-eigen ist, dass bei Mix-Produkten der Restanteil Mindestanforderungen erfüllen muss. FSC Mix wird nur an verarbeitete Holzprodukte vergeben und ist dort anzutreffen, wo ein 100%iger Anteil kaum zu erreichen ist (Milchtüten, reissfeste, wasserabweisende Papiere …).

Fazit: FSC ist ein guter Anfang, reicht aber für die Gesamtbetrachtung der Papierwahl nicht aus, denn wer weiss schon, wie die Situation in anderen Ländern ist oder woher der Zellstoff wirklich kommt ?

Zwar gibt es noch das gleichwertige PEFC, das sich mehr der Nachverfolgungskette widmet (zusätzliche Zertifikate). Die Unterschiede betreffen jedoch meist das Ausland, dort ist Wald entweder FSC- oder PEFC-zertifiziert, in der Schweiz wird hingegen in der Regel doppelt zertifiziert.

Weitere Anhaltspunkte gibt die Website des WWF (checkyourpaper.panda.org). Diese berücksichtigt neben dem Recyclinganteil auch die Sortimentsbreite oder den Volumenfaktor des Papiers, also wichtige Parameter für die Gestaltung. Die Wahl eines Volumenpapiers ist vor allem ein Gewinn, wenn ein wirklich schwereres Papier ersetzt wird, wenn also ein Flyer anstatt auf ein Papier mit 200 g/m2 auf eines mit derselben Papierdicke, aber 150 g/m2gedruckt wird. FSC ist aus Sicht des Autors PEFC zurzeit vorzuziehen, da es die sozialen Aspekte der Waldwirtschaft stärker berücksichtigt und aus schweizerischer Sicht demokratischer organisiert ist.

Zertifikate für Papierproduktion

In der Verordnung des Bundes zum neuen CO2-Gesetz (gültig ab 1. Januar 2013) findet man im Anhang einen CO2-Benchmark* für diverse Produkte, so auch für Papier und Zellstoffe. Dabei springt ins Auge, dass Recycling­papier gut acht Mal weniger CO2 freisetzt als Papier aus Frischfasern (veredelt oder unveredelt). Für den 100 %-Anteil an Recyclingmaterial gibt es beispielsweise den Blauen Engel. Beim Einsatz von Chlor und optischen Aufhellern wird es für den Laien schwierig, den Begriffswirrwarr der Industrie zu interpretieren (chlorfrei gebleicht, elementar chlorfrei gebleicht usw.). Ein Label hierfür, wie es die Nahrungsmittel mit der Knospe kennt, gibt es (noch) nicht.

Damit wird klar, dass der Einsatz von Recyclingpapier und ungestrichenen, nicht veredelten Papieren priorisiert werden muss, wenn man eine bestmögliche Ökobilanz anstreben möchte – kombiniert mit einer CO2-Kompensierung und dem FSC/PEFC-Label. Da die Sortimentsbreite stetig wächst, droht keine gestalterische Uniformität.

Was ist ein CO2-Zertifikat?

Ein Zertifikat bescheinigt dem Inhaber eine Wertigkeit aufgrund messbarer Parameter (beispielsweise die Reinheit von Gold in Karat). Bei einem CO2-Zertifikat werden zwei Werte festgelegt: nämlich der fixe Wert von 1 Tonne CO2 pro Zertifikat und dem variablen Preis für die Emission dieser Tonne CO2 (Zertifizierungsaufwand, Art der Kompensation und die eingesetzte Technologie beeinflussen den Preis). Massgebend ist auch die Zertifizierungsstelle und -art. Also: Handelt es sich um eine offizielle Verpflichtung gemäss Kyoto-Protokoll mit einer entsprechend strengen Kontrolle (Vermerk CDM/CER auf dem Zertifikat) oder ist es ein privates, freiwilliges Engagement (Vermerk VER plus allfälliger Zusatz auf dem Zertifikat).

Freiwillige Projekte müssen nicht schlecht sein, es ist jedoch auf das Projekt und die Betreuungsorganisation zu achten. Dem WWF Gold Standard oder dem TÜV Süd kann vermutlich hohe Glaubwürdigkeit attestiert werden.

Während ein Zertifikat zur Reinheit eines Goldbarren sozusagen für ewig gilt, ist dies bei einem CO2-Zertifikat gerade anders: Die Gültigkeit ist begrenzt und je schneller das Zertifikat vernichtet respektive vom Markt genommen wird, umso effizienter ist es, da das eingegebene Projekt realisiert und die entsprechende Menge CO2 kompensiert werden konnte.

