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Test: Agfa ePhoto 1680: Die Aufl�sung wird besser, der Preis g�nstiger

Noch vor wenigen Jahren fast unbezahlbar, sind heute Digitalkameras mit einer Auflösung von ein bis zwei Millionen Pixel so günstig, dass sie fast für jedermann erschwinglich sind. und auch sehr vielseitig einsetzbar sind. Wir haben die Agfa ePhoto 1680 – die mit dem ungewohnten Gehäuse und dem drehbaren Objektiv – näher getestet.

Digitale Kameras werden immer erschwinglicher. Vor vier Jahren blätterte man für eine Kamera mit mehr als eine Million Pixeln noch 20000 Fr. auf den Ladentisch, heute sind Auflösungen zwischen einer und zwei Millionen Pixel Standard für Geräte im Heim–Markt. Diese Geräte sind zu Preisen ab 1000 Fr. erhältlich, also nur unwesentlich teurer als herkömmliche Fotoapparate.

Von den meisten Herstellern sind denn auch diesen Herbst neue Modelle mit einer Auflösung von rund 1.5 Millionen Pixeln auf den Markt gekommen. Wir haben die neue Kamera von Agfa – die ePhoto 1680 – näher angeschaut und getestet.

Ungewohntes Fotografieren

Die Kamera sieht ähnlich aus wie ihr Vorgängermodell (ePhoto 1280), besitzt aber eine bessere Auflösung. Das Design war schon beim Vorgängermodell so futuristisch, dass es für die neue Kamera gleich übernommen wurde. Das Gehäuse ist zweiteilig und in der Mitte drehbar, der eine Teil – die Optik – kann um die Elektronik mit dem Display gedreht werden. Durch diesen Display werden alle Aufnahmen betrachtet, ein herkömmlicher Sucher fehlt. Mit dieser Konstruktion können unauffällig Fotos geschossen werden; niemand merkt, wenn ich mit der Kamera auf Hüfthöhe herumspaziere und ab und zu auf den Auslöser drücke. Ebenfalls möglich sind «Selbstportraits»: Ich halte die Kamera vor mich, drehe den Display zu mir, und kann gut den Ausschnitt wählen, bevor ich auslöse. Wer die Kamera das erste Mal in den Händen hält und ein Foto schiessen will, muss sich hingegen umgewöhnen. Man kann keinen Sucher nahe vor das Auge halten, den Ausschnitt wählen und abdrücken... Eine An– und Umgewöhnungszeit ist nötig, wenn man sich das Gucken durch das Objektiv schon in Fleisch und Blut angewöhnt hat.

Bedienung: nur zwei Knöpfe

Für die Bedienung stehen nur wenige Knöpfe zur Verfügung. Zuerst war ich verwundert, weil – nebst dem «+» und «–» für das Zoom – mit nur zwei Knöpfen fast nichts eingestellt werden kann. Sobald man entdeckt, dass ein Knopf nicht nur gedrückt, sondern auch gedreht werden kann, kommen auch die weiteren Einstellungsfunktionen für Blende, Verschlusszeit, Selbstauslöser usw. zum Vorschein. Die Menüs sind intuitiv verständlich, ein Blick in die Anleitung ist nur selten nötig, um die verschiedenen Funktionen zu verstehen.

Vielseitig: Auch als Scanner einsetzbar

Die Kamera bietet verschiedene Auflösungen: Maximal sind 1600 mal 1200 Pixel möglich, die mit dem PhotoGenie–Verfahren von Agfa interpoliert werden (der CCD bietet eine Auflösung von 1.3 Millionen Pixel). Damit können auf einem Tintenstrahldrucker Bilder in Fotoqualität ausgedruckt werden. Nachteil: Mit dieser Auflösung haben auf der mitgelieferten Speicher–Karte von 4 MB gerade mal sechs Bilder Platz, allenfalls eines oder zwei mehr (abhängig von der Komplexität der Bilder). Mit der Auflösung von 1280 mal 960 Pixel, die genau der Auflösung des CCD entspricht, können schon mehr Bilder geschossen werden (zwölf). Dann steht noch eine dritte Auflösung zur Verfügung (640 mal 480 Pixel), damit haben endlich genug Bilder Platz, nämlich mindestens 48.

Ein besonderer Modus ist der Schwarzweiss–Textmodus. Damit kann ein Text, beispielsweise eine Buchseite, fotografiert werden, und das entstehende Bild in einer Texterkennung eingelesen und bearbeitet werden. Sehr praktisch ist das beispielsweise, wenn man keinen Scanner besitzt, oder in einer Bibliothek steht, kein Kopierer oder Scanner in der Nähe ist, die Daten aber trotzdem übernommen werden sollten. Um mit dieser Option brauchbare Resultate zu erzielen, muss jedoch zuerst mit den verschiedenen Blenden–Einstellungen und mit der Ausleuchtung des Objektes gespielt (und geübt) werden.

Bildqualität: unterschiedlich

Wer mit dem eingebauten Blitz fotografiert, wird in den meisten Fällen gute Bilder schiessen und mit dem Resultat zufrieden sein. Schwieriger ist es, auch mit tageslicht gute Fotografien zu erhalten. In vielen Fällen können die Bilder dunkel, d.h. etwas unterbelichtet sein.

360° Panorama–Bilder per Software

Zur einer digitalen Kamera gehört auch – nicht unwichtig – Software, um die Bilder auf einen Computer zu übernehmen. Sowohl für Macintosh– wie auch für Windows–Benutzer liegt «PhotoWise» bei. Das Programm ist praktisch und leicht zu bedienen. Über die serielle Schnittstelle werden die Bilder in den Computer übertragen und können auf Wunsch gleich gelöscht werden. Mit einem Zusatz ist es möglich, 360–Grad Panorama–Bilder zu erstellen. Die Bilder können auch bearbeitet werden, doch wer hier viele Möglichkeiten sucht, wird sowieso bald zu einem professionellen Programm wie Photoshop greifen.

Heikel: Batterien und Speicherkapazität

Wie bei allen mobilen Geräten ist die Stromversorgung einer der heikelsten Punkte. Zu der Kamera gehören schon wiederaufladbare Batterien und ein Aufladegerät. Das ist auch nötig, denn sie müssen – abhängig vom Einsatz der Kamera – häufig ersetzt werden. Stromfressend ist vor allem der LCD–Sucher, der dauernd eingeschaltet sein muss, sonst können keine Aufnahmen geschossen werden. Jedem Anwender sei deshalb geraten, immer genügend Reservebatterien dabeizuhaben.

Der «Hires»–Modus füllt die Speicherkarte äusserst schnell

Ebenfalls störend kann der kleine Speicher sein. Für die grosse Bildauflösung benötigt man auch entsprechend mehr Speicher. Irgendwann wird es sicher möglich, dass eine Kamera eine Gigabyte–Harddisk beinhaltet, damit genügend Fotos gespeichert werden können....

Vorläufig wird man seine Fotos nicht alle in der besten Auflösung schiessen, oder muss eine Reserve–Speicherkarte dabei haben, sonst beschränkt sich die Kapazitat auf sechs bis sechzig Bilder.

Abgesehen von diesen zwei Punkten hat uns die Kamera gut gefallen. Wem die ganze Kamera als Weihnachtsgeschenk zu teuer ist, der kann ja vorerst einen Satz Batterien oder eine Speicherkarte schenken....

Felix Moser