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Schweizer Fachzeitschrift
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Weiterhin auf Erfolgskurs

Die Ende Mai in Hamburg zu Ende gegangene Fespa Digital 2011 gilt als die bislang grösste und erfolgreichste Veranstaltung ihrer Art. Die zahlreichen neuen Produkte be­stätigen, dass sich der digitale Grossformatdruck weiterhin positiv entwickelt.

angela starck Die auf vier Tage verlängerte Fespa Digital 2011 verzeichnete, im Verhältnis zur Vorveranstaltung 2009 in Amsterdam, nochmals einen Anstieg der Voranmeldungen um 7000 auf insgesamt 22 000. Auch die Anzahl der Aussteller und die der Besucher erhöhte sich gegenüber 2009 noch einmal – es wurden 370 Aussteller sowie über 13 000 Besucher gezählt.

Die allgemeine Stimmung unter Besuchern und Ausstellern war deutlich positiv. Besonders letztere berichteten über grosses Interesse an ihren Produkten und zeigten sich grösstenteils sehr zufrieden mit dem Messeverlauf.

Die Fespa-Veranstalter nutzten die Messe zur Vorstellung ihrer neuen Forschungsstudie «Print Evolution». Diese kommt zu dem Ergebnis, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit im digitalen Grossformatdruck auch weiterhin zunimmt. Bereits drei Viertel der Befragten haben traditionelle Offset- bzw. Siebdruckgeschäfte in digitale Betriebe umgewandelt oder sind dabei, dies zu tun.

Auch zur diesjährigen Messe gab es zahlreiche Neuvorstellungen – hauptsächlich bei den Inkjet-Drucksystemen, Bedruckstoffen und Tinten. Bei den Printer-Neuvorstellungen standen wieder einmal Drucksysteme im Vordergrund, die mit UV-härtenden Tinten arbeiten. Ein Zeichen für den grossen Erfolg dieser flexibel einsetzbaren Technologie, mit der sich eine sehr grosse Anzahl verschiedenster starrer und flexibler Materialien direkt bedrucken lässt und die zudem als verhältnismässig umweltfreundlich gilt.

Allerdings sorgt der verhältnismässig strenge Geruch, den einige UV-Druckprodukte ausdünsten für Verunsicherung beim Endkunden, vor allem, wenn es um Anwendungen im Innenbereich geht.

Neue Leistungsklasse bei UV-Flachbett-Systemen

Agfa, Durst und Inca nahmen die Fespa Digital 2011 zum Anlass, um eine neue, mittlere Leistungsklasse bei ihren hochproduktiven UV-Plattendrucksystemen einzuführen. Die neuen Systeme sind etwas weniger leistungsfähig als die jeweiligen High-End-Maschinen der einzelnen Hersteller und zielen, natürlich auch mit günstigeren Gerätepreisen, auf einen breiteren Kundenkreis.

So ist die Agfa Mpress Leopard mit einer Druckgeschwindigkeit von maximal 483 m2 pro Stunde deutlich langsamer als die Mpress Tiger (mit 686 m2 pro Stunde). Drucktechnologie bzw. Druckqualität und Ausgabeformat sind jedoch bei beiden Maschinen gleich und liegen bei einer Auflösung von maximal 1260 × 720 dpi sowie bei einem Druckbereich von bis zu 1,66 × 2,66 Metern. Im Gegensatz zum grösseren Modell erfolgt die Be- und Entladung bei der Mpress Leopard manuell.

Der Durst Rho 1000L bietet im Gegensatz zum Durst Rho 1000 (mit 600 m2 pro Stunde) lediglich eine Druckgeschwindigkeit von 380 m2 pro Stunde. Die Auflösung von bis zu 600 dpi sowie die maximale Druckbreite von 250 cm sind jedoch bei beiden Systemen gleich. Durch eine Erweiterung der Anzahl der Druckköpfe sowie der Integration von automatischen Be- und Entladevorrichtungen kann die Rho 1000L bei Bedarf zur Rho 1000 aufgerüstet werden.

