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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Mit ihrem olympischen Rhythmus von vier Jahren regt die Drupa dazu an, für einen Moment im quartalsgetriebenen Tagesgeschäft innezuhalten, aufzublicken und nach Marschrichtung und Visionen in der Branche zu fragen. Mir persönlich fällt – nach dreitägigem Eintauchen in das Gewühl von zehntausenden Besuchern in 19 Hallen mit über 1800 Ausstellern – eine diesbezügliche Bilanz nicht leicht.

Einfach ist der Blick zurück: Da lässt sich feststellen, dass heute ein guter Teil der Visionen von gestern sicher auf dem Boden der Realität angekommen ist. Der klassische Digitaldruck ist in der grafischen Industrie fest etabliert und von der Drupa nicht mehr wegzudenken. Und mit der Vorstellung von Adobes PDF Print Engine 2 kann man auch den durchgängigen PDF-Workflow bis hin zum Druck variabler Daten abhaken.

Schwieriger ist die Frage nach den Visionen von heute. Da zeichnet sich zwar einiges ab, aber die Konturen sind noch etwas verschwommen. Im Bereich des Inkjet-basierten Akzidenzdrucks waren vielversprechende Prototypen zu sehen – neben der Concept Web Press von Kodak auch je eine Bogenmaschine bei Fujifilm und Screen. Bleibt die Frage, ob sich diese Systeme einfach neben den bisherigen, xerografischen Geräten einordnen werden oder ob sich hier eine neue Dimension des Digitaldrucks ankündigt.

Ganz ähnlich die Situation bei den Trends und Visionen rund um das Schlagwort Web-to-Print. Die grosse Bedeutung des Internets als Prozessoptimierungsplattform für das Publishing ist für mich gesetzt. Welches jedoch die Produkte und Anbieter sind, die diesen Markt an der nächsten Drupa dominieren werden, ist schwer abzuschätzen. Sind es die innovativen Startups, welche ihre Lösungen am Drupa Innovation Park zeigten, oder doch eher die etablierten Anbieter, welche das Internet immer umfassender in ihre bestehenden Workflow-Systeme integieren?

Mich persönlich hat zu meiner eigenen Überraschung ein System eines Etablierten am meisten beeindruckt: Apogee Media von Agfa. Diese Lösung zeigt, was mit der heute greifbaren Technologie machbar ist. Apogee Media bietet «integriertes Publishing» mit Asset Management, Redaktionssystem, Web-to-Print, Farbmanagement, Preflight und PDF-Workflow aus einem Guss.

Und vielleicht ist genau dies der vielversprechendste Trend für die nächsten vier Jahre: Nicht primär nach neuen Visionen suchen, sondern das sauber in praxistaugliche Lösungen giessen, was jetzt schon an Konzepten, Technologie und Know-how verfügbar ist. Und dies – das hat die Drupa 2008 eindrücklich gezeigt – ist nicht wenig!

 

Martin Spaar