Am Anfang steht immer ein Kompensationsprojekt (1). Es ist entweder die Schaffung einer CO2-Senke (Aufforstung), der Ersatz eines fossilen Kraftwerks (oder Motors) durch ein mit erneuerbaren Energien betriebenes oder die Optimierung eines Verbrennungsprozesses (neue effiziente Gas- anstelle von alten Dieselbussen). Das Projekt wird beispielsweise bei der UNO oder EU angemeldet. Diese gibt die Zertifikate auf dem Markt aus (2), wo sie beispielsweise durch ein Grafikatelier via Druckerei und Partner gekauft werden (3), um damit den CO2-Ausstoss einer Buchproduktion zu kompensieren. Sind alle Zertifikate verkauft, kann das Projekt realisiert werden. Die mit dem Projekt reduzierte CO2-Menge (4) ist gleich gross wie die ausgestos­sene Menge CO2 der Produkte oder Dienstleistungen, somit ist der Saldo null, die Klimabilanz ist neutral. Die Zertifikate müssen dann von der Ausgabestelle aus dem Markt genommen, sprich vernichtet, werden (5).

Was heisst «klimaneutral gedruckt»?

«Klimaneutral gedruckt» sind Printprodukte, wenn deren CO2-Emissionen berechnet und durch den Ankauf von Emissionszertifikaten ausgeglichen wurden. Sie müssen emissionsfrei produziert, genutzt und entsorgt werden oder die entstandenen CO2-Emissionen müssen an anderer Stelle eingespart werden.

Viele Druckereien bieten online oder in der schriftlichen Offerte an, dass das Produkt klimaneutral gedruckt wird. Und damit ist nur der Druck gemeint! Das gilt auch für das Fliegen: Es werden nur die Flugmeilen kompensiert, die Anreise zum Flughafen, dessen Infrastruktur etc. sind nicht berücksichtigt. Die Gangway ist die Systemgrenze. Wird also ein normales Papier eingesetzt, müsste es ebenfalls in die Berechnung einfliessen und mit dem Kauf von Zertifikaten neutralisiert werden.

Es gibt Firmen, die auch die Warenströme von und zur Druckerei berechnen. Doch hier beginnen die Probleme: Für ein einzelnes Produkt – nehmen wir das besagte Buch – müssen nun die entsprechenden messbaren Parameter einfliessen: Das können Strom- und Treibstoffverbrauch oder Druckvolumina der Druckerei oder alles zusammen sein. Wer, wie, wann und nach welcher Methode berechnet, ist schnell eine heikle Frage. Ein integraler Maschinenpark kann ein Lösung sein (siehe Publisher 5-12, S. 61). Seriöse Anbieter hinterlegen ausserdem eine Sicherheit, zum Beispiel 10%, um die Probleme bei der Datenerhebung und Berechnung auszugleichen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Das von mir gestaltete Buch «Wohngenossenschaften der Region Basel 2012» sollte klimaneutral produziert werden.

Als Erstes wurden entsprechend zertifizierte Druckereien ausgewählt, dann die Offerten eingeholt und die Mehrkosten berechnet. Der entsprechende Partner – hier war es Climate Partner – stellte dazu einen Projektkatalog mit folgenden Kennzahlen zur Verfügung:

  • Projektbeschrieb: Beteiligte Organisationen, Firmen, Zielsetzung, technische Angaben, Ort und Lageplan, Website mit dem Projekt.
  • Validierung: CDM = Clean Development Mechanism (aus dem Kyoto-Protokoll mit festgelegten Reduktionszielen und den entsprechenden Bedingungen hierfür) oder privatwirtschaftlich, z. B. WWF.
  • Verfügbare Jahrgänge: Ausgabe Zertifikat bis Abschluss des Projektes
  • Zertifikatstyp: CER = Certified Emission Reduction (Zertifizierung durch öffentlich-rechtliche Organe, aufwändig und teuer, dafür mit hoher Glaubwürdigkeit. Zertifikatstyp mit zusätzlicher vierstelliger Nummer). VER = Verified Emission Reduction (Zertifizierung durch privatwirtschaftliche Unternehmen oder Vereine, günstig; nicht als CDM anerkannt). Andere sind: VCS = Voluntary Carbon Standard (freiwillige Emissionsreduktion) sowie weitere im Bereich Aufforstung, Ökosystem etc. oder anderen Zusätzlichkeiten. Bei allen ausser CER erfolgt die Validierung immer privatwirtschaftlich.
  • Gesamtvolumen: Anzahl Tonnen in CO2-Äquivalenten (CO2e).
  • Preis: in Ausgabewährung/Tonne.

