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Hausfarben: von Pantone zu CMYK

Im Corporate Design werden oft zuerst Pantonefarben definiert, die anschliessend in die anderen Farbmodelle CMYK und RGB übertragen werden. Verkehrte Welt, denn RGB ist das Mass aller Dinge.

Ralf Turtschi Die amerikanische Marke Pantone hat sich über die Jahre hinweg durch Internationalität und Zuverlässigkeit als ein Standard in der Publish­ingbranche etabliert. Es gibt wohl keinen Grafiker und keine Agentur, die nicht darauf baut. Das Pantonesystem ist jedoch vor der ISO-Standardisierung entstanden, so stehen einige Unwägbarkeiten im Raum, wenn es darum geht, Pantonefarben im CMYK-Farbraum zu simulieren.

Vorbemerkungen

Die Ausführungen hier betreffen Vektordaten und nicht Pixeldaten, es geht also um Farben in Schriften, Linien und Flächen, nicht um Farben in Fotos oder Gemälden. Als Erstes gilt für exakte Umrechnungen natürlich, dass ein funktionierendes Colormanagement aktiv ist. Die entsprechenden Einstellungen sind in der Bridge einzugeben und nicht in jedem Programm separat, dann ist gewährleistet, dass alle Programme nach denselben Kriterien operieren (Bridge, Menü Bearbeiten Creative-Suite-Farbeinstellungen).

Zweitens muss sich der Publisher bewusst sein, dass das Papier für den Farbeindruck wichtig ist. Im Pantone­fächer ist ein Vergleich zwischen Pantone Orange 021 C (für coated), Pantone Orange 021 U (für uncoated) sowie der CMYK-Entsprechung angebracht – die Unterschiede sind beträchtlich. Beim Definieren von Farben in einem Corporate-Design-Projekt müssen Farben zwingend mit dem später verwendeten Papiertyp (Pantonefächer uncoated oder Farbtafel auf ungestrichenes Papier) abgemustert werden, falls später ein solcher Papiertyp mehrheitlich verwendet wird. Denn bei der Umwandlung von Pantone Orange 021 C ergibt sich ein Farbwert von 100 Y, 72 M, bei Pantone Orange 021 U hingegen resultiert 68 M, 96 Y. Im Kreativprozess ist diese Entscheidung ja oft unklar. Also arbeitet man mit dem Bestmöglichen (ISO coated v2) für gestrichenes Papier und «beschneidet» das PDF erst beim PDF-Export auf den kleineren Gamut. Drittens werden bei einem neuen Corporate Design vielfach Farben aus dem Bauch heraus, mit dem Pantone-Fächer als Unterstützung, definiert. Aus dem Fächer kann man dann die entsprechenden CMYK-Werte herauslesen. Mit Pantonefarben, die der Offsetdrucker als gemischte Farben in die Maschine füllt, lässt sich ein grösserer Farbraum (Fachbegriff: Gamut) als mit CMYK abdecken. Ein knalliges Purpur, ein sattes Blau oder Orange ist mit den limitierten Farben CMY im Offsetdruck schlecht möglich. Warum? Die drei Grundfarben CMY sind im subtraktiven Farbmodell «reine» Farben, sie sind hier im innersten Kreis angeordnet. In der Mischung aus zwei Primärfarben entstehen die Sekundärfarben Rot, Grün, Blau, auch diese sind «rein». Wenn einer Sekundärfarbe die noch unbeteiligte Primärfarbe zugemischt wird, entsteht eine Tertiärfarbe, die eine Verschmutzungskomponente beinhaltet. Tertiärfarben sind zum Beispiel Braun, Olive, Ocker, Rost, Senf, Sand usw.

Farbunterschiede in der Praxis

Das generelle Problem von Schmuck- oder Hausfarben liegt darin, dass im Workflow und im Druckprozess so viele Faktoren einwirken, dass Farbwerte im gesamten Unternehmen nicht innerhalb einer virtuellen Null­toleranz gehalten werden können. Dies funktioniert nicht einmal mit Schwarz. Man halte gedrucktes Schwarz einmal neben das Schwarz des Bildschirms, um einen Vergleich anzustellen.

