ROMEO HUTTER Mit einem grösseren Cover ist der Publisher bis heute nie erschienen. Über 80 Zentimeter ist der Umschlag lang. Viel Platz also für ein Panorama. Am Anfang dieser Umschlagsproduktion stand lediglich fest, dass das Cover auf einem Océ Jet­Stream 1000 mit einer Geschwindigkeit von 75 Metern in der Minute gedruckt wird. Das ist sehr schnell – auch wenn der Höhenwind, an den sich der Name lehnt, um einiges schneller bläst.

Inkjet-Systeme sind im Aufwind, und da ist es naheliegend, dass der Publisher auch diese Technologie für die Coverproduktion ausreizt. Mit Océ fand sich ein Partner, der mit dem im Herbst 2009 lancierten JetStream 1000 führende Inkjet-Technologie zur Verfügung stellt. Einer der grossen Vorteile des Océ JetStream sind – neben der guten Farb- und Bilderdruckqualität – die hohe Leistung beim Druck von variablen Daten und die hohe Produktivität.

Den Jetstream aufs Papier bringen

Hoch über den Wolken bläst der Jetstream und sorgt für verkürzte Flugzeiten. Der Océ JetStream sorgt bei der Produktion von Direct-Mailings und Transaktionsdokumenten für verkürzte Druckzeiten. Das Cover soll also den Jetstream oder vielmehr die Geschwindigkeit des Océ JetStream 1000 veranschaulichen, gleichzeitig jedoch auch die Möglichkeiten des Endlosformates ausreizen. Um das 297 auf 831 Millimeter grosse Cover auf das übliche Heftformat zu bringen, wurde der Umschlag mit einem Wickelfalz versehen. Erst wenn der Umschlag «entwickelt» wird, sieht der Leser, dass die Aussenseiten des Covers ein Panorama über den Wolken darstellt.

Da die aufgewickelten Aussenseiten als Einzelseiten betrachtet werden, bieten diese einen individuellen Träger für eine vom Panorama losgelöste Botschaft. Dazu darf das mehrseitige Panorama die einzelnen Seiten jedoch nicht dominieren, weshalb sich Ralf Turtschi für ein unaufdringliches Sujet entschied. «Das Hintergrundbild des Covers weist wenige Elemente und vor allem keine Motive auf, welche die Aufmerksamkeit ablenken», meintRalf Turtschi, «damit liess sich im Nachhinein das Océ-Inserat und die Ausschreibung zur swiss publishing week gut integrieren». Sibylle Bösch, Typografische Gestalterin in der Agentur­tschi, war für die Umsetzung besorgt. Ausgangslage waren zwei aus dem Flugzeug fotografierte Wolkenbilder, die zu einem Panorama montiert wurden. Mehr und weniger realistische Kondensstreifen und die perspektivische Typografie mit einer in Photoshoperstellten Bewegungsunschärfe geben dem Cover eine zusätzliche Geschwindigkeitsanmutung. Auch die Inhalts-anreisser weisen diese Bewegungsunschärfe auf. Zwar verlieren sie dadurch an Leserlichkeit, für eine Abonnentenzeitschrift sind diese jedoch ein schmückendes Element und nicht ein den Verkauf am Kiosk förderndes Mittel.

Gegen oben läuft der Himmel in ein Tiefblau und zeigt damit den fliessenden Übergang ins Weltall. Dies in Anlehnung an die «Days in Space»-Veranstaltung, an welcher Océ im vergangenen April den Besuchern einen Blick in die Zukunft gewährte.

Den letzten Schliff verpasste Sibylle Bösch dem Cover durch das Hinzufügen einiger subtiler Elemente. Der Airbus A380 steht für «zukunftsgerichtet» – wie die Inkjet-Technologie. Der Burj Khalifa, der Berliner Fernsehturm und der Messeturm Basel schaffen einen Bezug zum Boden.

