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Erweiterungen f�r den Bildbearbeitungs-Platzhirsch

Die Frage, wie – und falls ja, mit was – sich die Funktionalität von Photoshop erweitern lässt, ist ein zeitloses Thema. Einen Blick auf aktuelle Plug-ins für die Programmversion CS6 wirft der folgende Beitrag.

günter schuler Beginnen wir mit der nicht so guten Nachricht – der zum Thema Plug-in-Versionen und Programmversionen. Mit Einführung der Creative Suite endete bekanntlich die Ära der faktisch unbegrenzten, versionsunabhängigen Haltbarkeitsdauer von Photoshop-Erweiterungen. Sicher sind die Gründe vielfältig, darüber hinaus gab es bereits früher Ausnahmen. Aktueller Stand ist jedoch, dass auch Drittanbieter-Module für Photo-shop längst den sonst üblichen Zyklen für Programmversionen und Upgrades unterliegen. Allerdings: Eine nachhaltige Beschädigung des Marktes hatte diese Veränderung nicht zur Folge. Vergleicht man die Szenerie mit der Ende der Neunzigerjahre, lässt sich zwar konstatieren, dass eine Reihe Produkte vom Markt verschwunden ist. Der zeitgleich einsetzende Boom der Digitalfotografie hat diesen Trend jedoch erfolgreich konterkariert.

Nicht jedes Plug-in ist neu. Trotz der stattgefundenen Marktbereinigung finden sich im Angebot Erweiterungen, die bereits zu Zeiten von Photoshop 6 oder 7 ihren Dienst taten. Bekannte Beispiele hierfür sind die beliebte Filterreihe nik Color Efex sowie das Eye-Candy-Paket des Anbieters Alien Skin. Andere Module sind vom Markt verschwunden beziehungsweise für die aktuelle Programmversion CS6 nicht mehr erhältlich. Ein Beispiel ist das bereits vor Jahren eingestellte Bildbearbeitungs-Plug-in Intellihance. Gute Frage bei all dem: Braucht man eigentlich noch externe Bildbearbeitungsfilter? Die Antwort lautet: Jein. Einerseits ist Photoshop so sehr «State of the Art», dass sich viele ehemalige Drittanbieter-Lösungen praktisch erübrigen. Andererseits bietet das Programm noch immer genügend Ansatzpunkte, um es punktuell via Plug-ins aufzutunen.

Ein Schwerpunkt, der sich in den letzten Jahren herauskristallisiert hat, sind Fotolooks. Entsprechend breit ist das Angebot an Erweiterungen. Es reicht von Cross-, Retro- und Analogfilm-Simulationen bis hin zu edlem Schwarzweiss und HDR. Ein zusätzliches Highlight in diesem Spektrum sind spezielle Hilfspakete für Fotostudios und Porträt­retuscheure. Verglichen mit der Ära von Photoshop 7und früher ist zumindest ein Punkt beim Alten geblieben: Die meisten Effekte, die durch Drittanbieter-Module angeboten werden, lassen sich auch mit Programm-Bordmitteln verwirklichen. Der springende Punkt ist allerdings, dass zusätzliche Filter Arbeit abnehmen, intuitiver zu bedienen sind oder, im Zweifelsfall, als Ideenlieferant fungieren – als zusätzlich installierte Möglichkeit, Bildmaterial aufzu­peppen.

Fotolooks: die Generalisten

Kommt im deutschsprachigen Raum das Thema «Plug-ins für Fotografen» zur Sprache, bleibt eine Filterreihe so gut wie nie unerwähnt: Nik Color Efex von Nik Software. Fotografische Effekte sind auch in der aktuellen Version 4 das Alleinstellungsmerkmal dieses Filter-Bundles. Im Unterschied zu älteren Versionen präsentieren sich die Color Efex nicht mehr als Filter-Bundle, sondern als kompakter Filter mit einer einheitlichen Oberfläche. Das Gros der in der linken Fensterleiste präsentierten Effekte offeriert klassische Foto­tunings: Filmkorn, Twotone, Crosseffekt, Schwarzweiss und andere. Flankierend hinzu kommen Effekte für die Optimierung von Bildfarben und Brillanz. Die eigentlichen Effektregularien befinden sich auf der rechten Seite. Welche genau, hängt vom konkreten Effekt ab.

