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Grosses Format zum kleinen Preis

Ein grossflächiger Bildsensor bietet Vorteile. Entsprechende Systemkameras sind bezahlbar geworden. Wir haben die Mittelklassemodelle Nikon D750, Sony Alpha 7 Mark II und Pentax 645Z angeschaut und warfen einen Blick auf Canon EOS 5DS mit 50 Mpx.

Markus Zitt Kameras mit grossen Bildsensoren im klassischen Kleinbildformat (KB) oder auch im Mittelformat (MF) sind seit einiger Zeit nicht mehr nur in der obersten Preisklasse verfügbar. Wir haben leistungsstarke Systemkameras mit grossen Sensoren angeschaut, die vergleichsweise gün­stig und in der gehobenen Mittelklasse angesiedelt sind.

Im Zentrum des Vergleichs standen ursprünglich die Nikon D750 und die Sony Alpha 7 Mark II (A7M2), beide mit Kleinbild-Vollformatsensor. Dazu gesellte sich die Pentax 645Z als günstigste Mittelformatkamera. Sie ist zwar um ein Vielfaches teurer als die D750 und die A7M2, aber hinsichtlich ihrer Positionierung unter MF-Systemen sowie durch Ausstattung und Funktionsumfang vergleichbar. Einen Seitenblick warfen wir auf die Sony Alpha 7S, die den grossen Sensor für erhöhte Lichtempfindlichkeit nutzt.

Aus Gründen der Aktualität haben wir schliesslich noch die brandneue Canon EOS 5DS einbezogen, die zwar preislich über der KB-Mittelklasse liegt, aber mit ihren 50 Mpx einen Auflösungsrekord aufstellt.

Die vielseitige Mittelklasse

Eine Systemkamera (siehe Kasten unten) mit grossem, ordentlich auflösendem Bildsensor sowie mit starkem Funktionsumfang (hohe ISO-Werte, schnelle Serienbilder, HD-Video etc.) und zeitgemässer Ausstattung (WiFi, schwenkbares LCD etc.) sind optimale Voraussetzungen, um die meisten – auch viele professionelle – Fotoaufgaben unter verschiedensten Bedingungen bewältigen zu können.

Diesem Profil entsprechen die DSLR Nikon D750 und die kompakte spiegellose Systemkamera Sony Alpha 7 Mark II (kurz A7M2). Beides sind leistungsstarke, fortschrittliche Mittelklassemodelle mit Bildsensor im Kleinbildformat (siehe Kasten S. 61) und 24 Mpx-Auflösung. Sie bieten auch zeitgemässe ISO-Werte (bis 51 200) und ordentliches Serienbildtempo mit fünf Fotos pro Sekunde (fps), wobei sie viele JPEG- und Raw-Dateien in Folge aufzeichnen können.

Denselben Funktionsumfang und dieselbe Ausstattung bietet die Pentax 645Z. Die Mittelklasse-Kamera unter den Mittelformatkameras kann mit den beiden anderen KB-Kameras mithalten, was für die ansonsten eher behäbigen und rudimentär ausgestatteten MF-Kameras untypisch ist. Nur bei Serienbildtempo und Autofokus (AF) wird die 645Z von den KB-Kameras abgehängt. Von anderen Mittelformatmodellen hebt sie sich bezüglich AF, Empfindlichkeit, neigbarem LCD und mit der erstmals in eine MF-­Kamera integrierten Videofunktion deutlich ab.

Extrem ist ihre Empfindlichkeit, die bis ISO 208 000 reicht, was nicht nur für Mittelformat ungewöhnlich ist, sondern die meisten Digicams aller Klassen überflügelt. Um die Werte besser einzuschätzen, hilft ein Blick auf die ISO-Skala, deren Werte sich pro Stufe verdoppeln (100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400, 12 600, 25 200, 51 200, 104 000, 208 000, 416 000). So hohe ISO-Werte erreichen nur wenige Profimodelle.

Die 645Z erweitert diese Kameraauswahl mit einem grossen, sehr hoch auflösenden Sensor nach oben, die Sony Alpha 7S (kurz A7S) durch einen grossen KB-Sensor mit geringer Auflösung nach unten. Sie ist weitgehend identisch mit der A7M2, zeichnet sich jedoch durch eine Empfindlichkeit bis ISO 416 000 aus. Dies beherrscht bislang nur die Profi-DSLR Nikon D4S.

