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Die Photokina hats gebracht

Die bedeutendste Imaging-Messe fand Ende September in Köln statt und brachte unzählige neue Produkte. Wir zeigen die wichtigsten Neuheiten und interessante Trends.

markus zitt In der letzten Ausgabe des Publisher berichteten wir im Vorfeld der Photokina über die wichtigsten Kameraneuheiten und -trends. Da der Redaktionsschluss jener Ausgabe mit dem Beginn der heissen Ankündigungsphase zusammenfiel, gab es danach und zur Messe Ende September zahlreiche Produktankündigungen. Canon, Hasselblad, Leica, Olympus und Panasonic liessen es sich nicht nehmen, den Schleier über ihre neusten Produkte erst an der Messe zu lüften.

Die Messeleitung und die Aussteller freuten sich jedenfalls über eine rege Teilnahme während der sechstägigen Messe. Insgesamt 185 000 Besucher und 1152 Aussteller aus 41 Ländern kamen an die Photokina, die neben den Produktausstellungen und -präsentationen auch mit vielen Ausstellungen – wie einer eindrücklichen über Japan nach dem Tsunami – aufwartete. Die diesjährige Photokina selbst wurde allerseits positiv bewertet. Für die Besucher dürften vor allem die vielen Kamera- und Objektivneuheiten prägend für ihr Urteil gewesen sein.

Spiegellose weiterhin im Aufwind

Die Messe hat die bestehenden Trends bestätigt, von denen wir die wichtigsten in der letzten Publisher-Ausgabe hatten. Dazu gehören die zunehmende Bedeutung von kompakten spiegellosen Systemkameras (Compact System Camera, kurz CSC) und dass nun selbst die letzten Hersteller von Spiegelreflexkameras in diesen Markt einsteigen.

Sowohl die grossen Kamera- als auch die reinen Objektivhersteller haben zur Photokina etliche neue Objektive herausgebracht. Auffallend ist, dass die Fremdobjektivhersteller den noch jungen, aber boomenden Markt der CSCs gerade für sich entdecken. So haben die deutschen Objektivschmieden Schneider Kreuznach (für Micro-FourThirds und für Sony E /NEX) oder Carl Zeiss (für Micro-FourThirds und das X-System von Fujifilm) Objektive für CSCs angekündet. Asiatische Hersteller wie Samyang, Sigma, Tamron, Tokina, Voigtländer (Cosina) oder Walimex bieten derweil schon länger Objektive für CSCs an. Vom CSC-Boom profitiert auch die Zubehörspezialistin Novoflex, die für jedes spiegellose System Adapter herstellt, mit denen sich fremde Objektive anschliessen und nutzen lassen.

Bei den Objektiven lässt sich ein Trend zu hochwertigen lichtstarken Festbrennweiten ausmachen. Es gibt einige professionelle, teure und lichtstarke Superteles wie beispielsweise das neue Pentax 5,6/560 mm und die neue Version des Sony 2,8/300 mm G (beide für Vollformat), doch vor allem im gängigen Brennweitenbereich zwischen starkem Weitwinkel und gemässigtem Tele werden viele lichtstarke Festbrennweiten angeboten. Daneben gibt es auch lichtstarke Zooms wie das Tamron 2,8/24 – 70 mm für 1690 Franken. Lichtstarke Objektive sind zudem – als Festbrennweite oder Zoom – in vielen Edelkompaktkameras zu finden.

Sehr beliebt sind derzeit auch Festbrennweiten-Objektive in flacher Bauweise, die als Pancakes bezeichnet werden. Eine damit bestückte Kamera lässt sich schussbereit in einer normalen Tasche oder gar in einer Jackentasche mitführen. Beispiele von Pancakes sind das kürzlich eingeführte Canon 2,8/40 mm für 298 Franken oder das Pentax 2,8/40 mm. Das radikalste Pancake stellte aber Olympus an der Photokina mit ihrem «fotografierenden» Kameradeckel 8,0/15 mm Body Cap Lens für 99 Franken vor. Der Deckel mit Linse steht nur 9 Millimeter hervor. Allerdings muss man sich mit Fixfokus und einer Lichtstärke von lediglich 8,0 begnügen.

