Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Dossiers >> Photoshop >> Fachartikel >> Effekthascherei

Effekthascherei

Fotos mal auf die Schnelle hochbrezeln – das hat mittlerweile auch der Fotoservice um die Ecke im Angebot. Wie aber geht man dies selbst zeitökonomisch an?

günter schuler Effekt ist nicht gleich Effekt. Photoshop-Anwender wissen: Für das Veredeln von Bildern bietet das Programm ihrer Wahl eine Million Möglichkeiten. Allein die Anzahl der unterschiedlichen Effekt­typen dürfte – konservativ geschätzt – in die Hunderte gehen. Ob Retro-Style, Schwarzweiss, Sepia- oder Duplex-Look, Postkartenlook, Bildvignette oder Rahmeneffekte nach Old-Style- beziehungsweise Modern-Art-Weise: In der grossen weiten Bildbearbeitungswelt dürfte es kaum einen Effekttyp geben, der nicht irgendwo zur Anwendung kommt. Viele davon stehen darüber hinaus auch abseits des vergleichsweise hochpreisigen Photoshop zur Verfügung – als Anwendergimmick beziehungsweise Instant-Effekt in ­Billig-Bildbearbeitungssoftwares oder Betriebssystem-Apps.

Ob all das, was als Effekt daherkommt, schön oder ästhetisch ansprechend ist, kann man mit gutem Grund hinterfragen. Ebenso, ob das von Fotostudio XY offerierte Baby in Posterformat und Gemälde- oder Pop-Art-Look die höchste Entwicklungsstufe moderner Kunst ist. Auch bei den stark nachgefragten Effekten entscheiden letztlich zwei Faktoren, ob der angewendete Effekt «passt»: a) die handwerkliche Ausführung, b) das Bildmotiv selbst. Anbieter derartiger «Effekte von der Stange» befinden sich im Grunde genommen in einem doppelten Zwiespalt. Zum einen ist fotografisches Beurteilungs- und Einfühlungsvermögen gefragt. Passt der gewünschte Color-Key-Effekt mit grellrotem Spot auf Schwarzweiss zu Bild XY? Bei einem Hochzeitsfoto mit roter Rose mag die Frage mit Ja zu beantworten sein. Bei einer Waldlandschaft sollte man eventuell abraten. Zweiter Punkt ist die handwerkliche Ausführung. Wird Effekt XY als Dienstleistung angeboten, beinhaltet dies eine Gratwanderung. Einerseits soll die Effekt­umsetzung keinesfalls wie «von der Stange» wirken. Andererseits ist stets der Aufwand mitzuberücksichtigen – respektive der Betrag, den man dem Kunden in Rechnung stellt.

Welche Effekte sind nachgefragt? Wie erwähnt, gibt es die unterschiedlichsten Ansatzpunkte, ein Bild aufzuwerten. Retro- und Vintage-Looks beispielsweise wurden bereits in einer vergangenen Publisher-Ausgabe vorgestellt. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf drei Effekttypen: Color Key, Gemälde und Pop Art. Einerseits sind sie im Bereich Fotoaufwertung relativ häufig anzutreffen, werden also nachgefragt. Zum Zweiten sind sie (trotz der vielen Gemäldefilter in Photoshops Filtergalerie) keine typischen Ein-Klick-Effekte. Regel eins (zumindest dann, wenn Sie diese Effekte regelmässig umsetzen möchten): Auf den Effekt abgestimmte Photoshop-Aktionen erleichtern die Umsetzungspraxis immens. Im Folgenden zunächst die Vorstellung möglicher Vorgehensweisen bei der eigentlichen Effekterstellung. Im letzten Abschnitt dann mehr zum Thema Automatisierung beziehungsweise Teilautomatisierung.

Color Key: farbige Spots auf Schwarzweiss

Farbiger Motivspot in einem Schwarzweiss-Bild – einige werden diesen speziellen Effekt aus dem Film «Sin City» kennen. Der Trick beim so genannten Color Key ist, einen Farbspot im Bild – in der Regel ein bedeutungsschwangerer, symbolträchtiger oder sonst wie hervorzuhebender Eyecatcher – farbig zu belassen (beziehungsweise: die Farbe zu verstärken) und den Rest in Schwarzweiss umzuwandeln. Zusätzlich einher geht dieser Effekt meist mit einer stark kontrasthaltigen Schwarzweiss-Variante.

