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Durchblick im Pixeldschungel

Die Entwicklung neuer und vermeintlich besserer Digitalkameras schreitet weiter voran. Zwar nimmt die Sensorauflösung nur noch minim zu, doch warten sämtliche Hersteller in jeder Klasse mit neuen Features auf.

MARKUS ZITT Seit unserer letzten Berichterstattung über die Trends in der Fotografie anlässlich der photokina 08 ist rund ein Jahr verstrichen. Damals waren neben der üblichen Neuheitenflut mit leidlichen Verbesserungen – wie beispielsweise mehr Megapixel (Mpx) – vor allem zwei Trends auszumachen. So wurden im Vorfeld der Messe die ersten Spiegelreflexkameras (D-SLRs) mit Videoaufnahmefunktion und die Lancierung kompakter Kameras mit Wechselobjektivanschluss angekündigt. Seither, und vor allem in den letzten Monaten, kamen mehrere attraktive Produkte in diesen Kategorien auf den Markt. Mehr dazu gibt es weiter hinten.

Das verstrichene Jahr war allerdings vor allem von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ge(kenn)zeichnet, die nicht nur Finanzdienstleister, sondern auch die Medien- und Werbebranche samt Zulieferern und Dienstleistern heftig getroffen hat. Auch für die Hersteller von Fotoapparaten war und ist diese Zeit ausgesprochen schwierig. Viele Firmen schrieben massive Verluste und mussten umstrukturieren, Fabriken schliessen sowie Personal entlassen. Die Ursachen für die Probleme der Foto­branche liegen nicht allein in der Finanzkrise, sondern sind auch die Folge von Marktsättigung, Überkapazität, schnellen Produktzyklen, extremem Wettbewerb und massivem Preiszerfall.

Preistrends

Allgemein sind die Preise bei Fotoprodukten weiter gesunken. Wie schon in der Vergangenheit bekommen Käufer heute leistungsfähigere und vielseitigere Digitalkameras für weniger Geld. Die Qualität der Produkte ist dagegen nur vereinzelt und im Schnitt kaum gestiegen, denn bei den Herstellungskosten wird möglichst gespart.

Was die aktuellen Preise anbelangt, so gibt es Markenkompaktkameras inzwischen schon zu Listenpreisen zwischen 150 und 200 Franken, wobei das Gros dieses Kameratyps zu Preisen von 300 bis unter 500 Franken auf den Markt kommt. Mehr bezahlt man für Modelle, die sich durch spezielle Merkmale auszeichnen und beispielsweise einen Touchscreen besitzen oder Videos in Full-HD aufzeichnen. Wohlgemerkt, wir sprechen hier und im weiteren Verlauf von Listenpreisen. Die tatsächlichen Strassenpreise liegen dann je nach Händler mehr oder weniger darunter und sinken mit zunehmendem Produkt­alter.

Auch Spiegelreflexkameras gibt es inzwischen sehr günstig, und zwar, weil alle Hersteller ihre Sortimente besonders im Niedrigpreisbereich erweitert haben. In der für Marktanteile wichtigen Einsteigerklasse kann jede Marke zwei oder drei preislich abgestufte Modelle anbieten. Die Billigmodelle unter den D-SLRs sind einfachste Geräte mit bewährter Technik, sprich amortisierten Entwicklungskosten. Diese billigen und ebenso die etwas teureren Einsteigermodelle sind von der Bedienung her eher bildschirm- und menüorientiert, haben also weniger Einstelltasten und -räder. Die höherwertigen Amateurmodelle bieten für ihren höheren Preis mehr Leistung (Auflösung, Serienbildtempo) und Ausstattung (Live View etc.), während semiprofessionelle Modelle dann noch schneller und robuster sowie immer öfter gegen Umwelteinflüsse (Regen, Staub) abgedichtet sind.

