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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


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Editorial

Digitaldruck at its best

Kurz vor Erscheinen dieser Zeitschrift haben mit Canon und Konica Minolta gleich zwei sonst mehr aus dem Consumermarkt bekannte japanische Konzerne ihre Absicht bekundet, sich in der grafischen Industrie als Keyplayer zu etablieren. Canon lancierte am 5.Oktober an der Canon Expo in Paris mit dem Label «imagePress» eine neue Marke für digitale Produktionssysteme. Dabei wurde der Schleier über einem neuen Farbproduktionssystem mit einer Leistung von 70 Seiten pro Minute wenigstens teilweise gelüftet (siehe Seite 12). Und nur einen Tag später präsentierte Konica Minolta im Rahmen ihrer European Leadership Conference zwei neue Schwarz-Weiss-Arbeitspferde der bizhub-Serie.

Die beiden japanischen Konzerne machten dabei klar, dass das erst der Anfang eines langfristigen, mit grossen Investitionen verbundenen Engagements ist. Das sind viel versprechende Signale für die grafische Industrie, in deren Umfeld sonst eher das Motto «die Ratten verlassen das sinkende Schiff» zu dominieren scheint. Etwa wenn Apple im Vergleich zu Canon und Konica Minolta den umgekehrten Weg geht und sich – mit enormem Erfolg notabene – verstärkt auf den Consumermarkt fokussiert.

Interessant ist dabei der Umstand, dass sowohl Konica Minolta als auch Canon bereits über ein sehr starkes Produkteportfolio im Bereich des Office-Printing verfügen. Gerade die genaue Kenntnis dieses Marktes führt sie nun zur Erkenntnis, dass die zu erwartende flächendeckende Verbreitung von kleinen Farbsystemen in den Unternehmen den hochvolumigen Digitaldrucksystemen nicht das Wasser abgraben wird. Dies vor allem deshalb, weil die Seitenpreise bei den grossen Produktionssystemen immer deutlich unter denen der Abteilungs- oder gar Arbeitsplatzprinter liegen werden. Gerade die von den Office-Anbietern propagierten Softwaretools im Bereich des Druckmanagements werden zu einer Kostentransparenz führen, wie sie heute oft noch fehlt. Wenn so die Gesamtkosten der intern produzierten Drucksachen erst einmal auf dem Tisch liegen, wird man für den Auflagendruck gerne wieder den unter dem Strich günstigeren Dienstleister der grafischen Industrie berücksichtigen.

Neben den Kosten ist die Weiterverarbeitung ein zusätzlicher Faktor, der gegen die Inhouse-Produktion von Digitaldrucksachen spricht. Nur in den wenigsten Fällen ist nämlich der bedruckte Papierbogen das fertige Produkt: Mehrfachnutzen und randabfallende Sujets müssen geschnitten, Broschüren geheftet und getrimmt werden und auch der einfachste Flyer ist mit einer Falz- und Couvertiermaschine schneller und günstiger versandfertig gemacht. Die Unternehmen werden all diese Weiterverarbeitungsmaschinen kaum selbst anschaffen und somit auch künftig auf einen externen Dienstleister angewiesen sein. Ganz besonders, wenn es um Spezialitäten wie Glanzveredelungen und das Bedrucken von Spezialpapieren geht.

Das Cover dieser Zeitschrift zeigt fast exemplarisch, was heute in dieser Kombination von Digitaldruck und Weiterverarbeitung möglich ist: Es ist mit einer Xerox iGen3 auf einen Invercote-Feinkarton gedruckt und wurde anschliessend UV-lackiert (siehe Seite 51). Die Postkarten auf der Rückseite lassen sich über eine Perforation einfach abtrennen. Das Frontbild und die Postkarten zeigen personalisierte Bilder, und die auf der zweiten Umschlagseite platzierten Angebote sind nach Zielgruppen individualisiert. Hier, wo sich das virtuell Digitale mit dem analog Sinnlichen trifft, haben wir Digitaldruck «at its best». Und dies lässt sich nur in Partnerschaft mit Dienstleistern erreichen, die sowohl über die nötige Infrastruktur als auch das entsprechende Know-how verfügen.

Martin Spaar