Grundsätzlich führen auch hier mehrere Vorgehensweisen zum Ziel. Besonderheit: Um ein manuelles Festlegen des Farbspots – sprich: Pinsel- oder Retuschearbeit – kommt man letztlich nicht herum. Das Bildbeispiel in diesem Artikel: eine Livestyle-Aufnahme mit zwei Models, einem Lokalambiente und zwei Drinks auf dem Tisch. Eine schnell erstellte Color-Key-Bildvariante erhalten Sie über folgende Vorgehensweise: a) Auswahl der Spotfarbe über den Befehl Auswahl > Farbbereich, Aufnahme der Spotfarbe via Klicken mit aktivierter Pipette auf das rechte Glas (roter Inhalt), Einstellen eines geeigneten Wertes für Toleranz (hier: 60) und Bestätigung mit OK; b) Erzeugen einer Ebene aus der gewonnenen Auswahl über den Shortcut Befehlstaste + J; c) dem Anlegen einer Schwarzweiss-Einstellungsebene zwischen Hintergrund- und Auswahlebene.

Die beschriebenen Schritte erstellen das Rohszenario. Weiter verfeinern können Sie diesen Rohaufbau, indem Sie mit aktiviertem Radiergummi-Werkzeug (Taste E) und einer grossen, weichen Werkzeugspitze Farb­partien, die nicht im Bild verbleiben sollen, wegradieren. Beim Wegradieren haben Sie zwei Optionen: entweder alle Farbreste wegradieren, die nicht zum eigentlichen Spot gehören, oder aber Farbrudimente an zusätzlichen Stellen belassen und so eventuell die Bildstimmung zusätzlich befördern. Auch der Farbspot selbst, der Color Key, benötigt meist etwas bildbearbeiterische Nachbearbeitung. Da das Defizit hier meist eine ungenügende Farbsättigung und/oder eine nicht zur Umgebung passende Farbhelligkeit ist, empfiehlt sich hier eine Farbton/Sättigung-Einstellungsebene. Diese platzieren Sie im Ebenen-Bedienfeld ganz oben. Für ein akzentuierteres Rot wurde im Beispielbild der Sättigungsgrad der Rottöne erhöht und zusätzlich die Helligkeit etwas abgesenkt. Für ein noch akzentuierteres Rot sorgt eine Abänderung der Ebenen-Füllmethode von Normal auf Weiches Licht – hier nicht der oberen Einstellungsebene, sondern der Auswahlebene darunter, welche die verbliebenen Farbanteile enthält. Auch die Art der Schwarzweiss-Umsetzung ist bei dieser Ebenenkonstellation einfach veränderbar. Im Bildbeispiel wurde die Methode Standard belassen und lediglich die Füllmethode der Schwarzweiss-Einstellungsebene auf Luminanz umgestellt.

Effekt verfeinern

Bei einer Effektgestaltung «von der Stange» wäre an der Stelle der Punkt, das Bild auf die Hintergrundebene herunterzurechnen und die finale Optimierung von Kontrast und Helligkeit via Gradationskurve oder Tonwertkorrektur vorzunehmen. Möchte man hingegen weiter am Effekt werkeln, ist der nicht destruktive Ebenenaufbau eine gute Unterstützung. Eine Möglichkeit, die expressive Schwarzweiss-Kontrastgebung aus «Sin City» zu simulieren, ist das Erstellen einer zusätzlichen Bildebene, die im Anschluss mit dem Filter Hochpass bearbeitet wird. Vorgehensweise: Hintergrundebene markieren und duplizieren (Befehlstaste + J), Ebenenkopie über Ebene > Smart­objekte > In Smart­objekt konvertieren in ein Smartobjekt umwandeln, die Ebene auf den Modus Weiches Licht (oder Ineinanderkopieren) setzen und im Anschluss den Filter Hochpass anwenden mit einem relativ hohen Radius (60, 120 oder auch 250). Der Hochpassfilter sorgt im Endeffekt für akzentuiertere Kontraste im Umfeld von Konturen. Das Ergebnis: mehr Hartkontrastigkeit und Dramatik in der Wirkung.

