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Mobilger�te und das Internet treiben die Revolution weiter an

Die technologiegetriebenen Umwälzungen im Publishing gehen in eine neue Runde und stellen die bisherigen Workflows auf den Kopf; Print-Publishing-Profis werden sich neu orientieren müssen. Die swiss publishing days zeigen mögliche Szenarien auf.

Martin Spaar Der technologische Wandel treibt im Moment eine neue Publishing-Revolution voran, welche das klassische Desktop Publishing der vergangenen zwei Jahrzehnte Schritt für Schritt ablöst. Im Publisher wurde unter dem Schlagwort Publishing 3.0 über diesen Übergang in eine neue Ära des Publizierens schon viel geschrieben. Auch der Begriff des agilen Publishing (siehe Artikel Seite 16) zielt in die selbe Richtung.

Mobile Endgeräte geben Schub

Triebkräfte dieser Revolution sind Technologien und Standards wie XML, PDF/X und vor allem das Internet, welches einerseits als Prozessoptimierungsplattform für die Workflows im klassischen, papierorientierten Publishing dient (Stichwort Web-to-Print), dann aber vor allem auch selbst immer mehr zum alles dominierenden Publishing-Kanal heranwächst. Dabei geben im Moment die mobilen Endgeräte wie Smartphones und Tablets gewaltigen, zusätzlichen Schub. Mit dieser Ausweitung bezüglich Endgeräten nimmt die Bedeutung des Internets nochmals markant zu, speziell auch im Publishing. Das Web erreicht die Menschen nun in allen Lebenslagen – schliesslich sind die mobilen Geräte als fast unentbehrliche Begleiter immer mit dabei.

Das Internet löst damit die Printmedien als Leitmedium ab – auch im Publishing-Prozess: Online First lautet nun das Motto. Konkret heisst das: Die Inhalte werden nicht mehr zuerst für Print umgesetzt und dann in einem zweiten Schritt in die anderen Medien gespeist, so wie das bis jetzt unter dem Schlagwort Crossmedia meist der Fall war. Vielmehr werden Inhalte von Anfang an für alle Kanäle parallel aufbereitet und meist zuerst im Web publiziert. Man könnte also von Crossmedia 2.0 sprechen, indem sich der crossmediale Aspekt jetzt nicht mehr in der Adaption von Print-Inhalten erschöpft, sondern Interaktivität, Animation, Video etc. von Anfang an als dominante Aspekte in die Konzeption mit einbezogen werden.

Dies hat schwerwiegende Folgen für die Publishing-Workflows und die Rollen und Aufgaben der daran Beteiligten. Vor allem die Position der klassischen Print-Publisher wird dadurch infrage gestellt und muss neu definiert werden. Wie sich diese neuen Workflows einspielen werden und was künftig beispielsweise die Rolle des heutigen Layouters sein wird, darüber kann in der jetzigen Phase des Umbruchs nur spekuliert werden – da sind ganz unterschiedliche Szenarien denkbar. Diese zu erörtern ist Ziel der swiss publishing days vom 11. und 12. September in Winterthur.

Adobes Creative Cloud als Lösungsansatz?

Schon deutlich in eine Richtung weist Adobe mit der im Juni neu lancierten Creative Cloud. Mit dem damit verbundenen Lizenzmodell lässt Adobe der angestammten Klientel der Print-Publisher gar keine Wahl. Sie können sich gar nicht mehr auf ihre altbewährten Tools wie InDesign, Photoshop und Illustrator beschränken, sondern müssen gleich das ganze Paket inklusive aller Animations-, Video- und Web-Tools mieten.

Wie die bisher printorientierten Publishing-Profis mit dieser «Bescherung» umzugehen haben, darüber wird auch an den swiss publishing days debattiert werden. Muss sich nun jeder Layouter in den Video­schnitt mit Premiere einarbeiten und sich mit Dreamweaver und den Edge-Tools herumschlagen? Oder ist das gar nicht nötig, weil die Tools immer näher zusammenrücken, sodass man mit Photo­shop auch Videos bearbeiten und mit dem neuen Muse Websites mit einer Benutzeroberfläche im Stil einer Layoutsoftware bearbeiten kann? Vielleicht ändert sich auch gar nicht viel, ob man nun mit InDesign für Printmedien oder für Tablets produziert. Oder sind diese Tools und ihre Features am Ende gar nicht so entscheidend und das Grundverständnis für die Gesetzmässigkeiten des bewegten Bildes und der Interaktion viel wichtiger?

Die Konferenz wird diese unterschiedlichen Ansätze aufzeigen und versuchen, allen Beteiligten eine Orientierungshilfe für ihre in Zukunft veränderte Rolle im Publishing-Prozess zu geben. Denn eines ist unbestritten und so sicher wie das Amen in der Kirche: Das Einzige, was ganz sicher nicht funktionieren wird, ist, vor den neuen Entwicklungen die Augen zu verschliessen und sich mit zünftigem Standesdünkel auf seinem «bewährten» Know-how auszuruhen.

swiss publishing days in Winterthur

Die von der Zeitschrift Publisher organisierten swiss publishing days sind eine zweitägige Konferenz am Puls der Publishing-Szene und finden am 11. und 12. September 2013 in Winterthur statt.

Unter dem Schlagwort «Publishing im Umbruch» zeigen hochkarätige Referenten, wohin die Entwicklung geht und wie man sich am besten für die Zukunft rüstet. Spezielle Best-of- und Making-of-Sessions bieten dabei Gelegenheit, den Cracks über die Schultern zu schauen und tüchtig Know-how zu tanken.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.swiss-publishing-days.ch