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Eins, zwei, frei

Ein Universalrezept für das Freistellen von Bildern gibt es nicht. Das Freistellen von heiklen Bildteilen wurde in Photoshop aber stetig weiterentwickelt. Ebenenmasken und Verbesserungen an den Maskenkanten sind der Schlüssel für eine gelungene Freistellung.

andreas burkard Das Freistellen von Bildbereichen ist in Photo­shop seit der ersten Version aus dem Jahr 1990 ein Anliegen. So gab es bereits damals das Auswahlrechteck, die Ellipse, das Lasso und den gross bestaunten Zauberstab. Man konnte bereits weiche Auswahlkanten erstellen, eine Auswahl kopieren und Bildbereiche in anderes Bildmaterial einfügen.

Ein Meilenstein dieser Entwicklung war der aus Photoshop 3 im Jahr 1994 stammende Befehl Farbereich auswählen, welcher auch heute noch der Schlüssel für eine Freistellung sein kann. Verfeinerte Auswahlwerkzeuge, Pfade, etliche Neuerungen in den Werkzeugspitzen, Masken, Kanaltechniken, ganz neue Ebenenmethoden sowie eine nichtdestruktive Arbeitsweise verbesserten nach und nach die Möglichkeiten, heikle Bildbereiche relativ einfach freizustellen. Doch eines ist in all den Jahren gleich geblieben: Eine effiziente Bildfreistellung benötigt geeignetes Bildmaterial in der Grösse, in der Auflösung, in der Qualität und in den Farb- oder Helligkeitsunterschieden des freizustellenden Sujets.

Ebenenmasken

In Photoshop CS 6 wird in den Ebenen als Erstes dem Bild eine Ebenenmaske hinzugefügt Dazu hat das Bedienfeld Ebenen unten ein entsprechendes Symbol (1).

Beim Arbeiten mit Ebenenmasken gibt es einen Unterschied zwischen den Versionen CS 5 und CS 6. Photoshop CS 5 kennt das Bedienfeld Masken. Von diesem Bedienfeld ausgehend erzeugt der Befehl Pixelmaske erstellen automatisch eine Ebenenmaske. Alle nötigen Befehle stehen in diesem Bedienfeld zur Verfügung. In Photo­shop CS 6 ist kein Maskenbedienfeld mehr vorhanden. Es wurde umbenannt und heisst nun Eigenschaften. Das Bedienfeld Eigenschaften zeigt zuerst einmal gar nichts an. Erst beim Erstellen der Ebenenmaske im Bedienfeld Ebenen zeigen die Eigenschaften die Maskeneinstellungen an. Das in CS 6 vorhandene Bedienfeld Eigenschaften zeigt ferner auch die Einstellungen der Einstellungsebenen an, welche man aus dem Bedienfeld Korrekturen ausführen kann. Die Korrekturen in Photo­shop CS 5 zeigen die Einstellungen der nichtdestruktiven Bildbearbeitungsbefehle im gleichen Bedienfeld an. Das neue Bedienfeld Eigenschaften aus Photoshop CS 6 fasst also zwei Dinge zusammen, die Korrektur- und die Ebenenmaskeneigenschaften. Ein Umstand, der beim Umstieg etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Farbbereich auswählen

Nachdem die Ebenenmaske dem Bild hinzugefügt wurde, klickt man in den Eigenschaften auf Farbbereich (2). Hier handelt es sich um den gleichen Befehl, welcher auch im Menü Auswahl aufgeführt ist. Der Unterschied ist aber, dass der Befehl aus dem Menü Auswahl letztlich eine aktive Auswahl generiert. Wird Farbbereich über die Eigenschaften ausgeführt, wirkt sich das ohne Umwege direkt auf die Ebenenmaske aus.

Nun wird mit dem Pipettenwerkzeug in den Hintergrund geklickt, um die gewünschten Farben aufzunehmen (3). Danach klickt man mit dem Pipettenwerkzeug mit dem Pluszeichen in neue Hintergrundbereiche.

