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L�rm um wenig � Fortschritt im Stillen

Zur Photokina, die Ende September stattfand, hat die Fotobranche ihre Neuheiten präsentiert. Digitalkameras sind noch immer der Motor der Fotobranche. Denn nur wer fotografiert, hat etwas zum Bearbeiten, Drucken, Projizieren und Publizieren.

MARKUS ZITT Die alle zwei Jahre in Köln stattfindende Photokina ist die internationale Leitmesse für Fotografie. Ende September ist zudem der späteste Zeitpunkt, an dem die Hersteller von Fotoprodukten ihre Neuheiten vorstellen können, damit diese dann rechtzeitig zum lukrativen Weihnachtsgeschäft in den Regalen stehen und vorab intensiv beworben werden können. Alles, was später noch angekündigt wird, wie zum Beispiel die hochauflösende Nikon D3x Ende November, wird dann dieses Jahr allenfalls in homöopathischen Dosen erhältlich sein.

Was gibt es Neues vom Planet Digitalfotografie?

Wie in den letzten Jahren üblich, warten die Hersteller nicht mehr auf die Messe, um dort zusammen mit den Mitbewerbern ihre neuen Produkte anzukündigen. Dementsprechend ha­gelte es seit Sommer Neuheiten in mehreren Ankündigungswellen.

Im Brennpunkt des allgemeinen Interesses standen auch dieses Jahr wieder die digitalen Spiegelreflexkameras (D-SLRs), die immer billiger und dennoch besser werden.

Wurden Anfang Jahr vor allem Einsteiger- und Amateurmodelle präsentiert (Canon EOS 450D und 1000D sowie Sony Alpha200, 300 und 350), so kamen zur Photokina eher hochwertige Modelle. Nur Pentax machte es umgekehrt und zeigte nach der semiprofessionellen K20D (14,6 Mpx, mit 18–55-mm-Objektiv CHF 1499.–) von Anfang Jahr an der Messe ein mit AA-Batterien oder Akku betriebenes Einsteigermodell K-m (10 Mpx, mit 18–55-mm-Objektiv CHF 799.–) sowie zwei neue Objektive (60-250 mm für CHF 1999.–, 1:1,4/50 mm für CHF 999.–) und einen Ringblitz für 749 Franken.

Nahezu jeder der wenigen Hersteller von digitalen Spiegelreflexkameras führt inzwischen also gleich mehrere Modelle im Sortiment, um die ganze Palette von günstig über semiprofes­sionell bis zur Profikamera abzudecken. Auch Kompakt- und Bridgekameras werden viele angekündigt, doch sind hier allenfalls die wechselnden Gehäusefarben Gesprächsstoff. Was nicht heissen soll, dass nicht auch diese Kameras nach wie vor mehr Megapixel bieten und nun noch mehr Gesichter erkennen, damit selbst bei einer Schulklasse jedes Gesicht vom Autofokus und von der Bildoptimierung erfasst wird.

Kleine Kameras – kleine Trends

Bei den Kompakt- und den Bridgekameras sind heute 10 Megapixel Standard, einfachere begnügen sich mit 8 Mpx, bessere kommen mit 12 Mpx und die Topmodelle gar mit 14 bis 15 Mpx daher. Neben der Fotoauflösung hat sich auch die der Videos erhöht. Einige Modelle filmen bereits in HD-Auflösung (1280 × 720 px oder 1920 × 1080 px), und so verwundert es nicht, dass der Camcordermarkt gegenwärtig einen massiven Rückgang erfährt. Filmen macht mit Fotoapparaten mehr Spass, da die Videos als handliche Dateien vorliegen, die mit jedem Player angeschaut werden können. Bei den Camcordern – nicht nur bei den Bandgeräten – ist das Hantieren mit den Videos dagegen wesentlich umständlicher.