Die preiswertesten D-SLRs sind zwischen 500 und 800 Franken zu haben und höherwertige Einsteigerkameras kosten je nach Marke bis 1200 Franken, wogegen D-SLRs für anspruchsvolle Hobbyfotografen um 1600 Franken kosten. Wie bis anhin muss man um die 2000 Franken für Modelle in die Hand nehmen, die auch professionellen Ansprüchen genügen, wobei sehr leistungsstarke Kameras mit schnellen Bildfolgen gegen 3000 Franken kosten. Modelle mit grossem Kleinbild-Vollformatsensor gibt es im Bereich von 3000 bis 5000 Franken. In der Profiliga kosten die robusten Reportagekameras mit sehr schnellen Bildfolgen (Canon EOS 1D Mark III, Nikon D3) 6000 bis 7000 Franken, während die höchstauflösenden Varianten (Canon EOS 1Ds Mark III, Nikon D3x) immer noch 12 000 Franken kosten.

Drastisch sind die Preise im digitalen Mittelformat gefallen, wo Digitalrückteile, Digitalkameras und Kamera-Digiback-Kombinationen angeboten werden. 18-Mpx-Backs gibt es bereits ab 13 000 Franken. Wählt man eine Kombination, erhält man die Kamera für 2000 bis 3000 Franken dazu, obwohl sie einzeln 5000 bis 6000 Franken kosten würde. Backs mit bis zu 30 Mpx gibt es noch für unter 20 000 Franken. Für noch mehr Millionen Pixel muss man dann noch einige tausend Franken drauflegen, wobei 60 Mpx das Maximum sind und mit Kamera etwa 45 000 bis 50 000 Franken kosten.

Eine detaillierte Marktübersicht über D-SLRs und andere Systemkameras sowie Digibacks finden Sie als PDF-Datei auf der Website des Autors (www.markuszitt.ch).

Auflösungserscheinungen

Die Auflösung von Fotoapparaten hat sich momentan bei 10 bzw. 12 Megapixeln eingependelt. Selbst neuste Fotohandys wie das Samsung Pixon 12 und das Sony Ericsson Satio knipsen bereits mit 12 Mpx. Doch zurück zu den «echten» Fotoapparaten. Letztes Jahr trumpften erste Topmodelle mit 14 bis 15 Megapixeln auf, und natürlich sind weitere dazu gekommen. Dennoch blieb der grosse 15-Megapixel-Boom bislang aus. Ohnehin werden ja die immensen Auflösungen kritisiert, da sie kaum einen Nutzen, jedoch zuhauf Probleme bringen. Problematisch sind vor allem die abnehmende Bildqualität (Rauschen) bei zwangsläufig immer kleineren Sensorelementen, die sich den Platz auf den kleinen Sensorflächen teilen müssen. Ob die Ursache für den Stop des Megapixelrennens eine Folge der wirtschaftlichen Umstände oder eine Besinnung auf bessere Bildqualitäten oder bloss die Ruhe vor dem nächsten Pixelsturm ist, bleibt vorderhand unklar. Hoffnung auf eine Besinnung wecken Nikon und Olympus mit ihren neueren D-SLRs, die sich weiterhin mit 12 Megapixeln begnügen, aber auch Canon mit der G11, dem neuen Topmodell unter ihren Kompaktkameras. Protzte die letztjährige Power­Shot G10 mit stolzen 14,7 Mpx, so bescheidet sich die neue G11 mit 10 Megapixeln (28–140 mm, CHF 898.–). Bereits bei der G10 hatte Canon schon Kundenwünsche erhört, die Merkmale früherer G-Modelle zurückforderten, und der G10 wieder das RAW-Format spendiert. Die G11 kommt nun mit RAW und geringerer Auflösung sowie einem ausklapp- und drehbaren LCD. Ob diese Pixelbescheidenheit Schule macht und in der G11 hält, was sie verspricht, bleibt abzuwarten.