Plus dieses Filterpakets ist die auf intuitive Arbeitsweisen setzende Konzeption. Methoden oder andere Parameter werden beispielsweise über Miniaturen symbolisiert, deren Gestaltung den anvisierten Effekt vorwegnimmt. Auch beim Finetuning agieren die Color Efex auf Augenhöhe mit programminternen Funktionen wie Camera Raw und Ebenen. Via Pinsel können die Effekte auch selektiv aufgetragen werden. Die Effekte selbst werden in Form einer neuen Ebene generiert, sodass die alte Bildversion erhalten bleibt. Flankierend hinzu tritt ein zusätzliches Panel, welches den Bedienkomfort erleichtern soll und es beispielsweise ermöglicht, einzelne Effekte als Favoriten zu markieren und entsprechend einfach auf Bilder anzuwenden.

Die Color Efex haben sich als Zusatzequipment für Digitalfotografen zwar fest etabliert. Der Markt in diesem Segment ist jedoch hart umkämpft. Zielgruppe sind vor allem kreative Fotografen – jene Klientel also, die neue Fototrends setzt oder jedenfalls umsetzt. Derzeit stark angesagt sind Retro- und Vintage-Effekte – ein Metier, zu dem auch das Simulieren analoger Film-Outfits gehört. Auf eben dieses Metier hat sich das Modul DxO FilmPack 3 spezialisiert. Im unteren Bereich des Filter-Interfaces findet sich eine in vier Hauptgruppen unterteilte Miniatur-Slideshow mit unterschiedlichen Analogfilm-Looks. So ermöglicht die Hauptgruppe «Farbnegativfilm» beispielsweise das Erzeugen eines typischen Fuji-Superia-HG-1600-Looks. Bekannte Schwarzweissfilm-Typen sind in einer eigenen Gruppe einsortiert. Im rechten Fensterbereich finden sich zusätzliche Reguliermöglichkeiten für das manuelle Finetuning. Fazit: Hat man sich arbeitstechnisch auf derartige Fotolooks spezialisiert, ist das FilmPack-Modul sicher eine effiziente Arbeitshilfe.

Einen universellen Ansatz verfolgt Exposure 4 von Alien Skin. Spezielle Filmlooks sind im Effekttypen-Fenster auf der linken Seite ebenfalls enthalten. Das Spektrum der einstellbaren Effekte ist allerdings recht umfangreich. Über Analogfilm-Simulationen hinaus enthalten die Einträge weitere Effekte wie zum Beispiel Schwarzweiss mit moderater Kontrasterhöhung, Filmeffekte wie Bleach Bypass oder Technicolor sowie eine Gruppe mit rund anderthalb Dutzend Crossentwicklungseffekten. Die Effektgestaltung selbst bezieht nicht nur die Farbgebung mit ein, sondern auch Rand- und Textureffekte wie Grunge­paper, Grind und Retro-Vignetten. Die Effekte lassen sich zum einen über sechs Tabs mit dem entsprechenden Regler-Equipment steuern. Darüber hinaus ermöglichen die sechs Einstellungsbereiche das Anlegen eigener Effekte. Seine Stärken zeigt Exposure 4 insbesondere beim Erzeugen von Grunge­textur- und Randüberlagerungen. Wer auf die Fotoästhetik von Bildportalen wie Fotocommunity oder Photocase steht, findet in diesem Filter nicht nur ein retroeffekttaugliches Arbeitswerkzeug, sondern auch einen Textur- und Vignettengenerator, der für diese Art Fotoeffekte wie massgeschneidert ist.

Womit kann der Photoshop-User sonst noch modischen Zeitgeist in Bilder hineinbringen? Ambitioniert in Sachen Interface-Konzept kommt Photo­Looks von Magic Bullets. Auch hier hat das Filter-Interface die obligatorischen Effekt- und Look-Presets in petto. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die mobilen, beweglich im Filterinterface anordbaren Panels für die Detailregularien – ein Konzept, welches sich nicht unbedingt auf Anhieb erschliesst.