Unternehmen, die Farbe als Fläche auf ihre Titelseiten von Broschüren und Prospekten setzen, sind alle gleichermas­sen von Farbschwankungen betroffen. Man ist immer wieder erstaunt, welche Unterschiede zwischen Officebereich, Digitaldruck, Offset oder Folienbeschriftung auftreten. Eine crèmefarbene Fläche beispielsweise weist Differenzen auf, die von Eigelb über Lachs bis hin zu Olive reichen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Buntfarben aus den drei Primärfarben C, M und Y zusammengesetzt sind.

Die Farbschwankungen im Druck sind nicht zu unterschätzen. Sie entstehen durch unterschiedliche Materialien wie Tinte, Toner, Festtinte, Flüssigtoner, Druckfarbe, durch unterschiedliche Oberflächen und Farben der Papiere und schliesslich durch den eigentlichen Druckprozess, der die Farbe mit Druck, berührungslos oder mit Hitze verbunden aufs Papier bringt. Differenzen sind unvermeidbar, man kann sie mit der richtigen Farbwahl jedoch kleiner halten und stabilisieren.

Wer vorn in der Kreation eine Lotterie veranstaltet, hat hinten im Druck keine Chance, Farbstabilität unter ISO-Standards zu erreichen. Es ist doch gescheiter, vorn die richtigen Grundlagen zu legen, als jedes Mal hinten herumzudoktern und beim Abstimmen «Reproduktion in der Druckmaschine» zu spielen. Das Ziel der Farblegung muss sein, dass die Druckmaschine ohne jegliche Anpassungen innerhalb des ISO-Standards industriell drucken kann. Die Abstimmung in der Maschine in der Nachtschicht um zwei Uhr früh können wir uns schenken. Im Publisher wird ein Druckkontrollelement (Seite 79) mitgedruckt, dort kann man die Farbbalance und andere Werte beurteilen. Sie werden feststellen, dass der Publisher exakt innerhalb des ISO-Standards gedruckt wird, dank Colormanagement, das vorn und nicht hinten beginnt!

RGB gibt die Ursprungsfarbe an

Eigentlich sollte man die Definition der Farben im RGB-Farbraum mittels Farbtafel (s. Kasten am Schluss) oder mittels Farbwähler in Photoshop festlegen, eventuell unter Einbezug der websicheren Farben. RGB ist der medienneutrale Normalfall. Daraus sollte man die Entsprechungen in CMYK als Normalfall für den Druck nach ISO-Standard für gestrichenes und ungestrichenes Papier umrechnen lassen. Und für den Druck im «Sonderfall Pantone» kann man mit dem Pantonefächer optisch die beste Farbentsprechung suchen. Vom Papier losgelöste CMYK-Farbwerte gehören definitiv nicht in ein CD-Manual – ein Paradigmawechsel.

Hier ist beizufügen, dass der Druck von Pantonefarben mit dem Erfolg der Digitaldruckmaschinen zusammenhängt, die heute mit einem grösseren Gamut als Offset-CMYK die meisten Pantonefarbtöne erreichen können. Unter Umständen ist es heute günstiger, Geschäftsdrucksachen im CMYK-Standard drucken zu lassen, anstatt sie mit Pantonefarben zu drucken.

Wer Pantonefächer und Farbwerte aus den Programmen vergleicht, mutmasst, dass etwas nicht stimmen kann. Für Pantone 450 ist im Farbfächer ein entsprechender Farbwert von 76 C, 65 M, 94 Y und 0 K angegeben. Wer in Photoshop den Pantonewert 450 wählt und im Fenster «Farbe» unter Optionen den CMYK-Farbregler aufruft, liest folgende Werte ab: 40 C, 35 M, 64 Y, 65 K. Wer in InDesign oder Illustrator Pantone 450 wählt und die Umrechnung anschaut, erhält Werte von 60 C, 50 M, 100 Y, 22 K. Dreimal die gleiche Pantonefarbe, dreimal andere CMYK-Werte: Für die Anwender ist das ziemlich verwirrend. Warum ist das so?