Dennoch gibt es auch weiterhin Megapixelmonster, und zwar vor allem bei D-SLRs, wo 15 oder 18 Mpx dank grosser Sensoren eher noch Sinn machen. Aktuelle Beispiele mit rund 15 Mpx sind die Canon 500D, die Pentax K-7 (CHF 2098.–) und die Sony Alpha 550 (CHF 1299.–) sowie mit 18 Mpx die Canon EOS 7D (CHF 2788.–) und die Messsucherkamera Leica M9 (CHF 8495.–). Dann gibt es seit Kurzem noch die Sony Alpha 850 mit 24,6-Mpx-Vollformatsensor, die eine abgespeckte, günstige Variante der letztjährigen Sony Alpha 900 ist.

Ebenfalls einen 24,5-Mpx-Vollformat­sensor besitzt die D3x, die Ende letzten Jahres eingeführt wurde. Sie ist Nikons lang erwartete Antwort auf Canons Vorherrschaft im Bereich hochauflösender Profi-D-SLRs. Dass die D3x mit 11 998 Franken zweieinhalbmal so viel kostet wie die Sony 900 mit «gleichem» Sensor, dürfte nicht nur am robusteren D3x-Gehäuse liegen, sondern vor allem marketingtechnisch begründet sein. Auf diese Weise positioniert sich die D3x klar als direkte Konkurrentin zur Canon EOS 1Ds Mark III (21 Mpx, CHF 11 640.–).

Technotrends

Die Mehrheit der Digitalkameras wird ja für Konsumenten konzipiert, weshalb Style- und Technotrends in neue Kameras einfliessen.

Der Touchscreen-Boom ist von den Handys auf die Kompaktkameras hinübergeschwappt (Beispiele: Canon Ixus 200 IS, Fujifilm Z300, Nikon Coolpix S70, Samsung ST1000).

Wasserdichte Kameras gab es lange Zeit nur von Pentax und Olympus, doch seit diesem Frühling surfen auch Fujifilm (FinePix Z33WP), Canon (Power­Shot D10) Panasonic (Lumix FT1) und die wiederbelebte Rollei (Sportsline) auf dieser Welle. Die Kameras sind wasser- und staubdicht und können bis zu 5 Meter tief tauchen. Sie sind deshalb auch besonders robust, womit sie sich nicht nur als Begleitung für Wasser- und Wintersport, sondern für jegliche Outdooraktivitäten eignen.

Farbige Kameras jenseits von Technik­silber und Profischwarz gibt es vor allem bei den stylischen Ultrakompakten, inzwischen sogar bei höherwertigen Kameras wie der Pentax K-x oder der Leica M 8.2 White.

Filmen können digitale Fotoapparate schon lange, doch seit einem Jahr auch immer mehr D-SLRs. War die Videofunktion einst auf kurze Aufnahmedauer und niedrige Auflösung beschränkt, so filmen heute immer mehr in HD-Qualität.

Während aber HD-Camcorder Videos in Full-HD mit 1920 × 1080 px aufzeichnen, beschränken sich Fotoapparate grösstenteils auf das kleine HD-Format 1280 × 720 px (720 p). Nur wenige beherrschen Full-HD (1080 p). Dass D-SLRs filmen können, hat ziemliche Wellen geworfen, und zwar vor allem unter Filmschaffenden. Mehr zu diesem Thema im nächsten Heft.

Die Bridge-Kameras mit ihrem fest eingebauten Superzoom warten heute meist mit einem 20×-Zoom auf, das vom 28-Weitwinkel bis zum 560-mm-Supertele reicht. Doch es gibt noch Extremeres wie das 24×-Zoom in der Samsung ST oder die Olympus SP590 UZ mit ihrem 26×-Zoom, das einer 26– 676-mm-Brennweite entspricht.