Kreativ ermöglicht das Arbeiten mit Einstellungsebenen und Smartobjekten Variationen ohne Ende. Der Vorteil des Smartobjekt-Status besteht darin, dass die Art des Kontrasts bei Bedarf nachjustiert werden kann – ähnlich wie bei einer Einstellungsebene. Vorgehensweise: einfacher Doppelklick auf den Filter-Eintrag im Ebenen-Bedienfeld. Ebenso können weitere Bearbeitungsebenen hinzugefügt werden – beispielsweise eine Einstellungsebene Farbton/Sättigung für das zusätzliche Tuning des Farbspots. Eine andere Möglichkeit: Hinzufügen einer Einstellungsebene Farbbalance (ganz oben), mittels der die Graustufenbereiche getont werden. Effekt: Tonungsfarbe plus Farbspot – eine Effektvariante, die vergleichsweise selten vorkommt. Sind aber Color-Key-Effekte nur mit der beschriebenen Technik möglich – also Farbbereich auswählen, Farbauswahl auf eine eigene Ebene stellen und das, was man nicht benötigt, wegradieren? Natürlich nicht. Hauptvorteil der beschriebenen Technik ist, dass sich mit ihr die Schwarzweiss-Zusammensetzung (hartkontrastig, hautbetont, neutral) recht gut steuern lässt – über die Einstellungsebene Schwarzweiss.

Abschliessend vorgestellt sei hier eine weitere Technik für das selektive Herausfiltern von Farbspots: Vorfilter in Form einer Einstellungsebene Farbton/Sättigung. Über die Farbspektrum-Aufklappliste (zweite von oben) wird der Sättigungswert der fünf Farbspektren, die nicht zum Spot gehören, auf –100 heruntergefahren. Der Sättigungswert der Spotfarbe hingegen wird deutlich erhöht (etwa auf 30 oder 50). Weitere Vorgehensweise: eine zusätzliche Einstellungsebene Schwarzweiss über der Einstellungsebene mit dem Vorfilter. Um den Vor-Zustand temporär wieder herzustellen, wird deren Ebenenmaske mit Schwarz gefüllt. Abschliessend können Sie mit weisser Hintergrundfarbe und einer grossen weichen Pinselspitze farbige Restbereiche im Bild ausserhalb des Spots grau «malen» – wichtig: nicht im Bild, sondern in der Ebenenmaske. Auch bei dieser Technik kümmern Sie sich ganz am Schluss um die Gesamtkontrastgebung und die Leuchtkraft des Farbspots.

Gemälde: mit und ohne «Ölfarbe»

Leider entwickelt Adobe den Filter Ölfarbe aus Version Photoshop CS6 nicht mehr weiter. Anders als in Photoshop CC aus dem Jahr 2013 ist er in der aktuellen Programmversion (Photo­shop CC 2014) nicht mehr enthalten. Wer nicht auf Drittanbieterlösungen (beispielsweise die sehr versierten Kreativeffekt-Plug-ins von Akvis) umsteigen möchte, dem bleibt nur der Weg über die (eventuell noch auf dem Rechner befindliche) CC- oder CS6-Vorversion. Der Filter Ölfarbe generiert zwei miteinander zusammenhängende Effekte: a) eine mehr oder weniger sichtbare Oberflächenriffelung, welche hingemalte Pinselstriche simuliert; b) eine für Ölgemälde typische Vergröberung des Motivs. Hauptschalter für den ersten Part ist Glanzstärke, wesentlicher Schalter für die Vergröberung Reinheit. Da die zusätzlich erzeugte Pinsel­strich-Oberfläche der weniger gelungene Teil des Filters ist, lautet meine Empfehlung, Glanzstärke auf 0 belassen. Ansonsten ist der Erfahrungswert bei grösseren Bildern der, dass die restlichen Werte ruhig hoch (bis maximal 10) belassen werden können. Mit Stilisierung pegeln Sie den Verfremdungsgrad aus. Skalieren und Borstendetails schliesslich sind Tools zum Erzeugen von Oberflächenstruktur. Sie ergeben nur dann Sinn, wenn Sie Verwitterung, Farbauftragsschichten und Ähnliches mitsimulieren möchten.

