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Funktionen f�r den Arbeitskomfort

Was neue Funktionen anbelangt, war das generalüberholte Interface zweifelsohne einer der Schwerpunkte der Creative Suite 4. Welche Komponenten Photoshop & Co. aktuell in petto haben und wo sie im Detail Sinn machen, beschreibt dieser Beitrag.

GÜNTER SCHULER Genügend Arbeitsluxus boten Photoshop, InDe­sign und die anderen Creative-Suite-Programme zwar schon seit Längerem. Weil Mediengestalter Bedienkomfort jedoch immer gut gebrauchen können, hat Adobe das Interface der einzelnen Programme anlässlich der CS4-Version einem grösseren Relaunch unterzogen. Herausgekommen sind nicht nur einige neue Panels und Menüfunktio­nen. Bereits bestehende wurden mit zusätzlichen Funktionen versehen oder so modifiziert, dass sie mit den neuen Anordnungsfreiheiten Schritt halten. Letzteres betrifft beispielsweise die Möglichkeiten, Paletten bzw. Bedienfelder einzuklappen, zu verschachteln oder auf Miniaturen zu reduzieren. Bemerkbar machen sich die neuen Funktionen auf eine recht vielschichtige Weise. Ähnlich wie bei einem neuen Wagen erfordert der Umgang mit den Möglichkeiten der neuen Programmoberflächen erst einmal etwas Routine. Ein weiterer Aspekt ist der Umstand, dass eingeübte Routinen nicht mehr ganz so funktionieren wie von früher gewohnt. Entwarnung hier: In der Regel lässt sich dies durch das Nachrichten einiger Voreinstellungen korrigieren.

Ein besonderer Punkt ist der Aspekt, dass die hier thematisierten Veränderungen nicht nur einem Programm allein zugutekommen, sondern mehr oder weniger allen CS4-Kernanwendungen. Neben Photoshop, InDesign sowie Illustrator ist hier auch der CS-Bilddatenbrowser Bridge zu erwähnen, der von den aufgeführten Veränderungen ebenfalls etwas abbekommen hat. Da die neuen Komponenten zum grössten Teil programmübergreifend implementiert sind, erfolgt im ersten Beitragsteil die eigentliche Funk­tionsbeschreibung. Die zweite Hälfte widmet sich im Anschluss der Frage, welche Elemente in welchem Programm am meisten Gewinn bringen.

Anwendungsleiste und Anwendungsrahmen

Die auffälligste Neuerung ist ein neues Bedienpanel direkt unter der Menüleiste. In InDesign, Illustrator und Photoshop firmiert sie unter dem Namen Anwendungsleiste, in Bridge unter der Bezeichnung Pfadleiste. Als ein- und ausblendbares Panel ist die Arbeitsleiste darüber hinaus auch in Dreamweaver CS4 enthalten. Wie alle Panels wird sie im Fenster-Menü aufgelistet. Standardmässig positioniert ist das neue Bedienelement zwischen der Menüleiste und dem Panel für die Werkzeugoptionen. Da auch die Anwendungsleiste letztendlich nichts anderes ist als ein normales Bedienfeld, kann man sie mühelos entdocken und an einer anderen Stelle des Monitors positionieren. Funktionstechnisch dient sie vor allem der schnellen Navigation sowie der Ansteuerung einiger wichtiger Befehle. Welche Navigationselemente dort genau vertreten sind, hängt vom jeweiligen Programm ab. Zu finden sind dort grosso modo: ein Button zur Schnellansteuerung von Bridge, ein Aufklappfeld für optional einblendbare Anzeigekomponenten wie beispielsweise Lineale oder Hilfslinien, ein Aufklappfeld zum Ansteuern der gängigen Zoomstufen, jeweils ein Aufklappfeld für die Ansteuerung der Anordnungsbefehle sowie den Darstellungsmodus sowie, als letzter Punkt, eine Aufklappliste für das Aufrufen der Arbeitsbereiche.