Unter Umständen kann die Option Lokalisierte Farbgruppen helfen, die Farbauswahl genauer zu erhalten. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn im Bild mehrere Farbbereiche ausgewählt werden. Mit Lokalisierte Farbgruppen kann man mit dem Regler Bereich steuern, wie nah oder wie weit weg eine Farbe von den Punkten sein muss, an denen die Farbe aufgenommen wird, um in die Maske eingeschlossen zu werden. Dies bietet sich beispielsweise dann an, wenn das Bild sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund einen Bereich mit gleichen Farben enthält, man aber nur eine der beiden auswählen möchte. Ein Patentrezept gibt es nicht. Vielmehr sollte man sich auf die gut ausgebaute Vorschau verlassen. Eine hilfreiche Kurzform ist hier die Cmd-Taste auf dem Mac beziehungsweise die Ctrl-Taste unter Windows. Damit zeigt die Vorschau im Fenster Farbbereich das Bild, ansonsten die Maske an.

Wichtig ist der Regler Toleranz, welcher tendenziell einen niedrigen Wert aufweisen sollte. Die Toleranz legt den Farbbereich für die ausgewählten Pixel fest. Bei einem niedrigen Wert werden die wenigen Farben ausgewählt, die dem angeklickten Pixel sehr ähnlich sind. Bei einem höheren Wert wird ein grösserer Farbbereich ausgewählt, welcher dann letztlich als Maske zu ungenau ist.

Die Pixelmaske optimieren

Die Einstellungen des Fensters Farbbereich werden danach direkt auf der Ebenenmaske angezeigt (4). Das Bild befindet sich auf der Transparenz. Das Zwischenresultat sieht auf den ersten Blick ganz ordentlich aus. Störend sind jedoch die Kanten an den Rändern. Je nach Bild können auch im freizustellenden Sujet Lücken entstanden sein, wo ähnliche Farben irrtümlicherweise als ebenfalls freizustellen betrachtet wurden. Es gilt nun die Maske zu optimieren.

Klickt man mit gedrückter Alt-Taste auf die Ebenenmaske, so wird nur die Maske angezeigt (5). Da eine Ebenenmaske gewissermassen in Graustufen aufgebaut ist, kann man nun mit dem Radiergummiwerkzeug und einer weissen Hintergrundfarbe die zu viel ausgewählten Bereiche innerhalb des Sujets löschen. Mit Hintergrundfarbe Schwarz und dem Radiergummi kann man die Maske ausserhalb des Sujets optimieren. Man sollte dabei nicht über die heiklen Bereiche fahren, ansonsten wird die Freistellung ungenau. Ebenfalls geeignet für diese Nachbesserung sind die Auswahlwerkzeuge wie Lasso, Rechteck oder Schnellauswahl. Hilfreich ist hier eine Kurzform. Drückt man die X-Taste, so wird die Vordergrund- mit der Hintergrundfarbe ausgetauscht. Auf der Maske erhält man so sehr schnell Weiss oder eben Schwarz.

Die Maskenkante verbessern

Die Maske befindet sich jetzt in einem Zustand, in dem das Sujet klar vom Hintergrund getrennt ist. Doch das Problem der harten Kanten um die heiklen Bereichen gibt es nach wie vor.

In den Eigenschaften gibt es die Regler für die Dichte und die Weiche Kante. Mit der Funktion Dichte wird die Deckkraft der Maske gesteuert. Das bringt bei einer Freistellung nichts. Mit Weiche Kante kann man Maskenkanten weich zeichnen. Das kann von Fall zu Fall durchaus hilfreich sein, doch bei einer Freistellung von Haaren wirkt dies an den Kanten verschwommen.

Zunächst sollte man sich vergewissern, dass die Ebenenmaske noch ausgewählt ist. Dann verbirgt sich die passende Vorgehensweise in den Eigenschaften mit der Option Maskenkante (6).