Zeitgemässe Ausstattung

Die A7M2, die D750 und die 645Z bieten eine für ihre Klasse aktuell typische Auflösung. Zur modernen Ausstattung gehört auch WiFi (in der Pentax nur über eine optionale SD-Karte), das weniger zur Einbindung in ein WLAN, sondern vielmehr der direkten Verbindung zu Smartphone oder Tablet dient. So können Fotos zum Mobilgerät übertragen und von dort beispielsweise in eine Bildredaktion gesendet oder in sozialen Medien publiziert werden. Per WiFi ist zudem die Fernauslösung oder -steuerung der Kamera vom Mobilgerät aus möglich. Immer öfter erfolgt der WiFi-Verbindungaufbau komfortabel per Kurzdistanzfunk NFC (Near Field Communication).

Typisch und zeitgemäss ist auch der neigbare Monitor bei allen Kameras (ausser der 5DS). Er lässt sich etwas herausziehen und für Aufnahmen aus höherer oder tieferer Aufnahmeposition nach unten und oben kippen. Er lässt sich aber bei keiner so nach vorne richten, dass er für Selfies benutzt werden kann. Doch Selfies stehen bei diesen Fotowerkzeugen weniger im Vordergrund.

Eine Touch-Bedienung vermisst man dagegen bei all diesen Modellen, obwohl andere Marken schon Touch-LCDs in Systemkameras integrierten, und ein Touch-AF-Auslöser (automatische Fokussierung auf angetippten Punkt im Sucherbild) praktisch sein kann.

Nikon D750 – Allround-DSLR

Als einer der führenden System­kamerahersteller hat Nikon erst 2007 mit der legendären D3 begonnen, KB-Sensoren in ihre DSLRs zu integrieren. Die 2014 eingeführte D750 ist zwischen der vergleichbaren D610 (24 Mpx) und der professionellen D810 (36 Mpx) positioniert. Gegenüber der D610 bietet sie das bessere AF-System (aus der D810), gegenüber der D810 bietet sie ein geringfügig höheres Serienbildtempo mit 6 fps (D810: 5 fps). Gegenüber beiden zeichnet sich die D750 durch den neigbaren LCD sowie – als erste Nikon-DSLR – durch integriertes WiFi aus. Die Bedienung der D750 orientiert sich an jenen der D600- und der D7000er-Serien, nicht an den Profimodellen D810 und D4s. Typisch dafür ist das Modusrad auf der linken Oberseite. Das Kameragehäuse ist für eine KB-DSLR recht klein. Sie ist etwas dünner als die D610. Durch ihre angenehme Grösse und ihren Griffwulst liegt sie fest und sehr gut in einer kleineren und ebenso in einer grossen Hand.

Das Menü ist Nikon-typisch und bietet umfangreiche Konfigurationseinstellung. Der Nutzer kann sich unter einem Register seine häufig benutzten Menübefehle zusammenstellen. Hilfreich für Videofilmer ist, dass alle Videofunktionen unter einem Register zusammengefasst sind. Die Konfigurationsmenüs sind relativ umfangreich und ermöglichen eine detaillierte Konfiguration, die sich praktischerweise auf SD-Karte speichern lässt.

Im Unterschied zu den anderen Kameras besitzt die D750 einen eingebauten Blitz, den man so stets dabei hat und der trotz bescheidener Leistung hilfreich sein kann.

Die Akkulaufzeit ist wie bei DSLRs üblich auf sehr hohem Niveau. Im Dauereinsatz sind bis zu 1230 Fotos möglich. Das Rauschen ist gering und nimmt bis zur offiziellen Obergrenze von ISO 12 800 nur mässig zu. Die Kamera liefert natürliche Bilder, die feinste Details wiedergeben. Ab ISO 1600 nimmt die Detailwiedergabe ab, wobei auch Aufnahmen mit ISO 12 800 brauchbare Resultate liefern. Jenseits dieser offiziellen Obergrenze, d. h., mit erweiterter Empfindlichkeit ist die Qualität schlagartig auf tiefem Niveau.

Mit der D750 liefert Nikon eine Kamera, die durch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis überzeugt. Sie bietet zwar keine Höchstleistung beim Serientempo, aber ansonsten überdurchschnittlich gute Werte und stellt damit eine Referenz dar, an der sich andere Systemkameras derzeit messen müssen. Sie ist vielseitig einsetzbar und Profi-tauglich.