Die Inca Onset S40 ist mit einer Druckgeschwindigkeit von maximal 470 m2 pro Stunde zwischen der Inca Onset S20 (mit 315 m2 pro Stunde) und der Inca Onset S70 (mit 750 m2 pro Stunde) positioniert. Der Neuzugang verfügt wie die anderen Modelle der Onset-Serie über eine Auflösung von bis zu 600 dpi und ein maximales Ausgabeformat von 3,14 × 1,6 Metern. Die Onset S 40 ist jedoch im Gegensatz zur Onset S 70 lediglich mit einer 3/4-Automatik und weniger Druckköpfen ausgestattet, soll sich jedoch bei Bedarf nachrüsten lassen.

UV-Flachbett- und Hybrid-Systeme

Auch bei den weniger produktiven UV- Flachbett- und Hybrid-Printern waren zahlreiche Neuvorstellungen zu verzeichnen.

Bei der Anapurna M1600 von Agfa handelt es sich zum Beispiel um ein 1,6-Meter-System für starre und flexible Bedruckstoffe, das auch Weiss ausgeben kann und eine maximale Druckgeschwindigkeit bis zu 46 m2 pro Stunde besitzt. Ebenfalls neu von Agfa ist der Jeti 3020 Titan, der eine maximale Druckfläche von 3,2 × 2 Metern bietet und mit einer FTR(flat to roll)-Option ausgestattet ist, die sich für Rollen bis zu 340 kg eignet.

Von Durst kommt mit dem Omega 1 ein 1,6-Meter-UV-Flachbettsystem für den Fine-Art-Druck, das mit Graustufendruckköpfen und hohen Auflösungen von bis zu 1728 dpi arbeitet. Für einen erweiterten Farbraum sorgen die optionalen Druckfarben Orange und Violett, Grau, Light Cyan und Light Magenta.

Auch EFI präsentierte ein neues Flachbett-Modell, den 3,2-Meter-Drucker Vutek GS3250lx mit Plattendruck in Serie. Dieses Gerät nutzt die UV-LED-Niedrigtemperaturhärtung («Cool Cure»), verbraucht daher weniger Energie als übliche UV-Printer und kann auch auf temperaturempfindliche Materialien drucken. Für das Einstiegssegment zeigte EFI zudem den Flachbettdrucker Rastek H652.

Roland präsentierte mit dem Versa-UV LEJ-640 seinen ersten, ebenfalls mit Energie sparenden UV-LED-Lampen ausgestatteten, Hybrid-UV-Inkjet-Drucker, der sich für flexible und starre Medien bis 13 mm Dicke eignet. Der 1,6 Meter breite Printer druckt mit den CMYK-Farben sowie weisser und transparenter Tinte und bietet eine Auflösung von 1440 dpi.

Bei Océ waren zwei neue Arizona-Flachbettdrucksysteme, die 360GT und die 360XT zu sehen. Während die Arizona 360GT Materialien bis zu einer Grösse von 1,25 × 2,5 Metern bedruckt, sind es bei der 360XT maximal 2,5 × 3,05 Meter. Beide Printer erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 35 m2 pro Stunde und sind mit einem neuartigen High Definition Druck­modus ausgestattet, der eine besonders präzise Reproduktion von Details verspricht.

Produktive UV-Rollendrucksysteme

Neuvorstellungen bei den UV-Rollensystemen für flexible Medien gab es vor allem für den Bereich des schnellen Produktionsdrucks. Entsprechend lag der Schwerpunkt auf XXL-Printern mit Druckbreiten von fünf Metern.

So präsentierte der israelische Hersteller Matan auf der Fespa Digital 2011 den neuen Barak IQ-UV. Der Printer mit einer Druckbreite von 5 Metern arbeitet mit der von Matan entwickelten Parallel-Drop-Size-Technologie. Diese sprüht simultan und in einem Durchgang 40 und 20 Picoliter grosse Tintentropfen auf das Substrat, was ein verbessertes Druckbild mit feineren Details sowie eine hohe Produktivität von bis zu 353 m2 pro Stunde ermöglicht. Mit dem Uvistar II, der zweiten Generation der Uvistar-Serie, zeigte Fujifilm als europäischer Vertriebspartner von Matan ein baugleiches System. Der Uvistar II ist mit seiner verbesserten Druckqualität vorwiegend für Innenanwendungen konzipiert und soll die wachsende Nachfrage in diesem Bereich befriedigen.

