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Hi-Tech-Kameras im Retrokleid

Hohe Qualität und Leistung, aber auch Freude am klassischen Fotografieren versprechen die Olympus Pen-F und die Fujifilm X-Pro2. Wir haben beide näher angeschaut.

Markus Zitt Fujifilm und Olympus haben im Februar mit der X-Pro2 und der Pen-F je eine neue, spiegellose Systemkamera auf den Markt gebracht. Hinsichtlich Leistung, Funktionsumfang und Ausstattung – aber auch punkto Preis – stehen beide an der Spitze ihres jeweiligen Systems. Damit richten sie sich an versierte Hobby­fotografen und jene Profis, die für ihr Fotoschaffen oder zumindest für gewisse Einsätze eine kompakte, diskrete Kameraausrüstung nutzen oder diese einer DSLR samt ihren voluminösen Objektiven vorziehen.

Dank vielseitiger Funktionen, hoher Leistung und umfangreicher Objektivpalette eignen sich beide für fast alle fotografischen Aufgaben, wobei eine ihrer Stärken sicherlich in der Reportage- und der Street-Fotografie liegt. Dementsprechend wird die Pen-F alternativ auch im Kit mit einem lichtstarken gemässigten Weitwinkel als klassische Reportageoptik angeboten. Das Olympus 17 mm entspricht etwa einer 35-mm-Kleinbildbrennweite.

Look und Handling klassisch, Funktionalität modern

Sowohl die Fuji X-Pro2, als auch die Olympus Pen-F orientieren sich hinsichtlich Gehäusedesign und Bedienung an klassischen Kameras vergangener Zeiten – und auch an der Leica M. Diese Messsucherkamera existiert seit Jahrzehnten nahezu unverändert – selbst als digitale Reinkarnation – und sie geniesst Kultstatus in gewissen Fotografenkreisen.

Das Retrodesign der beiden Kameras ist aber weder bei der Olympus Pen-F, noch bei der deutlich schlichteren und grösseren, aber wetterfesten Fujifilm X-Pro2 reine Kosmetik, sondern auch ein Teil des Bedienungskonzeptes. Mit vielen Einstellrädern, Schaltern und Tasten lassen sich die wichtig­sten Aufnahmeparameter schnell und gezielt einstellen. Der Fotograf kann «ganz klassisch» manuell arbeiten, aber auch Automatiken benutzen, wobei er stets die volle Kontrolle behält. Dabei hilft ihm jeweils ein fortschrittlicher elektronische Sucher (kurz EVF).

Überhaupt haben beide Herstellerinnen ihre derzeit modernste Technik in die auf «alt» getrimmten Gehäuse gepackt. Die Kameras brillieren deshalb mit den stärksten Leistungen in ihrer Klasse und einem üppigen zeitgemässen Funktionsumfang.

Zur modernen Ausstattung gehört Wi-Fi für Bildübertragung, Datenaustausch (z.B. GPS) sowie zur Fernsteuerung per Android-/iOS-App vom Handy oder Tablet. Für die unkomplizierte Verbindungsaufnahme zeigt die Pen-F einen QR-Code auf dem Monitor.

Als leistungsstarke Topmodelle und für die Street-Fotografie ist Schnelligkeit ein wichtiger Aspekt. Beide Kameras sind rasch aufnahmebereit und besitzen einen schnellen Autofokus (kurz AF). Die Pen-F beschränkt sich auf eine reine Kontrastmessung, die X-Pro2 nutzt zudem auch AF-Phasendetektoren (Hybrid-AF) auf dem Sensor. Für manuelle Scharfstellung können beide eine lokale Vergrösserung bzw. eine «Sucherlupe» und auch Fokus-Peak­ing einblenden. Letzteres zeigt lokale Schärfe bzw. hohen Kontrast durch eingefärbte Kanten. Praktisch beim AF ist die zuverlässige Gesichtserkennung, die sich sogar auf die Augen oder ein bestimmtes Auge konzentrieren kann. Für Schnappschüsse ideal sind kurze Verschlusszeiten oder auch geräuschloses Auslösen. Beide Kameras stellen als kürzeste mechanische Verschlusszeit 1/8000s bereit und erreichen mittels elektronischem, geräuschlosem Verschluss sogar 1/16 000 (Pen-F) bzw. 1/32 000 s (X-Pro2).