Immer noch kein Trend bei Kameras ist in Sachen kabellose Schnittstellen (WLAN, Bluetooth) und integriertes GPS (Geo-Tagging) auszumachen, denn bis auf einzelne Modelle sind diese Technologien bislang kaum in Fotoapparate integriert worden. Einzige Ausnahme unter den Neuheiten ist die mit Hightech vollgestopfte Kompaktkamera Samsung ST1000 (12,2 Mpx, 35–175 mm, GPS, Bluetooth, WLAN, Touchscreen, CHF 579.–).

Innovationen

Neben den Trends gibt es auch einige Kameras mit neuartigen innovativen Funktionen, die sich vielleicht als Trendsetter erweisen könnten. So ist die Nikon Coolpix S1000pj (12,1 Mpx, 28–140 mm, CHF 618.–) die erste Kamera mit eingebautem Beamer.

Die Samsung ST550 und ST500 (12,2 Mpx, 27–124 mm CHF 499.– bzw. 429.–) besitzen auf der Frontseite einen zweiten LCD, auf dem für Selbstporträts das Sucherbild oder für Kinderfotos ein lustiges Bildchen und Animationen gezeigt werden können. Witzig und komfortabel ist auch die Schwenkpanoramafunktion in den neuen Cyber-shots von Sony. Statt mehrere Einzelbilder in der Kamera oder am PC zu einem grossen Panorama zu montieren, wird per Videofunktion und einem Kameraschwenk ein Panoramafoto erzeugt. Fujifilm wird demnächst eine Kompaktkamera für 670 Franken einführen, die Fotos in 3D schiesst. Dazu soll auch ein ebenso teurer 3D-Bilderrahmen erhältlich sein.

Kompakte Systemkameras

Ende Sommer 2008 haben Olympus und Panasonic angekündigt, kompakte Kameras für Wechselobjektive zu bauen. Diese sollten aus Qualitätsgründen dieselbe Sensorgrösse (17,3 × 13 mm) wie die D-SLRs der beiden Hersteller haben, jedoch ohne den voluminösen Spiegelreflexkasten auskommen, was dünnere und kleinere Kameras ermöglicht. Der neue Kameraobjektivstandard trägt den Namen MicroFourThirds (mFT) und ist eine kleinere Variante des 2003 für D-SLRs eingeführten FourThirds-Standards (FT). FT-Objektive können mit einem Adapter auf den mFT-Kameras mit ihrem kleineren Objektivbajonett verwendet werden. Wegen des kürzeren Abstands vom Sensor zum Bajonett lassen sich auch einfach viele andere Objektive wie z.B. von Nikon oder Leica (M- und R-Serie) adaptieren. Wie bei FT muss auch bei mFT die Brennweite mit Faktor 2 multipliziert werden, um Objektive mit dem Kleinbildformat zu vergleichen.

Bereits einige Wochen nach der Ankündigung von MicroFourThirds stellte Panasonic an der photokina 08 die Bridge-Kamera Lumix G1 (12 Mpx, CHF 1199.– mit 14–45 mm) vor. Hatte damals erstaunt, dass die G1 keine Videofunktion hatte, so kam diesen Mai mit der GH1 (CHF 2299.– mit 14–140 mm) eine weitgehend identische Variante, die in Full-HD filmen kann. Zum ausklappbaren LCD gibt es den Bridge-Kamera-üblichen elektronischen Sucher. Interessant an der 12-Mpx-Kamera ist, dass sie einen 14-Mpx-Sensor hat, um bei jedem gewählten Seitenformat (4:3, 3:3 und 16:9) 12-Mpx-Fotos zu liefern. Andere Kameras lassen beim Wechsel des Seitenformats einfach Pixel am Rand weg.

Anfang Sommer brachte dann auch Olympus mit der Pen E-P1 (12,3 Mpx, bis 6400 ISO, CHF 1199.–) eine Kompaktkamera für MicroFourThirds. Design und Name sind an die erfolgreiche Pen-Modellserie aus den 1960er-Jahren angelehnt. Eine technisch vergleichbare Kamera stellte Panasonic mit der Lumix GF1 (CHF 1299.– mit 14–45 mm) vor. Die Pen und die GF1 filmen übrigens im HD-Format 720 p.

