romeo Hutter WYSIWYG – der aus den 80er-Jahren stammende Leitspruch des Desktop-Publishing bestätigt mit dem vorliegenden Cover seine Gültigkeit. Bei der Verwendung knalliger Farben ist das keine Sebstverständlichkeit, denn oft können die in der Kreation am Bildschirm verwendeten Farben im gewählten Druckverfahren nur unzureichend reproduziert werden. Mithilfe zusätzlicher Farbwerke können die einen oder anderen Digitaldrucksysteme zwar den Farb­raum erweitern. Allerdings sind diese Verfahren teurer und auch aufwändig in der Konfiguration. Nachdem die Graphax AG mit dem Cover der Ausgabe 5-10 vor knapp zwei Jahren die Möglichkeiten des High-Chroma-Toner demonstriert hatte und dieses zum Publisher-Digitaldruck-Cover schlechthin gewählt wurde, zeigt der vorliegende Umschlag erneut, was mit dem weiterentwickelten CMYK-System Konica Minolta bizhub PRESS C70hc punkto Farbbrillanz möglich ist.

Das aktuelle Cover weist Farb­finessen im Detail auf und zeigt damit, dass das System sowohl Farbtöne spezifisch hervorheben kann, gleichzeitig aber auch im konventionellen Farbspekturm zu Hause ist. Knallige Bildpartien bilden zusammen mit dem Hintergrund ein stimmiges Ganzes

Dynamische Kulisse schaffen

Als Grundlage für die Gestaltung hat Monika Zwiefelhofer von der Graphax AG lediglich die Anregung erhalten, durch eine analoge Mittelformat­kamera und deren Sucherbild einerseits einen Kontrast und andererseits einen Bezug zum Schwerpunktthema Digitalfotografie zu schaffen. Ebenfalls bekannt sind die Eigenschaften der Konica Minolta bizhub PRESS C70hc, womit sich ein wesentlich grösserer Farbraum als mit anderen Toner-Systemen realisieren lässt.

Die Gestalterin war in der Wahl des Sujets frei und experimentierte zu Beginn mit Landschaften und Stillleben. In Verbindung mit dem Sucherbild in der Kamera wirkte das aber aufgesetzt und «statisch». Um die Farb­dynamik zu unterstützen, griff Monika Zwiefelhofer bereits zu Beginn der Entwurfsphase auf Sujets mit Hip-Hop- und Streetdance tanzender Menschen zurück. Dieser Tanzstil soll dem Cover zusätzliche Dynamik verleihen. Der in die Luft springende Teenager war schliesslich das beste unter einer Vielzahl Bildern, mit denen das definitive Sujet Schritt für Schritt entwickelt wurde. Für Monika Zwiefelshofer stimmt sowohl das Format des Bildes als auch der Blick und die Bewegung der Tänzerin. Damit liess sich die Gestaltungsidee weiterentwickeln, indem sie die Farben im Top, in den Haare und in den Schuhen der Tänzerin punktuell intensivierte.

Farbverbindung schaffen

Die vier Farben Orange, Türkis, Grün und Purple sind in ihrer Leuchtkraft bewusst gewählt, da diese Farbtöne mit anderen CMYK-Druckverfahren kaum reproduzierbar sind. Das orange Teaser-Feld erhält seine Verknüpfung im Top und den Haaren der jungen Frau, das Grün im Floral, welches seinerseits die Bewegung des Motivs unterstützt und die verschiedenen Bild­elemente nicht zu aufgesetzt wirken lässt. Das türkisblaue Feld hat seine Entsprechung schliesslich im Publisher-Schriftzug und das Purple schafft mit dem Schnörkel eine zusätzliche Verbindung zur Umschlagseite 4.

Als Hintergrund wählte Monika Zwiefelhofer bewusst ein neutrales Motiv, das den dominierenden Partien einen stimmigen Rahmen verleiht und gleichzeitig Bezug zum Tanzstil nimmt. Nach der Entwurfsphase folgte die Reinzeichnung, wobei erst dann die definitiven Bilddaten über das Shutterstock-Bildarchiv erworben wurden.