Die Jeti 5048 UV XL, ein neues Rollendrucksystem von Agfa, erreicht eine Ausgabegeschwindigkeit von nahezu 300 m2 pro Stunde. Der 5-Meter-Printer arbeitet mit 48 Druckköpfen.

Neben seinem erneut aufgerüsteten 5-Meter-Rollendrucker Vutek GS5000r stellte EFI zwei neue, 3,2 Meter breite UV-Rollendrucksysteme vor. Der Vutek GS3250r bietet einen Spitzendurchsatz von 111 m2 pro Stunde und arbeitet mit bis zu sechs Farben. Komplettiert werden die EFI-Neuheiten durch den Rastek R3204, den ersten 3,2-Meter-Rollendrucker aus dieser Familie.

Digitaler Textildruck im Kommen

Im stark wachsenden Bereich des digitalen Textildrucks erwarten viele Dienstleister insbesondere beim Soft Signage eine steigende Nachfrage. So gelten Textilbanner als umweltfreundlich, etwa weil das Material, anders als PVC, biologisch abbaubar ist und es sich zudem einfacher für Transporte zusammenfalten lässt und auch insgesamt deutlich leichter zu handhaben ist.

Im Rahmen der Fespa Digital stellten unter anderem Azongermany und Agfa neue grossformatige Textildrucksysteme vor. Azongermany zeigte die in Druckbreiten von 190 und 320 cm erhältliche IQ-Serie G4 für wasserbasierte Tinten mit einem in die Maschine integrierten Kalander zur sofortigen Trocknung der Drucke. Die Systeme bieten Druckgeschwindigkeiten von bis zu 91 m2 pro Stunde und eine Auflösung von maximal 1200 dpi. Das zweite neue Textildrucksystem von Azongermany ist die Gunsjet DX-SR-Serie, die in Druckbreiten von 190, 260 und 330 cm erhältlich ist. Dieser Printertyp kann je nach Wunsch für die Ausgabe mit wasserbasierter Pigmenttinte, Sublimationstinte oder Eco-Solventtinten konfiguriert werden, ist mit einem 3-fach-Heizsystem ausgestattet und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 35 m2 pro Stunde.

Ein neues grossformatiges Textildrucksystem stellte auch Agfa vor. Der 3-Meter-Printer Agfa Jeti 3325 Aquajet RTR kann mit speziellen wasserbasierten Dispersionstinten direkt auf alle polyesterbasierenden Textilien ausgeben. Der Sechsfarbenprinter ist mit einem Inline Infrarot Fixiersystem ausgestattet und bedruckt bis zu 65 m2 pro Stunde.

Neuheiten bei Latex- und Solventprintern

Zur Fespa Digital erweiterte HP sein Latexdrucker-Portfolio um den neuen HP Scitex LX850 und den HP Scitex LX820. Der HP Scitex LX850 ist ein 3,2 Meter breiter Latextintendrucker, der Rolle-zu-Rolle, Rolle-zu-Freifall und Rolle-zu-Auffang arbeitet. Der ebenfalls 3,2 Meter breite HP Scitex LX820 nutzt eine Rolle-Rolle-Konfiguration. Beide Modelle verwenden sechs Farben und bieten eine Druckgeschwindigkeit von maximal 177 m2 pro Stunde.

Für Neuigkeiten im Bereich der Solvent-Grossformatdrucker sorgte unter anderem Seiko mit seiner ColorPainter W-Serie, die in zwei Druckbreiten, 64 und 54 Zoll, erhältlich ist. Die neuen Modelle arbeiten wahlweise mit zwei Tintentypen, der neuen IX-Tinte, die laut Seiko frei von HAPs (Hazardous Air Pollutants) ist, geruchsarm und umweltfreundlich ist oder der GX-Tinte für Outdoor-Anwendungen. Dank neuer Hochgeschwindigkeitsdruckköpfe erreichen die Systeme Druckgeschwindigkeiten von bis zu 17,8 m2 pro Stunde.

Bedruckstoffe und Tinten in Hülle und Fülle

Auf der diesjährigen Fespa Digital wurden auch wieder eine ganze Reihe neuer Materialien für den Grossformatdruck vorgestellt. Im Fokus dabei: Textil-Medien zum Beispiel für Soft Signage-Anwendungen und «grüne» Substrate – auch für den beliebten Bereich Fahrzeug Voll- und Teilverklebung.