Mehr Auflösung gibt es auch aussen an der Kamera, und zwar nicht nur beim aufgemalten Hinweis auf die Sensorauflösung, sondern beim Farbbildschirm. Trendsetter unter den kleinen Kameras besitzen Bildschirme, die inzwischen meist 3,0 Zoll und manchmal sogar 3,5 Zoll gross sind und statt wie bisher 230 000 Bildpunkte nun 460 000 aufweisen.

Da die Kameras immer kleiner, die Bildschirme eher grösser werden, wird es knapp für Bedienungselemente. Touchscreens sind da die Lösung. Nun sehe ich schon vor meinem geistigen Auge Steve Jobs kommen und fragen: «Wer hats erfunden?» Doch auch wenn es wohl die Geschichtsschreibung einst anders darstellen wird, Touchscreens gab es schon lange vor iPod und iPhone. Sony hat sie schon länger in Consumer-Camcordern und seit einiger Zeit in den Fotoapparaten der Cyber-shot-T-Serie integriert.

Anders als im Handymarkt, wo jeder Hersteller Geräte mit dem gewissen Touch anbieten will, sind solche Kameras – ausser bei Sony – noch selten und oft eher halbherzig integriert. Bei der Panasonic Lumix FX500 vom Frühling darf man nur ab und zu den Bildschirm berühren, muss dann aber wieder Tasten drücken.

Auf den ersten Blick eine Pseudo­innovation ist die Bedienung der wasserdichten Olympus Mju 1050SW (10 Mpx, mit 38–114 mm CHF 499.–), die nach Schlägen schreit. Die wichtigsten Funktionen können durch Schläge beziehungsweise Antippen an den Seiten oben, seitlich oder hinten gewählt werden. So kann man sich beim Fotografieren zum Beispiel durch das Menü mit den Blitzmodi durchschlagen oder im Wiedergabemodus Fotos wegschubsen, um das nächste anzusehen. Was sich als Witz anhört, ist allerdings keiner und kann durchaus sinnvoll sein. Wer die bis 3 m wasserdichte, 1,5 m hohe Stürze überstehende Kamera etwa beim Skifahren, Crossbiken oder Motorradfahren benutzt, kann nun also auch mit Handschuhen fotografieren. Ein Praxistest steht zwar noch aus, doch so albern scheint die Idee gerade bei einer Outdoorkamera also doch nicht.

Ob dieses Bedienungsmodell Schule macht oder gar ein durchschlagender Erfolg wird? Man wird es sehen. Auffallend ist, dass nun noch mehr Kompaktkameras mit Weitwinkel kommen und sich inzwischen nicht mehr nur mit 28 mm begnügen, sondern einige sogar ein 24-mm-Objektiv bieten.

Wieder kompakte Topmodelle

Doch all diese Kameras haben eigentlich mehr mit Knipsen als mit Fotografieren zu tun. Ambitionierte Fotografen, die nicht immer eine D-SLR mitschleppen wollen, werden damit nicht glücklich und wurden in den letzten Jahren des D-SLR-Booms etwas vernachlässigt. Umso mehr freut es, dass Canon und Nikon zur Photokina wieder je ein kompaktes Topmodell einführten, die auch viele manuelle Einstellmöglichkeiten bieten. Dazu gibt es aussen die Rädchen und Tasten, mit denen der ambitionierte Fotograf gerne spielt.

Die Canon PowerShot G10 (14,7 Mpx, 28–140 mm) und die Nikon Coolpix P6000 (13,5 Mpx, 28–112 mm) haben jeweils einen inzwischen eher seltenen optischen Sucher, einen Zubehörschuh mit Kontakten für einen aufsteckbaren Systemblitz und können Fotos auch im RAW-Format speichern. Sie bieten also alles, was ein echter Digitalfotograf begehrt, filmen aber noch im klassischen VGA-Format (640 × 480 px). Darüber hinaus verfügt die Nikon über einen integrierten GPS-Empfänger sowie einen Ethernet-Anschluss, während die fotografierenden Techno-Nerds immer noch sehnlichst auf den Durchbruch von WLAN in Digitalkameras warten.