In eine ganz andere Richtung entwickeln sich die Zooms. Ob eingebaute oder wechselbare Zoomobjektive, hier ist eine Tendenz zu immer grösseren Zoombereichen auszumachen. In den Bridge-Kameras erreichen die Superzooms nun bereits einen Brennweitenfaktor 50 (Canon PowerShot SX50 HS). Auch für DSLRs sind Superzooms etwa als vielseitiges Reiseobjektiv gefragt. Neu gibt es das Nikon 18 – 300 mm für 1198 Franken und das Pentax 18 – 270 mm (beide für Sensoren in APS-C-Grösse). Bei hochwertigen, lichtstarken Zooms sind aber weiterhin bescheidene Zoomfaktoren (2,5 ×, 3 ×, 4 × und 5 ×) üblich, sei es bei Wechseloptiken oder auch den integrierten Zooms in den Edelkompakten.

Action-Cams

Zu ergänzen ist noch, dass wir an der Messe ein immens wachsendes Angebot an Action-Cams ausmachen konnten. Es handelt sich dabei um kleine (HD-)Videokameras samt Fotofunktion, die für Aufnahmen bei sportlichen Outdoor-Aktivitäten entwickelt wurden. Sie sind robust meist spritzwasserfest oder gar wasserdicht oder werden mit entsprechenden Unterwassergehäusen angeboten. Diese winzigen Camcorder sind auf Automatikbetrieb ausgerichtet. Sie verzichten auf einen Sucher (elektronischer Sucher und LCD) und besitzen nur ein einfaches, starkes Weitwinkelobjektiv. Die Kameras sind zur Befestigung an einem Sportfahrzeug oder -gerät oder an einem Schutzhelm gedacht, um die Fahrt oder den Flug des Benutzers aufzunehmen. Die bekanntesten Vertreter sind die GoPro und die Contour. Nachdem die klassischen Camcorderhersteller wie JVC und Sony in diesen Markt eingestiegen sind, bietet nun auch jede be­liebige Fotomarke ebenfalls «eigene» Action-Cams an. Beispiele fanden wir bei Hama, Polaroid oder Reflecta.

Vollformat fürs Volk

Auszumachen ist eine Tendenz zu immer grösseren und somit leistungsfähigeren Sensoren. Viele Edelkompakte besitzen – wie DSLRs und CSCs – Fotosensoren im APS-C-Format, eine erste sogar einen Sensor im (Kleinbild-)Vollformat, wie sie bislang DSLRs vorbehalten waren. Sowohl Canon mit der EOS 6D (20 Mpx) für 2488 Franken als auch Nikon mit der bereits lieferbaren D600 (24 Mpx) für 2528 Franken haben je eine relativ preiswerte DLSR mit Vollformatsensor präsentiert. Beide dürften bald für unter 2000 Franken verkauft werden, womit die Vollformatfotografie mit ihren Vorteilen (grosse Sensorfläche für gute Bildqualität und kreatives Spiel mit Schärfentiefe) für neue Käuferschichten erschwinglich wird. Man könnte auch die manuelle Messsucherkamera Leica M-E (24 Mpx, kein Video) zu den preiswerten Vollformatkameras zählen, denn die ist mit 6150 Franken für Leica-Preisverhältnisse ebenfalls besonders günstig. Umgekehrt geht es aber auch. So hat Sony mit der Cybershot DSC-RX1 (24 Mpx, 2,0/35 mm, bis ISO 102 400) die allererste Kompaktkamera mit Vollformatsensor vorgestellt, die aber weniger durch ihren Sensor als vielmehr durch ihren Preis von 3809 Franken erstaunt.

Kabellose Möglichkeiten

Der bedeutendste Kameratrend ist im Rückblick die in immer mehr Kameras integrierte WLAN/Wi-Fi-Funktionalität, die einerseits den schnellen Bildtransfer zu anderen Geräten und ins Internet, andererseits die Fernsteuerung von Fotoapparaten vom Smartphone aus oder auch den Datenaustausch (z.B. GPS-Daten vom Handy fürs Geotagging) ermöglicht. Damit wird das Tor zu vielen neuen Anwendungsmöglichkeiten geöffnet. Den interessantesten Trend stellen aber jene WLAN-fähigen Kameras dar, die sich mit Apps erweitern lassen.