Farben, Helligkeit und Kontrast bearbeiten nach dem Zonensystem des berühmten US-Landschaftsfotografen Ansel Adams? Wer den Schlüssel zum guten Bild in der ambitionierten Kontrast-Feinbearbeitung sieht, für den ist Ozone von Digital Film Works vielleicht das passende Zusatzwerkzeug. Das Filter-Interface ermöglicht das Farb- und Kontrast-Finetuning von elf Helligkeitszonen. Definiert werden diese jeweils über eine filtereigene Kontrastmaske. Veränderbar sind sowohl die Zonenanordnung der Maske als auch die Tonwertweite, welche die jeweilige Maske umfasst. Hinzu kommen die obligatorischen Tools für die Kontrast- und Farbsteuerung des Bildes. Last but not least: Damit die vergleichsweise aufwändige Prozedur nicht für jedes Bild einzeln vorgenommen werden muss, ermöglicht Ozone das Abspeichern anwenderdefinierter Presets.

Spezialisten: Schwarzweiss und HDR

Ein spezielles Teilsegment sind Module für das Erzeugen anspruchsvoller Schwarzweissbilder und HDR-Bild­gestaltungen. Angesichts der Bordmittel, die Photoshop bereits von Haus aus liefert, stellt sich auch hier die Frage, ob ein spezieller Filter überhaupt nötig ist. Silver Efex Pro 2, ein weiteres Modul von Nik Software, legitimiert sich vielleicht weniger durch exorbitante, sonst nicht vorhandene Möglichkeiten der Schwarzweissbilderzeugung. Ähnlich wie bei den Color Efex steht vor allem das Prinzip der intuitiven Bedienbarkeit im Vordergrund. Der Filter setzt dies auf mehrerlei Art um. Zum einen durch preset-artige Bildvorschauen, die im linken Fensterbereich angeordnet sind und sich über unterschiedliche Kriterien filtern lassen. Der rechte Interfaceteil enthält die obligatorischen Regler für die Feineinstellungen – darunter auch sechs Farbfilter. Ähnlich wie bei den Color Efex sind auch im Silver-Efex-Modul selektive Korrekturen möglich. Ebenso wie dort erzeugt der Filter aus dem Ergebnis eine neue Photo­shop-Ebene.

Anders als im Bereich Black and White können Drittanbieter im Bereich High Dynamic Range sehr wohl mit alternativen methodischen Konzepten punkten. Photoshop selbst enthält mit HDR Pro mittlerweile zwar eine professionelle Umgebung für das Zusammenfügen von Belichtungsserien zu HDR-Bildern. Ergänzt wird diese durch das Tonemapping-Feature HDR-Tonung. Die photoshopinternen HDR-Features genügen mittlerweile zwar professionellen Ansprüchen. Konkurrenzlos sind sie indes nicht. Für gelegentliches HDR muss es auch nicht gleich eine ausgewachsene Spezialanwendung sein. Da die HDR-Bildgestaltung in den letzten Jahren ebenfalls einen Boom erlebte, sind einige Software-Lösungen mittlerweile auch in Form von Photoshop-Plug-ins erhältlich. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Effektschiene – also das Erzeugen eines hyperrealistischen oder surreal anmutenden HDR-Looks. Auch in dem Bereich hat sich Nik Software mit einem eigenen Modul positioniert: HDR Efex Pro, vorliegend mittlerweile in Version 2. Die Interfacegliederung entspricht grob derjenigen des im letzten Abschnitt vorgestellten Silver-Efex-Pro-Filters. Die Einstellungsmöglichkeiten sind etwas opulenter als die des photoshopeigenen Befehls HDR Tonung. Die Ergebnisse tendieren stark zu der künstlerisch-kreativen HDR-Variante – ein Schwerpunkt, den zwei weitere Testfilter ebenfalls favorisieren.