Zweite Neuheit im Menü Fenster ist der Befehl Anwendungsrahmen. Wird er aktiviert, fasst das Programm die geöffneten Bedienfelder und Dokumentfenster in einem einzigen Hauptfenster zusammen. Für Mac-User ist das ungewöhnlich; unter Windows allerdings sind «Anwendungsrahmen» der normale Betriebsmodus für Programme – ein Grund, warum diese Option lediglich auf dem Mac zur Verfügung steht. Die Interface-Veränderungen, die dieser Arbeitsmodus bewirkt, fallen mehr oder weniger deutlich aus. Sie betreffen nicht nur die Anordnung von Dokumenten und Paletten, sondern unter Umständen auch die Grösse sowie Art und Weise, wie Paletten dargestellt werden. Ergonomisch gesehen ermöglicht Anwendungsrahmen das Switchen hin zu einer kompakteren Präsentation der einzelnen Arbeitselemente. Sinn macht der Anwendungsrahmen-Modus darüber hinaus dann, wenn mit unterschiedlichen CS-Programmen gearbeitet und oft zwischen den einzelnen Applikationen hin- und hergeswitcht wird. Wer möchte, kann sich seine Arbeitsumgebung so einrichten, dass sich zwei CS-Applikationen die Monitoroberfläche teilen.

Tab-Modus, Bedienfeld­optionen und Arbeitsbereiche

Ein weiteres wesentliches Element der CS4-Programme ist der durchgängig mögliche Registerkarten-Modus für Dokumente. Was bei Paletten schon lange möglich war, ist nun auch für Dokumentfenster möglich: das reiterförmige Ineinanderverschachteln. Aktivieren lässt sich diese Darstellungsform zum einen über die Voreinstellungen. Hier wird allerdings nur die standardmässige Verhaltenweise beim Öffnen von Dokumenten festgelegt. Ob ein zweites, drittes oder viertes Dokument als eigenes Fenster auf dem Monitor erscheinen soll oder als Registerkarte, kann auch von Fall zu Fall entschieden werden. Vorgehensweise: Dokument eins am Dokumentkopf anfassen und in den Rahmen von Dokument zwei hereinziehen. Sobald der Dokumentkopf von Dokument eins unter dem­jenigen von Dokument zwei positioniert ist, erscheint ein interaktiver blauer Rahmen, welcher die Aufnahmebereitschaft signalisiert. Lässt man nunmehr fallen, wird das verschobene Dokument im Rahmen des Zieldokuments präsentiert – als neuer Reiter oder Tab.

Auch bei den Bedienfeldern sind die Anordnungsmöglichkeiten noch vielfältiger geworden. Neu ist die Möglichkeit, sie als briefmarkengros­se Miniaturen frei auf dem Monitor zu positionieren. Auf ähnliche Weise lassen sich nicht nur einzelne Bedienfelder, sondern auch komplette Bedienfeldgruppen handhaben. Das Dockprinzip funktioniert somit nicht nur wie gehabt an den Bildschirmseiten, sondern überall auf dem Monitor. Da für Bedienfelder mittlerweile eine Reihe unterschiedlicher Stauch-, Aufklapp-, Andock-, Miniaturdarstellungs- und Gruppierungsoptionen zur Verfügung stehen, hier in Kurzform, was derzeit alles geht: Bedienfelder lassen sich a) einklappen, halb aufklappen oder ganz aufklappen, b) registerförmig ineinander verschachteln, c) an anderen Bedienfeldern andocken, d) in Bedienfeldgruppen an den Monitorseiten zusammenfassen sowie e) erweitern und minimieren. Anders als beim Auf- und Einklappen kann ein Bedienfeld oder eine Bedienfeldgruppe hierbei bis hin zur Miniaturgrösse reduziert werden. Summa summarum ermöglichen die aufgeführten Optionen ein recht effektives Komprimieren der für die Arbeit nötigen Bedienpanels. Ein wertvolles Hilfsmittel sind sie insbesondere für solche User, die auf mobilen Computern arbeiten und so auf einen Monitor limitiert sind.

Der Platzersparnis zugute kommen auch die vom Werk mitgelieferten und anwenderdefinierten Arbeitsbereiche. Sie ermöglichen es, bedarfsgerechte Palettenkonfigurationen mitsamt Anordnung als Set abzuspeichern und je nach Bedarf aufzurufen. Arbeitsbereiche gibt es in Photoshop, InDesign & Co. zwar ebenfalls schon länger. Neu in den CS4-Programmversionen ist zum einen, dass sie sich direkt über die neue Anwendungsleiste aktivieren lassen. Hinzu kommt, dass von den neuen Anordnungsoptionen natürlich auch Arbeitsbereiche profitieren können – etwa dann, wenn sie Palettenminiaturen enthalten. Kurzum: Das Arbeiten mit den aktuellen CS-Anwendungen ist noch flexibler, kompakter und übersichtlicher als mit den Vorversionen. Frage jedoch ist: Welche User profitieren genau davon? Für wen eignet sich welche Interface-Funktion am besten?