Im Fenster Maske verbessern ist eine ganze Reihe von Werkzeugen und Ideen vorhanden, wie Kanten ausgebügelt werden können. Als Erstes sollte man sich auf den Pinsel konzentrieren (7). Die Grösse des so genannten Radius-verbessern-Werkzeugs lässt sich in den Optionen unterhalb der Menüs einstellen. Mit diesem Radius-verbessern-Werkzeug fährt man nun über die Kanten und kann so präzise die Anpassung des Bereichs, in dem eine Kantenverbesserung durchgeführt wird, vornehmen (8).

Je nach Bild kann auch die Option Smartradius hilfreich sein. Dieser versucht automatisch, den Radius für im Randbereich gefundene harte und weiche Kanten anzupassen. Sind die Rahmenkanten jedoch gleichmässig hart oder weich, was in der Regel eher anzutreffen ist, so kann diese Option ausgeschaltet bleiben. Die Option Radius legt die Grösse des Auswahlrahmens fest, in dem eine Kantenverbesserung durchgeführt wird. Niedrige Werte sorgen für scharfe Kanten, hohe Werte sorgen für weiche Kanten. Wie bei viele Dingen in Photoshop gibt es auch hier kein Patentrezept. Vielmehr sollte man eine geeignete Vorschau zuschalten und genau kontrollieren, was geschieht. Die Vorschau befindet sich im Bereich Ansichtsmodus > Anzeigen und ist in der Darstellung äusserst flexibel aufgebaut. Optional kann man auch den Radius anzeigen, sodass man die Wirkungsbreite gut erkennt.

Das Radius-verbessern-Werkzeug sollte nicht zu weit in das Sujet eindringen, ansonsten werden die Pixel verschwommen. Mit dem Verfeinern-löschen-Werkzeug, dem Radiergummi in der Kantenerkennung, kann man die Bereiche innerhalb des Sujets sehr einfach wiederherstellen (9).

Kante noch weiter optimieren

Nachdem nun die Kantenerkennung die heiklen Bereich bestmöglich erfasst hat, kann man mithilfe einer geeigneten Vorschau versuchen, die Maske noch weiter zu optimieren. Dazu gibt es im Bereich Kante anpassen eine ganze Reihe Optionen (10). Hier ist es erst einmal sinnvoll, die untere Option Einstellungen speichern anzuklicken. Dadurch zeigt die Ebenenmaske bei einem erneuten Aufrufen des Befehls Maskenkante die eingegebenen Einstellungen an. Bei einer anderen Freistellungsarbeit sollten die Werte wieder auf null zurückgestellt werden.

Die Option Abrunden glättet unregelmässige Bereiche der Kante. Weiche Kante funktioniert im Prinzip gleich wie in den Eigenschaften. Hier wird der Übergang zwischen der Auswahl und den angrenzenden Pixeln verblasst. Die Option Kontrast macht bei höheren Werten die Übergänge an den Auswahlkanten schärfer. Sehr leistungsfähig ist Kante verschieben. Diese Option bewirkt, dass die weichen Ränder nach innen oder nach aussen verschoben werden. Durch das leichte Verschieben dieser Problemzonen nach innen können unerwünschte Hintergrundfarben von den Kanten der Auswahl relativ einfach entfernt werden. Das Resultat ist aber stark abhängig von der Qualität der Kantenerkennung.

Um letztlich noch Farbränder aus dem Bild zu entfernen, verfügt das Fenster Maske verbessern über die Option Farben dekontaminieren. Hier werden Farbränder durch die Farbe von nahe gelegenen Pixeln ersetzt. Ein Stärkeregler ändert den Umfang von Dekontaminierung und Rand­ersetzung. Diese Option wirkt sich auf die Pixelfarbe aus. So muss das Ergebnis auf eine neue Ebene oder Ebenenmaske gelegt werden (11). Nun entsteht nach und nach eine optimale Maske, welche an den Kanten weich ist und keine oder nicht wahrnehmbare Farbbereiche vom Hintergrund hat.