Die Neuheiten im Detail

Wie beim Publisher üblich lassen wir die reinen Consumer-Knipsomaten beiseite und konzentrieren uns auf Kameras für anspruchsvolle und (semi-)professionelle Benutzer, d.h. auf Systemkameras (CSC, DSLRs, Mittelformat) sowie Edelkompaktkameras, die sich mit manuellen Einstellungen, RAW-Aufzeichnung, grossen Sensoren und lichtstarken Objektiven an versierte Fotografen richten.

Canon

Als Systemkamera kam mit der Canon EOS 6D (20 Mpx, bis ISO 102 000) für 2488 Franken einzig die günstige Vollformat-DSLR. Deren Preis liegt deutlich unter demjenigen der 5D Mark III. Eine Überraschung ist, dass sie mit WLAN und GPS ausgestattet ist. WLAN gab es bislang für DSLRs nur über teures Zubehör oder die Eye-Fi-SD-Karten. Integriertes GPS ist in Systemkameras eher selten und gab es bislang nur in einigen DSLR-ähnlichen SLT-Kameras von Sony. Was eine hoch auflösende Canon-DSLR beziehungsweise eine Antwort auf die Nikon D800 anbelangt, die blieb Canon bislang schuldig. Doch könnte es bereits Mitte November so weit sein.

Mit der Edelkompaktkamera G15 (12 Mpx, bis 12 800, 1,8 – 2,8/KB: 28 – 140 mm) für 758 Franken kam die lang erwartete G12-Nachfolgerin, die etwas kleiner und schneller ist. Interessant ist die bereits erwähnte PowerShot SX50 HS (12 Mpx, 1080/24p) für 568 Franken, die mit ihrem 50-fachen Brennweitenbereich über das derzeit stärkste Superzoom verfügt. Ansonsten hat Canon mit der kleinen Edelkompakten PowerShot S110 (12 Mpx, bis ISO12800) für 628 Franken ebenfalls eine WLAN-fähige Kompaktkamera neu im Angebot.

Fujifilm

Zu ihrem Anfang Jahr eingeführten X-Kompaktsystem hat Fujifilm zwei weitere Objektive und eine weitere Kamera vorgestellt. Neu sind das Standardzoom XF 2,8 – 4/18 – 55 mm (KB 27 – 82,5 mm) für 729 Franken und das XF 2,8/14 mm (KB 21 mm) für 959 Franken. Die spiegellose X-E1 (APS-C, 12 Mpx) für 1099 Franken ist eine kleinere und günstigere CSC, die das etwas gross geratene Topmodell X-Pro1 ergänzt. Die X-E1 hat etwa die Abmessungen der Edelkompakten X10, verzichtet aber leider auf den innovativen Hybrid-Sucher (optisch und elektronisch), der in der Systemkamera X-Pro1 und in der legendären X100-Kompaktkamera begeistert.

Ausserdem hat Fuji ihre X-Serie mit der XF1 (12 Mpx, KB 25 – 100 mm) für 549 Frankem noch um eine dünne, edle Kompaktkamera ergänzt.

Hasselblad

Wie vermutet, präsentierte Hasselblad eine neue H-Kamera in neu designtem Gehäuse. Die H5D wird in fünf Varianten angeboten, die sich durch das integrierte, aber dennoch abnehmbare Digitalteil unterscheiden. Es gibt je ein H5D-Modell mit 40, 50 und 60 Mpx sowie zwei Multishot-Varianten der 50 Mpx-Version, die einen 50- beziehungsweise einen 200-Mpx-Output liefern. Damit entspricht das H5D-Sortiment der bisherigen H4D-Modellpalette mit dem Unterschied, dass auf das 31-Mpx-Einsteigermodell verzichtet wurde.

