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Digitales Leuchtpult f�r die Programme der Creative Suite

Ein mit Verwaltungsfunktionen versehenes Anzeigetool ist f�r das Arbeiten mit umfang-reichen Bildbest�nden unabk�mmlich. Die Adobe Bridge kann mittlerweile mehr als nur anzeigen und verwalten. Ein �berblick �ber die aktuellen Funktionen.

GÜNTER SCHULER Der Begriff «digitales Leuchtpult» bringt die wichtigste Funktion eines Bilddatenbrowsers auf den Punkt. Von der Definition her dient eine solche Anwendung vor allem dazu, Bildbestände übersichtlich und nach visuellen Kriterien anzuzeigen. Da jedoch die Ansprüche an diesen Applikationstyp mit der Fortentwicklung der Digitalfotografie gewachsen sind, «wuchs» auch der Bilddatenbrowser der Creative Suite von Version zu Version. Aktueller Stand der Dinge: Adobe Bridge CS3, noch vor zwei Photoshop-Versionen nichts weiter als eine etwas überdimensionierte Programmpalette, präsentiert sich in Sachen Bedienfreundlichkeit, Konfigurierbarkeit und Verwaltungsfunktionen mittlerweile als ausgereifte, eigenständige Anwendung mit einem ganz speziellen Profil. Welche Funktionsbereiche es in Bridge gibt und welche für welche Aufgaben geeignet sind, zeigt der folgende Überblick.

Anzeige: jede Menge Konfiguration

Ebenso wie in anderen CS-Programmen lässt sich auch in Bridge die Oberfläche auf vielfältige Weise konfigurieren. Aufgerufen und erzeugt werden können sowohl unterschiedliche Darstellungsgrössen als auch Reiter­anordnungen. Die werkseingestellte Standardanordnung mit eher kleinen Bildminiaturen und zwei Reitergruppen rechts und links ist lediglich eine von vielen Möglichkeiten. Die wohl wichtigste Reguliereinheit von Bridge ist der Miniaturgrössenregler in der Fussleiste des Bridge-Fensters auf der rechten Seite. Über ihn können Sie die Darstellungsgrösse der Thumbnails im zentralen Fenster «Inhalt» nach Belieben einstellen. Da die beiden Reitergruppen rechts und links den Bereich für die Miniaturen zwangsläufig einengen, können Sie diese temporär ein- und ausblenden – über den Doppeldreieck-Button links aussen in der Fussleiste.

Vergrössern und verkleinern lässt sich darüber hinaus auch das Bridge-Fenster selbst. Klicken Sie in der Kopfleiste oben rechts auf den Button «In Kompaktmodus wechseln», verkleinert sich das Interface auf die Grösse eines grös­seren Photoshop-Bedienfeldes. Klicken Sie nochmals darauf, verschwindet das Fenster bis auf die Kopfleiste. Ein weiteres Klicken wechselt wiederum in den Vollmodus. Praktisch sind die beiden Darstellungsmodi «Kompakt» und «Superkompakt» nicht nur aus Platzersparnisgründen. Da sich Bridge auch als Bild-Zulieferertool für das Platzieren von Bildern in InDesign nutzen lässt, bleibt das Bridge-Fenster im Kompaktmodus stetig präsent – auch wenn Sie aktuell in InDesign, also einem anderen Programm, arbeiten.

Über diese allgemeinen Darstellungsmodi hinaus ermöglicht Bridge das Aufrufen unterschiedlicher Interfaceanordnungen. In der Terminologie der Creative Suite 3 werden anwenderkonfigurierbare Arbeitslayouts mittlerweile stringent als Arbeitsbereich bezeichnet. Sechs Arbeitsbereiche stellt Ihnen Bridge werkseingestellt bereits zur Verfügung. Aktiviert werden können Sie über die drei Buttons 1, 2 und 3 in der Fensterfussleiste rechts aussen. Der Clou: Zum einen ist jeder dieser Buttons mit einem anderen Arbeitslayout belegbar. Durch Aufklappen eines der drei Buttons erscheint die Liste mit den aktuell zur Verfügung stehenden Arbeitsbereichen: Standard, Leuchttisch, Dateinavigation, Meta­daten-Fokus, Horizontaler Filmstreifen und Vertikaler Filmstreifen. Für das schnelle Aufrufen hat Bridge für jeden dieser Arbeitsbereiche einen griffigen F-­Tasten-Shortcut in petto.

