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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Editorial

Nun gibt der Digitaldruck den Takt an: auch qualitativ

Bis heute ist in der Publishing-Branche der Offsetdruck das Mass aller Dinge. Der Digitaldruck war gefordert, die durch diesen gesetzten Qualitätsstandards zu erreichen. Die Qualität war das grosse Aber, wenn man den Digitaldruck diskutierte: «Individualisierung und Print-on-Demand sind gut und recht, aber die Qualität muss auch stimmen – gerade in der Schweiz!» Damit war das Thema dann nur zu oft vom Tisch.

In den letzten drei Jahren haben die Digitaldrucksysteme jedoch riesige Fortschritte gemacht und bezüglich Druckqualität zum Offsetdruck aufgeschlossen. Und mit ihren Möglichkeiten zur Erweiterung des druckbaren Farb­raumes bringen sie jetzt einen ganz neuen Aspekt in die Diskussion. Das digital gedruckte Cover dieses Heftes zeigt dies anschaulich: Die Kodak Nexpress simuliert mit ihrem Fünffarbenprozess Pantone-Farben in einer Qualität, die weit jenseits der Möglichkeiten des Vierfarbenstandards des Offsetdrucks (ISO Coated) liegt. Und auch das Bild des Chamäleons gewinnt durch den grösseren Farbraum an Brillanz und Detailzeichnung.

Natürlich hat auch der Offsetdruck in dieser Beziehung zusätzliches Potenzial, aber es ist doch klar der Digitaldruck, der nun in einem Qualitätsaspekt den Takt vorgibt. Jetzt trägt der Offsetdruck das Qualitäts-Aber auf dem Rücken: «Die Farben sind schon nicht so brillant wie im Digitaldruck, aber in dieser Auflage ist Offset halt günstiger», wird man künftig argumentieren.

Dass wir jetzt eine eigentliche Trendwende erleben, hat Anfang April auch die IPEX in Birmingham gezeigt: Nicht nur durch die markante Präsenz des Digitaldrucks in den Messehallen, sondern auch in den Statements des Heidelberg-Geschäftsführers Bernhard Schreier. Dieser gab in einer Podiumsdiskussion überraschend offen zu verstehen, dass mit Heidelberg im Digitaldruckgeschäft künftig wieder zu rechnen sei. Der Ausstieg aus diesem Markt sei nicht deshalb erfolgt, weil er nicht an dessen Potenzial glaube, sondern weil der krisengeschüttelte Konzern damals nicht über die Ressourcen verfügt habe, um die Entwicklung wie nötig voranzutreiben.

Martin Spaar