Mit der H5D-Kamera wurden auch das erwartete Weitwinkelobjektiv HCD 4,8/24 mm (KB: 17 mm) sowie ein Makro-Konverter angekündet, der die Naheinstellgrenze von Weitwinkelobjektiven verkürzt.

In der letzten Ausgabe hatten wir über Consumer-Kameras von Hasselblad spekuliert und tatsächlich wurde ein solches Produkt als Prototyp an der Photokina vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine CSC, doch will Hasselblad in absehbarer Zeit auch Spiegelreflex- und Kompaktkameras auf den Markt bringen. Die grosse Überraschung war dabei die Kooperation der schwedisch-dänischen Hasselblad mit der japanischen Sony. Erstes Produkt dieser Zusammenarbeit ist die Hasselblad Lunar, deren Name an die ruhmreiche Zeit von speziellen Hasselblad-Kameras auf dem Mond erinnern soll. Bei der Lunar handelt es sich um eine CSC, die sich durch einen ergonomischen Griff und die Verwendung edelster Materialen auszeichnet. De facto handelt es sich bei der Kamera um eine Sony NEX-7. In den präsentierten Lunar-Designstudien schien die Kamera sehr eigen und nicht unattraktiv, doch beim Hands-on an der Pressekonferenz wirkten der Designgriff und andere Elemente im wahrsten Sinn des Wortes aufgesetzt, die Kamera als Ganzes eher klobig und die Kombination der edlen Materialien unharmonisch. Das Ganze für über 6000 Franken.

Leica

Bei der deutschen Edelmarke und Erfinderin des Kleinbild-Filmformats haben sich unsere Erwartungen voll und ganz erfüllt. So wurden einerseits Nachfolgerinnen zur S2-Mittelformatkamera als auch zur M9-Messucher-Vollformatkamera mit Vollformatsensor vorgestellt.

Bei ihren neuen Systemkameras sorgt Leica durch eine minimalistische Namensgebung für Verwirrung. So heisst die S2-Nachfolgerin nun einfach S (statt S3) und die M9- bzw. M9P-Nachfolgerin wird schlicht M (statt M10) genannt.

Die beiden M9-Modelle bleiben weiterhin im Sortiment, bekommen aber Konkurrenz durch die in den technischen Daten weitgehend identische Einsteigerkamera M-E (18 Mpx, bis ISO 2500), die sich mit 6150 Franken durch den bislang niedrigsten Preis für eine digitale Leica M auszeichnet.

Das neue Topmodell ist die M (24 Mpx, bis ISO 6400) für 7990 Franken, die wesentliche Verbesserungen gegenüber den M9-Modellen mitbringt. Weil erstmals ein CMOS-Vollformat-Sensor anstelle des bisherigen CCD verbaut wird, beherrscht die neuste M endlich Live-View auf dem nun zeitgemäss hoch auflösenden LCD (3 Zoll mit 910 000 Punkten).

Damit wurde nun auch ein elektronischer Aufstecksucher möglich, den es als Zubehör gibt. Interessant, weil nun unter visueller Kontrolle fokussierbar, ist mit Live-View auch die Adaptierung von Objektiven des «ausgestorbenen» Leica-R-Spiegelreflexsystems. Geblieben sind bei der neuen M die Eigenarten der Leica-M-Kameras: manuelle Fokussierung der Objektive via Messsucher (neu auch mittels Live-View), das Fehlen eines internen Blitzes und der antiquierte Batterie- und Akkuwechsel durch Entfernen der Bodenplatte. Zur Kamera gibt es auch einen kleinen Multifunktionshandgriff mit USB-Anschluss und GPS-Empfänger.

Für Fotoprofis gibt es die verbesserte S (37,5 Mpx), für 21 900 Franken, die wir mit ihrem eigenen Sensorformat von 30 × 45 mm zu den Mittelformatkameras zählen. Zu ihren Verbesserungen zählen eine erhöhte Sensorempfindlichkeit (bis ISO 1600 statt 1250), ein prädiktiver Autofokus für schnelles Scharfstellen und ein verbessertes Handling. Ebenso wurden der LCD verbessert und ein GPS-Empfänger integriert.