Ebenso anlegen können Sie auch eigene Arbeitsbereiche. Die Reiter in den beiden aussen angeordneten Docks – sechs an der Zahl mit Namen Favoriten, Ordner, Vorschau, Metadaten, Stichwörter und Filter – lassen sich innerhalb der Docks frei anordnen, ein- und ausziehen, ineinander verschachteln oder – über Deaktivierung des entsprechenden Reiters im Menü Fenster – gänzlich ausblenden. Über den Befehl Arbeitsbereich speichern in der Aufklappliste hinter 1, 2 oder 3 oder über den Befehl Fenster > Arbeitsbereich > Arbeitsbereich speichern können Sie eigene Anordnungen dauerhaft sichern und ihnen zusätzlich noch freie Tastenkombinationen zuweisen. Nicht schlecht zu wissen ist, dass sich selbst angelegte Arbeitsbereiche in einem Punkt anders verhalten als die werkseitig mitgelieferten. Während sich die werkseitig mitgelieferten nämlich stets an der aktuellen Grösse des Bridge-Fensters orientieren (welches sich wie Dokumentfenster über den Anfasser unten rechts in der Grösse verändern lässt), übernehmen selbst angelegte Arbeitsbereiche auch die Fenstergrösse. Über den Punkt Bridge > Einstellungen > Allgemein lässt sich schliesslich auch das Grau der Anzeigefarbe den eigenen Bedürfnissen entsprechend einstellen. Darüber hinaus enthalten die Voreinstellungen weitere nützliche Festlegungsmöglichkeiten – etwa über den Umfang der Informationen im Reiter Metadaten oder das Programm, welches beim Öffnen eines bestimmten Dateityps standardmässig zum Zuge kommen soll.

Metadaten, Stichwörter, Filter: jede Menge Information

Die Funktionen der einzelnen Reiter in den beiden Docks sind zum grossen Teil selbsterklärend. Über Ordner steuern Sie Ordner auf Ihrer Festplatte oder auf anderen Medien an; Favoriten ermöglicht zusätzlich das Anlegen von Alias für die leichtere Ansteuerung oft frequentierter oder aktuell genutzter Bildverzeichnisse. Vorschau liefert eine vergrösserte Ansicht aktuell markierter Bilder; zusätzlich beinhaltet dieser Reiter eine Lupefunktion, mit deren Hilfe sich Bilddetails betrachten lassen. Informationszentrale von Bridge ist der Reiter Metadaten. Nach Typen sortiert, listet er sämtliche Metadaten auf, welche in einem Bild eingebettet sind. Stichwörter hingegen ermöglicht es Ihnen, Bildverzeichnisse mit eigenen Indizierungsbegriffen zu verschlagworten. Im ersten Schritt werden dabei über den Befehl Neues Stichwort im Reitermenü (ansteuerbar über das kleine Dreieck rechts im Reiterkopf) die benötigten Begriffe angelegt. Im zweiten Rutsch können diese dann zugewiesen werden – durch Markieren der für einen bestimmten Begriff vorgesehenen Bilder und anschliessendes Anklicken der Box links neben dem jeweiligen Stichwort.