Ein ähnliches Objektivkamerasystem wie MicroFourThirds will auch Samsung lancieren, nachdem der Verkauf von Pentax-Spiegelreflexkameras mit Samsung-Label wohl nicht den gewünschten Erfolg brachte.

Zu den bereits zu analogen Fotozeiten etablierten Kamerawechselobjektiv-Systemen gehört die Leica-M-Serie, mit der das Kleinbildfilmformat überhaupt erst begann. Leica hat zwar früh digitale Kameras angeboten, doch erst 2006 mit der M8 eine digitale Kamera für das M-System lanciert. Anfang September wurde die M9 (18 Mpx, CHF 8945.–) mit Vollformat­sensor im Kleinbildformat eingeführt, womit die für Weitwinkelfans störende «Brennweitenverlängerung» wegfällt. Wie bei den M-Modellen üblich, muss mit der M9 manuell fokussiert werden, und es ist auch kein Blitz eingebaut. Leider kann der LCD nicht als Sucher benutzt werden und Filmaufnahmen sind ebenso wenig möglich.

Spiegelreflexkameras

Alle Hersteller haben dieses Jahr ihre D-SLR-Produktpaletten modernisiert, und so gibt es zahlreiche neue Modelle. Die meisten können ein Sucherbild auf dem LCD darstellen, was bei D-SLRs erst seit wenigen Jahren möglich ist und Live View genannt wird. Lediglich die Billigmodelle Nikon D3000 und Sony Alpha 230 verzichten darauf. Weniger verbreitet ist die Videoaufnahmefunktion, wie sie letztes Jahr mit der Nikon D90 (12 Mpx, 4,5 fps, 720 p, CHF 1598.–) und der Canon 5D Mark II (21 Mpx, 3,9 fps, 1080 p, CHF 4098.–) eingeführt wurde. Olympus und Sony verzichten bei ihren D-SLRs bislang komplett darauf.

Die neue D-SLR-Generation bietet schnellere Serienbildfunktionen (fps = frames per second) und beherrscht höhere ISO-Werte von bis zu 6400 ISO. Einige schaffen 12 800 oder 25 600 ISO, was aber stets mit erheblichen Bildstörungen (Rauschen) verbunden ist. Die Mehrheit der D-SLRs, die zum digitalen Kleinbild gezählt werden, besitzen Fotosensoren mit den Massen von 23 × 15 mm (auch APS-C genannt). Kleiner sind nur die FourThirds-Sensoren, die rund 17 × 13 mm messen. Gewachsen ist die Zahl verfügbarer Kameras mit Sensoren im Kleinbildformat 36 × 24 mm. Die neuste und günstigste ist die Alpha 850 (24,6 Mpx, CHF 3198.–).

Den Anfang der diesjährigen Neuheitenflut machte Olympus mit der E-30 (12 Mpx, 5 fps, CHF 1799.–). Sie ist weitgehend baugleich zum Topmodell E-3 (10 Mpx), allerdings nicht ganz so robust und witterungsbeständig. Ihr folgte die E-620 (12 Mpx, 4 fps, CHF 1099.–), die wie die E-3 und E-30 einen ausklapp- und drehbaren Zoll-LCD besitzt. Was die Bildqualität anbelangt, hat Olympus mit diesen beiden Modellen einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht. Kurz darauf folgte die günstige E-450 (10 Mpx, CHF 619.–), die den Listenpreis ihrer Vorgängerin E-420 (10 Mpx) auf 469 Franken drückte und diese zur aktuell billigsten D-SLR machte.

Ebenfalls in der ersten Jahreshälfte brachten Canon und Nikon je eine Einsteiger-D-SLR mit HD-Videofunktion auf den Markt. Die Canon EOS 500D (CHF 1358.–) trumpft mit 15,1 Mpx und Full-HD-Video (nur 20 fps) auf, während sich Nikon bei der D5000 (CHF 1078.–) mit 12 Mpx und 720p-Video begnügt. Das LCD der D5000 lässt sich unten ausklappen, was sich als unpraktischer als seitlich ausklappbare LCDs erweist.