Zum S-System stossen das Super-Weitwinkel 3,5/24 mm, das Standardzoom 3,5 – 5,6/30 – 90 mm und das Tilt/Shift-Objektiv 5,6/120 mm hinzu.

Nikon

Nikon hat in einer ersten Ankündigungsetappe vor der Photokina neue Coolpix-Kompaktkameras lanciert. Die P7100 wurde durch das neue Topmodell P7700 (12 Mpx, 1080, KB 28 – 200 mm) für 628 Franken ersetzt, die endlich einen ausklapp- und drehbaren LCD erhielt. Die Neue soll schneller geworden sein. Ärgerlich ist allerdings, dass Nikon den optischen Sucher eingespart hat. Dieser war zwar bei der P7000 und P7100 nur eingeschränkt tauglich, weil zu ungenau, gehört aber dennoch zu den von manchen Fotografen geschätzten Ausstattungsmerkmalen.

Meilenstein-Potenzial hat die ultrakompakte Coolpix S800c (16 Mpx, KB 25 – 250 mm) für 478 Franken, ist sie doch der erste Fotoapparat auf dem Schweizer Markt mit Betriebssystem, installiert ist die alte Version Android 2.3. Auf der S800c lassen sich gängige Apps aus Google Play installieren und ausführen.

Zum Nikon-1-System kamen die Kamera J2 (12 Mpx, bis ISO 6400) für 628 Franken und zwei neue Objektive hinzu. Das 1,8/18,5 mm (KB: 50 mm) für 228 Franken ist ein lichtstarkes Standardobjektiv, das 11 – 27,5 mm (KB 30 – 74 mm) ist ein neues Standardzoom für 228 Franken, das gegenüber dem vor einem Jahr eingeführten Standardzoom kompakter ausgefallen ist und im Kit mit der J2 ausgeliefert wird. Die J2 entspricht weitgehend dem Vorgängermodell, wurde jedoch in Details verbessert. Eine V2 oder gar ein komplett neues Modell, an dessen Bedienung auch versierte Fotografen Freude haben, blieben unerfüllte Erwartungen.

Wie vermutet hat Nikon kurz vor der Messe mit der D600 (24 Mpx, bis ISO 25 600) eine preiswerte Vollformat-DSLR auf den Markt gebracht. In ihr steckt viel Technik der D800, wobei ihr Funktionsumfang etwas geringer ist und sie sich hinsichtlich der Bedienung eher an der D7000 orientiert. Im Vergleich zur D800 ist die D600 günstiger, kleiner und leichter. Vergebens wurde dagegen die D400 mit APS-C-grossem Sensor erwartet. Im Nikon-Sortiment fehlt derzeit eine moderne mittelpreisige Kamera mit schnellen Bildfolgen, denn nicht jeder will sich eine D4 oder eine alte D300s leisten.

Olympus

Olympus hat erst am Tag vor der Messe ihre Neuheiten, bestehend aus zwei CSCs und drei passenden Objektiven, vorgestellt. Während die E-PM durch die E-M2 Mini und die E-PL3 durch die E-PL5 ersetzt wurden, bleibt das PEN-Topmodell, die retrogestylte E-P3, weiterhin im Sortiment. Beide neuen PENs erhielten die Technik und den Sensor der OM-D E-M5, die diesen Frühling auf den Markt kam, verzichten aber auf deren elektronischen Sucher.

Neu ist das spritzwasserfeste Makroobjektiv 2,8/60 mm (KB 120 mm) sowie der erwähnte Kameradeckel. Zudem wurde für 2013 ein 2,8/17 mm-Objekttiv (KB: 34 mm) vorangekündet.

Ausserdem hat Olympus mit der Stylus XZ-2 (12 Mpx, 1080p, KB 28 – 112 mm) auch eine neue Version ihrer Edelkompaktkamera vorgestellt.