HDR Factory und Enhancer, beide von der Firma Akvis, unterscheiden sich lediglich insofern voneinander, als dass HDR Factory explizit dem Erzeugen von HDR-Effekten dient. Die Effekt-erzeugungen gehen etwas weniger in die surreale Richtung als bei HDR Efex Pro. Die Bedienweise des Filters ist einfach. Über den Effekt­modus hinaus ist HDR Factory auch für das Zusammenfügen von Bild­serien geeignet – also dem Erzeugen von echten HDR-Bildern. Manko hier: Über den Laden-Button hinzugefügt werden können nur Standardformate – keine RAW-Bilder. Die Reguliermöglichkeiten für das Tonemapping sind ähnlich opulent wie bei dem im nächsten Absatz vorgestellten Mitbewerber Photo­matix Pro. Im Unterschied zur HDR Factory handelt es sich bei dem Modul Enhancer um ein Arbeitsmodul zum Bearbeiten von Lichtern und Schatten. Funktionstechnisch deckt der Filter etwa das Spektrum des Photoshop-Befehls Tiefen/Lichter ab. Zusätzliche Scharfzeichnungs- und Globalkontrastfunktionen werten das Enhancer-Modul allerdings zu einem vielseitig einsetzbaren Arbeitsfilter auf, der laut Angaben des Herstellers vor allem für das Korrigieren von Belichtungsproblemen geschaffen wurde.

Ohne Photomatix Pro wäre ein Abschnitt zum Thema HDR einfach unvollständig. Von den zuvor aufgeführten Modulen unterscheidet sich diese Lösung in zwei Dingen. Zum einen lässt sie sich zwar auch als Photo­shop-Plug-in betreiben. Gebräuchlicher dürfte allerdings der Einsatz als Standalone-Anwendung sein. Der zweite Unterschied: Reine HDR-Effekte lassen sich mit Photomatix Pro zwar ebenfalls angehen, seinen guten Ruf hat das Programm jedoch aufgrund seiner Variationsmöglichkeiten beim Zusammenfügen von Belichtungsserien. Das Bedieninterface ist denkbar spartanisch. Zu dem Haupt-Panel, über das die eigentlichen Einstellungen erfolgen, gesellt sich nach dem Öffnen der zusammenzufügenden Bilder ein Vorschau-Panel. Flankierend hinzu kommen Stapelverarbeitungsmöglichkeiten sowie weitere Gimmicks im Bereich Abarbeitungseffektivität. Fazit: Unter die Photoshop-Drittanbieter­module kann man das Programm – trotz der Plug-in-Betriebsmöglichkeit – nur schlecht subsummieren. Andererseits steht es im Bereich HDR-Bild­gestaltung derart hoch im Ansehen, dass eine Aufführung schon allein aus dem Grund geboten ist.

Plug-ins für die Porträtretusche

Ein weiteres Gebiet, wo Arbeitshilfe-Bedarf besteht, ist die Porträtretusche. Die in diesem Abschnitt vorgestellten Plug-ins zur Hautretusche betreffen vor allem Photoshop-Anwender, die sich aus Dienstleistungsgründen besonders extensiv mit dieser Materie beschäftigen. Die Krux: Einerseits gibt es gerade zu den Themenbereichen Glamour-Bildgestaltung und Porträtretusche jede Menge Fachliteratur und Video-Tutorials. Andererseits sind viele High-End-Techniken derart kniffelig, dass mancher für entsprechend spezialisierte Drittanbietermodule dankbar ist. Testkandidat eins stammt ebenfalls von Akvis – einem Hersteller, der seine Softwarelösungen explizit im Bereich Bildung vermarktet. MakeUp 3.0 kommt, wie auch die anderen Filter des Anbieters, relativ umstandslos zur Sache. Das Regler-Equipment auf der rechten Seite offeriert unterschiedliche Regler für die Hautglättung; einbezogen werden kann zusätzlich eine Maske für die Hauttöne.

Ebenfalls auf die Klientel der Fotodienstleister und Porträtfotografen zielt das Plug-in eines Mitbewerbers: Portraiture 2 von Imagenomic. Von MakeUp unterscheidet sich dieses Plug-in lediglich in Details. Einerseits bietet Portraiture etwas mehr Einstellmöglichkeiten; dafür tendiert der Filter zu einer vergleichsweise deutlichen Form der Hautglättung. Ein weiterer Mitbewerber in diesem Segment ist das Modul Beauty Box von Digital Anarchy. Wer auf möglichst viel Parameter-Kontrolle und Einstelloptionen steht, wird diesen Filter vielleicht in engere Erwägung ziehen.