Sony Alpha 7 II – vielseitige CSC

Als spiegellose Kompaktsystemkamera repräsentiert sie den modernsten Typus von Systemkameras. Damit verbunden sind typische Eigenschaften wie ein kompaktes, leichtes Gehäuse, rein elektronisches Sucherbild, schnelle Serienbilder (praktisch auch für Multi­shot-Techniken wie HDR), oder eine einfache Adaptierung fremder Objektive.

Die Sony Alpha 7 Mark II, nachfolgend A7M2 genannt, ist das vierte Modell der Alpha-7-Serie, und die Nachfolgerin der A7, die im Herbst 2013 zur Lancierung des A7-Systems vorgestellt wurde. (Details zum A7-System auf Seite 57.) Die A7M2 bietet denselben Funktionsumfang wie ihre Vorgängerin, wurde aber in wesentlichen Punkten überarbeitet. Sie hat ein modifiziertes Gehäuse mit grösserem Griff und leicht veränderter Tastenanordnung, was sich im Test als deutliche ergonomische Verbesserung gegenüber den vorhergehenden Modellen (A7, A7R, A7S) erweist. Der zweite grosse Unterschied ist, dass der Bildsensor nun beweglich ist und leichte Bewegungen kompensieren kann. Diese Art der Bildstabilisierung wird auch Sensor-Shift genannt und stammt von Minolta.

Typisch ist die Konzentration auf ein elektronisches Sucherbild, das auf dem LCD und im sehr guten elektronischen OLED-Sucher mit 2,3 Millionen Punkten angezeigt wird. Das elektronische Sucherbild zeigt vorteilhafterweise eine Vorschau auf das Bild mit allen angewandten Einstellungen (Weissabgleich, Belichtungskorrektur, Effekte etc.). Trotzdem zeigen sich eingefleischte DSLR-Fans skeptisch und empfinden das Sucherbild als flimmernd oder zu wenig detailliert. Kritikpunkte, die nicht der Meinung des Testers entsprechen, aber ein möglicher Käufer für sich überprüfen sollte.

Bei niedrigen ISO-Werten gibt die A7M2 feinste Details scharf wieder. Jenseits von ISO 1600 nimmt die Detailwiedergabe zusehends ab, wobei das Bildrauschen beziehungsweise die körnige Struktur kaum störend auffällt. Unterschiede sind vor allem im direkten ISO-Vergleich auszumachen, stechen aber bis ISO 6400 nicht ins Auge. Bei ISO 1600 bis 6400 wirken homogene Flächen glattgebügelt, darüber durchs Rauschen körnig, was aber nur bei grosser Darstellung auffällt. Übrigens, was die Bildqualität der neuen A7M2 gegenüber ihrer Vorgängerin anbelangt, lässt sich kein Unterschied ausmachen.

Ein Hindernis ist die etwas knappe Akkureichweite für 350 Fotos im Vergleich zu DSLRs und das fehlende Ladegerät, denn Akkus werden per USB in der Kamera geladen. Das Ladegerät ist optional, bei der A7S und der brandneuen A7R II gehören dagegen eines sowie ein zweiter Akku dazu.

Die Alpha 7II (A7M2) empfiehlt sich für Leute, die eine fortschrittliche oder eine kompakte Vollformatkamera für verschiedene Aufgaben wünschen. Die A7M2 ist eine hochwertige Alternative zu DSLRs und ideal für anspruchsvolle Fotografiefans, wobei das Objektiv­angebot noch Wünsche offen lässt.

Sony Alpha 7S – Nachteule

Die A7S ist das dritte A7-Modell und hat sowohl in der A7-Reihe als auch in diesem Vergleich einen Sonderstatus. Sie verbindet den grossen KB-Sensor bei kleiner Pixelzahl mit einer besonders hohen Lichtempfindlichkeit und zeigt damit einen Vorteil des grossen Sensors auf. Für ISO-Werte bis 416 000 verzichteten die Entwickler auf eine zeitgemässe Auflösung und begnügten sich mit 12 Mpx. Nicht klein ist dagegen der Betrag, der beim Kauf fällig wird. Die Kamera richtet sich denn auch nicht an den typischen Prosumer, sondern an jene mit Vorliebe für «Available-Light»-Fotografie und an Videoprofis, die bei wenig Licht filmen möchten. Ebenfalls für Filmer interessant ist, dass sie als eine der wenigen in 4K oder genau gesagt in UHD (3840 × 2160) filmen kann. Dies funktioniert leider nur über den HDMI-Ausgang mit einem externen Recorder. (Die im Juli 2015 eingeführte Alpha 7R Mark II schafft dies bereits intern.)