GPS ist im Hinblick auf GPS-Tracking und GEO-Tagging interessant, denn so lassen sich später auch Fotos in einer Bildverwaltung wieder finden. Beide Kompaktkameras schlagen mit rund 800 Franken zu Buche, während «normale» etwa halb so viel kosten.

Schon im Sommer wurden mit Ri­coh GX200 (12 Mpx, 24–70 mm, CHF 898.–) und Panasonic Lumix LX3 (10 Mpx, 24–60 mm, CHF 799.–, Full-HD-Video) bereits von anderen Herstellern ähnliche Kameras vorgestellt.

Ebenfalls auf diese Zielgruppe ausgerichtet ist die neu angekündete Sigma DP2 mit ihrem grossen dreilagigen Sensor von Foveon (14 Mpx) und einer 40-mm-Festbrennweite. Sie ergänzt die an der letzten Photokina angekündigte DP1 (14 Mpx, 28 mm, CHF 1499.–), die mit einer beachtlichen Bildqualität gefällt, aber erst seit diesem Frühling erhältlich ist. Anders als bei normalen Fotosensoren wird rotes, grünes und blaues Licht nicht in einer, sondern in drei Schichten aufgezeichnet. So steht die volle Auflösung von rund 4,6 Mpx für jede der drei Farben zur Verfügung, was die total 14 Mpx ergibt und die Bilder klarer und detailschärfer als bei anderen 5-Mpx-Kameras macht. Die gleiche Sensortechnik gibt es auch in der ebenfalls neuen D-SLR von Sigma, der SD15.

Neues von den Spiegeln

Einen Trend bei Spiegelreflexkameras stellen natürlich ebenfalls ein paar Megapixel mehr dar, wie sie die neue Canon EOS 50D (15 Mpx, CHF 2098.–) gegenüber ihrer letztjährigen Vorgängerin EOS 40D (10 Mpx) bietet oder bereits Anfang Jahr die Pentax K20D (14,7 Mpx) und die Sony Alpha350 (14,2 Mpx, CHF 1348.–) mitbrachten. Obwohl die meisten diesjährigen Neuheiten weiterhin mit 10- und 12-Mpx-Sensoren ausgerüstet sind. Doch das allgemeine Hauptinteresse gilt hier weniger der Pixelmasse als den Sensormassen, sprich dem Vollformatsensor, der die Abmessungen eines herkömmlichen Kleinbildnegativs von 36 × 24 mm hat und nun in immer mehr D-SLRs zu finden ist.

Doch der Reihe nach: Kameras mit Vollformatsensoren waren lange nur den Profis vorbehalten, denn die Canon EOS-1Ds-Modelle kosteten und kosten noch immer um 12 000 Franken. Mit der 2005 vorgestellten semiprofessio­nellen Canon EOS 5D (12 Mpx), die für unter 5000 Franken angeboten wurde, änderte sich dies – zumindest für Canon-Fotografen.

Nikon hat den Vollformatsensor dagegen erst letztes Jahr mit der professionellen und sehr rauscharmen D3 (12 Mpx, 256 000 ISO, CHF 7798.–) eingeführt und diesen Sommer mit der D700 (12-Mpx-Vollformat, CHF 4498.–) eine günstigere Minivariante der D3 nachgereicht. Zur Photokina hat man dann noch eine hochauflösende Nikon D3x oder D4 mit einem Vollformatsensor und 24 Megapixel erwartet – allerdings vergebens. Gerüchten zufolge soll sie aber noch dieses Jahr angekündigt und eingeführt werden.

Ein Dritter im Rennen

Haben Canon und Nikon jahrelang um die Gunst der Profis gewetteifert, so ist inzwischen mit Sony ein dritter potenter Gegner in den Ring gestiegen. Im Consumer-Bereich hat Sony zum Jahresbeginn mit drei Modellen und einem immensen Marketingbudget Gas gegeben. Anfang Jahr wurde ebenfalls ein (semi-)professionelles 24-Megapixel-Vollformat-Flagschiff in Aussicht gestellt, das nun als Alpha900 in See stach und bereits bei den Fotohändlern eingelaufen ist.

