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Bildaufl�sung und Druck, Teil 1

Für den qualitativ guten Druck gilt 300 ppi als Standard für die Bildauflösung. Im ersten Teil geht es um die digitale Auflösung in ppi, im zweiten um Rasterungen, wo der Begriff dpi hingehört.

Ralf Turtschi Zuerst zum Be­griff ppi. Damit ist die Abkürzung von Pixel per Inch gemeint. Alle Kameras, Bildschirme und auch Photoshop lösen ein Bild in Pixel auf. Theoretisch ist ein Pixel die kleinstmögliche darstellbare Einheit in Form eines Quadrates. Wer das Bild auszoomt, bis es nicht mehr geht, sieht die Pixel dargestellt. Je mehr Pixel vorhanden sind, desto mehr Details kann man aufzeigen. Eine Kamera mit 6000 × 4000 Pixel Auflösung (24 Megapixel) kann um Faktor 1,5 mehr Details abbilden als eine Kamera mit nur 4000 × 3000 Pixel (12 Megapixel).

Wie kommt man nun auf einen Qualitätsfaktor von 300 ppi und was bedeutet dieser? In den Desktop-Zeiten der 90er-Jahre druckte man konventionelle 60er-Raster. Solche bilden auf 1 cm 60 Rasterpunkte ab. Idealerweise benötigt man 4 Pixel als Berechnungsbasis, um einen Rasterpunkt zu errechnen, 2 Pixel in der Breite und 2 Pixel in der Höhe. Für 60 Rasterpunkte, die auf 1 cm zu liegen kommen, sind also doppelt so viele Pixel nötig, nämlich 120 Pixel pro cm. Aufgerechnet auf Inch (1 inch = 2,54 cm) bedeutet dies, dass es 2,54-mal mehr Pixel braucht, nämlich 304,8, um einen 60er-Raster zu drucken. Dieser genaue Wert wurde auf 300 ppi abgerundet – voilà.

Weil die Interpolation von RGB-Pixeln auf dem Bildschirm zu CMYK-Rasterpunkten viel Spielraum zulässt, ist der Wert 300 ppi keine absolute Grösse, die den Qualitätsmassstab setzt. 300 ppi sind ein guter Wert, man kann aber auch mit 200 ppi fahren und erzielt ebenso gute Resultate.

Die interessante Frage heute ist die: Wie weit spielt der Wert 300 ppi eine Rolle, wenn mit neusten Rastertechnologien gearbeitet wird? Der Publisher wird seit diesem Jahr mit einem frequenzmodulierten Raster gedruckt, der so fein ist, dass ein 60er-Raster dagegen wie grobes Geschütz anmutet. Die Bildraster werden heute direkt auf die Druckplatte geschrieben oder digital in verschiedenen Technologien generiert. Inkjet, Laserdrucker, Flüssigtoner – alle haben ihre eigenen Verfahren, Bilder wiederzugeben.

Heute sind 70er- oder 90er-Raster im Offsetdruck an der Tagesordnung. Man sollte nun folgern, dass wenn 300 ppi für einen 60er-Raster ideal sind, für einen 90er-Raster 450 ppi erzeugt werden müssten. Dem ist aber zum Glück nicht so. Man arbeitet in der Praxis weiterhin mit 300 ppi. Warum dies so ist, erläutere ich in der nächsten Ausgabe. Wie die Beispiele oben zeigen, führt eine höhere Auflösung als 300 ppi nicht zu einer besseren Qualität. Umgekehrt gefolgert heisst dies, dass wir mit 300 ppi noch ziemlich Reserve bezüglich Qualität haben. Die Schmerzgrenze nach unten liegt im Qualitätsdruck bei etwa 150 ppi, ab da kann das Bild zuerst etwas schwammig erscheinen, ab etwa 70 ppi wird eine störende Pixelstruktur sichtbar. Immer relativ gesehen, da es verschiedene Techniken gibt.

Beim Grossformatdruck, ob digital oder Offset, sowie im Siebdruck werden andere Raster eingesetzt, da Displays, Plakate und anderes nicht auf Armlänge betrachtet werden, sondern von weiter weg. Es ist also unsinnig, die gleichen Qualitätsmassstäbe anzulegen wie im Offsetdruck. Bei Displays reichen durchaus 70 oder weniger ppi.

Bei einem 2,1 m hohen Roll-up-­Display legt man die Datei im verkleinerten Massstab an und interpoliert die Bildgrösse. Zum Beispiel 7-mal kleiner, 30 cm hoch. Die Photoshop-Datei mit 300 ppi in dieser Grösse führt zu einer Interpolation, die Pixel werden 7-mal hochgerechnet. Effektiv stehen für den Druck nur noch 43 ppi zur Verfügung. Das kann bereits für den Druck ausreichen, wer die Bilddatei mit 400 ppi anlegen kann, hat Reserve nach oben.