Nach erfolgter Auftragsbestätigung erhält der Kunde die Kompensationsurkunde und die projektbezogenen Zertifikatsnummer (= Projekt-ID), mit der er sich auf der Website des Partners einloggen kann. Auf Wunsch kann man Labels und Zertifikat herunterladen und Produkt und Projekt einsehen. Hier beispielsweise, dass 2,2 kg CO2 bei der Buchproduktion emittiert wurden. Die Druckerei ihrerseits bekommt eine Auswertung und Abrechnung mit Angaben zu den einzelnen Produktklassen (Papier, Druck, Transport etc.).

Bei einer Auflage von 2000 Exemplaren mit 106 Seiten und einem Preis von etwas über 20 000 Franken entstanden für die CO2-Kompensation Zusatzkosten von 8 Rappen pro Exemplar, insgesamt also 160 Franken. Als Papier wurde ein CO2-neutrales, PEFC-zertifiziertes gewählt, nämlich LESSEBO. In der Schweiz ist dieses Papier ebenfalls erhältlich. Probleme gab es bei der Kompensation der dem Buch beigefügten CD; hier fehlte die Datengrundlage für eine Berechnung.

Ein Projekt zu finden, welches auch in Kontext zu meinem Buch stand, war nicht widerspruchsfrei möglich. Viele sind hier von europäischen Elektrizitätswerken, denen es um die Kompensation ihrer Kohlekraftwerke geht. Die Aufforstung hat plantageartigen Charakter (Mischwald mit Teakpflanzung) und war nur vertretbar, weil diese vor allem Kleinbauern zugutekommt. Im Katalog waren leider nur zwei CER-Projekte (CDM) zu finden.

Fazit: Die Kosten sind sehr gering, der Aufwand für das Prüfen der Unterlagen und die Einarbeitung in das Thema ist hoch. Zertifikate und Zertifizierung sind zu einem Business geworden. Abrechnungen, Projekten und Firmen muss daher mit der nötigen Skepsis begegnet werden. Es ist empfohlen, mit einer Druckerei zu arbeiten, mit der man bereits eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung hat.

Zertifikate für Öko-Strom

In der Schweiz ist der CO2-Ausstoss bei der Stromproduktion im Vergleich mit dem Ausland gering. Trotzdem ist es sinnvoll, wenn Strom aus zertifizierter Produktion kommt. Dies schafft Transparenz und hilft, durch die Nachfrage eine konvergente Versorgung aufzubauen, die langfristig Atomstrom und allenfalls Gaskraftwerke substituiert.

Der direkte Bezug von Solarstrom ist möglich. Dazu muss aber die Anlage in unmittelbarer Nähe liegen und der damit erzeugte Strom vor dem entsprechend ausgerüsteten Zähler eingespeist werden.

Zertifizierter Strom kann auch beim Energieversorger direkt oder bei den entsprechenden Anbietern via Zertifikat bezogen werden. Der ökologische Mehrwert – mit dem Zertifikat bescheinigt – wird on top auf die Stromrechnung geschlagen. Der Aufpreis ist nicht abhängig vom verbrauchten Strom, sondern von der bestellten Menge.

In der Schweiz wird naturemade basic und naturemade star durch den Verein für umweltgerechte Elektrizität (VEU) zertifiziert. Anlagenbesitzer respektive Produzenten, die ihren Strom zertifizieren wollen, müssen Mitglied des VEU sein.

Das Zertifikat naturemade star garantiert, dass die Produktion zu 100 % aus erneuerbarer Energie stammt und bei Fotovoltaikanlagen, dass diese auf bebauter Fläche erstellt wurden. Geprüft wird in genau festgelegten Verfahren die Art der Anlage, dass die Anlagen so ans Netz gehen, wie sie geplant und ausgelegt wurden, und dass der Strom nicht mehrfach verkauft wird.

Neben naturemade gibt es auch die Qualifizierung HKN (Herkunftsnachweis). Dieser Strom wird seit etwa einem Jahr an diversen Börsen gehandelt. Der HKN wird von der Netzbetreiberin Swissgrid geprüft.

Wo informiere ich mich

Es ist nicht einfach, schnell an relevante und trotzdem verständliche Informationen zu kommen. Die offizielle Seite des Bundes ist für Laien eine Qual. Wer sich neutral beraten lassen will, ist zurzeit wohl am besten bei der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW, www.enaw.ch)aufgehoben.