Die Alpha900 bietet sensationelle 24,5 Mpx zu einem ebenso sensationellen Preis von 4498 Franken, insbesondere wenn man sie mit Canons aktuellem Topmodell, der EOS 1Ds Mark III (21 Mpx) für 13 198 Franken vergleicht. Zumindest anhand der technischen Daten und angesichts des Preises schien es Mitte September so, als ob Sony nun zum Traum aller Hobbyfotografen werden würde, aber schon eine Woche später erhielt die Alpha900 Konkurrenz. Doch dazu später mehr und zurück zur Alpha900. Sie hinterlässt auch in der Hand einen guten Eindruck und gefällt zudem durch ihr Retrodesign mit spitzer Prismadachkante, die an frühere Profikameras der Konkurrenten erinnert. Enttäuschend ist allerdings, dass ausgerechnet Sony – wie schon bei der letztjährigen Alpha700 (12 Mpx) – auf LiveView verzichtet. Das erstaunt umso mehr, da Sony in den zwei Alpha300er-Modellen auch das Problem des langsamen Autofokus im LiveView-Betrieb clever gelöst hat.

Auch von Canon wurde nach den beiden günstigen Modellen (1000D und 450D) vom Jahresanfang einiges zur Photokina erwartet. Ende August wurde dann die erwähnte semiprofessionelle EOS 50D (15 Mpx) vorgestellt, die mit mehr Pixel und vor allem punkto Lichtempfindlichkeit (bis 25 600 ISO) und Rauschverhalten dem erfolgreichen Konkurrenzduo Nikon D3 und Nikon D300 die Stirn bieten sollte. Canon-Fans waren allerdings über diesen simplen Pixelbolzer wenig begeistert, zumal eine 5D-Nachfolgerin weiter auf sich warten liess und Canon vergangenes Jahr durch AF-Probleme bei ihrer Reportagekamera viel Markenvertrauen verloren hatte.

Als dann am gleichen Tag Nikon ihre preiswertere D90 (12 Mpx, CHF 1598.–) vorstellte, die als erste D-SLR Videos aufnehmen kann, wurden in den Foren viele Zweifel über Canons Modellpolitik geäussert. Die Nikon D90 ist mit der Filmfunktion also mehr als nur eine simple Nachfolgerin der zweijährigen D80 (10 Mpx). Allerdings muss man beim Filmen mit einigen Einschränkungen leben. Gefilmt wird im kleinen HD-Format 1280 × 720 px bei kinomässigen 24 Frames/Bildern pro Sekunde (fps), doch funktioniert dabei der Autofokus nicht und die Aufnahmedauer ist auf 5 Minuten beschränkt. Letzteres ist nicht weiter tragisch, da man ausser vielleicht bei Interviews meist eher kurze Takes aufnimmt. Interessant ist das Filmen mit einer D-SLR im Hinblick auf die vielen Wechselobjektive und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten.

Nachdem Canon mit der 50D nicht die Bedürfnisse oder zumindest nicht die Erwartungen ihrer Fans befriedigen konnte, wurden die Fans dann 14 Tage später mit der Vorstellung der Canon EOS 5D Mark II mehr als zufriedengestellt. Die EOS 5D Mark II (12 Mpx, CHF 4098.–) ist mit Vollformatsensor eine adäquate Herausforderin der Sony Alpha900, zumal sie diese um 400 Franken unterbietet und mit LiveView sowie 25 600 ISO (Sony 6400 ISO) übertrumpft. Dass die 5D Mark II «nur» 21 Megapixel hat, ist in dieser Klasse wohl belanglos, zumal ein Test über die Leistungsfähigkeit dieser Kameras noch aussteht. Ach ja, auch die Nikon D90 wurde durch die doppelt so teure Canon 5D Mark II überflügelt, denn die 5D filmt sogar in Full-HD (1920 ×1080) bei 30 fps.