Hexis stellte zum Beispiel die neue Digitaldruckfolie HXL300WG2 für Fahrzeugvollverklebungen vor. Die speziell für das Bedrucken mit den Bio-Tinten von Mutoh sowie den HP-Latex-Tinten konzipierte Folie soll sich dank seiner Mikrostruktur sehr einfach verkleben lassen.

Neschen präsentierte unter anderem die neuen Textilien DYEtex flag 110 B1, DYEtex display 220 B1 und VARItex decoframe 250 B1 CA, die sich etwa für Fahnen und Displaysysteme eignen. VARItex decoframe ist zum Beispiel ein multifunktionsfähiges Polyester-Textil mit neuartiger Beschichtung, dank derer es sich nicht nur mit DyeSub-, sondern auch mit anderen gängigen Inkjet-Druckverfahren bedrucken lässt.

Fujifilm erweiterte seine Euromedia-Produktpalette mit der «grünen», PVC-freien Folie Free Tack für glatte Flächen, die in Verbindung mit dem passenden PVC-freien Free Laminate im Aussenbereich bis zu 36 Monate halten soll. Ebenfalls neu ist die Backlitfolie Excellight «Night & Day», die dank einer speziellen Beschichtung auch am Tage einen grossen Farbumfang sowie ein kontrastreiches Druckbild liefern soll.

Von 3M kommt mit der 3M Scotchcal Grafikfolie IJ 170Cv3 eine neue gegossene Vinylfolie für kurz- und mittelfristige Fahrzeug-Beklebungen, die sich dank der eingeschlossenen Mikro-Luftkanäle einfach verkleben sowie bei Bedarf problemlos wieder entfernen lässt.

Auch im Bereich Tinten gibt es ­Neuigkeiten von 3M. Das Unternehmen führte in Kooperation mit EFI die neue GSr 3M-Premium UV-Tinte für den EFI Vutek GS5000r ein. Zusammen mit HP bringt 3M darüber hinaus mit der HP 3M LX600 eine neue Latex-Spezialtinte für die HP Scitex LX600- und LX800-Printer sowie den Designjet L65500 auf den Markt. Die Drucke mit diesen Tinten auf 3M-Medien fallen unter das 3M MCS Gewährleistungsprogramm.

Die neue SPC Textildruck-Tinte von D.gen ermöglicht einen «doppelseitigen» Druck. Mithilfe einer Spezialflüssigkeit können die Druckfarben tiefer in den Stoff eindringen, wodurch das Bild auf der Rückseite des Gewebes fast so brillant wie auf der Vorderseite wirkt.

Fazit und Ausblick

Insgesamt nutzten zahlreiche Aussteller die Fespa Digital 2011 zur Vorstellung ihrer neuen Produkte. Neben Grossformat-Drucksystemen, Tinten und Medien wurden auch eine ganze Reihe von interessanten Neuheiten aus anderen Bereichen präsentiert. So stellten unter anderem Atlantic Zeiser und Roland DG verschiedene kleinformatige Drucksysteme vor. Zu sehen waren darüber hinaus Neuerungen bei den Schneidetischen sowie innovative Hinterleuchtungssysteme wie die Honeycomb LED-Module von GCC-Europe.

Eine spannende Frage ist, ob sich der Erfolg der Veranstaltung auch zur nächsten Fespa Digital, die bereits im Februar 2012 in Barcelona stattfindet, fortsetzen wird, denn im Mai 2012 findet mit der Drupa die weltweit grösste Druckfachmesse statt, auf der diesmal auch viele Aussteller aus dem Bereich des Grossformatdrucks vertreten sein werden.

Mehr oder weniger stillschweigend wurde übrigens mit Frazer Chestermann (ehemals Managing Director, Fespa) und Macus Timson (ehemals Sales and Marketing Director Fespa) ein Teil der Führungsmannschaft der Organisation ausgewechselt. Das Amt von Chestermann wurde, wie ebenfalls im Rahmen der diesjährigen Messe in Hamburg bekannt gegeben, von Neil Felton übernommen.