Im Sommer hat Nikon mit der D3000 (10 Mpx, CHF 768.– mit 18–55 mm VR) die Palette nach unten abgerundet, aber auch die semiprofessionelle D300s (12 Mpx, 7 fps, CHF 2608.–) eingeführt, die 720-p-Videos aufzeichnet.

Canons Gegenstück dazu ist die kürzlich vorgestellte EOS 7D (18 Mpx, 8 fps, CHF 2788.–), die 1080 p (Full-HD) mit verschiedenen Frame-Raten (24, 25, 30 fps) aufnehmen kann.

Auch von Pentax, die im Sommer ihre Schweizer Niederlassung geschlossen hat, kamen zwei Kameras. Das Flaggschiff ist die abgedichtete K-7 (14,6 Mpx, 5,2 fps, CHF 2098.–), die mit einer hohen, jedoch speziellen Auflösung von 1536 × 1024 px filmt. Das mit normalen AA-Akkus oder -Batterien betriebene Einsteigermodell K-x (12,4 Mpx, 4,7 fps, CHF 999.–) steht dem Flaggschiff nur wenig nach. Es filmt in 720 p und ist in vier Farben erhältlich.

Gleich eine Flotte von neuen D-SLRs hat Sony vom Stapel gelassen. Vor den Sommerferien kamen die Einsteigermodelle Alpha 230 (10 Mpx, 2,5 fps, CHF 849.–), 330 (10 Mpx, 2,5 fps, CHF 915.–) und 380 (14,2 Mpx, 2,5 fps, CHF 1145.–). Eine zweite Welle nach den Ferien brachte die Alpha 500 (12,3 Mpx, 5 fps, CHF 1099.–), 550 (14,2 Mpx 7 fps, CHF 1299.–) und die bereits erwähnte 850 (24,8 Mpx, 5 fps, CHF 3199.–). Die letzten drei sind semiprofessionelle Modelle, die 12 800 bzw. 6400 ISO (Alpha 850) erreichen, aber dennoch rauscharme Bilder liefern sollen. Die ersten Bilder, die wir mit der Alpha 850 schiessen konnten, sahen viel versprechend aus.

Mehr und Testergebnisse zu einigen der neusten D-SLRs gibt es im nächsten Publisher.

D-SLR-Profiliga

Was hochprofessionelle Kameras anbelangt, so gibt es bei Canon keine Neuheiten und bei Nikon die erwähnte D3x zum Jahreswechsel 08/09. Andere Marken bieten mit ihren semiprofessionellen Topmodellen im digitalen Kleinbild zwar ebenfalls Profileistung, spielen jedoch – auch preislich – in einer anderen Liga. Neu in dieser Liga ist Leica mit ihrem neu geschaffenen System rund um die S2-Kamera (37,5 Mpx, 1,5 fps, CHF 25 771.–). Die S2 bietet das Handling einer fetten Kleinbild-D-SLR, hat jedoch einen Sensor, der mit 45 × 30 mm eher zum digitalen Mittelformat gezählt werden muss.

Beim digitalen Mittelformat (MF) gab es neben Preissenkungen beträchtliche Umwälzungen in der Anbieterlandschaft. Nach dem Konkurs von Franke & Heidecke, dem Hersteller des Kamerateils der Sinar Hy6 und der Leaf Hy6, gibt es ein System weniger. PhaseOne hat eine enge Zusammenarbeit mit Mamiya begonnen und jüngst Konkurrentin Leaf gekauft. Da andere MF-Kamerahersteller sich komplett aus dem Geschäft zurückgezogen haben oder mit Nischenprodukten keine Rolle spielen, stehen sich heute nur noch PhaseOne-Mamiya-Leaf und Hassel­blad sowie die Newcomerin Leica auf dem kleinen Markt gegenüber.