Photoshop

Verglichen mit Illustrator und InDesign, ist Photoshop kein stark «palettenlastiges» Programm. Mit rund zwei Dutzend Paneleinheiten liegt es anzahlstechnisch im unteren Bereich. Hinzu kommt der Umstand, dass für die Standardbildbearbeitung nur einige wenige dieser Panels benötigt werden – Ebenen, Kanäle, eventuell Histogramm sowie die beiden CS4-Neuzugänge Korrekturen und Masken. Das Andocken am Bildschirmrand beziehungsweise das Reduzieren auf temporär aufklappbare Miniaturen verspricht hier zwar Platzgewinn – insbesondere dann, wenn man den (einzigen) Monitor möglichst frei halten will für die Bildansicht. Verglichen mit InDesign und seiner derzeitigen Palettenanzahl von 47 dürfte der Bedarf, zu stauen und zu komprimieren, in Photoshop jedoch vergleichsweise überschaubar ausfallen.

Anders sieht die Sache beim Registerkarten-Modus für Dokumente aus. Sind ein Dutzend oder mehr Bilder gleichzeitig offen, ist man für strukturierende Ordnungsfunktionen dankbar. Das Zusammenführen in Tabs – entweder manuell wie oben beschrieben oder über Fenster > Anordnen > Alle in Registerkarten zusammenlegen – schafft mit einem Befehl Überblick: keine schwebenden Fenster, durch die man sich durchklicken muss, sondern ein einziger Rahmen, in dem alle geöffneten Bilder per Klick ansteuerbar sind. Wer damit vertraut ist, dass sich Fenstergrössen beim Ein- und Auszoomen entsprechend mitverändern, sollte allerdings einige Modalitäten dieser Anordnungsweise im Auge behalten. Wichtig sind vor allem zwei Programmvoreinstellungen. Zum einen die Option Zoom ändert Fenstergrösse unter Allgemein. Möchte man, dass sich das Fenster beim Ein- und Auszoomen mitverändert, sollte man sie unbedingt aktivieren. Die zweite Option betrifft die Frage, ob der Registerkarten-Modus die Standardfunktionsweise sein soll oder nicht. Möchte man dies, muss die Option Dokumente als Registerkarten unter Benutzeroberfläche aktiviert werden. Möchte man die Tab-Frage situationsbedingt entscheiden, empfiehlt sich hingegen das Deaktivieren.

InDesign und Illustrator

Anders als in der Bildbearbeitung, wo in der Regel einige zentrale Bearbeitungs- und Kontrollpanels genügen, sind in der Grafikbearbeitung sowie beim Layouten eine Reihe von Zugriffsmöglichkeiten gefragt. In Illustrator beträgt die Anzahl der Paletten derzeit 33; hinzu kommen je nach Fall geöffnete Stil-, Farbfelder- oder Pinselbibliotheken. Noch umfangreicher fällt das Befehlscockpit in InDesign aus. Beide Programme ermöglichen zwar ebenfalls starke Abstriche beim Paletten­equipment; ebenso wie in Photoshop besteht auch hier die Option, Eingaben in der (kontextsensitiven) Steuerungsleiste vorzunehmen. Das Arrangieren der verbliebenen Bedienfeldeinheiten dürfte nichtsdestotrotz einen höheren Stellenwert geniessen als in der Bildbearbeitung. Wer unter Platznot auf dem Monitor leidet, wird es zu schätzen wissen, dass sich Bedienfelder auf Miniaturgrösse verkleinern, temporär aufklappen, an der Monitorseite andocken, gruppieren oder sonstwie komprimieren lassen.

Auch der Registerkarten-Modus ist für InDesign- und Illustrator-Anwender eine äusserst praktische Sache. Schwebende Fenster mit unterschiedlichen Dokumenten beziehungsweise Dokumentansichten sind beim Layouten noch lästiger als in der Bildbearbeitung. Hier empfiehlt sich der Registerkarten-Modus gleich doppelt: Anders als dort gibt es beim Verschachteln keine Nebenwirkungen, die man mitberücksichtigen müsste. Insbesondere für mehrere geöffnete Layoutdokumente ist der Registerkarten-Modus ideal. Fallweise ein kompakteres Arbeiten verspricht auch das Arbeiten im Anwendungsrahmen-Modus. Vorteil in diesem Modus ist nicht nur die kompakte Darstellungsweise, sondern auch die Tatsache, dass sich die Grösse der Programmfenster nach Belieben einrichten lässt. Zwei Programme nebeneinander auf dem Bildschirm sind so kein Problem. Zwei praktische Anwendungsbeispiele: Grafikelemente, die aus Illustrator heraus direkt in das InDesign-Interface hineingezogen werden; oder, wie im Intro-Screenshot, Bildbearbeitung und Layout parallel.