Adobe lässt Photoshop tief im Inneren mit Lab-Werten rechnen. InDesign und Illustrator hingegen arbeiten aus Performance-Gründen mit CMYK-Werten. Aus diesem Grund basieren die Farbumrechnungen auf einer anderen Farbtabelle mit unterschiedlichen Ergebnissen. Technisch gesehen ist für den Druck der ISO-Standard massgebend. Photoshop ist somit als einziges Programm in der Lage, die Pantone-CMYK-Konvertierung ohne weitere Einstellung exakt abzubilden. Erst mit entsprechender Konvertierungseinstellung (s. Abbildung auf Seite 68) sind die Werte aus Illustrator und InDesign genauso wie in Photoshop. Die CMYK-Werte, die aus dem Pantone­fächer herausgelesen werden können, entsprechen nicht dem ISO-Standard. Das ist doch ziemlich erstaunlich für dieses weitverbreitete Produkt. Wer bisher Pantone als Ursprungsfarbe angesehen hat, muss ernüchtert feststellen, dass er falsch liegt.

Unbuntaufbau

Die Umrechnung von Pantone nach CMYK kann also auf verschiedene Arten passieren.

In der Bildverarbeitung ist oft von GCR (Grey Component Replacement) die Rede. Es geht darum, bei annähernd gleicher Farbwirkung eine höhere Farbstabilität mit weniger Farbschwankungen im Druck und zugleich eine Kostenersparnis zu erhalten, weil weniger Farbe verwendet wird. Das geschieht, indem der Unbuntanteil in einer Mischfarbe durch Schwarz ersetzt wird. Es geht hier also um einen Optimierungsschritt Richtung Druckresultat.

Wie bei Pixeldaten spielt hier die so genannte Graubalance eine gewisse Rolle. Um einen neutralen Grauton auf gestrichenem Papier abzubilden, können wir das Farbfeld Schwarz wählen und den Ton 50% aufrastern. Wir können den gleichen Farbton aber auch mit 45 C, 35 M und 35 Y gestalten. Im ersten Fall ist die Flächendeckung 50%, es ist gleich viel Schwarz wie Weiss vorhanden. Im zweiten Fall beträgt die Flächendeckung zusammengerechnet 45 + 35 + 35 = 115%. Wir benötigen doppelt so viel Toner oder Druckfarbe, bei gleichem Farbeindruck. Wenn die Graubalance nicht stimmt, wird der Farbeindruck aber farbstichig.

Bauen wir die vorn aufgeführte Pantonefarbe 534 in CMYK-Werte um, und zwar mit einem Unbuntaufbau. Das lässt sich wie beschrieben über Photoshop tun: Mit dem Farbwähler Pantone 534 in eine Fläche füllen und im Farbregler auf CMYK umstellen, die Werte ablesen: 85 C, 66 M, 17 Y, 37 K. Dann weist man der Fläche ein anderes Profil zu (Menü «Bearbeiten» Profil zuweisen. Dort wähle man zum Ausprobieren ein beliebiges Profil, um den Darstellungsunterschied am Bildschirm zu erkennen. Im Farbregler wird deutlich, dass die CMYK-Werte wechseln. Das Profil sorgt dafür, dass die CMYK-Farbe jeweils anders zusammengesetzt wird. Der Unbuntanteil kann in CMY mit einem entsprechend gebauten ICC-Profil völlig oder nur teilweise durch Schwarz e rsetzt werden. Dieser ICC-Profilsatz ist in den PQF-Produkten (s. Kasten am Schluss) enthalten. Je nach Profil erhält man eine minimale Abweichung zur Ursprungsfarbe, die Richtung Unbunt geht. Selbstverständlich sind solche Überlegungen nicht automatisch für alle Farben zutreffend. Vor allem im Tertiärbereich, bei dunklen ungesättigten Farbtönen, kann man am meisten herausholen. Bei Orangerot wie zum Beispiel Pantone Orange 021 funktioniert der Unbuntaufbau nicht, weil der Ton nur aus Gelb und Magenta besteht, somit eine reine Sekundärfarbe ist. Hier gibt es keinen Unbuntanteil, der durch Schwarz zu ersetzen wäre.

