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Die n�chste Kamera-Generation

Als Rückblick auf die Fotomesse fassen wir jene Neuheiten und Trends zusammen, die sowohl gestandene Profi- und Hobbyfotografen als auch junge Fotofans der Facebook-Fotohandy-Generation ansprechen sollen.

MARKUS ZITT Alle zwei Jahre findet in Köln die internationale photokina statt. Auf diesen Termin konzentrieren sich dann die Kamerahersteller mit ihren Neu­heiten fürs Weihnachtsgeschäft, aber auch mit Ankündigungen von viel versprechenden Produkten des nächsten Jahres.

Während viele Hersteller ihre Neuheiten bereits im Vorfeld der Messe ankündigten, liessen es sich einige nicht nehmen, erst an der Messe die Neuheiten-Katze aus dem Sack zu lassen. So brachte Leaf mit dem Aptus-II 12 das mit 80 Mpx derzeit höchstauflösende Digiback, während Hasselblad eine 200-Megapixel-Auflösung in Aussicht stellte, ansonsten aber mit neuen Kameras, Backs und überarbeiteten Objektiven ihr bestehendes Sortiment ausbaute. Pentax versprach, ihre Mittelformatkamera 645D Anfang 2011 nun auch in Europa einzuführen. Ansonsten gab es entgegen allen Erwartungen keine weiteren Ankündigungen im Profisegment.

Für versierte Fotografen gab es dennoch interessante Messeenthüllungen. So sorgte Fujifilm mit ihrer retrogestylten High-End-Kompakten Finepix X100 für Furore. Sie zeichnet sich durch einen innovativen Hybridsucher aus, der sich zwischen rein optischer Darstellung mit eingeblendeten Infos und einem elektronischen Sucher umstellen lässt. Die Kamera mit lichtstarkem Objektiv (1:2,0 23 mm, KB: 35 mm) besitzt einen APS-C-grossen 12-Mpx-Fotosen­sor, wie er in den meisten DSLRs verbaut wird. Etwas Ähnliches wird im ersten Quartal 2011 von Olympus kommen, wobei an der Messe lediglich ein Designmuster zu sehen war. Ein APS-C-Sensor (23,4 × 15,6 mm) in einer kompakten Kamera wäre aber von Olympus als dem Verfechter kleiner Sensoren (FourThirds: 17,3 × 13 mm) eine kleine Sensation.

Pentax überraschte zwei Wochen nach der Vorstellung ihrer Amateur-DSLR Pentax K-r nicht nur mit der Einführung der Mittelformatkamera 645D, sondern auch mit dem neuen Flaggschiff K-5. Mehr noch überraschte Sigma mit ihrer SD1. Wie die Vorgängermodelle ist auch die SD1 mit dreilagigem Foveon-Fotosensor ausgestattet. Durch seine besondere Bauweise steht für jede der RGB-Farben die volle Sensorauflösung von rund 15 Megapixel (zus. 46 Mpx) zur Verfügung. Bei normalen Sensoren müssen sich dagegen die drei Farben die Sensorfläche gemäss dem Bayer-Muster teilen, was bei der Bildaufbereitung eine artefaktanfällige Farbinterpolation nötig macht.

Ausser diesen Messeneuheiten konnten die 180 000 Besucher (+7 Prozent gegenüber 2008) während der sechs Messetage natürlich unzählige anderen Produkte der 1251 Aussteller aus 45 Ländern betrachten.

Trendige Ausstattung und Funktionen

Ausstattungsmässig ist die seit Jahren übliche Entwicklung hin zu höheren Auflösungen, zu grösseren Bildschirmen mit höherer Auflösung und zu höheren Lichtempfindlichkeiten zu beobachten. Aktuell sind 14 Mpx bei Kompakt- und Bridgekameras üblich. Bei Systemkameras mit grossem Sensor sind es 14 bis 16 Mpx.

Eine höhere Auflösung bietet auch die Videofunktion, inzwischen filmen alle aktuellen Fotoapparate mindestens im kleinen HD-Format (1280 × 720 px bzw. 720 p). Bei den neueren DSLRs ist dagegen das 2 Mpx grosse Full-HD-Format (1920 × 1080 px bzw. 1080p oder 1080i) üblich.

