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Licht und Schatten im Kameramarkt

Zum Jahreswechsel resümieren wir die Trends und die herausragenden Kameraneuheiten der vergangenen Monate und wagen einen Blick auf mögliche Neuheiten in 2016.

Markus Zitt Rückblickend bot das Jahr 2015 nicht besonders viele Fotoneuheiten und kaum Innovationen, konnte aber dennoch ein paar neue, interessante Kameras verzeichnen, die im weiteren Verlauf dieses Artikels kurz beschrieben werden. In wirtschaftlicher Hinsicht waren die vergangenen Monate für die Fotobranche eher von Rück- als von Fortschritt gezeichnet.

Der Kameramarkt

Schon länger hat die Branche mit sinkenden Absätzen zu kämpfen, was allgemein auf die trübe Wirtschaftssituation mit sinkender Kaufkraft sowie im Speziellen auf eine Marktsättigung und auf die Konkurrenz durch das Smartphone zurückgeführt wird.

Viele Hersteller, Branchenverbände und Marktbeobachter berichten von starken stückzahlenmässigen Rückgängen beim Kameraabsatz. Der liegt vielerorts um elf Prozent, erreicht in einzelnen Produktbereichen sogar 24 bis 29 Prozent. Immerhin konnten manche Hersteller durch eine Fokussierung ihres Kameraangebots auf hochwertigere und teurere Produkte einen heftigen Einnahmerückgang abfedern oder gar kompensieren. Geholfen hat japanischen Firmen zudem in jüngster Zeit die für sie günstige Abwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar.

In der Schweiz hatten Wechselkurse dagegen problematische Auswirkungen. Nachdem die Nationalbank Mitte Januar 2015 ihre Euro-Stützungskäufe für eine Mindestuntergrenze des Euro gegenüber dem Franken eingestellt hatte, ist der Euro abgestürzt. Als Massnahme gegen den Einkaufstourismus in Euro-Ländern gewährten viele Schweizer Fotodistributoren ihren Händlern monatelang einen an die Kurse angepassten Währungsrabatt (meist 11 bis 15 %), den die Händler ihren Kunden weitergeben konnten.

Aktuell werden nicht nur weniger Kameras abgesetzt, es werden auch weniger neue Kameramodelle auf den Markt gebracht. Viele der Neuheiten sind lediglich modernisierte Nachfolgemodelle erfolgreicher Produkte.

Spiegellose gewinnen

Waren in den vergangenen Jahren nur die Kompaktkameras von Absatzeinbrüchen betroffen und die Systemkameras (Spiegelreflex- und spiegellose Kameras) davon verschont geblieben, hatte sich bereits 2014 ein Rückgang bei den Spiegelreflexkameras (DSLRs) abgezeichnet, der dieses Jahr weiter anhielt.

Die spiegellosen Systemkameras sind dagegen nicht davon betroffen. Zur Erinnerung: Dieser Kameratyp, kurz CSC (Compact System Cameras) und auch DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) genannt, wurde im Herbst 2008 eingeführt, erreichte aber erst ab 2010 eine attraktive Vielfalt. Während in Asien und besonders in Japan die CSCs rasch Marktanteile eroberten, entwickelte sich die Nachfrage in Europa jahrelang schleppend, gewann aber in den letzten zwei Jahren erheblich an Akzeptanz. Beispiele dieses Erfolgs sind die X-Reihe von Fujifilm und die Alpha-7-Modelle von Sony.

Gründe für die gewachsene Akzep­tanz von CSCs dürften in der Kompaktheit von Kameras und Objektiven sowie in deren fortschrittlicher Technik liegen. Auch sind die meisten Nachteile inzwischen weggefallen. Die langsame Autofokussierung früherer Modelle ist bei neuen Kameras durch die Hybrid-AF-Systeme (Bildsensoren enthalten einige schnelle Phasen-AF-Detektoren) kein Thema mehr. Zudem sind inzwischen die elektronischen Sucher durch hohe Auflösung und Qualität den optischen mindestens ebenbürtig. Sogar versierte, finanzstarke männliche Hobbyfotografen setzen nicht mehr ausschliesslich auf (protzige) DSLRs.

Doch nicht alle CSCs laufen gleich gut. Ricoh hat ihr modulares System schon länger eingestellt und wird auch ihre Pentax-Q-Serie vom Markt nehmen. Rückzugsgerüchte kursieren auch zu Samsung, die seit 2010 neben Kompaktmodellen auch ein kleines, feines Kamera-Objektiv-System an­bietet und dieses im Herbst 2014 mit dem Flaggschiff NX1 gekrönt hat. Die NX1 ist die derzeit innovativste, leistungsstärkste spiegellose Systemkamera im Markt (siehe Publisher 6-14). Richtig erfolgreich ist Samsung allerdings weder mit dem NX-System noch mit der NX1. Deshalb bieten die Südkoreaner ihre Fotoprodukte in einigen Ländern nicht mehr an. Gerüchteweise soll sogar – wieder einmal – eine Einstellung der Fotosparte bevorstehen.

Die Kompaktkamera ist tot, es lebe die hochwertige …

Dieser Kameratyp leidet schon lange unter der Konkurrenz von Mobiltelefonen. Nur noch speziellere oder besser ausgestattete Kameras konnten sich bislang gegenüber den Smartphones behaupten. Dazu gehören die wasserdichten Outdoor-Modelle, die Traveller-Zoomkameras (Kompakte mit starkem einziehbarem Superzoom) und vor allem die höherwertigen (teureren) Modelle, die bessere Bildqualität und viele Einstellmöglichkeiten sowie ein richtiges Kamerafeeling mittels Steuerelementen bieten. Besonders erfolgreich mit hochwertigen Kompakten sind Fujifilm, Sony und Canon.

