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Bildgr�ssen-Darstellung optimieren

Unter Medienproduktionern ist es ein offenes Geheimnis, dass Monitore reale Grössen lediglich annäherungsweise darstellen. Mit Wissen um die reale Bildschirmauflösung und ein paar Einstellungen kann man einiges verbessern.

günter schuler Never Change A Running System, oder: Gute Dinge ändert man nicht. Eines dieser guten Dinge sind die zwei Standardwerte für die Bildauflösung – 72 ppi und 300 ppi (Pixel per Inch). Summa summarum haben sie ordentliche Arbeit abgeliefert. Auf der Verdienstseite stehen vermutlich Millionen eingesparte Arbeitsstunden – eingespart allein deswegen, weil Bildbearbeiter, Layouter und Druckvorstufler sich Nachdenken und Herumrechnen sparen konnten und stattdessen nach «Methode Standard» vorgegangen sind.

Druck- und Bildschirmauflösung

Die Verbindlichkeit der beiden Klassiker wird allerdings immer geringer. Die Hauptgründe dafür: flexiblere Druckverfahren und bessere Monitore. Im klassischen Print ist Standard eins – 300 ppi – zwar nach wie vor ein gängiger Anhaltswert. Im Grunde ist er es jedoch nur noch traditionshalber. Basis der magischen Zahl 300 ist der so genannte Qualitätsfaktor. Der besagt, dass für einen Rasterpunkt 1,5 – besser jedoch 2 – Bildpixel pro Zeile zur Verfügung stehen sollten. Bei einem Raster mit 150 Lines per Inch (Kürzel: lpi) – einer allseits gängigen Rasterfeine, die den unteren Bereich von besseren Drucken markiert – sollte das Bild idealerweise eine Auflösung von 300 ppi aufweisen (Qualitätsfaktor: 2). Der kritische Bereich, unterhalb dem Detailfeine und Zeichnung sichtbar abnehmen, liegt bei 200 ppi – dem Minimalfaktor 1,5.

Der Standardwert 300 ppi war schon immer eine Kompromisslösung. Der reinen Lehre gemäss benötigen sehr feine Raster wie etwa 175 lpi eine deutlich höhere Bildauflösung als 300 – im konkreten Fall 350. Da sich das Mehr an ppi jedoch nur minimal bemerkbar macht, spielen sehr hohe Auflösungen nur noch im High-End-Segment eine gewisse Rolle. Ansonsten hat sich die Erkenntnis, dass Bilddaten robuster sind, als man noch in den Neunzigern meinte, flächendeckend durchgesetzt. 300, 250, 200 oder sogar weniger Pixel per Inch – dramatische Auswirkungen auf die Bildqualität haben diese Unterschiede nicht. Flankierend hinzu kommt ein weiteres Dateneindampf-Verfahren: die allseits präsente Komprimierung durch das verlustbehaftete JPEG-Verfahren.

Ein weiterer Sektor, in welchem nied­rig(er)e Auflösungen oft zur Anwendung kommen, sind Foto-Ausbelichtungen. Werte zwischen 200 und 250 sind hier gang und gäbe. Trost bei alldem: Da der Standardwert 300 so verbreitet ist, wird er weiterhin verwendet, akzeptiert und praktiziert. Wie sieht das Ganze bei den Monitoren aus, bei der Darstellung von Bildern auf dem eigenen (oder auf fremden) Rechnern? Gewöhnlich kommt hier Standardwert Nummer zwei zum Zug – 72 ppi. Man möchte hinzufügen: noch immer. Denn: Der Wert 72 ppi geht von einer komplett überalterten Schulmeinung aus. Die besagt, dass ein typischer Monitor 72 Pixel benötigt, um ein Intervall von einem Inch (= rund 2,5 Zentimeter) darzustellen. Der Theorie zufolge soll ein Bild mit einer entsprechenden Auflösung auf dem Monitor in der Originalgrösse dargestellt werden. Korrespondierender Photoshop-Befehl: Ansicht 100% (Befehlstaste + 1).

Die Crux: Auf aktuellen Monitoren erscheinen 72-ppi-Bilder deutlich kleiner. Wollte man den Wert für die Bildschirmauflösung heute standardisieren, wären eher 98 ppi angemessen. Das Auflösungsvermögen von Monitoren variiert zwar weiterhin – allerdings auf einem deutlich höheren Level als Anfang der 90er-Jahre, als die 72-ppi-Regel aufkam. Wie gross oder klein eine Eins-zu-eins-Darstellung am Monitor angezeigt wird, hängt letzten Endes von zwei Faktoren ab: der Maximalauflösung des Bildschirms und der eingestellten Auflösung. Da Profi-Anwender dazu tendieren, aus ihren Geräten das Bestmögliche herauszuholen, dürften sich Maximaleinstellung und anwendergewähltes Setting in der Mehrzahl der Fälle decken. Beim Endanwender, beim normalen Consumer kann das jedoch ganz anders aussehen – eine Tatsache, die man bei älteren Verwandten oder auch in Internetcafés leicht selbst überprüfen kann.