Arbeitsbereiche und Bridge

Die allerwichtigste Funktion in Sachen Programm-Interface kam bislang wenig zur Sprache, ist sie doch bereits etwas älter. Arbeitsbereiche – also anwenderdefinierbare und abspeicherbare Interface-Gestaltungen – gibt es in den CS-Programmen bereits seit einigen Versionen. Vorteil dabei: Je nach Fall aktiviert man den Arbeitsbereich speziell für die Bildbearbeitung, den fürs Malen und so weiter. Zwar profitieren auch Arbeitsbereiche von den CS4-Neuerungen – allerdings eher peripher als substanziell. Für diejenigen, die oft zwischen unterschiedlichen Arbeitsbereichen wechseln, ist die Ansteuer-Aufklappliste in der neuen Anwendungsleiste zwar sicher nicht verkehrt. Noch luxuriöser funktioniert das Umstellen allerdings über selbst definierte Shortcuts – zumindest in Photoshop und InDesign (in Illustrator ist diese Variante derzeit noch nicht möglich). Vorgehensweise: Über den Punkt Tastaturbefehle im Menü Bearbeiten ruft man als Erstes das Tastaturbelegungsset auf, dessen Belegung man verändern oder mit zusätzlichen Tastengriffen aufstocken möchte. Unter Tastaturbefehle für beziehungsweise Produktbereich aktiviert man als Nächstes den Punkt Anwendungsmenü beziehungsweise Anwendungsmenüs. In der Listendarstellung ist nunmehr der Punkt Arbeitsbereiche unter Fenster anzusteuern. Die Detailprozedur für die Vergabe von Shortcuts für das Aufrufen selbst definierter Arbeitsbereiche variiert nunmehr. Photoshop CS4 listet sie namentlich auf, InDesign CS4 hingegen führt einige Punkte mit der lapidaren Bezeichung Arbeitsbereich laden auf. In jedem Fall sind Sie hier genau richtig. Vergeben Sie für die entsprechenden Punkte anwenderdefinierte Tastaturbefehle, können Sie zwischen Ihren Interface-Layouts zukünftig einfach via Shortcut switchen – beispielsweise F8 oder F9.

Shortcutgesteuerte Aufrufe für unterschiedliche Interface-Darstellungen sind auch in Bridge möglich. Allerdings sind sie dort fest vorgegeben; der CS-Bilddatenbrowser hat hierfür die Tastenkombinationen Befehlstaste + F1 bis Befehlstaste + F6 reserviert. Eigene Arbeitsbereiche lassen sich in Bridge ebenfalls einrichten. Möchten Sie, dass diese zusätzlich einen Shortcut bekommen, müssen Sie via Benennung und Anfangsbuchstabe dafür sorgen, dass sie auf den ersten sechs Plätzen mit aufgelistet werden. Die neue Bridge-Pfadleiste bietet summa summarum eher ergänzendes Befehlsequipment. Sie enthält einige Sortierbefehle, einige Bearbeitungsbefehle sowie eine Verzeichnispfadanzeige für den aktuell angewählten Ordner. Mitberücksichtigt wurde Bridge dafür in den Anwendungsleisten der anderen Programme. Sowohl Photoshop als auch InDesign und Illustrator warten mit einem Button zum Starten von oder Wechseln zu Bridge auf.

Fazit

Was den Faktor Arbeitsfluss angeht, bringen die neuen Funktionen zweifelsohne eine Reihe von Vorteilen. Optionenbedingt ist damit sicher auch eine steigende Komplexität verbunden. Folge: Die meisten User werden die Interface-Errungenschaften von CS4 vermutlich eher punktuell nutzen. Wer in Sachen Tab-Dokumente, Palettenminiaturen etc. jedoch erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, möchte diese Arbeitsfunktionen so schnell nicht mehr missen. Wie oft bei aktuellen Programmversionen bleibt schliesslich die Hoffnung, dass die nächste noch besser werden möge. Konkrete Anlässe gibt es: Da die Synchronisation der CS-Programme auch bei Version 4 nicht hundertprozentig erfolgt ist, darf man gespannt sein, welche Neuerungen in der Creative Suite 5 enthalten sein werden.