Was die Handhabung anbelangt, so entspricht diese weitgehend jener der neueren A7M2, die ergonomisch verbessert wurde. Die A7S wirkt in grossen Händen beinahe etwas verloren. In der Praxis erweist sich die Autofokussierung als nicht immer ausreichend schnell und genau. Sie bekundet leider besonders bei «Available-Light»-Situationen Mühe. (Im Unterschied zur A7M2 verfügt die A7S nicht über einen Hybrid-AF, besitzt also keine zusätz­lichen Elemente zur AF-Phasendetektion auf dem Sensor.)

Auch bei der Bildqualität entspricht sie weitgehend der A7M2. Unterschiede werden in der Detailwiedergabe aufgrund der geringen Auflösung sichtbar. Was die Rauscharmut anbelangt, bewegt sich diese bei niedrigen ISO-Werten auf normal tiefem Niveau eines KB-Sensors. Bei höheren ISO-Werten wie 12 800 und 25 600 entfaltet die A7S ihre Stärke, Details gehen bei ISO 51 000 verloren. Bilder mit ISO 104 000 sind okay, darüber hängt deren Brauchbarkeit vom Verwendungszweck ab.

Canon EOS 5DS – Pixelriese

Die professionelle DSLR bricht alle Auflösungsrekorde im KB-Format, wo seit Jahren 20 bis 24 Mpx üblich sind, und nur wenige (Nikon D800-Serie und Sony A7R mit 36 Mpx, Sony A7R II mit 42 Mpx) überdurchschnittliche Auflösung bereitstellen.

Die Canon 5DS ist eine sehr späte Antwort auf die Nikon D800/D800E vom Frühling 2012 und eine eingelöste Bringschuld an Canon-Kunden, die (zu) lange auf eine hoch auflösende Kamera warten mussten. Etliche Canon-Fotografen, die in den letzten Jahren eine hohe Auflösung brauchten oder wollten, haben mangels einer solchen Canon-Kamera zu Nikon (D800, D800E, D810), zu Sony Alpha 7 (A7R), ins Mittelformatlager gewechselt oder sich zumindest eine fremde Zusatz­kamera gekauft.

Die 5DS (und ihre identische Va­riante ohne schärfeminderndem Tiefpassfilter 5DS R) basiert weitgehend auf der Canon EOS 5D Mark III vom Frühling 2012 und kommt im identischen Gehäuse und fast unveränderten, somit auch nicht topaktuellen Funktionsumfang. Sie verzichtet beispielsweise auf zeitgemässes WiFi, den neigbaren LCD und die Videobildraten 50 p/60 p. All dies spielt aber für die anvisierte Benutzergruppe auch keine allzu grosse Rolle.

Die 5DS trumpft eigentlich nur durch ihre massive Auflösung von 50 Mpx auf, die zwar nur wenige Profi- und Hobbyfotografen wirklich brauchen, aber dennoch viele begehren. Wer 50 Mpx braucht, ist theoretisch mit einem grösseren Mittelformat­sensor, der potenziell mehr Dynamik und geringeres Rauschen bietet, besser bedient – zumindest theoretisch. Wer bereits eine grössere Canon-Ausrüstung besitzt, bevorzugt klar die 5DS anstelle eines Systemwechsels. In der Praxis sind die Unterschiede zum 50-Mpx-Sensor der Pentax 645Z gering, können aber dennoch entscheidend sein.

Der Hauptvorteil der hohen Auflösung einer KB-DSLR gegenüber einer 50-Mpx-Mittelformatkamera (z. B. Pentax 645Z, Hasselblad H5D-50c, Phase One XF IQ3 50) sind das relativ kompakte Gehäuse, der schnelle AF, die riesige und vielseitige Objektivpalette von Canon und von Fremdobjektivherstellern. Mit der 5DS ist ein grosser Brennweitenbereich nutzbar, es gibt viele Zooms und sehr lichtstarke Objektive.

Massiv überlegen ist der Autofokus jeder KB- gegenüber dem jeder MF-DSLR. Die 5DS bietet einen fortschrittlichen, schnellen und präzisen AF mit umfangreichen Wahlmöglichkeiten.

Der Nutzen einer ultrahohen Auflösung auf einem gegenüber MF-Sensor kleinen KB-Sensor ist durchaus kritisch zu betrachten. Nicht umsonst ist der ISO-Bereich der 5DS für heutige Verhältnisse und für einen KB-Sensor relativ beschränkt (ISO 100–6400, erweiterbar auf 50 und 12 800).