Der Ölfarbefilter lässt sich auch auf Smartobjekte anwenden; eine Kombination mit anderen Filtereffekten – etwa aus der Filtergalerie – ist problemlos möglich. Doch auch Anwender der aktuellen Photoshop-Version müssen auf Gemäldelooks nicht verzichten. Ein paar Worte zur Filtergale­rie: Die in der Untergruppe Malfilter enthaltenen Effekte sind für das Verfeinern einer Gemäldeanmutung zwar ganz brauchbar. «Pur» angewandt vermitteln Sie jedoch eher den Eindruck von Photoshopping als von Staffelei, Farben und Pinsel.

Typisch für klassische Malerei ist die Vergröberung der Detailanmutung bei gleichzeitiger Erhaltung, ja sogar Betonung der Motivkonturen. Als effekttragende Hauptfilter eignen sich in Photoshop CC 2014 drei: die beiden Rauschfilter Helligkeit interpolieren und Rauschen reduzieren und der Weichzeichnungsfilter Selektiver Weichzeichner. Rauschen reduzieren erzeugt – mit maximaler Stärke und auf null gestellten Restparametern – einen sehr filigranen Vergröberungseffekt und muss eventuell mehrmals angewendet werden. Helligkeit interpolieren ist stärketechnisch sehr breit variierbar, enthält jedoch keine zusätzliche Steuerung. Der Selektive Weichzeichner schliesslich beinhaltet sowohl die für Helligkeit interpolieren typische Einebnung der Feinkontraste als auch eine zusätzliche Konturenscharf­zeichnung.

Für Gemäldeeffekte eignen sich letzten Endes alle drei – oder vier – vorgestellten Filter. Theoretisch besteht die Möglichkeit, alle Teileffekte (also: Filterungen) auf ein Smartobjekt an­zuwenden. Die Filtereinstellungen erscheinen im Anschluss in der Smartfilter-Liste im Ebenen-Bedienfeld. Die getätigten Filtereinstellungen können später je nach Bedarf verändert werden (Doppelklick auf Filtereintrag), in Deckkraft oder Ebenen-Modus modifiziert (Doppelklick auf Symbol rechts aussen neben dem Filtereintrag in der Liste) oder auch deaktiviert werden (Icon links aussen im Ebenen-Bedien­feld ausschalten). Eine mögliche Variante, nach der Umwandlung der Hintergrund­ebene in ein Smartobjekt, sähe etwa so aus: Helligkeit interpolieren oder 3 × Rauschen reduzieren (Vergröberung), Unscharf maskieren (Kantenschärfung; mögliche Werte: 250 für Stärke und 2 für Radius) und der Malfilter Gekreuzte Malstriche aus den Malfiltereffekten des Filters Filtergalerie (zusätzliche Gemäldenote).

Praktisches Handicap bei grösseren Bilddateien dürfte eventuell die Rechnerkraft Ihres Rechners sein. Anders gesagt: Je mehr Smartfilter-Einstellungen, desto stockender kann unter Umständen der Neuaufbau der Bild­ansicht ausfallen. Allerdings tastet man sich an Gemäldeeffekte eh am besten über die Schiene «Versuch & Irrtum» heran. Also: Filter, der nächste Filter, Ergebnis eventuell über Bearbeiten > Verblassen modifizieren und so weiter. Durch den Einsatz von Verzerrungsfiltern (beispielsweise Schwingungen, Distorsion oder auch Objektivkorrektur) lässt sich die Gemäldewirkung zusätzlich steigern. Der Grund ist, dass absichtlich implementierte Verzerrungen respektive Perspektivungenauigkeiten die Glaubwürdigkeit des Gesamteindrucks erhöhen. Last, but not least: Beim Finalisieren sollte man Helligkeit, Kontraste und Farbstimmung ebenfalls an die anvisierte Gemäldestimmung anpassen.

