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Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Mit dieser Ausgabe feiern wir den zwanzigsten Geburtstag unserer Zeitschrift. Beim Verfassen des Rückblicks (Seiten 49 bis 52) wurde mir einmal mehr bewusst, wie extrem viel leistungsfähiger unsere Publishing-Werkzeuge in den letzten 20 Jahren geworden sind. Zwischen PageMaker auf einem 100-Megahertz-PC und InDesign auf einem modernen Multiprozessor-Rechner liegen Welten. Wartezeiten mit dem Cursor als Sanduhr gibt es kaum mehr und entsprechend hat auch die Produktivität zugenommen.

Da stelle ich mir die Frage, wieso ich denn immer noch in einem 100%-Pensum arbeiten muss, wo alles doch so viel schneller erledigt ist. Wo ist denn der technische Fortschritt hin? Eigentlich müsste ich doch jetzt das Wochenpensum bis am Donnerstagabend abgetragen haben, für das ich mit den alten, behäbigen Werkzeugen oft sogar noch einen Teil des Wochenendes dazunehmen musste.

Die Antwort auf diese Frage glaube ich ebenfalls im Rückblick auf die Anfangszeiten des Publisher gefunden zu haben. Die ersten Ausgaben hatten nämlich einen Umfang von 24 Seiten und waren bis auf das Cover und eine Inserate-Doppelseite ganz in Schwarzweiss gehalten. Die vorliegende Jubiläumsausgabe ist dagegen 108 Farb­seiten stark. Und (dies nur in Klammern bemerkt) wir mussten auch wieder einen Teil des Wochenendes dazunehmen, um mit der Produktion durchzukommen.

Den Abopreis haben wir in der Zwischenzeit nicht erhöht. Das heisst im Prinzip, dass der Publisher in den letzten 20 Jahren extrem viel billiger geworden ist. Genau wie die PCs und die Software, mit der wir arbeiten, und auch fast alle Konsumgüter, die uns die Freizeit versüssen: Mehr Sender am TV, mehr Datenvolumen beim Handy – wir bekommen für das gleiche Geld immer mehr geboten!

Nur – und hier liegt der Hase im Pfeffer – wir setzten uns die Latte des Selbstverständlichen laufend immer höher. Eine Publishing-Zeitschrift in Schwarzweiss, das wäre für uns heute kein Thema mehr; genauso wenig wie eine Wohnung ohne fliessendes Warmwasser, ein Strohbett oder Kerzenlicht. Der Fortschritt ist selbstverständlich und darum können wir uns meist gar nicht mehr daran freuen. Schade, denn damit verschenken wir das damit verbundene Plus an Lebensqualität und der ganze Fortschritt verpufft ins Nichts. Dabei könnte man es auch so sehen: Wir bekommen heute volle 200% mehr geboten und müssen trotzdem nur 100% dafür arbeiten! Eigentlich nicht schlecht, oder?

Ich wünsche Ihnen in diesem Sinn viel Freude mit der vorliegenden Jubiläumsausgabe – prallvoll und vollfarbig ...

Martin Spaar