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Ein monochromer Auftritt

Tonality Pro aus der Softwareschmiede Macphun ist ein mächtiges Schwarzweiss-Bildbearbeitungsprogramm, das sowohl die Bedürfnisse von Hobby- als auch diejenigen von Profifotografen befriedigt.

graziano orsi Mein Mail ist weg. Im Betreff steht das Schlagwort Fisch. Der Text lautet: «Schau dir doch einmal die zwei Bilder im Anhang an.» Die erste Aufnahme ist das farbige Original. Es zeigt den Fischkopf einer Dorade auf einer mit Salz bestreuten Grillplatte aus Metall. Das zweite Bild zeigt das gleiche Sujet in Schwarzweiss. Gespannt warte ich auf die Reaktion meines Freundes, der den Angelsport praktiziert und in der Freizeit auch mit viel Freude fotografiert. Seine Antwort: «Cool. Was hast du abgesehen von der Schwarzweiss-Umstellung noch gemacht?» In nur einem Satz kann diese Frage natürlich nicht beantwortet werden, aber das Wesentliche lautet: Ich habe das Bildbearbeitungsprogramm Tonality Pro der Softwareschmiede Macphun eingesetzt.

Dieses Programm weist drei Hauptvorteile auf. Erstens: Die bearbeiteten Schwarzeiss-Bilder wirken schnell professionell. Zweitens: Die eigene Lernkurve ist steil. Drittens: Hobby- und Profifotografen profitieren gleichermassen von der Software.

Schnelle Grobbearbeitung

Ein typischer Workflow kann folgendermassen aussehen: Nach dem Laden des farbigen Originalbildes steht auf der Programmoberfläche ein monochromes Bild. Für die Speed-Bearbeitung kommen nun die Vorgaben ins Spiel. Insgesamt 150 Presets stehen zur Verfügung, die in zehn Kategorien wie beispielsweise Portrait, Film Emulation, Vintage, Dramatic und HDR (High Dynamic Range) gruppiert sind. Macphun schreibt auf der eigenen Website, dass sie die weltweit umfangreichste Preset-Kollektion anbiete. Es genügt folglich ein Mausklick, um dem Bild den erwünschten «Grobcharakter» zu verleihen. Ich habe mich für HDR Balanced entschieden. Nebenbei bemerkt: Es gibt elf spezifische HDR-Effekte und jeder Effekt kann wiederum individuell mittels eines Reglers eingestellt werden. Das mit dem ausgewählten Effekt erzielte Resultat ist dank der Vorschau sofort ersichtlich. Die Vergleichsoption vorher/nachher ist ebenfalls in der Toolbar mittels Mausklick wählbar.

Kreatives Finetuning

Nach dieser schnellen und unkomplizierten Grobbearbeitung ermöglicht Tonality Pro auch das Finetuning. Es können überaus präzise Feineinstellungen vorgenommen werden. Das so genannte Adjustment-Panel befindet sich auf der rechten Seite. Zwischen dem oben platzierten Histogramm und den Presets im unteren Bereich des Fensters befinden sich insgesamt 13 Einstellungsmöglichkeiten. Die Palette mit den Reglern reicht vom Split-Toning über Fotorahmen bis zu den beliebten Farbfiltern. Sie geben den Schwarzweiss-Bildern gezielt die Ursprungsfarbe zurück, sofern der Anwender es wünscht.

Wichtig ist im Zusammenhang mit den Bearbeitungsfunktionen, dass man insbesondere das Spiel mit den Ebenen und Masken beherrscht. Man kann einer Ebene auf grobe Art und Weise einen Effekt verleihen, indem beispielsweise der Farbton geändert wird. Der Clou bei Tonality Pro ist jedoch, dass auf der oben platzierten Toolbar der Pinsel benützt werden kann, um den Effekt nicht global auf das gesamte Bild zu übertragen. Es ist also möglich, den Effekt gezielt einzusetzen. Selbstverständlich kann auch das umgekehrte Vorgehen zum Zug kommen. In diesem Fall klickt man auf den Radiergummi und der Effekt kann gezielt weggenommen werden. Pinsel und Radiergummi sind in Bezug auf Grösse, Deckkraft und Weiche einstellbar. Zoomen in das Bild gehört ebenfalls zum Funktionsumfang und erleichtert die Detailarbeit. Präzisionsarbeit mit hoher Flexibilität ist möglich. In meinem konkreten Fall ermöglichte mir das Ebenen- und Maskenspiel des Radiergummis und des Pinsels eine Fokussierung auf den Fischkopf, der dank der Einstellung Klarheit und Struktur hervorgehoben werden konnte. Der Metallplatte habe ich hingegen jeglichen Glanz genommen. Dass die Anzahl Ebenen bei Tonality Pro auf acht beschränkt ist, kann in seltenen Fällen einschränkend sein. Lobenswert ist die Möglichkeit, neben der Struktur auch die Mikrostruktur hervorzuheben. Es ist erstaunlich, wie klar dabei die Schuppenstruktur des Fisches zum Vorschein kommt.

Ein Tipp für Fortgeschrittene: Wenn man bei gedrückter Ctrl-Taste auf die Ebene klickt, erscheint ein weiteres Fenster. Es ermöglicht eine weiterführende Arbeit mit Ebenen und Masken. Beispielsweise kann die Maske gelöscht oder invertiert werden. Es ist zudem möglich, das Originalbild auf einer neu erstellten Bildebene zu platzieren.

Zackiges Finish

Zum Schluss kommen noch die Einstellungsmöglichkeiten Vignettierung und Unschärfe (Lens Blur) beim Fischkopf zum Zug. Bei beiden kann das Zentrum mit einem Fadenkreuz bestimmt und der Wert für den Radius eingestellt werden. Die Dramatik steigt und die Schärfe liegt nun noch klarer rund um das Fischauge. Eine wichtige Rolle beim Einstellen der Unschärfe spielt der Deckkraft-Regler. Ein kleiner Tipp: Zu Beginn den Regler auf 100 Prozent schieben, sodass eine extreme Wirkung erreicht wird. Erst danach soll die Deckkraft Schritt für Schritt reduziert werden, bis das ästhetische Auge zufrieden ist.

Als Abschluss verpassen wir dem Bild einen Fotorahmen. Das muss zwar nicht zwingend sein, aber das Ausprobieren der Feinjustierungen macht auch in diesem Bereich Spass. Denn es ist einfach und effektvoll. Über den Befehl Datei > Bild exportieren kann das persönliche Kunstwerk im gewünschten Format abgespeichert und gemailt werden.

Tonality Pro

Wer über rudimentäre Bildbearbeitungskenntnisse verfügt, erreicht mit Tonality Pro auf schnelle Art und Weise überzeugende Resultate. To­nality Pro ist nur für Mac (ab OS X 10.8) erhältlich. Die Software kostet rund 60 Franken und ist als Stand­alone oder als Plug-in für Photo­shop und Lightroom einsetzbar. Sie ermöglicht die RAW-Verarbeitung und unterstützt Bilder mit 16 Bit.

Macphun bietet im webbasierten Tonality Learning Lab kostenlose Video-Tutorials an. Tonality Pro verfügt mittlerweile auch über eine deutschsprachige Oberfläche.

www.macphun.com/tonality

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