Beim Handling bietet die «vollschlanke» 5DS den bewährten Canon-Standard. Sie liegt gut in der Hand und lässt sich optimal bedienen. Trotz der Datenmenge kann zügig damit fotografiert werden, solange man nicht Sport und Action knipst, gibt sie sich keine Blösse. Im Test arbeitet die 5DS-Belichtungsmessung treffsicherer als von der 5D Mark III gewohnt.

Die Bildqualität ist sehr gut und beeindruckt durch enorme Detailfülle. Auch höhere ISO-Werte und sogar ISO 6400 zeigen entgegen den Befürchtungen eine gute Qualität, wobei eine allfällig gröbere Struktur durch Rauschen sowieso erst bei grosser Darstellung oder beim Hineinzoomen auffällt.

Pentax 645Z – XL-Sensor

Die Marke Pentax, die heute zu Ricoh Imaging gehört, hat eine lange Tradition im Mittelformat und hatte einst je ein System für die Filmformate 6 × 4,5 und 6 × 7 cm im Angebot. Dennoch ist Pentax spät ins digitale Mittelformat eingestiegen und hat mit der 645Z im Sommer 2014 erst ihr zweites Modell eingeführt (KB-DSLRs hat Pentax noch keine. Die erste soll im Herbst 2015 kommen.)

Die 645Z ist das einzige Kamera­modell im Pentax-645-System, das aus 16 Objektiven (10 Fix, 6 Zooms) besteht, von denen vor allem die drei modernsten (28–45 mm, 55 mm, Makro 90 mm) uneingeschränkt zu empfehlen sind.

Die 645Z besitzt den neuen CMOS-Sensor von Sony, den auch andere MF-Marken verbauen. Er erlaubt ge­­genüber herkömmlichen MF-Sensoren auf CCD-Basis ein schnelleres Auslesen, was Live-View und Videofunktion möglich macht. Er erlaubt zudem hohe ISO-Werte bis 208 000. Die 645Z verfügt als erste und bislang einzige MF-Kamera über eine Videofunktion (Full HD). Überhaupt trumpft die 645Z (wie schon die vorangegangene 645D) mit vielen Funktionen und Ausstattungsmerkmalen sowie einer komfortablen Bedienung auf, wie man sie von KB-DSLRs kennt. Sie unterscheidet sich zu ihren Mittelformatkonkurrenten durch den fest eingebauten Sensor. (Einzig die Leica S ist ebenso aufgebaut.).

Das schlagende Argument für die 645Z ist ihr vergleichsweise günstiger Preis. Des weiteren sprechen für sie der fortschrittliche Funktionsumfang und, als besonderes Plus, die bei vielen Pentax-Kameras übliche, unter MF-­Systemen untypische Spritzwasserfestigkeit.

Ein Nachteil kann für manchen Fotografen der fest eingebaute Bildsensor sein. Bei anderen MF-Marken sitzt der Sensor in einem abnehmbaren Rückteil und kann so auch an anderen Kameras mit Halter für wechselbare Rückteile (Film oder digitale) verwendet werden. Dies ist nicht für jeden Fotografen wichtig, sondern nur für jene, die ihre Digibacks beispielsweise an modularen Fachkameras mit ihren Tilt-Shift-Verstellmöglichkeiten nutzen möchten. Typische Anwendungen dafür sind die Architektur-, die Landschafts- und die Produktfotografie.

Ebenfalls nachteilig ist die relativ lange (Blitz-)Synchronzeit von lediglich 1⁄125 s als Folge des Schlitzverschlusses. Andere MF-Marken setzen auf Objektive mit Zentralverschluss, der mit Blitzanlagen kürzere Verschlusszeiten erlaubt. Dies ist wichtig, wenn es darum geht, mit kurzen Zeiten Bewegungen einfrieren und/oder in heller Umgebung zu fotografieren.

Ein weiteres Manko bei Pentax ist das Fehlen einer eigenen Raw-Konverter-Software. Mitgeliefert wird Ich-kawaea Silkypix. Der von vielen Profis bevorzugte universelle Raw-Entwickler Capture One lässt sich nicht verwenden. Programmhersteller Phase One, der auch Mittelformatsysteme unter eigenem Namen und unter der Marke Mamiya-Leaf anbietet, unterbindet die Verarbeitung von Raw-Dateien – egal ob die als PEF oder DNG aus der 645Z kommen. Aber es gibt ja Lightroom sowie CameraRaw in Photoshop und andere Programme.