Die EnAW ist nicht ideell, sondern rein wirtschaftlich ausgerichtet und bietet KMU bezahlbare Lösungen an. Es können dort eigene CO2-Zertifikate (CO2&kWh) gelöst werden. Bei weitergehenden Projekten arbeitet die EnAW mit Partnern, z. B. mit der Klimastiftung, zusammen. Je nach Projekt sind Förderbeiträge möglich.

Es gibt private Anbieter, die auch Druck und Papier abdecken, so zum Beispiel Swiss Climate. Diese Anbieter arbeiten teils mit eigenen Labels: beispielsweise CO2-Footprint, -Optimiert und -Neutral. Oder es gibt Druckereien, die gleich eigene Verfahren angemeldet haben, wie «Preent» von Werner Druck. Für den Konsumenten macht dies die Thematik allerdings unnötig kompliziert.

Wie funktioniert FSC?

Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine gemeinnützige internationale Mitgliederorganisation, in der Schweiz als Verein organisiert. Die 10 Prinzipien des FSC werden von einem Dreikammersystem (Wirtschaft, Umwelt und Soziales) mit je gleichem Stimmenanteil festgelegt. Wie bei PEFC werden Ansprüche der lokalen Bevölkerung berücksichtigt. Die sozialen Aspekte haben wegen der Struktur des FSC einen höheren Stellenwert als bei PEFC. In der kleingliedrigen Schweiz werden Waldbesitzer in Gruppen zertifiziert und je nach Grösse und Komplexität kontrolliert. Dazu dienen Kriterien und Indikatoren, die 10 Prinzipien zugeordnet sind. Es gibt total ca. 70 Kriterien und etwa 110 Indikatoren. Eingriffe im Forst lassen sich augenscheinlich gut kontrollieren, anderes weniger, z.B. Arbeitsbedingungen.

Was ist PEFC?

PEFC steht für Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes. Zu deutsch: Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen. Was so technokratisch daherkommt, ist es auch! Primär möchte PEFC den Herkunftsnachweis garantieren, um so den Raubbau beispielsweise an Tropenhölzern zu verhindern und nebenbei die eigene Holzwirtschaft zu fördern. PEFC ist – völlig legitim – auch auf marktwirtschaftliche Ziele ausgerichtet und wirbt mit «Buy Responsibly» auf der englischen Website. Die schweizerische Vertretung hat seit 2008 Lignum Schweiz inne, ein Zusammenschluss der Holzwirtschaft.

Warum wir den CO2-Ausstoss verringern sollten

CO2 wird nicht nur bei der Verbrennung organischer Stoffe freigesetzt, es wird auch gerne in der Industrie eingesetzt zur Kühlung, Oberflächen­behandlung, in Feuerlöschern oder im Mineralwasser. Neben CO2 gibt es weitere klimaschädigende Gase. Die geläufigsten sind Methan (CH4) und Ozon (O3). Sie weisen ein höheres Schädigungspotenzial als CO2 auf. Darum werden sie in Äquivalenten von CO2 angegeben und müssen dem­entsprechend kompensiert werden. Ein Beispiel hierfür ist Lachgas (N2O), das in Düngemitteln vorkommt. Sein Äquivalent ist ca. 300, d.h. 1 kg Lachgas entspricht 300 kg CO2.

Ohne natürliche Treibhausgase wie CO2 wäre es auf der Erde ungefähr –18 °C kalt. Die Temperatur wird massgeblich von den Treibhausgasen beeinflusst. Ab einer Konzentration von 0,3–0,5 % ist CO2 jedoch für den Menschen giftig. Der gesetzliche Grenzwert wird mit 0,1% für Innenräume definiert (1000 ppm im Tagesmittel respektive 1500 ppm als Spitzenwert). Zwar ist die CO2-Konzentration heute erdgeschichtlich mit 380 ppm nur «durchschnittlich», doch der Anstieg ist dramatisch und der Wert ist höher als in den letzten 500 000 Jahren.

Da CO2 chemisch einfach in Methan überführt werden kann, wird auch in der Schweiz fieberhaft an einem Methan-CO2-Kreislauf geforscht. Ob die Umsetzung rechtzeitig gelingt, ist fraglich. Alle Methoden zur CO2-Bindung oder -Absorption zeichnen sich durch hohe Kosten und aufwändige Technologien aus, deshalb sind Reduktion und Kompensation vorrangig.

Der Autor

Guido Köhler ist diplomier-ter wissenschaftlicher ­Illustrator und Inhaber des Ateliers Guido Köhler & Co. in Binnigen, welches auf Kommunikation im Bereich Nachhaltig­keit und Wissensvermittlung spezialisiert ist. Er ist Verwaltungsrat in einer Firma, die Solarstromanlagen finanziert und betreibt, sowie Dozent an der ZHdK.