Auf zeitgemässem, aber eher durchschnittlichem Niveau bewegen sich die Auflösung und die Lichtempfindlichkeit beider Kameras. So erreicht die Pen-F maximal ISO 25 600 und die X-Pro2 ISO12 800, wobei letztere zusätzlich zwei Steigerungsstufen bis ISO 51 200 anbietet. Die Auflösung der Pen-F liegt bei 20 Mpx, die der X-Pro2 bei vergleichbaren 24 Mpx, wobei die Pen-F im Multishot-Modus sogar 50 Mpx-Fotos liefern kann.

Die schnelle Pen-F schiesst Serienbilder mit bis zu 10 Bildern pro Sekunden (kurz fps). Die X-Pro2 ist mit 8 fps (bis zu 53 JPEGs in Folge) ebenfalls sehr schnell. Integriert ist jeweils eine Intervallfunktion mit Ausgabe als Fotos und im Fall der Pen-F zusätzlich als 4K- oder FullHD-Video. Beide Kameras filmen maximal in FullHD mit bis zu 60 fps. Trendiges 4K/UHD gibt es nicht, und überhaupt ist der Videofunktionsumfang – verglichen mit Spiegellosen von Sony oder Panasonic – eher bescheiden. Dies verwundert jedoch nicht, denn beide Modelle verstehen sich als reinrassige Fotokameras.

Die Sucherkamera

Ein wesentliches Ausstattungsmerkmal beider Kameras ist ihr elektronischer Sucher (EVF). Beide trumpfen mit brillanten, hoch auflösenden (2,36 Millionen Punkten) und schnellen EVFs auf, wie sie heute immer häufiger verbaut werden, aber längst nicht selbstverständlich sind. In der X-Pro2 steckt zudem ein optischer Sucher (OVF), der Fotograf kann also jederzeit zwischen EVF und OVF umschalten.

Während die klassischen optischen Sucher (OVF) in den analogen Vorbildern beider Kameras bloss die Ausschnittwahl ermöglichten und den Fotografen lediglich am Sucherrand mit elementaren Infos zur Belichtung unterstützten, zeigen die verbauten elektronischen Sucher – wie die Kameramonitore – auch eine Live-Vorschau und dienen dabei als wahre Informationszentralen u. a. mit Live-Histogramm. Funktionell sind EVFs den OVFs also überlegen, doch auch in qualitativer Hinsicht ist das elektronische Sucherbild dem optischen nahezu ebenbürtig, denn die Zeiten pixeliger, stark rauschender und flimmernder Sucherbilder sind vorbei. Dennoch kann sich nicht jeder mit dem elektronischen Sucherbild anfreunden. Für einen solchen Fotografen ist der Hybridsucher der X-Pro2 die Lösung. Er erlaubt dem Fotografen wie schon im Vorgängermodell X-Pro1 und in den Kompaktkameras der X100er-Serie jederzeit zwischen EVF und OVF umzuschalten. Der OVF zeigt den Ausschnitt der jeweiligen Brennweite durch einen Leuchtrahmen an, was bei stärkeren Teles und im Nahbereich eine präzise Gestaltung erschwert. Der OVF spart etwas Strom, sorgt aber vor allem für das klassische Sucherfeeling, wie es die Leica-M-Modelle vermitteln.

Der Clou dieses innovativen Hybrid­suchers ist, dass sich im optischen Sucherbild zusätzlich viele Aufnahmeinformationen (u.a. ein Live-Histo­gramm) und sogar eine elektronische Sucherlupe mit der stark vergrösserten Fokusstelle einspiegeln lassen.

Zwischen Sucher und Monitor schalten beide Kameras übrigens dank Annäherungssensor automatisch oder der Fotograf mittels Taste um.

Rund um den Sensor

Beide Kameras entsprechen sich punkto Konzept und Ausrichtung. Auch haben sie vergleichbare Leistungsdaten und Funktionen sowie eine ähnliche Ausstattung, aber sie unterscheiden sich auch in vielen Dingen, vor allem in einigen Besonderheiten.

Wesentlichster Unterschied ist der Bildsensor. Während in der Pen-F ein kleiner Bildsensor im Four­Thirds-Format (17,3 × 13 mm, 4:3-Verhältnis) steckt, nutzt die X-Pro2 einen im verbreiteten APS-C-Format (23,5 × 15,6 mm, 3:2-Verhältnis). Die deutlich grössere Fläche des Bildsensors im APS-C-Format verspricht bei ähnlicher Auflösung die üblichen Vorteile. Der RGB-Farbfilter des Fuji-X-Trans-Sensors ist nicht nach dem simplen Bayer-Schema, sondern etwas spezieller angeordnet, was einen Tiefpassfilter gegen Interferenzmuster (Moirés) überflüssig machen soll. Doch auch die Pen-F verzichtet – wie seit einiger Zeit viele Kameras – auf diese Filterschicht vor dem Sensor.