Einsteiger finden Digibacks, wie das von PhaseOne gefertigte Mamiya M18 (18 Mpx, Sensor 44 × 33 mm), bereits ab 13 000 Franken (exkl. MwSt).

Während selbst Digibacks mit 30 Megapixeln noch für um 20 000 Franken angeboten werden, wird es dann bei den höchstauflösenden Backs richtig teuer. Das Leaf Aptus-II 10 mit 56 Mpx auf einem 56 × 36 mm grossen Sensor kostet 37 000 Franken, das Phase­One P60+ mit 60 Mpx gibt es für 47 000 Franken. In diesen Preisklassen spielt auch Hasselblad, die sowohl integrierte Kameras der H-Serie als auch separate Backs verkauft.

Ganz neu sind die Hasselblad H4D-50 (50 Mpx) und die HD4-60 (60 Mpx), wobei hier nicht das Digitalteil, sondern die Kamera verbessert wurde. Sie erhielt ein Autofokussystem mit Gyrosensoren, die beim Neigen der Kamera eine Fokuskorrektur durchführen. Hört sich banal an, ist aber sinnvoll, da grös­sere Sensoren geringere Schärfentiefe bieten.

Eine Übersicht über MF-Kameras und Backs bietet das erwähnte PDF.

Trends im Überblick

Fotosensoren

Auflösung: 10 bis 12 Mpx üblich, Topmodelle mit 14 bis 15 Mpx, Top-D-SLRs 18 bis 25 Mpx, digitales Mittelformat bietet bis 60 Mpx

grössere Sensoren: Kleinbildvollformat bei D-SLRs; kleine D-SLR-Sensoren in Kompakt-/Bridge-Kameras

Videofilmen

viele Fotoapparate filmen in HD 1280 × 720 px meist mit 30 fps, wenige sogar in Full-HD 1920 × 1080 px, alle anderen 640 × 480 px

D-SLRs können nun auch filmen

 

Objektive

24- und 28-mm-Weitwinkel: bei immer mehr Kompakt-/Bridge-Kameras beginnt Brennweite mit echtem Weitwinkel

neu: Wechselobjektive nicht mehr nur für D-SLRs

Superzooms: 10×- oder 11×-Wechselobjektive zu D-SLRs, 20× bis 26× in Bridge-Kameras eingebaut, 10× in mehreren Kompaktmodellen, sonst üblich: 4× bis 6×, Ultrakompaktkameras 4×

 

Display

grössere LCDs: 3,0 bis 3,5 Zoll

höhere LCD-Auflösung: 460 000 RGB-Subpixel in Kompaktkameras, 920 000 RGB-Subpixel in D-SLRs

LiveView: bei D-SLRs üblich, Ausnahmen: Billigmodelle

Bedienung: Touchscreens und andere Bedienkonzepte wie z.B. tippen

 

Speicherkarten

enormer Preiszerfall

SD bzw. SDHC-Karte ist der Standard in Foto und Video, Ausnahmen: MemoryStick Duo bei Sony, CF bei teureren D-SLRs

xD-Card am Ende: Fujifilm hat aufgehört, Olympus liefert xD-Adapter für SDmicro mit

Kapazitäten: bis 32 GB erhältlich, bald kommen Karten mit 64 GB

SDXC-Karten angekündigt: mit 64 GB bis 2 Terabyte

 

Spezielles

Gesichtererkennung: für Autofokus, für Mimikanalyse (automatisches Auslösen beim Lächeln), Blinzelwarnung, Personenerkennung

Aufhellen von Schatten und Lichtern sowie kamerainterne HDRI-Funktion (Doppelbelichtung) für mehr Dynamik und Bewältigung von hohen Kontrasten und grossen Helligkeitsunterschieden

hohe Lichtempfindlichkeiten: bis 6400 ISO, D-SLRs bis 25 600 ISO