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Boommarkt Textildruck

Mit der Fespa Digital vom 8. bis 11. März feiert die Messe in Amsterdam ihr zehnjähriges Jubiläum. Die Veranstaltung hat sich zur derzeit grössten Ausstellungsplattform für den digitalen Grossformatdruck in Europa entwickelt.

angela starck Die Fespa Digital ist im Laufe der Jahre stark gewachsen und hat sich zu einem thematisch breit gefächerten Event entwickelt. Auch für die kommende Messe, die wie die erste Fespa Digital vor zehn Jahren im RAI Exhibition Centre in Amsterdam stattfindet, rechnen die Veranstalter mit einem Wachstum im Verhältnis zu den Messen der Vorjahre. So wächst die Ausstellungsfläche auf 42 000 m² in sieben Hallen und übertrifft damit die Fespa Digital 2014 in München, deren Ausstellungsfläche 37 000 m² betrug, erheblich. Zur diesjährigen Messe wer-den über 450 Aussteller erwartet.

Messen in der Messe

Zur Vergrösserung der Ausstellungsfläche werden auch in diesem Jahr die Fespa Textile (die vormalige Fespa Fabric) und die Sign Expo wesentlich beitragen. Für beide Messen, die wieder parallel zur Fespa Digital im RAI stattfinden, sind ebenfalls deutlich vergrösserte Flächen angekündigt.

Die Fespa Textile sowie die Fespa Digital Textile Conference, die für den 8. März geplant ist, legen deutlich zu, da der digitale Textildruck als starker Wachstumsmarkt gilt. Die Messe belegt diesmal eine eigene Halle, die Halle 5 mit einer Ausstellungsfläche von 7342 m². Sie informiert über die verschiedensten Arten von digitalen Textildrucksystemen und die Bereiche Soft Signage, Bekleidungsdruck sowie den Druck von Innendekoration. Nach Aussage der Veranstalter ist sie die grösste Ausstellungsplattform für Textildrucktechnologien und -anwendungen in Europa im Jahr 2016.

Die European Sign Expo, die ihre Besucher zum Beispiel über die Themenbereiche Digital Signage und Lichtwerbung informiert, weist seit ihrer Einführung im Jahre 2013 ein deutliches Wachstum auf. So hat sich die Ausstellungsfläche nach Angaben der Veranstalter annähernd verdoppelt und liegt nun bei 1800 m², die Anzahl der Aussteller ist um 48 Prozent gewachsen.

Die Printeriors, eine ebenfalls parallel zur Fespa Digital im RAI laufende Fachmesse mit eintägiger Konferenz, findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Sie soll Inspirationssuchenden Anregungen zum Themenbereich ge­druckte Innendekoration bieten und zeigen, wie Innenräumen mithilfe von Print eine individuelle Note verliehen werden kann. Besondere visuelle und interaktive Möglichkeiten des Drucks soll dabei das «Print-Hotel» mit seinen 16 Räumen – vom Foyer, Schlaf- und Badezimmern bis hin zu Bars und Geschäftsräumen – demonstrieren.

Wie üblich wird es auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe von kostenlosen Schulungen und Seminaren im Rahmen der Fespa Digital geben. Dabei geht es zum Beispiel um die Themen Workflow, UV-Druck, Color-Management, 3D-Druck und den industriellen Druck.

Marktentwicklung

Seit der ersten Fespa Digital soll die Veranstaltung um insgesamt 159 Prozent gewachsen sein. Dazu Roz Mc­­Guinness, Divisional Director der Fespa: «Seit 2006 haben wir tiefgreifende Änderungen erlebt. Die Entwicklung des Markts für digitale Grossformat-Produktionstechnologie hat alle vor einem Jahrzehnt in sie gesteckten Erwartungen längst übertroffen. Auch Zahl und Breite der digitalen Anwendungsbereiche sind wesentlich höher als ursprünglich angenommen. Und wie die Expansion und Diversifizierung der Messe und des Publikums zeigen, ist das Entwicklungspotenzial des Markts längs4t noch nicht ausgereizt.»

Bei der Auswahl der Trendthemen für die kommende Fespa Digital spielte wieder der Print Census, die alljährliche Umfrage, die die Fespa-Organisation mithilfe des Marktforschungsinstituts Infotrends unter ihren Mitgliedern durchführt, eine ausschlaggebende Rolle. Der aktuelle Print Census 2015, an dem mehr als 1200 Mitglieder aus 64 Ländern teilnahmen, wirft ein interessantes Licht auf die Entwicklungen in den Bereichen Grossformat-, Sieb- und Digitaldruck.

Danach rechnet die überwiegende Mehrheit der Fespa-Mitglieder mit einem weiteren Aufwärtstrend in ihrer Branche. Die Voraussetzung für eine weiterhin positive Entwicklung sei aber, dass sich die Unternehmen am Wandel der Druckindustrie von einem produzierenden Gewerbe hin zu einer dienstleistungsorientierten Branche beteiligen würden.

Dabei ändere sich die Produkte­palette von der Massenproduktion hin zu einer Massanfertigung im grossen Stil. Angetrieben sei diese Entwicklung durch die vielfältigen Möglichkeiten, die der digitale Druck heute bietet.