Das Verschlagworten von Bildbeständen war zwar schon vor der aktuellen Version Bridge CS3 möglich. Was allerdings noch fehlte, war ein effektives Tool für die Anzeige von Teilauswahlen eines ausgewählten Bildbestandes. Der neue Reiter Filter erfüllt genau diese Aufgabe; er ermöglicht es, die Bildanzeige aktuell ausgewählter Bildverzeichnisse anhand bestimmter Kriterien zu filtern. Neben den Kriterien «Ausrichtung» (hoch oder quer), Erstellungs- und Änderungsdatum, ISO-Wert und Sternchenwertung offeriert Filter auch das Aktivieren eingebetteter Stichwörter. Die Prozedur: Klicken Sie eine Rubrik an, wird das entsprechende Kriterium aktiviert und die Anzeige des aktuell ausgewählten Bildbestands entsprechend gefiltert. Zusätzliche Kriterien für das Sortieren von Bildbeständen finden Sie im Menü Ansicht > Sortieren. Beschriftung, das Menü direkt daneben, enthält zwei ganz praktische Befehlsgruppen, um Bilder mit Sternchen von eins bis fünf zu bewerten oder mit einer Etikettenfarbe zu versehen. Damit das Bewerten und Etikettieren flott von der Hand geht, listet das Menü gleich auch ein Dutzend griffiger Shortcuts auf.

Werkzeuge: jede Menge Stapelverarbeitungsroutinen

Ein paar grundlegende Arbeitsroutinen für das Bearbeiten von Bildern präsentiert Bridge zwar direkt in der Fensterkopfleiste. In etwas erweiterter Form sind sie zusätzlich im Menü Bearbeiten untergebracht. Was die Kapazitäten von Bridge angeht, sind Drehen, Löschen und Neuen Ordner anlegen jedoch fast Fingerübungen. Das Menü Werkzeuge offeriert, getrennt nach den einzelnen Programmen der Creative Suite, zusätzliche Routinen für die Stapelabarbeitung von Bildbeständen. Für Illustrator und InDesign fällt das Angebot derzeit noch etwas mager aus. In der Befehlsgruppe unter Werkzeuge > Photoshop stehen dafür jedoch sämtliche Automatisierungsbefehle des Bildbearbeitungsklassikers zur Verfügung. Enthalten ist darin auch Stapelverarbeitung – das Photoshop-Feature, mit dem sich Photoshop-Aktionen vollautomatisch auf komplette Bildordner anwenden lassen.

Tunen lässt sich das Werkzeugemenü auch mit Scripts von Drittanbietern. Unter Photoshop-Cracks sehr beliebt ist die Script-Sammlung Dr. Brown‘s Services. Ihr Plus: weitere Automatikbefehle für das Konvertieren von Dateiformaten, für die Erzeugung von Schwarz-Weiss-Bildern sowie weitere Specials. Darüber hinaus enthält Werkzeuge einen wichtigen Befehl für die Batch-Umbenennung markierter Dateien. Ideal ist die Stapelumbenennung zum einen für Fotografen, die ihre Bilder mit verständlicheren Dateibenennungen versehen möchten. Zudem ist diese Funktion auch für Layouter und Produktioner nützlich: Hier ermöglicht die Stapelumbenennung das Anbringen übersichtlicherer, projektgeeigneter Dateikennungen in einem Zug.

Layout: mehr als nur Bilder

Von Bildbearbeitern wird Bridge zwar vorwiegend als Verwaltungstool für digitale Bilddaten wahrgenommen. Bridge CS3 kann jedoch weitaus mehr anzeigen als lediglich Bilder. Zwar bleibt die Thumbnail-Grösse bei EPS-Daten weiterhin limitiert. Dafür zeigt Bridge jedoch auch InDesign-Layouts, InDesign-Snippets sowie PDF-Dateien an. Die vorteilhaftesten Arbeitsbereiche für die aufgeführten Dateitypen dürften die beiden Modi Horizontaler Filmstreifen und Vertikaler Filmstreifen sein. Wählen Sie per Shortcut oder Fussleisten-Button einen dieser beiden Arbeitsbereiche an, erscheint die übliche Bildanzeige im Hauptfenster als Streifen unten beziehungsweise an der Seite. Der Hauptbereich hingegen ist reserviert für eine Grossversion des aktuell markierten Bildes. Um nicht nur Bilder, sondern auch mehrseitige PDF-Dokumente anzuzeigen, präsentieren die beiden Arbeitslayouts bei markierten PDF-Dateien eine kleine Button-Leiste, mit der Sie mehrseitige PDF-Dokumente durchblättern können.