Die 645Z ist interessant für alle, die punkto Sensorgrösse und Auflösung noch einen draufsetzen wollen. Es gibt zudem Image-Gründe, um sich über eine Mittelformatkamera von der Masse der Fotografen abzuheben. Eine MF-Kamera vermittelt bei Kunden stets mehr Professionalität als die beste professionelle Kleinbild-DSLR, die sich nicht wenige Hobbyfotografen ebenfalls leisten.

FaZitt

Der aktuelle Kameramarkt bietet ge­rade in der KB- und der MF-Mittelklasse viel Leistung zu bezahlbaren Preisen. Sony beweist mit der A7-Serie, dass CSCs den DSLRs weitgehend ebenbürtig sind, bei Video und modernen Funktionen sowie bei den Ausstattungsmerkmalen haben sie sogar die Nase vorn.

Mehr Infos, Produkt- und Vergleichsbilder zu den Kameras finden Sie unter: www.markuszitt.ch/publisher

Systemkamera

Alle besprochenen Kameras sind Systemkameras. Es handelt sich um Spiegelreflex- und spiegellose kompakte Systemkameras. (Der Begriff Systemkamera wird fälschlicherweise gerne als Synonym für spiegellose Modelle gebraucht.) Typisch für Systemkameras ist, dass sie sich mit diversen Wechselobjektiven und etlichem Zubehör an unterschiedliche Aufgaben und Bedürfnisse anpassen lassen. Wer den Einstieg in ein System oder einen Umstieg ins Auge fasst, sollte bei der Evaluation stets das ganze System mit den für ihn wichtigen Objektiven berücksichtigen

Die Canon, die Nikon und die Pentax sind Spiegelreflexkameras, die nach der englischen Bezeichnung Digital Single Lens Reflex kurz DSLR genannt werden. Die Sony-Modelle gehören zu den «moderneren» spiegellosen kompakten Systemkameras, die kurz als CSC (Compact System Camera) oder auch als DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) bezeichnet werden.

Grosse Sensoren: Vorteile und Formate

Eine grosse Sensorfläche bietet Vorteile bei der Bildqualität. Die grösseren lichtempfindlichen Sensorelemente können mehr Licht aufnehmen und sind damit empfindlicher. Kameras erlauben so hohe ISO-Werte für diverse Aufgaben. Ihre Aufnahmen weisen geringeres Rauschen auf und bieten mehr Dynamikumfang. Grosse Sensoren sind kleinen mit gleicher Auflösung bei identischer Technologie überlegen.

Eine grosse Sensorfläche verlangt nach Objektiven mit längerer Brennweite, was mit geringerer Schärfentiefe einhergeht. Dies wird als Vorteil betrachtet, da dies ein kreatives Spiel der Schärfe durch die Wahl von Objektivbrennweite und eingestellter Blende ermöglicht.

Die Kameras von Canon, Nikon und Sony nutzen einen Bildsensor mit Massen von rund 36 × 24 mm, was dem Kleinbildformat (KB) auf 35-mm-Film entspricht. Oft werden Bildsensoren dieser Grösse – unpräzise – als Vollformatsensor bezeichnet.

Seit drei Jahren sind KB-Sensoren in DSLRs der gehobenen Mittelklasse üblich. Ab 2013 wurden KB-Sensoren erstmals in spiegellosen kompakten Systemkameras verbaut. Das war die Geburtsstunde des «Alpha 7»-Systems von Sony. Bei günstigeren DSLRs und der Mehrheit der CSCs sind kleinere Sensoren im APS-C genannten Format (ca. 23 × 15 mm) üblich. Manche Hersteller setzen bei ihren CSCs sogar auf noch kleinere Sensoren.

Die Pentax 645Z als Vertreterin des digitalen Mittelformats (MF) verfügt über einen noch grösseren Sensor (43,8 × 32,8 mm). Bei digitalen MF-­Kameras und Rückteilen orientiert sich die Sensorgrösse am 6 × 4,5-cm Fotofilmformat. Das kleinste unter den Mittelformaten auf 60-mm-Rollfim wird auch «645» genannt und misst 56 × 41,5 mm. MF-Bildsensoren sind kleiner als dieses und werden aktuell gerne als Vollformatsensor bezeichnet.