Beide Kameras trumpfen mit der höchsten Auflösung auf, die ihre Hersteller bislang in einer Systemkamera verbaut haben. Die Pen-F hat 20 Mpx, die X-Pro 24 Mpx, während bei beiden Kameramarken bis anhin 16 Mpx das Maximum darstellten. Mehr Auflösung schafft die Pen-F mittels PixelShift-Funktion. Für so ein HiRes-Bild schiesst die Kamera mehrere Teilaufnahmen (Multishot) und setzt diese zu einem 50 Mpx-Bild zusammen. Dies funktioniert nur bei statischen Motiven und ab Stativ, denn nach jeder der Teilaufnahmen wird der Sensor schrittweise um einen halben Pixel vertikal oder horizontal verschoben.

Die unterschiedliche Sensorgrösse ist nicht nur bestimmend für die Grösse der Kamera, sondern ebenso für die zugehörigen Objektive. Die Objektive für das Micro-FourThirds-Bajonett (MFT) von Olympus, Panasonic und Co. fallen entsprechend kompakt aus. Dagegen sind die X-Mount-Objektive von Fuji etwas voluminöser, was auch an den hohen Lichtstärken und den integrierten Bildstabilisatoren liegt.

Ausstattung: Plus und Mankos

Ein bedeutender, bis hierhin unerwähnter Pluspunkt der Pen-F ist ihre Olympus-typische Bildstabilisierung. Über fünf Achsen kann der Bildsensor bewegt werden, um kleine Bewegungen des Fotografen zu kompensieren und so Verwacklungsunschärfen zu verhindern. Das funktioniert mit allen und sogar mit adaptierten Objektiven. Fuji-Nutzer sind dagegen auf die Stabilisierung einzelner Objektive angewiesen, über die jedoch nur die Zooms – acht von neun – verfügen.

Ebenfalls ein grosser Vorteil der Pen-F ist der über zwei Achsen seitlich ausklapp- und drehbare Touchscreen. Er erleichtert das Fotografieren aus hohen und niedrigen Aufnahmepositionen. Besonders praktisch an der Touch-Bedienung ist, dass sich mit einem Fingertipp die zu fokussierende Stelle bestimmen und dabei gleich auslösen lässt. Das geht hervorragend mit der Kamera auf Stativ, aber mit etwas Fingerakrobatik auch bei handgehaltener Kamera. Der 3-Zoll-Monitor lässt sich zudem mit der Bildseite zur Rückwand einklappen. So ist er vor Verschmutzung und Verkratzen geschützt.

Den beweglichen Monitor vermisst man dagegen an der X-Pro2 und muss sich allenfalls mit dem Smartphone als entfesseltem Bildschirm und einer Fernsteuerungs-App behelfen. Möchte man den Monitor extra schützen, greift man zu passenden Schutzgläsern aus dem Fotohandel, die per Adhäsion haften.

Ein kleines Profimerkmal der X-Pro ist ihr zweiter SD-Slot, während sich die Pen-F auf einen beschränkt. Irritierenderweise ist nur einer der seitlichen platzierten Cardslots der X-Pro2 richtig schnell (Tempoklasse UHS-II) und für Videoaufnahmen gedacht.

Ein auffälliges Merkmal der Pen-F ist ihr Kreativ-Einstellschalter auf der rechten Kameravorderseite, über den rasch zwischen Bildstilen und Effekten gewechselt werden kann. Vier Stellungen für Farbprofile, Monochrom-Modi, Farbgestaltung und Effekte sind vorhanden, wobei die Feineinstellungen über einen kleinen rückseitigen Hebel vorgenommen werden. Auch Gradationskurven von Farb- und Schwarzweiss-Effekten lassen sich dabei anpassen. Darüber hinaus besitzt die Pen-F etliche weitere Funktionen, um effektvolle Foto- und Videoaufnahmen zu erzeugen.

Statt auf Effekte konzentriert sich die X-Pro2 auf neun Bildstile bzw. «Filmsimulationen» im Menü. Diese orientieren sich mehrheitlich an fotografischen Filmen von Fuji. Auf Wunsch kann den Digitalfotos als «analog» anmutender Effekt ein Filmkorn (zwei Stärken) verpasst werden. Doch auch die X-Pro2 hat dreizehn Bildeffekte wie Miniatur, Lochkamera etc. in ihrem Menü versteckt. Diese sind an einem unüblichen Ort zu finden, nämlich unter «Drive», wo zwischen Einzelbild, Serienfeuer und diversen Belichtungsreihen (EV, ISO, WB, Bildstile, Dynamik) umgeschaltet wird.

