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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Nein, wir kündigen in diesem Heft keine technologische Revolution beim Papier an. Dieses bleibt vielmehr der geduldige Bedruckstoff, als den wir es schon immer geschätzt haben. Was sich in der neuen Ära des Publizierens ändern wird ist nicht das Medium selbst, sondern die Art und Weise, wie wir damit kommunizieren. Der Schwerpunkt in diesem Heft zeigt deutlich, dass Publishing 3.0 nicht zuletzt die Rolle des Papiers neu definiert.

So kann das Medium Papier dank cleveren Lösungen unter dem Schlagwort Print-to-Web seine alten Stärken im Verbund mit den neuen Medien voll ausspielen. Das Papier generiert in den gezeigten Lösungen mit seiner physischen Präsenz Aufmerksamkeit, es dient als plakativer Eyecatcher. Die damit verknüpften digitalen Medien ermöglichen darauf aufbauende Interaktion, wie zum Beispiel das Abrufen aktueller oder individualisierter Informationen.

Ein andere in unserem Schwerpunkt vorgestellte Lösung zeigt, wie dank Web-to-Print Kleininserate den Weg zurück vom Web in die Printmedien finden. Wir haben uns dieser Lösung des Portals Bildungspool.ch angeschlossen; schon ab der nächsten Ausgabe können Schulungsanbieter damit ihre Kursausschreibungen in Form von Sammelinseraten preisgünstig im Publisher publizieren.

Bei all diesen Argumenten pro Print sollte man sich jedoch keine Illusionen machen. Diese neuen Ansätze werden nie und nimmer kompensieren, was gleichzeitig an printorientierter Kommunikation wegbricht – ins Web, auf Tablets und andere elektronische Medien. Print vertritt je länger je mehr nicht mehr den Mainstream der Kommunikation, sondern das deutlich schmalere Premium-Segment.

Auch dies veranschaulicht die vorliegende Ausgabe des Publisher, und zwar ganz konkret. Wir haben ein neues Inhaltspapier gewählt und drucken jetzt nicht mehr auf die Sorte «Furioso» aus der Schweiz, sondern auf das fast identische Ersatzprodukt aus Slowenien. Notgedrungen, da die entsprechende Papiermaschine in Biberist vom Sappi-Konzern abgeschaltet wurde, um Überkapazitäten abzubauen. Dies zeigt einmal mehr: In der jetzt angebrochenen Ära des Publishing 3.0 liegt für uns in der Schweiz das Potenzial für Wertschöpfung definitiv nicht mehr dort, wo plumpes Heavy Metal dominiert, sondern in Bereichen, in denen Know-how für clevere, IT-getriebene Lösungen gefragt ist.

 

Martin Spaar