Drucktechnik

Die richtige Farbwahl resultiert nicht nur durch einen Bauchentscheid eines Kreativen. Sie sollte die zu erwartenden Farbtoleranzen mit den Substraten und Drucktechnologien in Erwägung ziehen. Insofern ist es ziemlich naiv, ein dickes Corporate-Design-Manual zu verfassen, es weltweit mit Bauchgefühl-Farbnuancen zu versehen und auch noch darauf zu bestehen, dass sie haargenau so durchgesetzt werden. Die Unternehmen wundern sich dann, weshalb ihre Farbe immer wieder von neuem und trotz aller Bemühungen Farbschwankungen aufweist. Daran kann nur der Drucker schuld sein, oder? Auf keinen Fall ist es der Kreative, der die Farben zum Beispiel aus dem Pantonefächer heraus abgelesen hat oder vielleicht in InDesign oder Illustrator definiert hat, ohne die hier vorgestellten Konvertierungseinstellungen vorzunehmen.

Infolgedessen wäre ein anderer Denkansatz angebracht: Die Farbenwelt ist einzig im «neutralen» RGB zu definieren, man überlasse es den Ausführenden, auf welche Art und Weise man dem Farbziel nahekommt, unter Berücksichtigung der Kosten und der Stabilität im Druck.

Im digitalen Massenoutput (Versicherungspolicen, Rechnungen, Gutschriftsanzeigen, Kontoauszüge, Mailings usw.) ist Farbstabilität eine wesentliche Kundenforderung. Die periodischen Läufe sollen Monat für Monat gleich aussehen. Indem mit weniger Farbe, dafür mit mehr Schwarzanteil gedruckt wird, kann die Farbe, also zum Beispiel eine Logofarbe oder eine Farbfläche, stabiler gehalten werden. Bei Millionen von Auflagen jeden Monat spielt auch die Kostenersparnis eine grosse Rolle, denn Farbtoner ist immer noch fast so teuer wie Gold, Schwarztoner hingegen viel billiger. Farben sollen aus diesem Grund niemals nur nach dem Bauch des Grafikers gestaltet werden, sie sollten einer technischen Überprüfung standhalten, allenfalls sind Anpassungen anzubringen.

PQF-Hilfsmittel

Die in diesem Beitrag beschriebenen Probleme und deren Lösungen sind in den PQF-Produkten dokumentiert, die im Publisher-Shop erhältlich sind. PQF Basics: Farbprofile und Know-how, wie man das Farbmanagement einrichtet. PQF Print Quality: Druckkontrollstreifen und gedruckte Referenzcharts auf gestrichenem und ungestrichenem Papier für Kreative zum visuellen Abmustern. PQF Print Reference: Referenzchart A4 mit Bildern zum Kontrollieren der eigenen Drucker. PQF-Farbseparation: ICC-Profile, mit denen zum Beispiel die Pantone-Farben hier umgewandelt wurden. PQF-Farbtafeln: RGB-Farbtafeln mit dem CMYK-Gamut in 5%-Abstufungen auf gestrichenem Papier (auf ungestrichenem Papier und Zeitungspapier in Vorbereitung).

PQF-Produkte sind im Publisher-Shop erhältlich:www.publisher.ch/shop

Weitere Informationen beim Hersteller Walter Huber, PQF Imaging, Wattwil, www.pqf.ch

Der Autor

Ralf Turtschi führt in Adliswil die Agenturtschi, visuelle Kommunikation. Er ist als Verfasser der Bücher «Prak­tische Typografie», «Mediendesign» und «Making of» sowie als Referent und Schulungsleiter be-kannt. Bekennender Fan von Fotobüchern, die mit dem iPad hergestellt wurden.