Neue Verhältnisse

Sony hat mit ihrer Palette zu Canon und Nikon aufgeschlossen und hält, wie einst schon (Konica) Minolta, ganz klar Platz drei. Doch momentan setzt Sony mit Produkten und extremem Marketingaufwand alles daran, weitere Marktanteile zu gewinnen. Hier bekommen wir dies besonders zu spüren, da die Schweiz einer von Sonys Testmärkten sein soll.

Die anderen D-SLR-Anbieter Olympus, Pentax, Panasonic und Leica haben es neben den mächtigen Dreien mit Vollformatsensoren besonders schwer und müssen sich anders orientieren, was sie offensichtlich nun auch tun. So will sich Pentax, die durch die Fusion mit Hoya entwicklungs- und marketingmässig etwas gebremst wurde, mehr durch Outdoorprodukte profilieren. Die Anfang Jahr vorgestellte D-SLR K20D und die wasserdichte Optio-W60-Kompaktkamera (10 Mpx, HD-Video 1280 × 720 px, CHF 449.–) sind dabei die Richtungsweiser.

Olympus und Panasonic können wegen ihrem FourThirds-Standard, der eher kleine Sensoren vorsieht, da nicht mithalten und wollen nun in die umgekehrte Richtung zu kleineren Kameras mit Wechselobjektiven. Dafür haben sie im August den Micro-FourThirds-Standard vorgestellt. Micro Four­Thirds nutzt gleich grosse Sensoren wie Four­Thirds (FT), jedoch ein kleineres Bajonett und ein verkürztes Auflagemass. Dank LiveView braucht es heute eigentlich keinen Spiegelreflexsucher für ein exaktes Sucherbild.

Panasonic, die mit ihren beiden D-SLR-Kameras (Lumix L von 2006 und L10 von 2007) keinen Erfolg hatte, konzentriert sich nun auf ihr Erfolgsrezept bei den Bridgekameras. Nur wenige Wochen nach der Micro-FT-Ankündigung hat Panasonic den Worten auch Produkte folgen lassen. Die neue Lumix G1 (12 Mpx, mit 14–45 mm CHF 1199.–) ist eine kompakte Bridge-Kamera mit Micro-FT-Anschluss. Neben den ersten beiden bereits verfügbaren Objektiven mit 14–45 mm und 45–200 mm (ca. CHF 1150.–), die zusammen und auf Kleinbild bezogen einen Brennweitenbereich von 28–400 mm abdecken, können mittels Adapter auch «normale» FT-Objektive verwendet werden.

Olympus selbst hat an der Photokina lediglich eine Designstudie einer Micro-FT-Kamera gezeigt. Will aber scheinbar weiterhin auf «normale» D-SLRs setzen, denn ebenfalls in einer Glasvitrine gab es eine Mischung zwischen der Amateurkamera E-520 und dem Topmodell E-3 zu sehen.

Annäherung ans Mittelformat

Auch Leica hat auf der Photokina erst enttäuscht, dann überrascht. Die gemäss Gerüchten erwartete D-SLR Leica R10 kam nämlich nicht, doch an ihrer Stelle wurde die Leica S2 vorgestellt, die ebenfalls auf einen grossen, ja sogar einen sehr grossen Sensor setzt und für etwa 25 000 Franken zu haben ist. In der Leica S2 steckt ein Kodak-Fotosensor mit 37,5 Mpx, der ganze 45 × 30 mm misst und damit jenseits des Kleinbildformats liegt. Dadurch passen bisherige Leica-Objektive nicht auf die S2, weshalb neun komplett neue Objektive entwickelt wurden.

Mit der S2 dringen die Erfinder des Kleinbild-Filmformates also in das digitale Mittelformat vor, wo nicht Canon, Nikon und Sony kämpfen, sondern Hasselblad, Leaf, Mamiya, Sinar und Phase­One. Die S2-Kamera ist kleiner und handlicher als andere Mittelformatler und eher mit einer Nikon D3 oder einer Canon EOS 1D vergleichbar. Ihr Autofokus mit einem zentralen Kreuzsensor scheint schneller als derjenige von Hasselblad & Co., und die erzielbaren ISO-Werte sollen ebenfalls deutlich höher reichen.