Als die beiden interessantesten und für die Zukunft wichtigsten Kamera­trends erachten wir nach wie vor die junge und stetig wachsende Gattung der spiegellosen Systemkameras sowie die filmenden Systemkameras.

Die Grundsteine für beide Trends wurden bereits an der letzten photokina gelegt.

Trend: spiegellose Systeme

Kameratypen mit einem Sucher, der dem Fotografen einen Blick durch das Objektiv und damit eine präzise Ausschnittwahl ermöglicht, sind ideal, um unterschiedlichste Wechselobjektive einzusetzen. Deshalb entstanden ab den 1960er-Jahren um die Kameras mit Spiegelreflexsucher umfangreiche Objektivsortimente.

Nachdem der Fotofilm durch einen Fotosensor ersetzt wurde und dieser auch ein Sucherbild auf einem Bildschirm (Live View) ermöglichte, war der Blick durchs Objektiv nicht länger eine Domäne der Spiegelreflexkameras. Jede digitale Kompaktkamera bietet dies. Da lag es eigentlich nahe, auf den voluminösen, geräuschvollen und für moderne Funktionen (Live View, Video) eher hinderlichen Spiegel zu verzichten. Dies ermöglicht zudem den Bau kleinerer und dünnerer Kameras.

Da in den letzten zwei, drei Jahren zudem Auflösung und Qualität der Displays auf der Kamerarückseite und von elektronischen Suchern (EVF = Electronic View Finder) deutlich gestiegen sind, liefern diese ein Sucherbild, das den optischen Suchern zunehmend ebenbürtig ist. Qualitativ noch unterlegen und für manchen SLR-Fotografen gewöhnungsbedürftig, bietet das elektronische Sucherbild auf dem rückseitigen LCD oder in einem EVF zahlreiche Vorteile gegenüber dem optischen Sucher.

Diese spiegellosen Systemkameras haben ebenso grosse Fotosensoren wie die DSLRs und versprechen damit dieselbe Bildqualität. Allerdings ist ihr Kontrast-Autofokus langsamer als der Phasen-Autofokus der DSLRs. Es gibt zwei Gehäuseformen, kompakt und bridgeartig. Im zweiten Fall ist ausser dem rückseitigen LCD noch ein elek­tronischer Sucher (EVF) vorhanden. Für Kompaktvarianten sind optional aufsteckbare EVF erhältlich. Für die neuen Systeme wurden nicht nur Kameras, sondern auch neue Objektivanschlüsse sowie komplette Objektivlinien entwickelt. Objektive eines allenfalls vorhandenen DSLR-Systems der gleichen Marke sowie Fremdobjektive lassen sich aber dank Adaptern mit gewissen Funktionseinschränkungen nutzen.

Nachdem Olympus und Panasonic 2009 mit ihren spiegellosen Systemen erfolgreich durchgestartet sind, haben dieses Jahr Samsung und Sony ebenfalls solche Systeme lanciert. Bald werden wohl auch weitere Kamerahersteller und sogar die grossen DSLR-Marken folgen.

Die Vorzüge dieser neuen kompakteren Systeme dürften dazu führen, dass die spiegellosen Systemkameras mittelfristig die Spiegelreflexkameras verdrängen werden – erst im Consumer und später vielleicht auch im Profibereich.

Neue spiegellose Modelle

Führend bei den Spiegellosen ist Panasonic, die den Objektivanschluss mit Olympus teilt. Während Olympus zu Beginn des Jahres mit der PEN E-PL1 (12 Mpx, 720p mit 14 – 42 mm/KB 24 – 84 mm) eine Kamera und später lediglich neue Objektive einführte, hat Panasonic an der Messe drei Objektive und ihr neues Topmodell vorgestellt. Die Lumix GH2 (16 Mpx, 1080p, Touchscreen und 14 – 42-mm-Objektiv) soll trotz Kontrast-AF mindestens so schnell scharf stellen wie DSLRs mit Phasen-AF. Bereits früher in diesem Jahr kamen die äusserlich ähnliche Lumix G2 (12 Mpx, 720p, Touchscreen, 14 – 42 mm) und die Lumix G10 (12 Mpx, 720p, 14 – 42 mm). Das Gehäuse dieser G-Modelle, die alle einen ausklapp- und drehbaren LCD haben, entspricht einer Bridgekamera. Sie sehen damit wie eine kleine DSLR aus, nur dass eben ein hochauflösender elek­tronischer Sucher eingebaut ist.