Mit gedrückter Alt-Taste und einem erneuten Klick auf die Ebenenmaske erscheint das optimiert freigestellte Bild.

Möchte man das freigestellte Bild nicht auf dem Schachbrettmuster der Transparenz sehen und damit besser kontrollieren können, kann man dazu eine Farbfüllungsebene erstellen. Das Ebenenbedienfeld weist unten das Symbol Neue Misch- oder Einstellungsebene erstellen auf. Hier wählt man Farbfläche und sucht im Farbwählerfenster eine passende Farbe aus. Die dadurch erzeugte Einstellungsebene zieht man danach hinter das freigestellte Bild.

Bild kombinieren

Ein neuer Hintergrund sollte im Farbschema, in den Lichtverhältnissen und in der Auflösung stimmig sein. Um nun das freigestellte Bild auf das neue Hintergrundbild zu platzieren, wählt man das Verschieben-Werkzeug aus. Mit diesem klickt man auf das freigestellte Bild und zieht es direkt auf die Registerkarte mit dem Namen des neuen Hintergrundbildes. Ein bisschen Geduld ist angesagt – man darf die gedrückte Maustaste erst dann los­lassen, wenn sich das neue Hintergrundbild präsentiert. Dann kann man das freigestellte Bild platzieren und auf der neu angelegten Ebene verschieben. Da die Ebenenmaske in den neuen Hintergrund mittransportiert wird, kann auch hier die Maske noch verändert werden.

Bild optimieren

Wenn schon nichtdestruktiv, dann konsequent und richtig! Wer bei freigestellten Bildern noch eine Bearbeitung vornehmen möchte, sollte dies über das Bedienfeld Korrekturen tun. Im Prinzip sind hier die meisten Bildbearbeitungsbefehle untergebracht, welche sich im Menü Bild > Korrekturen befinden (12). Im Unterschied zu den Menübefehlen erzeugt das Korrekturbedienfeld automatisch eine jederzeit veränderbare Einstellungsebene und zeigt die Einstellungen des Bildbearbeitungsbefehls, wie anfangs erwähnt, in den Eigenschaften an. Leider ist aber auch in Photoshop CS 6 der hilfreiche Befehl Tiefen und Lichter nach wie vor nicht im Bedienfeld Korrekturen aufgeführt. Der Zugang zu den Einstellungsebenen ist auch unten im Ebenenbedienfeld im Bereich Neue Misch- oder Einstellungsebene erstellen vorhanden.

Bei freigestellten Personenporträts müssen sehr oft Hauttöne an das neue Hintergrundmaterial oder an Hauttöne anderer Leute angepasst werden. Zum Ziel führen in Photoshop viele Wege, wie beispielsweise Farbton/Sättigung, Selektive Farbkorrektur oder Dynamik. Der Dynamikregler reduziert bei Minuswerten selektiv die Intensität gesättigter Farben. Dynamik verhindert dadurch schnell und einfach, dass Hauttöne übersättigt sind.

Eine Einstellungsebene wirkt sich standardmässig in den Ebenen nach unten aus. So ist in diesem Beispiel auch das neue Hintergrundbild betroffen. Um die Einstellungsebene nur auf das freigestellte Bild anzuwenden, kann man mit gedrückter Alt-Taste zwischen die Einstellungsebene und das freigestellte Bild klicken.

Der Autor

Andreas Burkard arbeitet in der Mediengestaltung und in der Ausbildung. Er gibt individuelle Trainings und Beratung rund um das Thema Publishing für Print und Tablets sowie PDF-Lösungen. Er ist Kursleiter und Fachbereichsleiter Publishing der Digicomp Academy AG in Zürich, Bern, Basel, St. Gallen und Luzern.

www.BurkardPublishing.ch