Service immer wichtiger

In diesem Zusammenhang bekommt auch der Service einen immer höheren Stellenwert bei den Beziehungen zum Kunden. Dabei geht es vor allem um immer kürzere Lieferzeiten und die damit einhergehende Beschleunigung des Produktionsablaufs. Auch die Übernahme der Logistik für den Kunden wird immer wichtiger. So nehmen moderne Druckdienstleister ihren Kunden immer häufiger etwa die Lagerung, Anlieferung sowie die Installation der Produkte ab.

Mehr als ein Jahrzehnt nachdem der Digitaldruck die Grossformatdruckbranche umgekrempelt hat, ist die Anwendung der digitalen Drucktechnologie, so der Print Census, bereits ein essenzieller Bestandteil der Produktionskapazitäten bei den meisten Grossformatdruckunternehmen. Damit seien massgeschneiderte, individualisierte Produkte nicht nur möglich, sie würden auch zunehmend von den Kunden nachgefragt und böten hohe Gewinnmargen.

Ausschlaggebend für eine steigende Nachfrage sei aber auch die ständig zunehmende Anzahl an Materialien, die sich für den Digitaldruck eignen. So gäbe es zum Beispiel ein massives Plus beim Bedrucken von starren Medien, dem Plattendruck. Auch sei die Nachfrage nach digital bedruckten Stoffen, Heimtextilien und Verpackungen in Kleinserien stark gewachsen.

Textildruck im Vormarsch

Als bedeutendstes Wachstumssegment der Branche gilt derzeit der digitale Textildruck. Dieses Segment gehört auch auf der Fespa Digital 2016 wieder zu den Trendthemen der Messe. Bereits auf der Fespa 2015 war diese Drucktechnologie mit ihren farbenfrohen Anwendungen in allen Hallen – nicht allein im Rahmen der Fespa Fabric – stark vertreten.

So ist es nicht weiter erstaunlich, dass 81 Prozent der Teilnehmer des Print Census 2015 einen stark wachsenden Textilmarkt konstatieren und digitale Textildrucker bei den Investitionsplanungen weit oben auf der Liste stehen.

Besonders gute Geschäftschancen für Grossformatdruckdienstleister böte dieser boomende Markt, weil er sich aus gleich mehreren Anwendungsbereichen zusammensetze. Dies sei zum einen das Soft-Signage-Segment, der digitale Druck etwa von Bannern und Fahnen, zum anderen der Bekleidungsdruck sowie der Bereich Heimtextilien, zu denen auch die Raumgestaltung mit individuell bedruckten Tapeten ge­zählt werden kann, und schliesslich der industrielle Druck auf Textilien.

Insbesondere bei den Heimtextilien seien die Möglichkeiten der Individualisierung beziehungsweise Personalisierung, die der digitale Druck bietet, eine treibende Kraft, denn für immer mehr Menschen sei es wichtig, ihre Bekleidung, ihr Zuhause oder ihre Geschäftsräume individuell zu gestalten.

Dies wird durch weitere Erkenntnisse aus dem aktuellen Print Census der Fespa unterstrichen: So erwartet über die Hälfte der Befragten, dass sich binnen der kommenden zwei Jahre digital produzierte Bekleidung zu einer wichtigen Alternative zum traditionellen Siebdruckverfahren entwickeln wird. Darüber hinaus sagt Infotrends voraus, dass der Markt für den Digitaldruck auf Textil 2018 bereits 5,8 Mrd. Euro erreicht haben wird.

Digital Signage mit starkem Wachstum

Als weiterer Wachstumsmarkt gilt auch Digital Signage. Allerdings sieht die Branche Video-Bildschirmen und Werbung auf LCD-Monitoren mit gemischten Gefühlen entgegen. So schätzt ein Teil der Grossformatdruckunternehmen diese Technologie als ein neues Geschäftsfeld mit guten Zukunftsaussichten ein, ein anderer Teil sieht darin eine Bedrohung für ihr Geschäft.

Mehr als drei Viertel der Befragten des Print Census gehen davon aus, dassDigital-Signage-Anwendungen den Grossformatdruck in naher Zukunft be­einträchtigen werden, ein Drittel gab an, dass dies bereits heute der Fall sei.

Immerhin ein Drittel der Befragten reagiert auf diese Entwicklung damit, dass sie planen, ihren Kunden künftig auch Digital-Signage-Lösungen anzubieten. Dabei ist allerdings noch nicht klar, ob diese Unternehmen entsprechende Leistungen im eigenen Portfolio anbieten werden oder ob sie sich mit einem kompetenten Partner zusammenschliessen wollen, um auch diesen Bereich abdecken zu können, wenn ihre Kunden Aufträge vergeben, bei denen ein Zusammenspiel von Druckprodukten und Digital-Signage-Lösungen gewünscht wird.

Die Autorin

Angela Starck ist diplomierte Fachjournalistin und be­­schäftigt sich seit über 20 Jahren mit technischen Themen im Bereich der Druckindustrie. Zu ihren besonderen Interessenschwerpunkten gehört das Thema digitaler Grossformatdruck.