Eine ähnliche Bauform weist auch die NX10 (14,6 Mpx, 720p) auf, mit der Samsung zu Beginn dieses Jahres ihr NX-System eingeführt hat. Die kurz vor der Messe vorgestellte neue NX100 (14,6 Mpx, 720p, 20 – 50-mm-Objektiv) verzichtet dagegen auf den EVF und fällt dadurch kompakter aus. Einen EVF gibt es optional zum Aufstecken. Mit der NX100 hat Samsung zudem die i-Function-Objektive eingeführt, bei denen sich vom Nutzer festgelegte Kamerafunktionen an einem Objektivring einstellen lassen.

Ebenfalls ein spiegelloses System gibt es seit Mai von Sony. Bislang besteht es aus zwei Fotokameras, einem Videocamcorder und drei Objektiven, doch an der photokina versprach Sony weitere sieben Objektive für 2011 und 2012. Die NEX-5 (14 Mpx, 1080i, 18 – 55 mm) und die preiswertere NEX-3 (14 Mpx, 1080i, 18 – 55 mm) sind extrem dünn, was mit dem grossen 18–200-mm-Objektiv etwas seltsam anmutet. Am NEX-VG10-Camcorder (1080i, 18 – 200 mm, 2699 Fr.) wirkt das Objektiv dagegen nicht befremdlich. Speziell am Camcorder ist nicht nur der Anschluss für NEX-Objektive, sondern auch der für Videokameras riesige Fotosensor im APS-C-Format.

Neu: teildurchlässige Spiegel

Eine besonders interessante Innova­tion stellen die kürzlich angekündigten Alpha 33 und Alpha 55 von Sony dar. Die beiden Modelle besitzen anstelle eines hoch- und zurückklappenden Reflexspiegels einen fixierten teildurchlässigen Spiegel. Dieser neue Kameratypus wird als SLT (Single Lens Translucent) bezeichnet. Das Reflexions-Transmissions-Verhältnis des Spiegels und damit der Lichtverlust wird von Sony offiziell nicht kommuniziert.

Anders als bei DSLRs, die für die Belichtung sowie für den Live-View- und den Videomodus den Spiegel hochklappen, ist der Spiegel der SLT-Modelle fixiert und teildurchlässig. Er lenkt stets einen Teil des Lichts nach oben, wo bei diesen Sony-Modellen der Sensor des Phasen-Autofokus sitzt. Dadurch wird auch im Live-View- und im Videomodus eine schnelle automatische Scharfstellung gewährleistet.

Der transluzente, starre Spiegel ermöglicht höhere Bildraten bei Serienfeuer, und dies bei einer günstigen Bauweise der Kamera. So schafft die Alpha 55 bis 10, die Alpha 33 bis zu 7 Fotos pro Sekunde (fps). Geschwindigkeiten, die sonst nur wesentlich teurere semiprofessionelle DSLRs bieten. Die schnellen Bildfolgen sind übrigens nicht nur für Action-Aufnahmen vorteilhaft, sondern sie ermöglichen Multishot-Techniken aus der Hand wie HDR, Schwenk-Panoramen oder Rauschreduzierung durch Überlagerung mehrerer Bilder.

Momentan bietet einzig Sony Kameras dieser Art an. Die Sony Alpha SLT-A55 (16 Mpx, 1080i, 10fps) und die Sony Alpha SLT-A33 (14 Mpx, 1080i) sind vollständig in das Alpha-System integriert. Die Euphorie über diese Innovation trüben allerdings erste Meldungen, wonach die Kameras bei langen Videoaufzeichnungen mit Sensor-Shift-Bildstabilisierung überhitzen und abschalten.

Trend: filmende DSLR- und Systemkameras

Da Kompaktkameras schon lange auch Videoclips aufzeichnen können, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch DSLRs dies beherrschen. Sinn macht dies z.B. im News-Bereich, wo Fotoreporter von Medienunternehmen und Bild-/Nachrichtenagenturen nicht mehr nur Fotos für die Print- und Onlineausgaben liefern, sondern auch gleich Videos für TV-Sender und Internet-News-Portale.