72 ppi war gestern

Nicht alles wirkt sich auf die Darstellungsfeine aus. Ein Faktor, der bei der Feine des Monitor-Pixelrasters eher zu vernachlässigen ist, sind die extrem unterschiedlichen Displaygrössen. Ein handelsüblicher iMac mit 27-Zoll-Monitor etwa bietet als Maximalauflösung rund 112 ppi. Gängige Notebooks bieten zwar einen viel kleineren Ausschnitt. Die gängigen Auflösungen allerdings bewegen sich auch hier um oder gar über der 100-ppi-Schwelle. Hinzu kommen neue Darstellungstechnologien wie etwa Retina – ein Faktor, der das Ausweichen auf einen gröberen Darstellungsmodus weitgehend unnötig macht. Vergröbert gesprochen lässt sich folgendes Fazit ziehen: Aktuelle Monitorpixel sind deutlich kleiner als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren. Auflösungstechnisch haben wir die 72 ppi längst hinter uns gelassen; aktuell operieren wir eher dies- als jenseits der 100er-Schallmauer.

Was bedeutet all dies? Im Print kommt man mit der beschriebenen Auflösungsvielfalt recht problemlos über die Runden. Die Werte tendieren allgemein nach unten; die altbekannten Standards sind aber ebenfalls kein Problem. Im Webdesign bereitet der Wert 72 ebenfalls wenig Probleme. Da Webdesigner eh keinen Einfluss darauf haben, wie Seite X bei Anwender Y ankommt, machen Experimente mit anderen Auflösungen wenig Sinn. Anders verhält es sich mit der Darstellung von Bildern auf dem Monitor des Profi-Bildbearbeiters. Von der Warte der Originaltreue und grösstmöglichen Kontrolle aus betrachtet, hat die Situation durchaus etwas Schizophrenes: Während sich im Bereich des Colormanagements in den letzten fünfzehn Jahren versierte Workflows eingespielt haben, begnügt man sich im Bereich der Eins-zu-eins-Darstellung nach wie vor mit vagen Annäherungswerten. Unbefriedigend beziehungsweise verbesserungsfähig sind vor allem zwei Dinge: a) die Eins-zu-eins-Darstellung von Bildern und Layouts generell, b) die Kontrolle der realen Bild-Scharfzeichnung.

Wie funktioniert Monitorauflösung?

Dreh- und Angelpunkt der aufgeführten Mankos sind suboptimale Programm-Voreinstellungen für Print- und Monitorauflösung. Auf einem Monitor mit einer gewählten Realauflösung von 112 ppi führt eine Programm-Voreinstellung mit 72 ppi zwangsläufig dazu, dass einige Darstellungsgrössen ins Rutschen geraten. Darüber tangiert die Annahme von 72 ppi auch eine geläufige Praxis bei der Eins-zu-eins-Visitation von Print-Bildern. Ausgangsbasis: die Annahme, dass 300-ppi-Bilder in einer Grössendarstellung von 25 Prozent ungefähr in der beabsichtigten Print-Grösse dargestellt werden und dementsprechend begutachtbar sind. Wobei – bei aktuellen Monitorauflösungen – eher der Verkleinerungsfaktor 33 Prozent zielführend wäre.

Die guten Nachrichten: Die beschriebenen Faktoren sind kein Gottesgericht, mit dem man sich abzufinden hätte. Reale Eins-zu-eins-Darstellungen sind möglich. Selbst Print-Scharfzeichnungen lassen sich – mittels einer kleinen Aktion – in Photoshop eins zu eins begutachten. Bewusstes Arbeiten mit den realen Bildschirmauflösungen kommt darüber hinaus nicht nur der Arbeit mit Photoshop zugute. Profitieren kann davon auch die Arbeit mit InDesign, Acrobat und Illustrator. Um die Auflösungs-Feinmechanik besser zu verstehen, ist zunächst ein Blick auf die Funktionsweise von Monitorauflösungen ganz nützlich. Auf Apple-Rechnern ist zunächst die Systemeinstellung Monitore der «Hot Spot», auf den es ankommt. Die Liste unter Auflösungen im Reiter Monitor offeriert in der Regel rund zwei Dutzend unterschiedlicher Auflösungseinstellungen. Welche genau, hängt von Ihren Monitoren sowie der sonstigen Rechner- und Systemausstattung ab. Das Spektrum deckt sämtliche Display-Typen ab, mit denen Sie im Moment zu tun haben. Notebook-taugliche Auflösungseinstellungen befinden sich ebenso darunter wie solche für Profi-Monitore mit etwa 27 Zoll. Grundsätzlich sind zwei Auflösungen einstellbar: a) die für den jeweiligen Monitor höchstmögliche, b) wahlweise irgendeine kleinere.

