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Industrieller Drucksachen-Webshop

Aufträge werden nur über das Webportal angenommen und nur gegen Vorauszahlung mit Kreditkarte. Geliefert wird garantiert innert 48 Stunden, und die Qualität stimmt. Dies sind die Eckpunkte des Geschäftsmodells, welches pixart.it rasantes Wachstum beschert.

Martin Spaar Das Internet ist heute zentrale Drehscheibe für Geschäftsprozesse aller Art und funktioniert als riesiges Einkaufszentrum. Die Kunden haben sich daran gewöhnt, vom Buch bis zum Personal Computer alles per Internet zu bestellen und innert zwei bis drei Tagen bequem nach Hause geliefert zu bekommen. Es ist nichts als logisch, dass diese Entwicklung auch vor der grafischen Industrie keinen Halt macht. Drucksachen-Webshops schiessen wie Pilze aus dem Boden und verzeichnen zweistellige Wachstumsraten. Wir hatten Gelegenheit, eines der führenden europäischen Unternehmen in diesem Bereich zu besuchen: pixart.it in Venedig.

Matteo Rigamonti gründete das Unternehmen 1994 als Prepress-Studio. Mit der Anschaffung einer HP Indigo Press 3000 wurde pixart.it zum Digitaldruck-Dienstleister. Die entscheidende Weichenstellung passierte jedoch im Jahr 2003. Dazu Matteo Rigamonti: «Es wurde uns klar, dass Web-to-Print das Drucken über kurz oder lang prägen würde – das war die Zukunft. Wir entwickelten einen vollständigen Drucksachen-Webshop und waren damit unserer Zeit – und unseren Mitbewerbern – ein gutes Stück voraus.» Von nun an wurden Aufträge nur noch über das Webportal entgegengenommen und nur gegen Vorauszahlung mit Kreditkarte.

Das Konzept schlug ein, und es folgte ein rasantes Wachstum. pixart.it entwickelte sich zu einem der führenden europäischen Drucksachen-Webshops und konnte auch im Krisenjahr 2009 den Umsatz um rund 30 Prozent steigern.

Der Preis ist wichtig – aber nicht alleine

Zuverlässigkeit, Qualität und Geschwin-­digkeit sind gemäss Matteo Rigamonti die entscheidenden Faktoren, welche dem Erfolg von pixart.it zugrunde liegen. Der Preis ist wichtig, aber nicht der alleine entscheidende Faktor. Dazu Rigamonti: Natürlich sind es die attraktiven Preise, durch welche die Kunden auf unser Angebot aufmerksam werden. Jedoch kommen die Kunden nur dann wieder, wenn die Qualität stimmt. Unsere Strategie war es daher immer, die effizienteste Technologie zu verwenden, um qualitativ hochstehende Produkte zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Wir haben bei der Qualität nie Kompromisse gemacht!» Neben der Qualität setzt pixart.it auf verbindlich zugesicherte, kurze Lieferfristen: Geliefert wird in der Region innert 24, im übrigen Italien und in der EU innert maximal 48 Stunden.

Auf Frage, wie er auf diese Erfolgsrezepte gekommen sei, hat Rigamonti eine verblüffend einfache Antwort: «Ich biete meinen Kunden exakt das, was ich mir selbst von einem Druckdienstleister wünschen würde!» Kunden, die diesen Service erfahren haben, das heisst ihre Drucksachen in guter Qualität garantiert inner 48 Stunden erhalten, kehren gemäss Rigamonti nicht mehr zu ihrem früheren, konventionellen Dienstleister zurück. «Wenn das Leben dank dem Fortschritt einfacher und angenehmer wird, macht man ungern den Schritt zurück in die Vergangenheit!»

1200 Lieferungen pro Tag

pixart.it arbeitet an zwei Standorten in Mestre und Marghera, dem Industriegebiet rund um die Docks von Venedig, pro Tag rund 1500 Druckjobs für 1200 Kunden ab. Um dieses Volumen zu bewältigen, wird bei pixart.it rund um die Uhr produziert. Somit stellt pixart.it an die verwendeten Digitaldruck-sys-teme höchste Ansprüche bezüglich Zuverlässigkeit, Produktivität und Qualität. Es ist schon fast ein Qualitätssigel, wenn sich Matteo Rigamonti und sein Team nach gründlicher Evaluation für ein System entscheiden. Daher war es sehr aufschlussreich für uns, die Produktionsstätten der pixart.it besuchen und damit hinter die Kulissen dieses erfolgreichen Drucksachen-Webshops blicken zu können. Denn Systeme, welche im Dreischichten-Betrieb nicht konstante Produktivität und Qualität liefern, fliegen bei pixart.it gnadenlos raus. Beispiele sind der Redaktion bekannt ...

Ryanair der Druckindustrie

Im Kleinformat-Digitaldruck setzt pixart.it auf HP Indigo. An der Drupa 2008 orderte Rigamonti gleich sechs Indigo Press 7000, welche jetzt in Marghera in Reih und Glied stehen und eine imposante Digitaldruckallee bilden. Rigamonti holt angesichts dieser Flotte zu einem Vergleich über die Branchengrenzen hinweg aus: «Wir sind quasi die Ryanair der Druckindustrie. Die haben alles identische Flugzeuge mit gleichen Ersatzteilen und gleichen Anforderungen ans Personal. So lässt sich eine Flotte sehr effizient und einfach managen.»