Allerdings erweist sich das Filmen mit den aufs Fotografieren ausgelegten Fotoapparaten als nicht ganz einfach, was zu einem immensen Zubehörboom geführt hat.

Entgegen den Erwartungen haben die filmenden DSLRs weniger bei Bildjournalisten, sondern heftig bei anspruchsvollen und professionellen Filmleuten eingeschlagen und dort einen wahren Hype ausgelöst. Ein Grund dafür ist die Möglichkeit, verschiedene Wechselobjektive zu verwenden, die im Vergleich zu Wechselobjektiven im professionellen Videobereich geradezu günstig sind. Ein zweiter Grund ist die Sensorgrösse. Selbst in professionellen Videokameras sind sie kaum fingernagelgross, während jene in DSLR- und spiegellosen Systemkameras typischerweise rund 15 × 23 mm messen. Diese grösseren Sensoren ermöglichen das kreative Spielen mit der Schärfentiefe und sind zudem lichtempfindlicher, was für erheblich rauschärmere Aufnahmen sorgt.

Besonders erfolgreich ist Canon, deren EOS 5D Mark II und EOS 7D in vielen professionellen Produktionen eingesetzt wurden. Nikon war zwar mit ihrer D90 ebenfalls eine Vorreiterin, hat jedoch durch die Beschränkung auf das kleine HD-Format die neue Klientel der Filmer komplett Canon überlassen. Erst jetzt, nach vier Kameras (D90, D5000, D300s und D3s), ist Nikon mit der D3100 und der D90-Nachfolgerin D7000 in die Profidimension eingestiegen. Doch während Full-HD nun in den Amateur-DSLRs verfügbar ist, fehlt bei Nikon umso dringender ein (semi-)professionelles Modell – wie es zur Messe vergeblich erwartet worden war.

Trend: Camcorder im Zeitalter filmender Fotoapparate

Seit sich Fotoapparate für ambitionierte Filmer als die besseren Videokameras etablieren, haben es herkömmliche Camcorder zunehmend schwerer, Käufer zu finden, zumal auch die weniger versierten Filmer entweder Fotoapparaten den Vorzug geben oder für ihre Videoaufnahmen lediglich ein Handy oder eine Webcam nutzen.

Für versiertere Filmer kommen nun erschwingliche Camcorder mit Wech­selobjektiven und grossen Fotosensoren meist im APS-C-Format (ca. 23,4 × 15,6 mm). Das erste Modell dieser neuen Camcorder-Gattung ist der erwähnte Sony NEG-VG10, der Teil des neuen NEX-Systems von Sony ist. Zur Messe hat auch Panasonic mit dem AG-AF101 ein vergleichbares Profiprodukt eingeführt, das jedoch den kleineren FourThirds-Sensor (17,3 × 13 mm) und einen Micro-Four­Thirds-Anschluss besitzt. Das Design beider Geräte ist sehr unterschiedlich ausgefallen, orientiert sich jedoch an jenem des klassischen «Henkel»-Camcorders, das zum Fotografieren wenig geeignet ist.

Noch kein Trend: 3D

Im Kino und in der Unterhaltungselek­tronik ist 3D in aller Munde. Wenn man von einzelnen Geräten absieht, wurde der 3D-Hype von der Foto­branche bislang kaum aufgegriffen. Eigentlich ist diese «Zurückhaltung» der Fotobranche verwunderlich, denn 3D bietet einerseits interessante Anwendungsmöglichkeiten (Produkte, Innenarchitektur) und andererseits ist das Thema Stereofotografie praktisch ebenso alt wie die Fotografie selbst.

Als einzige der grossen Fotofirmen hat Fujifilm bereits vergangenes Jahr eine zweiäugige 3D-Kompaktkamera auf den Markt gebracht, die kürzlich durch die Finepix real 3D W3 (2 × 10 Mpx, 35 – 105 mm) ersetzt wurde.

Mit neueren Sony-Kameras sind ebenfalls beschränkt 3D-Aufnahmen möglich. Mit nur einem Objektiv wird die Bewegung beim Schwenkpanorama für die Erzeugung zweier unterschiedlicher Ansichten genutzt, um daraus ein 3D-Panoramafoto zu erzeugen.