Schon vor dem Einstieg von Leica in das digitale Mittelformat tat sich dort einiges, denn bereits im Sommer haben verschiedene Anbieter Sensoren und damit Kameras und Digibacks mit neuen Höchstauflösungen von 50 bis 60 Megapixel angekündigt. Neben der gesteigerten Auflösung besitzen die neuen Sensoren auch grössere Abmessungen, die sich zum Beispiel mit 56 × 36 mm dem Mittelformat 60 × 45 mm angleicht. Abgesehen von Leicas Eintritt in das Profigeschäft und Ankündigungen, wer künftig mit wem zusammenarbeiten will, war es dann an der Photokina relativ still. Sehr still mit Schweissperlen auf der Stirn waren übrigens auch die Hasselblad-Leute, die sich in die Leica-Pressekonferenz eingeschlichen hatten. Neben höheren Auflösungen und grös­seren Sensoren, war denn auch der grösste Fortschritt im digitalen Mittelformat, dass Hasselblad ankündigte, ihre Preise massiv um bis zu 40 Prozent zu senken.

Vielseitigkeit bei der Bilderpräsentation

Und was macht man mit all den Fotos, die man mit den neuen Kameras schiesst? Da gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: Man bringt sie auf Papier oder präsentiert sie elektronisch. In diesem Sinn waren auch die drei grossen Hersteller von Digitaldruckmaschinen HP Indigo, Kodak Nexpress und Xerox an der Photokina vertreten und zeigten dort die allerneusten Produkte, die ja für den Druck von selbst gestalteten Fotobüchern eingesetzt werden können. Interessant war auch der Relieflack von Kodak Nexpress, mit dem ähnliche Effekte wie bei einem Prägedruck möglich sind.

Direkt im Consumer-Umfeld sind dagegen die digitalen Bilderrahmen angesiedelt, die inzwischen von immer mehr Herstellern und in immer mehr Variationen angeboten werden. Manche zeigen nicht mehr nur Fotos ab internem Speicher oder eingesetzter Speicherkarte, sondern können mehr. Der Philips PhotoFrame 8FF3WMI für 349 Franken holt Fotos übers WLAN von einem PC, während der VisiPrint 8.0 von Reflecta dank integriertem Thermosublimationsdrucker Fotos auch drucken kann.

Digitalkameratrends

Sensoren/Auflösung: mehr Megapixel (wen erstaunt es?)

Kompaktkameras: üblich 10 Mpx (fast alle haben 8 bis 12 Mpx)

Topkompaktkameras: 14 bis 15 Mpx

D-SLRs: 10 bis 12 Mpx sind Standard, bessere haben 14 bis 15 Mpx

Digitales Mittelformat: 50 bis 60 Mpx

Grössere Sensoren: Vollformatsensor bei D-SLR, FourThirds in Kompakt-/Bridgekameras, digitales Mittelformat nähert sich Filmformat an

Video

D-SLRs können filmen

Standard ist noch 640 × 480 px bei 30 fps

einige filmen Full-HD 1920 × 1080 px bei 30 fps

Objektive

24- und 28-mm-Weitwinkel bei eingebauten Objektiven

Wechselobjektive nicht nur für D-SLRs

Superzoom bis 20 × (Bridgekameras)

LCDs

3,0 bis 3,5 Zoll

Touchscreens und neue Bedienkonzepte

Kompaktkameras mit 460 000 Subpixeln

D-SLRs (wie schon letztes Jahr): 920 000 Subpixel

LiveView bei D-SLRs

Kamerainterne Bildaufbereitung/Bildanalyse

Bildanalyse: Gesichtererkennung (mit autom. Auslösen bei Lächeln)

Aufhellen von Schatten und Lichtern (Dynamik, Kontrast)

hohe ISO bei geringem Rauschen (D-SLRs)

Bildpräsentation

digitale Fotorahmen

Fotobuchdruck mit mehr Möglichkeiten und Effekten