Gestaltung eines Firmenlogos
RALF TURTSCHI In der Logogestaltung wird zwischen Bild- und Wortmarke unterschieden. Eine Bildmarke wird auch als Signet bezeichnet, sie besteht aus einem Zeichen, welches nicht aus Buchstaben oder einem Wort besteht. Die Wortmarke (Logotype) ist im Logodesign die am häufigsten anzutreffende Variante. Das Bildzeichen ist an sich wenig aussagekräftig – nur bedeutende Marken wie Nike mit ihrem Swoosh können sich eine solche Kommunikation leisten. Kleinere Unternehmen sind gut beraten, den Namen als Logo zu gestalten und alles Weitere als Accessoire zu betrachten.
Für die VSD-Lernwerkstatt besteht seit Oktober 2009 ein neues Lernmodul, welches die Logogestaltung zum Thema hat. Das Modul richtet sich an Polygrafenlernende ab dem 2. Lehrjahr oder mit ähnlichem Bildungsstand. Das Ziel des Moduls ist es, mit einem Fallbeispiel Schritt für Schritt ein neues Logo zu erarbeiten, wobei die Berufsbildner Beispiele erhalten, wie das Logo entwickelt werden könnte. In Gestaltungsfragen ist ja Kreativität gefragt, die mit diesen Zeigebeispielen ebenfalls gefördert werden soll.
In einem Begleitblatt erhält der Berufsbildner Anhaltspunkte für die Aufgabe und eine kleine Lernkontrolle mit Beurteilungskriterien.
Fallbeispiel Imperial Reisen
Bei Imperial Reisen handelt es sich um einen Reisefachmann, der sich selbstständig gemacht hat. Er betreibt neu eine kleine unabhängige Reiseagentur. Der Firmenname steht bereits fest. Im Handelsregisteramt ist die Firma als Imperial Reisen GmbH registriert. Der Firmeninhaber benötigt als Erstes ein Logo, die Geschäftsdrucksachen und den Internetauftritt.
In einer ersten Besprechung äussert er sich wie folgt: «Ich möchte etwas Modernes, das aber Bestand hat und nicht übermorgen schon wieder veraltet wirkt. Die Farben sind egal, da lasse ich mich gerne überraschen. Ich könnte mir gut vorstellen, mit den drei Buchstaben IMP etwas zu machen.»
Im Modul wird sodann das Vorgehen beschrieben: Durch eine Arbeitsplanung kann die Vorgehensweise festgelegt werden, damit werden die zu gehenden Schritte definiert und der Lernende hat eine Ahnung, wie er systematisch an diese kreative Aufgabe herangehen soll. Auf eine eingehende Analyse des Namens Imperial folgt die Ideenfindung, der Lernende sucht Schriften aus und setzt den Namen Imperial in Gross- und Kleinschreibung und beurteilt die Buchstabenfolge nach ihrer Wirkung. Welche Kombinationen wirken steif, modern, veraltet? Wie verhält es sich mit der Erkennbarkeit? Wie weit kann man eine Buchstabenfolge abstrahieren, ohne dass die Erkennbarkeit leidet? Selbstverständlich wird auch ausgiebig skizziert und die Skizzen sollten mit dem Berufsbildner besprochen werden.
Bei der eigentlichen Umsetzung muss man sich die Frage stellen, in welchem Programm das Logo erstellt werden soll und welche Daten herauskommen sollten: Pixel- oder Vektordaten? In den meisten Fällen drängt sich Illustrator oder ein ähnliches Programm auf. Ein Logo sollte überall in allen Medien funktionieren. Aus diesem Grund hat man sich zuerst um die Form zu kümmern, die Farbe wird später als zweite Gestaltungsdimension aufgesetzt. Wenn ein Logo schwarzweiss funktioniert, wird es in Farbe auch funktionieren, umgekehrt ist dies nicht der Fall. Nicht alle Verläufe sind mit normalen Schneideplottern herstellbar, die verschiedenen Ausgabetechniken sollten also angemessen besprochen und berücksichtigt werden. Ein Logo mit einer Stickmaschine auf ein Shirt aufzubringen, ist etwas ganz anderes, als eine Neonreklame am Gebäude anzubringen. Ein formal einfaches Logo benötigt später weniger Anpassungen und Kompromisse. Dabei gibt es das richtige oder falsche Logo nicht, alles ist möglich, aber mit gewissen Kostenfolgen verbunden, die dann vom Kunden eventuell nicht goutiert werden.
Logo und Farbe
Nachdem die schwarzweisse Form eines Logos oder mehrere Varianten davon gefunden wurden, befasst man sich mit den Farben. Was will der Kunde, welche Farben passen zu einem Reiseunternehmen? Ist das eher unbunt oder bunt, wie wirken kalte und warme Töne, ist grell oder Pastell angesagt? Dann haben Farben auch einen Bezug zu Formen, zu einem Dreieck passen eher aggressive Farben wie Gelb. Die Lernenden befassen sich hier mit verschiedenen Techniken, mit denen Logos später umgesetzt werden, und auch mit Farbmodellen. Ein Logo in einer Pantonefarbe aufzubereiten, bedeutet, dass man sich bewusst sein muss, wie das Logo später im Internet mit RGB und im Druck mit CMYK aussehen wird. Welche Scotchcal-Folien stehen zu Verfügung? Es wird eine Diskussion angestrebt, um das Verständnis für die Entwurfsarbeit zu fördern.
Zusätze
Unternehmen bestehen immer wieder darauf, einen Slogan unterzubringen oder eine Zusatzbezeichnung anzubringen. Dieser Wunsch bringt oft visuelle Probleme, weil beim Verkleinern eine Schrift nicht mehr leserlich ist. Auch das Einmitten einer solchen Zusatzbezeichnung bringt später nur Probleme, wenn man das Logo zum Beispiel auf eine Satzkante alinieren möchte.
in Bildzeichen ist immer wie die Kür nach der Pflicht. Ein Bildzeichen wirkt zusammen mit dem Schriftzug, allein vermag es wenig auszurichten. Auch hier gilt bei aller dreidimensionalen Verführung durch Illustrator, den Blick auf die Umsetzbarkeit nicht zu verlieren. Man frage sich, ob das Logo auch per Fax gut hinüberkommt oder mit einer Stickerei gut aussieht. In diesem Sinn sind dreidimensionale Zeichen sicher komplexer als zweidimensionale, flache Zeichen.
Auch Zusatzzeichen wie ®, © oder ™ können mit den Lernenden besprochen werden. Es gilt hier, die rechtlichen Aspekte zu beleuchten. Wie weit das als Aufgabe in der Aufgabe betrachtet wird oder wie weit man diese Aspekte überspringt, hängt ganz vom Berufsbildner ab.