Pop Art: ein weites Feld

Im Prinzip reicht die Spanne der Pop-Art-Effekte von den Siebdruckbildern eines Andy Warhol bis zur Comic Art eines Roy Liechtenstein. Beginnen wir mit Marilyn und Elvis. Typischerweise wird dieser Look in Form einer Posterizierung umgesetzt. Gut geeignet hierfür ist der Befehl Bild > Korrekturen > Tontrennung. Regel beim Einsatz des Features: Je höher die Stufe, desto mehr Farbabstufungen enthält das Bild. Die niedrigste Stufe (zwei) erzeugt lediglich die sechs Grundfarben – Rot, Gelb, Grün, Cyan, Blau und Magenta, hinzukommend Schwarz und Weiss. Die nächsthöhere Stufe (drei) verdoppelt die Anzahl der Nuancen; die darauf folgende (vier) sollte bei Posterizierungs­effekten die Maximalstufe sein. Die Nachteile von Tontrennung: Vorgabe sind immer die Bildfarben; eine ­anwenderdefinierte Farbgebung lässt sich lediglich über Umwege realisieren. Einstellungsebenen und Smartfilter erweitern jedoch auch bei diesem Effekttyp das Gestaltungsspektrum immens. Hier ein mögliches Szenario – wobei wir auch diesmal wieder unser Ausgangsbild verwenden:

Als Erstes legen Sie eine Einstellungsebene Tontrennung über das Bild. Die Einstellungen können Sie wie immer im Bedienfeld Eigenschaften finetunen. Um einen Grossteil der Differenzierungen im Bild zu erhalten, empfiehlt sich als Ausgangsbasis der Wert 4. Das Zwischenergebnis wirkt zwar zweifelsohne «posteriziert». Die Details wirken allerdings unscharf. Zusätzlich könnte auch die Farbgebung etwas expressiver sein. Eine Möglichkeit, die Bildfarben zu manipulieren, ist eine Einstellungsebene vom Typ Verlaufsumsetzung – im konkreten Fall ein Verlauf von Rot zu Gelb. Um die dunklen Nuancen zu erhalten, wurde die Einstellungsebene auf den Ebenen-Modus Farbe gestellt. Für die Regulierung des Farbspektrums innerhalb der Tontrennung kommt eine weitere Einstellungsebene dazu: Farbbalance. Im Beispielbild bewirkt eine Verschiebung der Mitteltöne in den Cyan-Bereich ein Umswitchen der Hauttöne – weg von den unproduktiven Vollrottönen, hin zu mehr orangenen und gelben Partien. Nach wie vor verbesserungsfähig sind Zeichnung und Konturen. Abhilfe schafft hier die Umwandlung der Hintergrundebene in ein Smartobjekt und das Anwenden des Unscharf maskieren-Filters als Smartfilter. Einstellungen: maximale Stärke (500), relativ hoher Radius (7,5) und ein vergleichsweise hoher Schwellenwert zum Unterdrücken von zu viel Detailrauschen (23). Fazit: Über die vier Module (Smartfilter plus drei Einstellungsebenen) lässt sich der Effekt auf sehr variable Weise umsetzen.

Eine andere Methode, den Geist der Sixties bildlich heraufzubeschwören, sind Schwarzweiss-Tonungseffekte. Anders als bei normalen Sepia- oder Duplexeffekten wird hierbei nicht einfach eine zusätzliche Zweitfarbe miterzeugt, die das Schwarzweiss quasi verstärkt. Vielmehr wird das Schwarzweiss-Bild mit einer zusätzlichen Farbe überlegt. Hierfür bietet sich folgender Aufbau an: als erste Einstellungsebene direkt über dem Bild Schwarzweiss. Hier wird das eigentliche Schwarzweiss-Aussehen erzeugt. Für die darübergelegte Farbtonung eignet sich am besten eine Füllebene vom Typ Farbfläche. Ebenen-Modus ist Multiplizieren (Shortcut: Umschalttaste + Optionstaste + M). Via Doppelklick auf das Farbfüllung-Ebenensymbol im Ebenen-Bedienfeld öffnen Sie den Photoshop-Farbwähler, wo Sie eine geeignete Farbe – im Beispiel einen ziemlich gesättigten Cyanblau-Ton – anwählen können. Über die Deckkraft der Füllebene können Sie die Farbgebung abschliessend dosieren.

Das ganze mit … Action!