Einstellung mit Tücken

Was bewirkt eine kleinere Einstellung (respektive gröbere) für die Bildschirmauflösung? Zunächst einmal, dass der entsprechende Monitor unterhalb seiner technischen Möglichkeiten fährt. Die Darstellung wird gröber. Für viele User haben gröbere Darstellungen den Vorteil, dass Menüs, Paletten und sonstiges Programmequipment grösser erscheinen. Programmoberflächen werden besser handhabbar. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Im Hinterkopf behalten sollte man dabei jedoch, dass bei einem Unterschreiten der maximalen Bildschirmauflösung lediglich das Interface «vergrössert» wird. Auf Screenshots beispielsweise wirken sich unterschiedliche Auflösungseinstellungen überhaupt nicht aus. Letztlich ist das Ganze lediglich eine Frage der Darstellung.

Nichtsdestotrotz kann unzulängliche Darstellung in die Irre führen. Gröbere Bildschirmauflösungen wirken sich nicht nur auf die Darstellung von Menübefehlen, Paletten und Werkzeugen aus. Ebenso betroffen ist auch die Darstellung von Bildern. Differenzen wären hier selbst dann einzukalkulieren, wenn alle Anwender ausschliesslich die Maximalauflösung ihres Bildschirms verwendeten. Da Geräte­typen und demzufolge die Displayansichten allerdings – dank dem Vormarsch des mobilen Arbeitens – immer vielfältiger werden, ist die Chance recht gering, dass Bild X bei Anwender Y genauso gross auf dem Bildschirm erscheint wie bei Anwender Z. Via Anpassung lässt sich dieser Faktor allerdings korrigieren. Photoshop hat für das Feineinstellen der Auflösungs-Schrauben den Punkt Masseinheiten Lineale im Menü Voreinstellungen in petto. Im Feld Auflösung für neue Dokumentvoreinstellungen können Sie anwenderdefinierte Werte für Druck- und Bildschirmauflösung eingeben – beziehungsweise die voreingestellten Werte korrigieren.

Der Inhalt der Prozedur: Sie teilen Ihrem Programm mit, mit welchen Auflösungen Sie real arbeiten. Die Standardeinstellung 300 Pixel/Zoll für die Druckauflösung ist eindeutig. Entweder Sie nutzen sie standardmässig. Dann ist sie richtig. Oder Sie bevorzugen – etwa, weil Sie vorzugsweise Bilder an ein Ausbelichtungsstudio liefern, das mit 250 ppi arbeitet – einen anderen Wert. Dann ist vermutlich eher dieser Wert zielführend. Doch welcher Wert ist für die Bildschirmauflösung angemessen? Die aufgeführte Systemeinstellung verrät zwar die Anzahl von Pixeln in der Höhe und Breite. Korrespondierende ppi-Werte muss man sich allerdings ergoogeln – oder austesten beziehungsweise errechnen. Bei der ersten Methode legen Sie eine Bilddatei neu an. Höhe und Breite sollten runde Zentimeterwerte enthalten (also beispielsweise 10 × 10 cm). Der Wert für Auflösung sollte zunächst dem aktuellen Wert für die Bildschirmauflösung in den Voreinstellungen entsprechen. Ist die Darstellung in der 100-Prozent-Darstellung zu klein, justieren Sie nach. Hierbei erhöhen Sie Zug um Zug den Wert für die Bildauflösung und messen im Anschluss Breite oder Höhe mit einem Lineal. Entsprechen die Messwerte den Werten unter Bildgrösse (beziehungsweise den im Bildfenster-Lineal angezeigten), haben Sie die reale Bildschirmauflösung ermittelt. Diese brauchen Sie dann nur noch in der entsprechenden Photoshop-Voreinstellung einzutragen.