Die bedeutendste Ankündigung folgte jedoch erst eine Woche nach der Photokina und betrifft Olympus als Unternehmen. Dieses ist unter anderem durch einen Bilanzfälschungsskandal in Schieflage geraten und wurde nun durch Sony gestützt, die nach Übernahme von Aktien mit einem Anteil von 11,46 Prozent zum grössten Aktionär wird. Interessant dürfte sein, wie sich die Beteiligung von Sony mittelfristig auf das Fotosortiment von Olympus sowie auf die Kooperation zwischen dem Sony-Rivalen Panasonic und Olympus auswirken wird.

Panasonic

Mit der Lumix GH3 (16 Mpx, bis ISO 25 600) gab es den erwarteten Nachfolger der legendären GH2, die in den vergangenen zwei Jahren durch ihren hochwertigen Videooutput eine grosse Fangemeinde gefunden hatte. Die neue CSC mit Micro-FourThirds-Anschluss zeichnet sich weiterhin durch einen elektronischen Sucher und einen ausklapp- und drehbaren Touchscreen aus. Als Neuerungen bietet die GH3 neben etlichen Detailverbesserungen einen noch leistungsstärkeren Videooutput (bis 72 Mbps), Video-Timecode, integriertes WLAN und ein wetterfestes Gehäuse. Es gibt auch einen Batterie-Hochformatgriff dazu.

Dazu wurde das wetterfeste Objektiv G X Vario 2,8/35 – 100 mm (KB 70 – 200 mm) mit optischem Bildstabilisator angekündigt.

Phase One, Mamiya Leaf

Wie manch einer gehofft hatte, wurde die Mittelformatkamera Phase One 645DF komplett überarbeitet und als verbesserte 645DF+ vorgestellt. Die Kamera dürfte wohl bald auch als Mamiya Leaf 645DF+ erhältlich sein. In der Pressemitteilung zur Kamera wurde übrigens besonders die «Offenheit» der Kamera betont, die sich mit unzähligen Backs verwenden lässt.

Mit dem 4,5/28 mm mit Mamiya-AF645-Anschluss wurde von Schneider Kreuznach ein neues Superweitwinkel vorgestellt.

Ricoh Pentax

Von Pentax kam bei den DSLRs lediglich die lang erwartete K-5-Nachfolgerin, wobei sich die K-5 II (16 Mpx, 7 fps, bis ISO 51 200) allerdings nur minimal von ihrer Vorgängerin unterscheidet. Interessant ist aber, dass es das neue Topmodell im Pentax-System als K-5 IIs auch in einer Variante ohne den Tiefpassfilter gibt, wie dies Nikon mit der D800E vorgemacht hatte. Diese Kameravariante liefert somit Aufnahmen, die einen Tick schärfer ausfallen, wobei die Gefahr von Moirés und Aliasing-Effekten besteht. Des Weiteren hat Pentax auch Objektive wie das bereits erwähnte 18 – 270 mm oder das professionelle Supertele 5,6/560 mm vorgestellt. Zur Mittelformatkamera Pentax 645D wurde mit dem spritzwasserfesten 2,8/90 mm ein zweites kurzbrennweitiges Makrobjektiv vorgestellt.

Samsung

Wie erwartet hat Samsung bereits zur IFA eine weitere Kompaktkamera mit WLAN auf den Markt gebracht. Die Galaxy Cam (16 Mpx, 21 ×-Zoom) ist die radikalste, aktuellste Smartphone-Antwort, denn die Kamera nutzt mit Android 4.1 Jelly Bean die derzeit modernste Android-Version. Die Kamera nimmt zudem eine Mobilfunk-SIM-Karte auf, sodass sich Aufnahmen direkt von der Kamera über das Mobilfunknetz (3G oder 4G) verschicken lassen.

An der Photokina hat Samsung zu ihren CSCs der NX-Serie noch das lichtstarke Tele 1,8/45 mm (KB 63,9 mm) und das Weitwinkelzoom 4 – 5,6/12 – 24 mm ED (KB 18,5 – 37 mm) angekündet.

Sony

Bei Sony haben sich unsere Erwartungen vollständig erfüllt. Es kamen zwei CSCs und ein Topmodell zum Alpha-System sowie mit der oben bereits erwähnten Cybershot RX1 die erste Kompaktkamera mit Vollformatsensor.