Fazit Retusche-Plug-ins: Letztlich bleibt die Wahl des Moduls Geschmackssache. Zusatzwert, den Photoshop so nicht liefert, offerieren alle drei. Sicher nicht jedem Anwender – mit Sicherheit aber all denen, die in diesem Spezialgebiet ihr Geld verdienen.

Skizze oder in Öl?

Mal- und Zeicheneffekte? Für gewöhnlich stellt man sich darunter vor allem die Art Effekte vor, die Photoshop in den entsprechenden Untergruppen seiner Filtergalerie einsortiert hat. Sofern man nicht via Grafiktablett und manueller Nachbearbeitung selbst Hand anlegt, rangiert der Bildbearbeitungsklassiker in Sachen Malkünste deutlich hinter dem Platzhirschen im Metier – Painter von Corel. Zwar hat der mit Version CS6 eingeführte Filter Ölfarbe hier einiges zum Besseren gewendet. Wer glaubwürdig wirkende Gemälde- oder Zeichnungen aus seinen Fotos machen möchte, ist mit den folgenden Plug-ins gut beraten. Die gute Nachricht dabei: Die vorgestellten Produkte erweisen sich in diesem Nischensegment als gute – und in zwei Fällen sogar als herausragende – Lösungen.

Skizzieren wie bei Michelangelo, malen wie Rembrandt und Van Gogh? Zwar machen Module bekanntlich noch keinen Künstler. Geht es allerdings um die realistische Umsetzung unterschiedlicher Malstile und Zeichentechniken, kann den beiden Akvis-Filtern ArtWork und Sketch kaum ein Mitbewerber das Wasser reichen. ArtWork, das genretechnisch breiter aufgestellte Modul, ermöglicht die Umsetzung unterschiedlicher Mal-, Auftrags- und Kunsttechniken – von klassischer Malerei über impressionistische Techniken bis hin zu Gouache-, Aquarell- und Linolschnitttechniken. Letztere fallen vom Realitätsfaktor her gesehen zwar etwas ab. Allerdings ist das fast der einzige schwache Bereich dieses Filters. Beeindruckend fällt insbesondere die Vielfalt der Malstil-Umsetzungen aus. Wie bei allen Akvis-Plug-ins bleibt das Regler-Instrumentarium überschaubar. Einziges Limit dieser Digitalkunst-Filter ist ihr vergleichsweise kleiner Vorschau-Ausschnitt. Konsequenz: Möchte man den Effekt in voller Grösse sehen, muss der Effekt filterintern ausgelöst werden – eine Limitierung, für die man Verständnis aufbringen wird, wenn man einem rechentechnisch etwas aufwändigeren Effekt bei der Umsetzung zuschaut.

Ist ArtWork der Generalist unter den Kunsteffekt-Plug-ins, handelt es sich bei dem (ebenfalls von Akvis vertriebenen) Sketch-Plug-in um ein Modul, welches ausschliesslich der Erzeugung von Illustrationen und Zeichnungen dient. Anwählbar sind in Sketch zwei Zeichentechniken – eine stärker konturbetonte und eine, die vor allem mit Schraffuren arbeitet. Beide ermöglichen sowohl Schwarzweiss- als auch Farbzeichnungen. Beide haben zur Orientierung eine Liste voreingestellter Stil-Presets auf Lager. Darüber hinaus ermöglicht der Filter – wie die Mehrzahl der in diesem Artikel vorgestellten Plug-ins – das Abspeichern eigener Presets.