Schneller zum Zug kommen Sie möglicherweise mit Methode zwei: Ausrechnen. Hierbei messen Sie zunächst Ihre Displaybreite mit dem Lineal aus. (Die Zollangabe des Monitormodells bezieht sich leider auf die Diagonale und hilft Ihnen da nur beschränkt weiter.) Rechenexempel: Die Displaybreite eines iMacs mit 27-Zoll-Monitor beträgt ungefähr 80 Zentimeter. Gemäss dem Umrechnungsfaktor 2,54 sind das 22,85 Inch. Teilt man den eingestellten Auflösungs-Maximalwert für die Breite, 2560 Pixel, durch den eruierten Inch-Wert, erhält man für die Bildschirmauflösung einen Wert von grob 112 ppi. Welches Modell Sie auch immer haben: Wenn Sie den erhaltenen ppi-Wert in die Photoshop-Voreinstellung für Bildschirmauflösung eintragen, sollte ein Bild mit korrespondierendem Auflösungswert (im iMac-Beispiel also 112 ppi) exakt die Höhe und Breite aufweisen, die in der Bilddatei festgelegt sind und im Bildfenster-Lineal angezeigt werden.

Korrekt voreingestellte Monitorauflösungen sind in Bezug auf die Grössendarstellungen von Bildern allerdings nur die halbe Miete. Massgebend bei der 100-Prozent-Ansicht von Bildern (Menüpunkt Ansicht Originalgrösse) ist letztlich nicht der in den Voreinstellungen hinterlegte Wert für die Bildschirmauflösung, sondern der – stimmige oder nicht stimmige – Auflösungswert der konkreten Bilddatei. Entspricht dieser der Monitorauflösung, erscheint das Bild eins zu eins. Ist er grösser oder kleiner, erscheint auch das Bild grösser oder kleiner. Wichtig ist die Voreinstellung Bildschirmauflösung so vor allem im Hinblick auf die Darstellung der Druckgrösse. Aufrufbar ist diese über den Punkt Ansicht Druckformat. Wählen Sie diesen an, führt Photoshop intern eine Umrechnung der Darstellungsgrösse durch und präsentiert Ihnen Ihr Bild so gross, wie es im Druck aussehen würde. Wichtige Voraussetzung, damit das Ganze funktioniert: Der Wert für Bildschirmauflösung entspricht der realen Monitorauflösung.

Auflösung und Scharfzeichnungsdarstellung

Aktuelle Monitorauflösung checken, dazugehörigen ppi-Wert eruieren und diesen in den Photoshop-Voreinstellungen eintragen: Mit diesen drei Massnahmen gewährleisten Sie eine (weitestgehend) grössengetreue Darstellung von Bildern. Die stimmige Kombination der Voreinstellungen bestehend aus Bildschirmauflösung und Druckauflösung ermöglicht, etwas angepasst, auch «Druckansichten» von Webbildern. Wie aber sieht dieses Bild auf einem Monitor aus, der weniger (oder mehr) Pixel pro Inch draufhat als meiner? Stellschraube hier: der für die Druckansicht massgebende Wert der Voreinstellungen für die Druckauflösung – im konkreten Fall je nach Fragestellung 72 ppi, 95 ppi, oder welcher Wert auch immer.

Leider hält Photoshop im Bereich naturalistisch-grössengetreue Darstellung eine ganz spezielle Hürde parat: die Darstellung von Print-Scharfzeichnungen. Egal, ob Sie die Druckansicht manuell einstellen (durch Switchen in den 33- oder 25-Prozent-Ansichtsmodus) oder prozentgenau über den Befehl Druckformat: Die generierte Ansicht liefert ihnen lediglich einen ungefähren, also vagen Eindruck davon, wie stark Ihr Bild scharfgezeichnet ist. Verstärkt wird diese mangelnde Ansichtstreue durch den Umstand, dass aufgrund der gängigen Druckverfahren weitere Abweichungen einzukalkulieren sind. Wie hoch die ausfallen, lässt sich zuverlässig eigentlich nur durch Andrucke eruieren – und wer hat dafür schon die Zeit und das Geld? Ein Defizit, an dem man sich schon seit 30 Jahren abarbeitet. Dem Problem der unzulänglichen Scharfzeichnungskontrolle versucht man in der Regel durch zwei Strategien beizukommen: a) durch praktisch erprobte, oft im eher vorsichtigen Bereich angesiedelte Scharfzeichnungs-Werte, b) durch das Beherzigen der weitverbreiteten Fachautoren-Empfehlung, Scharfzeichnungen in der 50-Prozent-Ansicht, besser noch in der 100-Prozent-Originalansicht vorzunehmen.