Die sechs Indigos sind rund um die Uhr in Betrieb und decken die Produktion von Akzidenz-Drucksachen von Visitenkarten über Flyer bis zu Broschüren ab. Neben diesen klassischen Drucksachen produzieren die Indigos Etiketten und Kleber in allen Varianten. Seit Mai dieses Jahres im Angebot hat Pixart die Couvert-Produktion. Diese werden auf den Indigo-Systemen gedruckt und anschliessend mit einem Metro 78 Falt- und Klebesystem von Petratto ausgerüstet. Dank der automatisierten Produktion sind zum Beispiel 500 C6/5-Couverts schon für netto € 134.00 zu haben – vor- und rück-seitig vierfarbig bedruckt!

Mächtige LFP-Flotte

Noch ausgeprägter als im Kleinformat-Digitaldruck lebt pixart.it das «Ryanair-Konzept», die einheitliche Flotte im Bereich des Large-Format-Druckes. Hier stehen 15 Roland SJ3 Soljet paral­lel im Einsatz. Jedes dieser Geräte produziert 12 m2 pro Stunde und das während über 20 Stunden am Tag. Bei dieser extremen Belastung ist der Verschleiss entsprechend gross, sodass die Geräte jeweils nach einem halben Jahr ausgetauscht werden. Bei der Frage, ob sich eine so schnelle Abschreibung wirklich rechne, winkt Rigamonti gelassen ab. Diese Geräte gehörten zu den rentabelsten in seiner Firma, meint er. Nach drei Wochen habe er ein solches System bestens amortisiert ...

Anders sieht es bei den Wide-Format-Systemen aus. Hier setzt Rigamonti auf Geräte von Durst, welche auch beim Dauereinsatz auf eine lange Lebensdauer ausgelegt sind. Die Erfahrungen mit diesen Systemen waren so gut, dass Rigamonti seinen Gerätepark kontinuierlich aufgestockt hat. Neben zwei Rho 320 Rollensystemen stehen heute je ein Flachbett-System Rho 700 und Rho 800 im Einsatz. Die Verfügbarkeit liegt hier im Durchschnitt bei über 90 Prozent, das heisst, die Systeme drucken während über 22 Stunden pro Tag – und dies über Monate hinweg, ohne dass ein Service-Techniker aufgeboten werden muss. Matteo Rigamonti kann nicht verhehlen, dass er von diesen Systemen begeistert ist: «Die Kombination von Zuverlässigkeit und Druckqualität der Durst-Systeme ist toll. Und bei unseren Kunden kommt die Qualität so gut an, dass wir nur durch die Anschaffung einer zweiten Rho 320 mit der Nachfrage Schritt halten konnten!»

Ähnliches gilt für die Cutter-Systeme von Zünd, von welchen bei Pixart nunmehr sieben im Dauereinsatz stehen. Drei Cutter dienen zum Schneiden von Etiketten und Klebern, die übrigen verarbeiten den Grossformat-Output der Roland- und Durst-Systeme; Papier und Vinyl wird geschnitten, die starren Medien werden gefräst.

Auch Offsetdruck startet durch

Nachdem sich pixart.it bisher als reine Digitaldruckerei verstanden hatte, bedeutete Anfang dieses Jahres der Einstieg in den Offsetdruck eine kleine Revolution – einmal anders rum! Rigamonti ist der Meinung, dass sich der Offsetdruck in den letzten Jahren nicht weniger rasant weiterentwickelt hat als der Digitaldruck. Das neue Angebot kam so gut an, dass die Anfang Jahr installierte Lithrone LS 29 mit vier Farbwerken jetzt durch zwei neue Systeme mit 8 bzw. 10 Farbwerken ersetzt wird. Die von einer Basysprint-CTP-Anlage bedienten Komoris arbeitet ab einer Auflage von 700 A3-Bögen wirtschaftlicher als die Indigos. Dies nicht zuletzt deshalb, weil zum Einrichten in der Regel 60 Bögen genügen.

Transparente Preise

Angesichts dieses beeindruckenden Maschinenparkes überrascht es nicht, dass im Pixart-Webshop ein riesiges Sortiment an Drucksachen angeboten wird. Dieses umfasst einerseits klassische Akzidenz-Drucksachen von Visitenkarten bis zu Broschüren. Dazu kommt ein riesiges Large-Format-Printing-Angebot mit Prints auf Papier, Vinyl, PVC, Kleber, Etiketten, Stoff und starre Materialien. Auch Verpackungen in Kleinauflagen können direkt im Webshop geordert werden. Dabei sind die Kosten immer völlig transparent. Bei 2500 vollfarbigen A4-Flyern sieht das so aus: Einrichten € 30.00, Druck € 93.00, Papier € 24.60. Das ergibt ein Total unter € 150.00, abzüglich Promotionsrabatt € 127.88!

Trotz der geografischen Nähe machte pixart.it bis jetzt verhältnismässig wenig Umsatz mit Deutschschweizer Kunden. Dies liegt daran, dass die Website bis jetzt nur in italienisch, französisch und englisch verfügbar war. Das soll sich Ende Jahr ändern, indem Pixart mit einer deutschsprachigen Website auch die Kundschaft nördlich der Alpen ins Visier nimmt.

www.pixart.it