Diese Effektbilder liefert die X-Pro nur als JPEGs, wogegen die Pen-F ihre auch im Raw-Format speichert. Mit der Olympus-Viewer-Software lassen sich die Effekte in Raw-Bildern der Pen-F nachträglich deaktivieren, andere hinzufügen und wechseln. Von fremden Raw-Konvertern werden die Effekte übrigens komplett ignoriert.

Apropos Software: Fujifilm liefert keine eigene Software mit, stellt aber den Raw File Converter online bereit. Dabei handelt es sich um eine Edition des Raw-Konverters Ichykawa Silkypix.

An beiden Kameras vermisst man einen eingebauten Blitz, der zwar selten mehr als ein Notbehelf ist, aber manchmal – z.B. bei Porträts im Gegenlicht – eben doch hilfreich sein kann. Zur teureren X-Pro2 muss man einen hinzu kaufen. Der günstigeren Pen-F liegt zum Glück ein kleiner Aufsteckblitz bei (Leitzahl 9,1 @ ISO100, Gewicht: 51 g), der seine Energie aus der Kamera bezieht. Leider vergisst man das kleine Zubehör nur allzu gerne zuhause.

Body und Bedienung

Die edel gestylte, verspielt wirkende Olympus Pen-F und die schlichtere, grössere und etwas klobig wirkende Fujifilm X-Pro2 sind grundsätzlich ähnlich aufgebaut, unterscheiden sich aber deutlich – nicht nur im Aussehen. Ihre Retrodesigns sind Teil des Bedienungskonzeptes, und so sind beide reichlich mit Tasten, Schaltern und Einstellrädern bestückt, die zusammen ein klassisches Bedienungsgefühl vermitteln. Nur für die Konfiguration und allfällige Feineinstellungen wird das Menü benötigt, das bei hellem Umgebungslicht statt am Monitor im EVF genutzt wird.

Die Pen-F ist – typisch für eine Micro-FourThirds-Kamera – sehr kompakt und 430 Gramm leicht. Die grössere X-Pro2 ist mit knapp 500 Gramm (betriebsbereit ohne Objektiv) etwas schwerer, aber leichter als sie angesichts ihrer etwas klobigen Erscheinung vermuten lässt. Richtigen Halt bieten die eher kantig designten Gehäuse mangels Griffleiste oder -wulst weniger, was aber wegen des geringen Eigengewichts und mit den typischerweise verwendeten, eher kleinen Festbrennweiten unproblematisch ist. Für die Verwendung von grossen Glasbrocken sind beide Kameras – auch konzeptbedingt – weniger prädestiniert.

Beide Kameras besitzen vorne und hinten je ein Einstellrad für Zeigefinger und Daumen. An der Pen-F ist das vordere direkt am Auslöser zu finden. Beide verfügen über etliche weitere Tasten und Schalter, die sich mehrheitlich auf der rechten Rückseite befinden. Die X-Pro2 hat dort auch einen kleinen Daumen-Joystick, der die Navigation in Bildschirmanzeigen und das Setzen der Fokusstelle schnell und präzise erlaubt.

Auf der Oberseite beider Kameras sind jeweils das EV-Rad, das Modus- bzw. Zeitenrad, der Auslöser und die Funktionstasten platziert. Die Positionierung des EV-Rads hinten rechts erlaubt rasche Helligkeitskorrekturen per Daumen. Das Rad der X-Pro2 macht zwar keinen übermässig leichtgängigen Eindruck, doch im Praxiseinsatz war es oftmals ungewollt verstellt – vermutlich beim Verstauen in die Fototasche oder beim Herausnehmen.

Auf der Oberseite rechts vom Blitz-/Zubehörschuh befindet sich bei der Pen-F das Betriebsmodusrad mit den üblichen Aufnahmemodi darunter vier konfigurierbare (C1 bis C4). Die Pen-F bietet zudem eine intelligente Vollautomatik und ein verstecktes Motivprogramm (unter C4), wogegen die X-Pro2 auf Zeit-, Blenden- und Programmautomatik beschränkt ist. Anstelle eines Modusrads sitzt auf der X-Pro2 ein klassisches Verschlusszeitenrad mit einer A-Position für Zeitautomatik. Die Blendenautomatik muss dagegen am Objektiv aktiviert werden, wo die meisten Fuji-Objektive einen klassischen Blendenring aufweisen. Im Verschlusszeitenrad der X-Pro2 ist zudem das ISO-Wählrad integriert, wie man es aus den 1970er- und 1980er-Jahren kennt. Man muss das Rad hochziehen und dann drehen, um ISO-Werte zu verstellen. Das geht nach einer Gewöhnungsphase schneller als per Menü. Eine ISO-Automatik ist natürlich ebenso bei der X-Pro2 vorhanden, deren Unter- und Obergrenzen sich bestimmen lassen.