Schön – aber eigentlich wollen wir doch Bilder scharfzeichnen, und keine Pixel. Im Klartext: Detailansichten mögen zwar hilfreich sein, um die Auswirkungen einer bestimmten Filteranwendung en gros nachzuvollziehen. Allerdings liefern sie uns keinen Anhaltspunkt, wie sich die eingegebenen Werte auf das Endformat (= Druckformat) auswirken. Verschärft wird dieses Darstellungsproblem durch Smart Filter, Ebenen und ähnliches Finetuning-Equipment. Aus kreativer Warte sind diese Bearbeitungsmöglichkeiten zwar Gold, auf das kein Profi-Bildbearbeiter ernsthaft mehr verzichten möchte. In der Druckformat-Ansicht liefert Photoshop allerdings nicht mehr als einen (mehr oder weniger gut) interpolierten Arbeits-Zwischenstand mit Darstellungsdefiziten – vor allem im Bereich von Kanten, die oftmals scharfgezeichneter erscheinen, als sie es real sind. Was tun? Auch hier kann man sich behelfen. Allerdings erfordert dies ein bisschen Aufwand. Konkret: eine Bildkopie, die auf die Hintergrundebene heruntergerechnet wird sowie eine Auflösung, welche der aktuellen Monitorauflösung entspricht. Die 100-Prozent-Ansicht dieser Bildkopie liefert nunmehr auch im Hinblick auf die Scharfzeichnung eine einigermassen realistische Vorschau – jedenfalls eine weitaus bessere als der Standardbefehl Druckformat. Legt man die beschriebenen vier Schritte (Bild Duplizieren, Auf Hintergrundebene reduzieren, Bild Bildgrösse: unter Auflösung Wert für Monitorauflösung eingeben, Ansicht Tatsächliche Pixel) auf eine Aktion und verknüpft diese mit einem F-Tasten-Shortcut, lässt sich die beschriebene Deluxe-Druckformat-Ansicht auch ohne grössere Unterbrechung üblicher Arbeitsroutinen umsetzen.

Acrobat und InDesign

Diskrepanzen zwischen 100-Prozent-Ansicht und Eins-zu-eins-Ansicht machen sich in anderen Programmen ebenfalls bemerkbar – beispielsweise Acrobat, Adobe Reader und InDesign. «Hot Spot» für die Synchronisation sind auch hier die Voreinstellungen. In Acrobat tragen Sie die korrekte Bildschirmauflösung im Unterpunkt Seitenanzeige ein: unter Benutzerdefinierte Auflösung. Ebenso im Adobe Reader. Adobe InDesign verfügt zwar nicht über eine Funktion zur Synchronisierung der Darstellungsgrösse. Verunsichernd wirkt sich hier allerdings ein anderer Faktor aus: die übertriebene Darstellung von Bild-Scharfzeichnungen – resultierend aus der oben bereits angesprochenen Darstellungsinterpolation. Auswirkung: Ist ein Bild etwas stärker scharfgezeichnet, erscheint es in InDesign tendenziell als extrem scharfgezeichnet. Ursache ist in dem Fall allerdings weniger das Bild als vielmehr die interpolierte Darstellung. Abhilfe bei Unsicherheit können zwei Vorgehensweisen schaffen: a) Man checkt das Bild in Photo­shop, ob tatsächlich zu viel geschärft wurde (aufgrund des beschriebenen Darstellungsproblems wahrscheinlich eher nicht), b) man erzeugt ein (druckgeeignetes) PDF und kontrolliert die Bild-Wirkung in Acrobat oder im Reader. Auch hier wird der Befund vermutlich lauten: Scharfzeichnung (noch) im grünen Bereich; Entwarnung.

Fazit

Die Problematik unterschiedlicher Monitorauflösungen wird in der aktuellen Mediengestaltung generell etwas ignoriert. Mögliche Gründe dafür sind: Die daraus resultierende Daumen-mal-Pi-Darstellung richtet real meist wenig Schaden an. Nichtsdestotrotz vergibt man damit Chancen. Nicht nur, weil veraltete Workarounds unnötigerweise mitgeschleppt werden. Dreht man an ein paar Schrauben, sind Verbesserungen leicht erzielt. Und, ganz nebenbei bemerkt: Für das eigene Ego als Medienproduktions-Profi ist es sicher schmeichelhaft, wenn 10 Zentimeter auf dem eigenen Bildschirm auch als 10 Zentimeter erscheinen. Vor allem dann, wenn es bei 90 Prozent der Kollegen nur 9 Zentimeter sind.