Premium-Papier der Mitsubishi Paper Mills

Während der Vorbesprechung für das aktuelle Cover entschieden sich die Beteiligten für ein Premium-Papier für den Bilderdruck mit einer relativ hohen Grammatur, da es sich vom Heftinhalt unterscheiden soll. Die beidseitig mattgestrichenen Papiere der Jetscript-Kollektion der Mitsubishi Paper Mills stehen für brillante Farben, scharfe Linien und ein exzellentes Trocknungsverhalten, so die Produktbeschreibung. Die Andrucke erfolgten schliesslich auf das Papier Mitsubishi MD 1784 mit einer Grammatur von 167 g/m². Dieses eignet sich neben dem industriellen Inkjetdruck für Grusskarten, aber auch Standproofs.

Obwohl die Papierspezifikationen des Océ JetStream 1000 nur bis zu einer Grammatur von 157 g/m² reichen, entschied sich Océ, den Druck auf das etwas schwerere Papier zu wagen.

Beim Druck grauer Flächen, wie sie auf dem Publisher-Shop-Panorama zu sehen sind, konnten keinerlei Schwächen ausgemacht werden. Diese liegen ruhig und bilden keine Wolken, wie sie auf anderen Digitaldrucksystemen immer wieder zu erkennen sind. Die Andrucke zeigten, dass der JetStream 1000 mit den richtigen Einstellungen für das Zusammenspiel von Papier und Tinte ansprechende Drucke ausgibt. Der Produktion der Auflage stand nichts im Wege.

3 Stunden und 2,5 Papier-rollen später

Dass der Digitaldruck erst individuelle Drucksachen möglich macht, ist hinlänglich bekannt. Deshalb verzichteten wir bei diesem Cover auf personalisierte Elemente. Das Cover demonstriert, wozu der lange belächelte, von den Homeoffice-Druckern längst bekannte Inkjet-Druck heute in der Lage ist.

Für den Druck plante das Océ-Druckzentrum in Poing bei München einen Tag ein. Nachdem die vier Produktionstranchen für die Abonnenten, die VWP-Mitglieder und die übrigen Hefte für das In- und Ausland aufbereitet waren, legte der JetStream 1000 los. Drei Stunden später waren die 10 000 Cover aufgerollt. Mit anderen Worten bedruckte das System in dieser Zeit 2,5 Papierrollen oder 80 000 A4-Seiten beidseitig.

Auf Rolle in die Schweiz

Die Papierrollen gelangten in die Schweiz, wo die einzelnen Cover von der Hunkeler AG mit dem Querschneidemodul CS6-1auf die richtige Länge zugeschnitten wurden. Der JetStream 1000 kann zwar direkt mit einem Querschneidemodul gekoppelt werden, da die Maschine im Océ-Druckzentrum in Poing für Drucktests und Demonstrationen eingesetzt wird, wurde das Schneiden der Covers direkt über Hunkeler organisiert. Die zugeschnittenen Cover gelangten schliesslich nach Drucktranchen sortiert an FO Print & Media AG. Hier wurden die Umschläge gerillt, gefalzt und auf dem Sammelhefter ausgerüstet. Auf das Rillen konnte nicht verzichtet werden, da der dreifache Wickelfalz entgegen der Papierlaufrichtung erstellt werden musste.

Inkjet mit Potenzial

Einmal mehr reizte die Produktion des Publisher-Cover die Möglichkeiten des eingesetzten Drucksystems aus. Die verwendete Grammatur des Papiers findet sich zwar im internen Papierkatalog für die Océ JetStream-Systeme. Entwickelt wurde das System für den Transaktions- und Direct-Mailing-Markt und daher für herkömmliche Grammaturen zwischen 60 und 150 g/m². Trotzdem zögerte Océ beim aktuellen Cover nicht und wagte die Produktion einer hochwertigen Drucksache auf einem JetStream 1000.

Dass der Publisher der Zeit einen Schritt voraus ist, darauf weist das dem Océjet vorausfliegende Logo hin. Mit dem Druck dieses Covers beweist Océ jedoch, dass mit dem Inkjet-Druck bereits heute hochwertige Drucksachen im Segment der grafischen Industrie erstellt werden können. Mit dem Océ JetStream 1000 wurde die Lücke zwischen Digital- und Offsetdruck weiter geschlossen. Höhere Auflagen lassen sich damit in guter Qualität drucken. Es zeigt daher auch, dass die Inkjet-Technologie ein enormes Potenzial hat.