Bereits Ende August hat Sony an der IFA in Berlin die NEX-5R vorgestellt. Die CSC ist das dritte Modellupdate der im Mai 2010 vorgestellten NEX-5. Die spiegellose 16-Mpx-Systemkamera mit APS-C-Sensor (1080/50p/50i/25p, 10fps, bis ISO 25 600) entspricht weitgehend ihren Vorgängerinnen, wurde aber in Details verbessert (z.B. Funktionstaste beim Auslöser). Wichtigste Neuerung sind die integrierte Wi-Fi/WLAN-Funktion und die Erweiterbarkeit mittels Apps, wobei Sony auf ein proprietäres Betriebssystem setzt, wodurch sich nur Apps aus dem Sony Online Store nutzen lassen.

Zur Photokina kamen dann die ebenfalls WLAN- und App-taugliche CSC Sony NEX-6 (16 Mpx, 1080/50i/50/30/25p, bis ISO 25 600) mit ähnlicher Ausstattung wie die NEX-5R, aber mit hoch auflösendem elektronischen OLED-Sucher mit 2,3 Mpx. Die NEX-6 ist eine preiswerte Variante des Topmodells NEX-7. Für die NEX-Kameras bzw. den Sony E-Anschluss wurden auch gleich drei neue Objektive vorgestellt: 1,8/35 mm, 4,0/10 – 18 mm, und 3,5 – 5,6/16 – 50 mm.

Bei den Alpha-Modellen hofften viele auf ein Modell mit Vollformatsensor und tatsächlich kam mit der SLT-A99 ein Topmodell, das wohl für über 3000 Franken eingeführt werden wird. Als SLT (Single Lens Translucent Mirror) fotografiert sie durch einen feststehenden, teiltransparenten Spiegel. Diese Bauweise erlaubt bei Live-View und Videoaufnahmen stets die Nutzung des schnellen Phasen-Autofokus. Mit der Alpha 99 wurde übrigens auch eine neue Version das Vollformatobjektivs 2,8/300 mm vorgestellt.

FaZitt

Dieses Jahr und die Photokina haben eine grosse Zahl neuer Produkte und den endgültigen Einzug «neuer» Technologien in die Fotokameras gebracht. Gerade die WLAN-Funktion mit Interaktionsmöglichkeit von Kameras mit anderen Mobilgeräten oder mit dem Internet, könnte die Weise, wie Fotos gemacht und genutzt werden, nachhaltig verändern. Auch die Erweiterbarkeit von Kameras mittels Programmen eröffnet neue Horizonte. Doch auch das klassische Fotografieren profitiert von leistungsstärkeren, aber dennoch bezahlbaren Geräten.

Zusätzliche Infos und eine detaillierte Marktübersicht finden Sie unter: www.markuszitt.ch/publisher

Fotomessen

Die nächste Photokina findet in zwei Jahren (16. bis 21. September 2014) statt. Bereits Anfang 2013 gibt es mit der jährlichen Tradeshow der PMA (Photo Marketing Association) die nächste internationale Fotomesse. Sie wird seit 2012 zusammen mit der CES (Consumer Electronic Show) durchgeführt. Die PMA @ CES dauert vom 8. bis 11. Januar 2013 statt. Vor allem Kamerahersteller aus der Unterhaltungselektronikbranche nutzen diesen frühen Termin für Produktankündigungen, während die klassische Fotobranche ihre Frühlingskollektionen eher später vorstellen wird.

In der Schweiz gibt es mit dem Digitalevent in Baden (www.digitalevent.ch) am Sa, 24. November 2012, eine kleine Messe für Konsumenten und Hobbyfotografen, wo einige wenige Firmen aus der Fotobranche anwesend sein werden. Eine richtige Messe für ein Fachpublikum wäre dagegen die im Mai 2013 anstehende Professional Imaging (www.imaging.ch), die gegenwärtig neu konzipiert und – falls überhaupt – in der zweiten Jahreshälfte stattfinden wird.