ArtWorks und Sketch lassen in Sachen Mal- und Zeichenkunst zwar kaum Wünsche offen. Zwei Mitbewerber kommen als potenzielle Alternative jedoch ebenfalls in Betracht. Mitbewerber eins ist SnapArt 3 von Alien Skin. Ähnlich wie Exposure offeriert SnapArt eine aufgeräumte, übersichtliche Oberfläche mit einer Vorschau im mittleren Hauptfenster, einer Preset-Liste mit voreingestellten Stilen links und in Tabs einsortierte Regler rechts für das Finetuning. Die vom Filter angebotenen Methoden umfassen das komplette Spektrum – vom klassischen Ölfarbenbild bis hin zu Pop-Art-Stylings sowie Zeichnungs-Looks. Was die Ergebnisse anbelangt, ist Snap Art mit den beiden Akvis-Modulen vergleichbar; lediglich die Zeichnungen von Sketch sind – jedenfalls für meinen persönlichen Geschmack – einen kleinen Tick glaubwürdiger und realistischer.

In derselben Liga wie die aufgeführten Module spielt schliesslich auch ToonIt! – ein Sketch- und Zeichenfilter des Herstellers Digital Anarchy. Ebenso wie Sketch und SnapArt bietet auch ToonIt! die obligatorische Auswahlliste mit Stil-Presets, Regler für die Effekt-Feineinstellung sowie die Möglichkeit, selbst erstellte Presets abzuspeichern und später anzuwenden. Fazit: Auch in diesem Spezialsegment hat der User die Qual der Wahl.

Plug-ins für grafische Effekte

Bunte Umrandungen, trashige Bildrahmen, 3D-Schrift und andere Gimmicks – das Feld der grafischen Bildeffekte umfasst naturgemäss ein breites Spektrum unterschiedlichster Effekte. Folgerichtig präsentieren sich die meisten Zusatzmodule in diesem Bereich als eierlegende Effekt-Wollmilchsäue. Das bekannteste Effektpaket dürfte nach wie vor Eye Candy von Alien Skin sein. Vorliegend mittlerweile in Version 7, hat sich an der Programmatik dieses Plug-ins wenig geändert. Das Effekt-Aufklappfeld im Interfacefenster oben links präsentiert zwei Effekttypen: Shape (übersetzt: Gestaltung) und Texture. Das Shape-Fenster ermöglicht das Ansteuern einer Reihe mehr oder weniger lustiger Bildeffekte. Eine ähnliche Systematik offeriert der Texture-Bereich. Ob Shape oder Texture – auch in diesem Filter können die gewählten Effekte über Regler feingesteuert werden.

Vom Profil her richtet sich die Eye-Candy-Sammlung vor allem an solche Anwender, die Postkarten, Werbeflyer und ähnliche Gebrauchsgrafik-Produkte fertigzustellen haben. Das Gleiche gilt für zwei weitere Filter von Akvis – ArtSuite und NatureArt. ArtSuite wartet mit einer etwas ungewöhnlichen Effekt-Kombination auf: Der Button «Effekte» stellt einige Bildoptimier- und Farbstyling-Optionen zusammen, die man ähnlich auch aus Photoshop kennt. «Rahmen» hingegen wartet mit unterschiedlichen Einrahmungstypen auf – einer Ergänzung also, die in Photoshop selbst nur via aufwändige Bearbeitung erstellbar ist. Stilistisch zielen die angebotenen Frames in eine ähnliche Richtung wie der Eye-Candy-Effekt. Anders als bei Exposure, dem Look-Filter von Eye-Candy-Hersteller Alien Skin, stehen hier vor allem Goldrahmen und Blümchen-Rahmen zur Verfügung. NatureArt, der zweite Filter, widmet sich der Umsetzung von Natureffekten wie zum Beispiel Regen, Blitz oder Wasseroberflächen. Für die Positionierung der einzelnen Effekte enthält der Filter zusätzliche Werkzeuge – mit denen sich zum Beispiel die Richtung von Blitzen steuern lässt, der Horizont einer Wasseroberfläche oder die Position eines Sonnenlichts. Fazit: Die drei vorgestellten Effektfilter-Module sind zwar nur ein Ausschnitt aus dem vielfältigen Angebot. Aufgrund der angebotenen Effekt-Vielfalt dürfte sich die Anschaffung jedoch sicher amortisieren – vorausgesetzt, man wendet diese Art Effekte regelmässig an.