Für eine Übersicht und den schnellen Zugriff auf die wichtigsten Aufnahmeeinstellungen bieten beide ein Quick- bzw. Funktionsmenü. Bei der X-Pro nutzt man die Q-Taste, bei der Pen-F die OK-Taste, um es aufzurufen. Dann werden auf dem Monitor oder im EVF, die 16 (Pen-F) bzw. 20 (X-Pro2) wichtigsten Aufnahmeeinstellungen angezeigt und können dort per Navigation angewählt und schnell geändert werden. Vorteilhaft ist dabei der Joystick der X-Pro2, während man mit Pen-F stattdessen die kreisrunde Navigationstaste nutzen muss.

Die vielen Bedienelemente und auch die umfangreichen Menüs beider erfordern ein ausgiebiges Kennenlernen. Die beiden Modelle richten sich aber auch nicht an Einsteiger und Gelegenheitsknipser – für sie wäre aber die Pen-F die bessere Wahl. Wer mit klassischen Kameras vertraut ist, fühlt sich mit beiden rasch wohl.

Die Kameras reagieren flott und flüssig, auch wenn man manchmal das direkte Gefühl der Mechanik einer Leica M vermisst, da vieles – selbst die manuelle Scharfstellung – nicht mechanisch abläuft, sondern elektronisch gesteuert wird. Die Pen-F reagiert gesamthaft einen Tick schneller, schliesslich ist sie klar auf Tempo getrimmt.

Auch das Tempo des Autofokus, der einst bei Spiegellosen den DSLRs unterlegen war, gibt sich keine Blösse. Die automatische Scharfstellung arbeitet bei beiden sehr schnell und zuverlässig, nur bei knappen Lichtverhältnissen und längeren Tele-Brennweiten traten häufiger Ausreisser auf. Aber selbst hochgelobte DSLRs liefern in der Praxis nicht durchgehend perfekt fokussierte Bilder.

Bildqualität

Beide Kameras liefern unter optimalen Umständen Bilder von sehr guter Qualität. Bei genauer Betrachtung offenbart die X-Pro2 vor allem bei höheren ISO-Werten den Vorteil ihres grösseren Sensors. Beide starten bei ISO 200 und zeigen bis ISO 3200 kaum störendes Bildrauschen. Beim Pixelpeeping offenbart sich jedoch, dass die Bildaufbereitung die Bilder etwas glatt bügelt, wodurch ausser einem Rauschen auch die Details verschwinden. Dies beginnt bei der Pen-F genau genommen bereits bei ISO 400 und wird ab ISO 800 sichtbar. Die X-Pro2 erhält Details besser, das heisst, sie schafft eine vergleichbare Qualität mit einer bis anderthalb ISO-Stufen über der Pen-F. Ihre Fotos sehen mit ISO 1600 gut aus, ab ISO 3200 geht dann die Detailzeichnung verloren.

FaZitt

Neben dem Retro-Look und dem Retro-Feeling bei der Bedienung zeichnen sich beide Kameras durch einige attraktive Besonderheiten aus. Während die X-Pro2 auf einen grösseren Sensor, ein wetterfestes Gehäuse und den Hybridsucher setzt, kann die Pen-F mit beweglichem Touchscreen, internem Bildstabilisator, 50Mpx-Multishot-Funktion und schnellen Serienbildern sowie bei manchen Anwendern sicherlich mit dem Kreativschalter und den Effekten punkten. Hinsichtlich der Bildqualität ist die X-Pro2 der Pen-F im direkten Vergleich überlegen, doch bei gängigen Motiven und einfachen Anwendungen ist der Unterschied nicht auffällig.

Beide sind hervorragende Kameras, und es macht Spass, mit ihnen zu arbeiten. Für intensiveres Fotografieren sollte man jedoch nie ohne zweiten oder auch dritten Akku unterwegs sein.

Die Olympus Pen-F ist die modernere Kamera für puren Spass an der Fotografie. Sie richtet sich eher an verspielte Fotofans oder Leute, die Wert auf Kompaktheit und geringes Gewicht legen. Die teurere Fujifilm X-Pro2 ist eher das Werkzeug für versierte, puristische Fotografen.

Hier finden Sie detailliertere Erklärungen und weiterführende Infos zu beiden Kameras.