Effekte von der Stange sind immer auch ein Zeitfaktor. Anders gesagt: Kommt eine Pop-Art-, Gemälde- oder Color-Key-Effektgebung in Ihrem Bildbearbeitungsalltag ein Dutzend Mal im Jahr vor, dürfte sich der Gedanke an spezielle Photoshop-Aktionen erübrigen. Instant-Effektaktionen-Sets aus dem Internet hingegen haben meist zwei wesentliche Nachteile: a) sind die offerierten Effekte meist sehr speziell; b) fällt es schwer, sich in die Arbeitsweise einer bestimmten Aktion «hineinzudenken». Bei Aktionen, die Sie selbst erstellen, sind diese Nachteile nicht gegeben. Darüber hinaus haben Sie bei Eigenbau-Aktionen die Option, ein Aktionsscript nicht auf einen fertigen, unveränderbaren Look hin zu programmieren, sondern lediglich als Aufbauhilfe für das Gerüst. Die Aktion baut nur die für den Effekt nötigen Ebenen, Einstellungsebenen und Smartfilter-Einstellungen auf, den Rest besorgen Sie manuell.

Grundsätzlich erstellen Sie auch Effekt-Aktionen mit einem geeigneten Beispielbild. Bleiben wir beim Beispiel des letzten Effekts im vorherigen Absatz – dem getonten Schwarzweiss-Bild. Eine entsprechende Aktion basteln Sie wie folgt: Als Erstes deaktivieren Sie im Bedienfeldmenü des Aktionen-Bedienfelds den Schaltflächenmodus. Im zweiten Schritt legen Sie – durch Klicken auf den Neue Aktion-Button in der Fussleiste des Aktionen-Bedienfelds – eine neue Aktion an und benennen diese entsprechend. Nach Bestätigung mit OK befindet sich die Aktion im Aufnahmemodus. Im Folgenden richten Sie im Beispielbild die nötigen Ebenen ein: die Schwarzweiss-Einstellungsebene, die Farbfläche-Füllebene, die gewünschte Farbe dazu und den passenden Ebenen-Modus (Multiplizieren). Mit Klick auf den entsprechenden Button beenden Sie die Aufnahme. Spielen Sie die Aktion an einem neuen Beispielbild ab, legt die Aktion die beschriebenen Komponenten nebst Einstellungen eigentätig an. Hier eignet sich wieder der Schaltflächenmodus, der die zur Verfügung stehenden Aktionen in Form von Buttons präsentiert.

Die Grösse macht den Effekt

Zugegeben – nicht alle Effekte lassen sich derart weitgehend automatisieren. Color-Key-Effekte beispielsweise benötigen schon von Haus aus manuelle Eingriffe. Allerdings können Sie sich auch hier das nötige Ebenengerüst über eine Aktion erzeugen lassen. Was bleibt, ist lediglich das Ausmalen von Ebenenmasken – oder, je nach Konstruktionsweise, das Wegradieren von Bildinhalt.

Ein letztes Wort noch zu Bildgrössen. Während Bilder mit Color-Key-Effekt in allen möglichen Grössen vorkommen können, machen posteri­zierte Fotos sowie Gemäldelooks erst in grossen Grössen richtig Freude. Zwar ist bei der Bilderstellung (beziehungsweise der Erzeugung der Vorlage für einen Fine-Art-Print oder ein anderes Endprodukt) auch die Endgrösse mit in Rechnung zu stellen. Generell lässt sich sagen: Effekte, die auf das Endformat angewendet werden, lassen sich besser steuern und die Ergebnisse wirken meist filigraner. Dies gilt besonders für Gemäldeeffekte. Andererseits kommen posterizierte Bilder und Gemäldeeffekte mit einer vergleichsweise geringen Bildauflösung aus – also 150 ppi oder sogar noch weniger.

Bei versierten Effektgestaltungen kann man sich schon mal verlieren – vor allem, da die moderne Bildbearbeitung x-Tausende möglicher Varianten und Typen abdeckt. Soll es allerdings zügig gehen, sind eine favorisierte Grundtechnik, ein Ebenenaufbau, der das Ganze variabel hält, und Aktionen als zusätzliche Arbeitsmittel eine gute Unterstützung.