Ganz neu ist ein 3D-Wechselobjektiv (1:12 12,5 mm, KB: 65 mm) von Panasonic, das mit der Lumix G2 und der neuen Lumix GH2 3D-Fotos ermöglicht. Ansonsten sind natürlich auch 3D-Fotos und -Videos mit den wenigen bereits erhältlichen 3D-Camcordern möglich.

Dass es neben der Stereofotografie auch andere Ansätze für 3D gibt, zeigt die Minox PX3D. Sie knipst mit vier übereinander platzierten Objektivsensormodulen Aufnahmen, die dann zu einer 3D-Animation gewandelt werden. Der Betrachter sieht das erstarrte Fotomotiv dann in einem Film mit Endlosschlaufe. Im Film scheint die Kamera immer hoch- und runterzugleiten. Es wirkt, als ob sich der Betrachter immer wieder auf die Zehenspitzen stellt. Dadurch ist etwas vom Raum hinter den Objekten im Vordergrund zusehen, was die räumliche Bildwahrnehmung bewirkt. Das Verfahren eignet sich nur für Bildschirme und nicht für Papierbilder.

Neue Mittelformatkameras

Im Bereich des digitalen Mittelformats, das sich am kleinsten Mittelformatfilm (6 × 4,5 cm) orientiert, tummeln sich vergleichsweise wenige Marken. Dominiert wird der Markt von Hasselblad auf der einen und einer Kooperation zwischen Kamerahersteller Mamiya und Back-Hersteller PhaseOne, die den Konkurrenten Leaf aufgekauft hat, auf der andern Seite. Weitere Anbieter sind Sinar mit Rückteilen wie dem neuen Evolution 85H (48,8 Mpx, Multi-Shot) und seit zwei Jahren auch Leica mit ihrem S-System, das jedoch erst seit diesem Jahr wirklich verfügbar ist.

Wieder dabei ist Pentax, die über viele Jahre eine digitale Mittelformatkamera angekündigt hatte, bis niemand mehr daran glaubte. Zu Jahresbeginn kam in Japan die Pentax 645D (40 Mpx, Sensorfläche 44 × 33 mm) doch noch auf den Markt. Anlässlich der photokina wurde nun die Europamarkteinführung für Anfang 2011 versprochen.

Auch Hasselblad nutzte Köln für viele Ankündigungen, darunter eine preiswerte Kamera für arme Fotografen und eine für reiche Sammler. Mit der Billig-Blad H4D-31 (31 Mpx) für 9999 Euro wurde erstmals die 10 000-Euro-Grenze unterschritten. Teurer ist dagegen die auf 499 Stück limitierte H4D-40 Ferrari Edition (40 Mpx, Sensorfläche 44,2 × 33,1mm) für 31 141 Franken im feuerroten Ferrari-Kleid.

Neu ist das Digiback CFV50 (50 Mpx), das an alle Kameras des klassischen Hasselblad-V-Systems und mittels Adapter zudem an viele fremde Mittel- und Grossformatkameras passt.

Während Hasselblad derzeit mit der H4D-60 maximal 60 Mpx bietet, erforschen ihre Ingenieure die Möglichkeit, ihrer 50-Mpx-Multishot-Kamera eine 200-Mpx-Auflösung zu verpassen. Dafür wird bei Multi-Shot-Aufnahmen der Sensor nicht nur um einen Pixel verschoben, sondern der Sensor vertikal und horizontal bloss noch in halben Pixel-Schritten bewegt. Auch bereits verkaufte Multi-Shot-Geräte sollen sich umrüsten lassen.

Während Hasselblad neue Hochauflösungen plant, hat Leaf bereits das Back Aptus-II 12 mit 80 Megapixel für 35 723 Franken vorgestellt.

Neue Kameras mit System

Die Spiegellosen haben wir bereits erwähnt, sodass wir uns hier auf die DSLR-Neuheiten konzentrieren. Canon hat, nach dem Einsteigermodell EOS 550D vom Frühling, im August nun die EOS 60D (18 Mpx, 5.3 fps, 1080p) lanciert, die sich zwischen der 550D und der 7D positioniert. Wie alle Canons bietet sie neben vielen Fotofunktionen auch vielfältige Videomodi und als erste EOS einen ausklappbaren LCD.

Nikon hat mit dem kleinen Einsteigermodell D3100 (14 Mpx, 3fps, 1080p) und der starken D7000 (16 Mpx, 6 fps, 1080p) offensichtlich die Weihnachtskunden im Auge.