Farbraum abstimmen

Der finalisierte Entwurf wurde schliesslich im Showroom der Graphax AG angedruckt, um die Wirkung des High-Chroma-Druckbildes auf dem gewählten Papier beurteilen zu können. Verschiedene Varianten, die mit unterschiedlichen Farbeinstel­lungen gedruckt wurden, zeigten denn auch ganz unterschiedliche Resultate. Das vorliegende Cover wurde mit dem Eci-RGB-Farbprofil gedruckt, wodurch die leuchtstarken Prozessfarben CMY des High-Chroma-Toners den maximalen Effekt erzielen.

Das System kann eine Vielzahl zertifizierter und unzertifizierter Papier bedrucken. Die Graphax AG wollte jedoch von Anfang an auf das für den Digitaldruck entwickelte Digi­green von Antalis drucken. Dies nicht zuletzt deshalb, weil es sich innerhalb kurzer Zeit einen Namen auf dem Markt gemacht hat.

Light Production bewältigt auch hohe Auflage

Calogero Randazzo, der als Business Development Manager im Production Printing der Graphax AG tätig ist, kann die guten Druckeigenschaften von Digigreen Silk aufgrund dieser Cover-Produktion bestätigen. Trotz der während der Produktion vorherrschenden tropischen Bedingungen im Graphax-Showroom verursachte das Papier keinen einzigen Stau. Durch die Kalibration nach jeweils 1000 Bogen konnte auch das Farbniveau gehalten werden. «Nach dem Einrichten der Maschine, insbesondere dem Justieren des Passers, lief die ganze Produktion störungsfrei», ergänzt Calogero Randazzo.

Im Vergleich zum Vorgängersystem konnte die Leistung der bizhub PRESS C70hc hin zum echten Produktionssystem verbessert werden. Damit lassen sich monatliche Druckvolumen von 25 000 bis zu 150 000 A4-Seiten bewältigen. Auch der Geschwindigkeitsabfall bei höheren Grammaturen konnte minimiert werden. Die 11 000 Publisher-Cover mit einer Grammatur von 200 g/m² konnten während dreier Arbeitstagen mit einer Geschwindigkeit von mindestens 60 A4-Seiten pro Minute produziert werden.

Um die Leuchtkraft und die Farbwirkung des Covers zusätzlich hervorzuheben und dem ganzen Heft einen gewissen Schutz zu geben, entschied sich die Graphax AG den Umschlag bei der Printlack AG im bernischen Schwadernau zu laminieren. Aufgrund der Laminage konnte die Grammatur des Papiers auch vergleichsweise gering gehalten werden, denn durch diese erhält der Umschlag etwa einen Zehntel mehr Volumen.

Die verschiedenen Cover-Sorten für die sechs Zielgruppen wurden schliesslich im Medienhaus Jordi zusammen mit dem Heftinhalt ausgerüstet und spediert.

Farbspielraum ausnutzen

Das aktuelle Cover sticht durch die intensiven Farben sofort ins Auge. Es zeigt erneut die Vorteile der High-Chroma-Tonertechnologie, welche die Fesseln des normalen CMYK-Farbraums sprengt und mit nur vier Prozessfarben Farbtöne auf das Papier bringt, wie wir sie sonst vom «echten Leben» oder vom Bildschirm kennen. Da sich der Betrachter der Drucksache an der gewohnten Farbwiedergabe orientiert, sorgt ein knalliges Cover wie das vorliegende nur schon wegen der erwarteten Unmöglichkeit für einen Hingucker. Bereits das Cover vor zwei Jahren hat viele erstaunte Reaktionen hervorgerufen. Die Weiterentwicklung auf Seiten Konica Minolta hat zwar keine neuen Farben hervorgebracht, mit diesem Cover wird aber bewiesen, dass sich die High-Chroma-Technologie nun auch in Produktionsumgebungen verwenden lässt.

Was mit den Möglichkeiten des Systems letztlich umgesetzt wird, entscheidet sich in den Köpfen der Kreativen und wohl auch der Drucksachenauftraggeber. Intensive Farben sorgen aber sicherlich für Aufmerksamkeit und auch unser Ziel ist es, dass der Publisher auffällt und sich hervorhebt. Nicht nur, aber auch Dank des Covers. Das volle Potenzial des High-Chroma-Toners wird aber wohl erst im Zusammenspiel zwischen dem Auftraggeber, dem Kreativen und dem Operator, der das System aus dem Effeff kennt, ausgeschöpft. In diesem Sinne kann man gespannt sein, was dieses System künftig an Drucksachen produzieren wird.