Was mehrseitige InDesign-Layouts anbelangt, müssen sich Bridge-User gegenwärtig noch mit der Ansicht der ersten Seite – oder der ersten Doppelseite – begnügen. Möglich, dass sich dies in einer der kommenden Versionen ändern wird. Dafür profiliert sich Bridge als Arbeitserleichterer beim Platzieren von Bildern in InDesign. Wesentliche Neuigkeiten: Anders nämlich als in den Vorversionen können Sie in InDesign CS3 nicht nur ein Bild auf einmal platzieren, sondern beliebig viele. Ob Sie diese Bilder über den konventionellen Platzieren-Dialog platzieren oder durch einfaches Markieren der Bilder in Bridge und Herüberziehen in das InDesign-Layout, bleibt Ihnen überlassen. Für Drag&Drop aus Bridge sprechen zwei Gründe: der visuelle Überblick sowie die einfachere Weise. Haben Sie mehrere Bilder markiert und in Ihr InDesign-Layout gezogen, erscheint in der Folge ein Platzierungscursor und Sie können die «geladenen» Bilder Klick für Klick oder, mit gehaltener Umschalt- und Befehlstaste, auf einen Rutsch platzieren. Mit den Pfeil-nach-rechts- und Pfeil-nach-links-Tasten können Sie zusätzlich auch innerhalb der geladenen Bildauswahl navigieren.

Fazit

Die wirklich interessanten Workflowpraktiken ergeben sich meist erst mit der entsprechenden Erfahrung – dann, wenn man bereits eine Weile mit Bridge gearbeitet hat. So ermöglicht das Programm beispielsweise, nicht nur ein Interface-Fenster geöffnet zu halten, sondern mehrere. Praktisch ist diese Option dann, wenn man Bildbestände auf der Festplatte umorganisieren möchte. Eine weitere Zusatzfunktion ist der Online-Dienst Adobe Stock Photos – ein von Adobe aufgestelltes Online-Bildportal, über das sich die Bildangebote kommerzieller Stock-Photography-Anbieter durchsuchen lassen – inklusive der Möglichkeit, ausgewählte Bilder direkt zu lizensieren. Auch für die Anzeigequalität gibt es mittlerweile Optionseinstellungen. So haben Sie die Wahl, Bildminiaturen lediglich in normaler Qualität anzeigen zu lassen oder in den Voreinstellungen unter Miniaturen eine qualitativ bessere Bildvorschau einzustellen. Letzteres kostet zwar entsprechende Berechnungszeit. Da Bridge jedoch jedes Verzeichnis nur einmal einliest und sich die Informationen anschlies­send «merkt», wirkt sich diese Option lediglich peripher – konkret: einmal pro Ordner – auf die Arbeitsgeschwindigkeit aus.

Allgemein hingewiesen werden soll an dieser Stelle schliesslich noch auf zwei Punkte: zum einen auf die Workflowmöglichkeiten, die sich durch die enge Anbindung an das Rohdatenimportmodul Camera Raw ergeben, zum anderen auf die Möglichkeit, die Farbmanagement-Einstellungen für alle Programme der Creative Suite einheitlich zu definieren. Mit den umfangreichen Farbeinstellungsmöglichkeiten von Photoshop, InDesign und Illustrator können die Einstellungen unter Bearbeiten > Creative-Suite-Farbeinstellungen zwar noch nicht mithalten. Nichtsdestoweniger ermöglichen sie allerdings das Einrichten einheitlicher Vorgaben für alle Programme der Creative Suite. Fazit: Wie in jeder ausgereiften Anwendung führen auch in Bridge mittlerweile viele Wege zum Ziel. Wie weit die Brücke der Creative Suite in Zukunft noch gebaut wird, bleibt eine spannende Frage.