Fazit

Nach wie vor gibt es Plug-ins wie Sand am Meer. Umfänglich abgehandelt, würden die derzeit erhältlichen Angebote ungefähr das drei- bis vierfache Volumen dieses Beitrags erfordern. Die Szenerie ist vielfältig. Neben Brot- und Butter-Filtern (wie beispielsweise den drei im Low-Price-Bereich angesiedelten Bildoptimierfiltern ColorWasher, ContrastMaster und FocalBlade von The Plug-in Site) finden sich Spezialisten für das Entrauschen von Bildern (Noise Ninja, Refine von Nik Software), Scharfzeichnungsfilter (Nik Sharpener Pro), Spezialisten für Frames und Texturen sowie eine unüberschaubare Anzahl weiterer Fotoeffekt-Plug-ins. Spezialisten für die Erzeugung von 3D-Text stehen mittlerweile ebenso zur Verfügung wie Hilfsangebote für das Erzeugen von WordPress-Themes in Photoshop.

Wie in der Software-Szene üblich, hat die voranschreitende Entwicklung auch den einen oder anderen Tribut gefordert, ewa das Kupfersticheffekt-Spezialmodul Screens des kalifornischen Anbieters Andromeda – funktionstechnisch genial, bedientechnisch allerdings schon lange veraltet und für Photoshop CS6 nicht mehr verfügbar.

Plug-ins sind so unterschiedlich wie die Anwendungsgebiete, die sie bedienen. Einige sind in ihrer jeweiligen Nische genial, andere nützliche Hilfsprogramme, andere wiederum Geschmackssache, Spielerei oder einfach zusätzlicher Programmkomfort. Da Photoshop selbst im allerbesten Fall nie alle Wünsche abdecken kann, werden die Spezialisten sicher weiterhin gefragt sein.

Die vorgestellten Plug-ins

Zeitlich oder funktionstechnisch limitierte Demo-Versionen stehen auf den Webseiten der Hersteller zum Download zur Verfügung. Ausnahmslos alle der vorgestellten Filter unterstützen 16 Bit Farbtiefe, Photo­Looks, Beauty Box, HDR Efex Pro und ToonIt! auch 32 Bit. Die Filter von Akvis und nik Software sowie DxO FilmPack und Photomatix Pro warten mit einer deutschsprachigen Benutzeroberfläche auf. Die Preise für die vorgestellten Module bewegen sich im zwei- bis unteren dreistelligen Franken-Bereich.

nik Color Efex 4: Fototuning, Nik Software, www.niksoftware.com

DxO FilmPack 3: Fototuning, DxO Labs, www.dxo.com

Exposure 4: Fototuning, Alien Skin, www.alienskin.com

PhotoLooks: Fototuning, Red Giant, www.redgiantsoftware.com

Ozone: Fototuning, Digital Film Tools, www.digitalfilmtools.com

Silver Efex Pro 2: B/W-Filter, Nik Software, www.niksoftware.com

HDR Efex Pro: HDR-Filter, Nik Software, www.niksoftware.com

HDR Factory: HDR-Filter, Akvis, www.akvis.com

Enhancer: Belichtungskorrekturfilter, Akvis, www.akvis.com

Photomatix Pro 4.2: HDR-Spezialanwendung/Filter, www.hdrsoft.com

MakeUp 3.0: Porträtretusche, Akvis, www.akvis.com

Portraiture 2: Porträtretusche, Imagenomic, www.imagenomic.com

Beauty Box: Porträtretusche, Digital Anarchy, www.digitalanarchy.com

ArtWork: Zeichen- und Malfilter, Akvis, www.akvis.com

Sketch: Zeichen- und Sketchfilter, Akvis, www.akvis.com

Snap Art 3: Zeichen- und Malfilter, Alien Skin, www.alienskin.com

ToonIt!: Zeichen- und Sketchfilter, Digital Anarchy, www.digitalanarchy.com

EyeCandy 7: Effektfilter, Alien Skin, www.alienskin.com

ArtSuite: Effektfilter, Akvis, www.akvis.com

NatureArt: Effektfilter, Akvis, www.akvis.com