Sony hat nach dem Einsteigermodell Alpha 290 (14 Mpx) vom Frühling auf die Messe hin gleich vier Modelle eingeführt. Die Alpha 560 (14 Mpx, 7fps, 1080i) und die Alpha 580 (16 Mpx, 7fps) sind herkömmliche DSLRs, aber die ersten Alpha mit Videofunktion. Interessanter sind aber die bereits besprochenen SLT-Modelle Alpha 33 und 55, die selbst während Videoaufnahmen die schnelle Scharfstellung per Phasen-AF beherrschen.

Von Olympus ist mit der spritzwasserfesten E-5 (12 Mpx, 5fps, 720p) nach langer Zeit wieder eine – vermutlich aber die letzte – DSLR mit Four­Thirds-Anschluss gekommen. Olympus scheint ihr DSLR-System zugunsten von Micro-Four­Thirds und ihres PEN-Systems na­hezu aufgegeben zu haben. Die E-5 entspricht weitgehend der E-3 von 2007, jedoch ausgestattet mit zeitgemässeren Eigenschaften und Funktionen.

Auch Pentax hat mit der K-5 (16 Mpx, 7 fps, 1080p) ein starkes wasserfestes Topmodell zur Messe eingeführt. Zusammen mit dem vorab vorgestellten Amateurmodell Pentax K-r (12 Mpx, 6 fps, 720p) kann Pentax nun ein Sortiment mit vier DSLRs aufweisen.

FaZitt

Alles in allem bleibt also die Kameraentwicklung weiterhin spannend und bietet dennoch reichlich Raum für Verbesserungen etwa punkto Schnittstellen und Handling. Interessant dürfte sein, ob und wie sich die neuen Gerätetypen (weiter) etablieren können und welche Auswirkungen damit verbunden sind. Sicherlich dürfte demnächst auch die 3D-Welle aus der Unterhaltungselektronik auf die Fotobranche überschwappen und zusätzlich für neue Impulse sorgen.

 

Eine laufend aktualisierte Kameraübersicht gibt es auf www.markuszitt.ch unter «downloads» (als PDF). Weitere Infos zum Thema sind unter «addons» verfügbar.

Kameratrends im Überblick

14 Mpx-Fotoauflösung 40 % der Kompakt- und Bridgekameras bieten heute 14 Mpx, aktuelle DSLR-/Systemkameras meist 14 oder 16 Mpx

720p-Videoauflösung Die kleine HD-Auflösung ist heute Standard. Bessere und neuste DSLR-/Systemkameras filmen in 1080p.

Kompakt- und Bridgekameras mit mehr Weitwinkel Viele Zooms starten bei den Kleinbildbrennweiten von 24mm, 25mm und 28mm

Superzoom in Bridgekameras 24× und 26×-Zooms sind üblich. Anfang Jahr kamen erste Kameras mit 30 ×, zur Messe eine mit 35 ×.

Superzoom in Kompaktmodellen Viele mit 10×-,12×- oder gar 15×-Zoom. Ursprünglich gab es solche Superzooms nur in den sperrigen Bridgekameras. Dieses Jahr gab es eine Modellflut.

GPS integriert Immer mehr Kameras können Fotos mit den Koordinaten des Aufnahmeortes verschlagworten (Geo-Tagging).

HDR-Funktion Viele Kameras verfügen über einen HDR-Aufnahmemodus, um extreme Kontrastunterschiede zu bewältigen. Sie schiessen schnell zwei oder drei Belichtungsvarianten und kombinieren diese zu einem Bild – ohne Stativ und PC-Software.

Speicherkarten SD hat xD Picture Card (Olympus) komplett und Sony MemoryStick Duo teilweise verdrängt. Sony nun mit Dual-Laufwerken für MS + SD. Erste SDXC-Karten mit 64 GB erhältlich (bis 2 TB möglich).

Schnittstellen USB 2.0 bleibt Standard. Kameras haben heute meist HDMI zum Anschluss an HDTV. Wenige Kameras mit Bluetooth oder WLAN. Mit «Eye-Fi»-Karten (SD-Speicherkarte mit WLAN-Transmitter) werden Kameras mit SD-Slot WLAN-fähig.