Techniktrends

Die technische Aufrüstung von Ka­­meras schreitet unvermindert fort, allerdings scheint die Weiterentwicklung etwas abgeschwächt, denn gänzlich neue oder innovative Technik ist kaum auszumachen. Dennoch wird immer mehr modernste und ursprünglich fotofremde Technik in Kameras gepackt. Diese wiederum dürfen gerne klassisch aussehen.

Aktuell lassen sich also keine gänzlich neuen Trends bei der Ausstattung oder dem Funktionsumfang von Kameras ausmachen, vielmehr setzen sich die der letzten Jahre weiter fort. So erreicht beispielsweise die Integration von Wi-Fi/WLAN in Kameras inzwischen ein hohes Mass, sodass die Funkschnittstelle heute zur Standardausstattung von Kameras zählt. Nur wenige 2015er-Neuheiten verzichten darauf. Ein weiterer Trend ist die Ergänzung der Videofunktion um ultrahohe Auflösung in 4K/UHD.

Die stärksten Ausstattungstrends sind Wi-Fi/WLAN – oft zusammen mit NFC (Near Field Communication), ultrahoch auflösende Videoaufnahme (4K/UHD), gesteigerte Empfindlichkeitsbereiche und die Tendenz zu grösseren Bildsensoren. Im Zuge des Selfie-Fiebers sind die rückseitigen Kamera-LCDs – nicht nur in stylishen Kompaktkameras – wieder meist verstellbar und können vermehrt durch Berührung (Touchscreen) bedient werden. Etabliert hat sich der elektronische Sucher (EVF, Electronic View Finder), der mit hoher Auflösung dem optischen gleichkommt und präzise den Ausschnitt zeigt. Nur eingefleischte DSLR-Fans rümpfen heute noch die Nase. Letztlich bleiben EVFs eine Geschmacksache.

Die Sensorauflösung liegt weiterhin zwischen 20 und 24 Mpx. Mit weniger begnügen sich ältere und günstigere Modelle sowie sehr lichtempfindliche DSLRs und einige CSCs. Bei den CSCs von Fujifilm (APS-C-Sensor) sowie denen von Olympus und Panasonic (beide Micro-Four-Thirds) sind weiterhin 16 Mpx üblich. Immerhin hat Panasonic in ihrer neuen GX8 den ersten 20-Mpx-Sensor im kleinen Four-Thirds-Format verbaut.

Deutlich mehr Auflösung bieten nur wenige Topmodelle. Seit 2012 waren 36 Mpx bei KB-Sensoren und seit 2014 sind mit der Samsung NX1 28 Mpx bei APS-C-Sensoren das Maximum. In diesem Jahr wurde das Maximum für das KB-Format auf 50 Mpx angehoben. Sony verbaut 42 Mpx in ihrer neuen Kompaktkamera RX1RII und in der neuen CSC Alpha 7R II. Überflieger ist Canon mit 50 Mpx in ihren DSLRs EOS 5DS und EOS 5DS R.

Bei Mittelformatkameras und Rückteilen stagniert die Auflösung. Üblich sind weiterhin 50 oder 60 Mpx, wogegen sich günstigere mit rund 40 Mpx begnügen. Die maximale Auflösung liegt aber seit bald fünf Jahren bei 80 Mpx.

Um eine höhere Ausgabeauflösung zu erzielen, kann auch eine Multishot-Technik bei statischen Motiven genutzt werden, bei der vier Teilaufnahmen zu einem Bild zusammengefügt werden. Zwischen den Teilaufnahmen wird dazu der Sensor um einen halben Pixelschritt verschoben. Diese Technik bietet Hasselblad seit Jahren. Während die Hasselblad H5D-200c MS von 2014 wie ihre CCD-Vorgängerin mit ihrem 50 Mpx-CMOS-Sensor einen 200-Mpx-Output liefert, schafft die neue Olympus OM-D E-M5 Mark II mit ihrem 16 Mpx-Sensor so einen 40-Mpx-Output.

Unabhängig davon, wie viele Megapixel die Mehrheit der Nutzer braucht, steigt die Topauflösung nach dreijähriger Pause nun wieder weiter an und dürfte wohl mittelfristig noch extremere Ausmasse annehmen.

Während sich die meisten Kamerahersteller mit Aussagen zu künftigen Produkten und möglichen Auflösungen zurückhalten, hat Canon kürzlich die Entwicklung einer DSLR mit 120 Mpx und die abgeschlossene Entwicklung eines CMOS-Sensors in APS-H-Format (ca. 29 × 20 mm) mit rund 250 Mpx (19 580 × 12 600 Pixel) vermeldet. Dagegen muten aktuelle Topauflösungen geradezu bescheiden an.

Ultrahohe Videoauflösung ist die Zukunft. Full HD (1920 × 1080 px) mit hohen Bildraten von 60 fps (1080/60p) und 50 fps (1080/50p) beherrscht heute nahezu jede bessere Fotokamera. Nun hält mit 4K (4096 × 2160 px) und UHD (3840 × 2160 px) eine vierfache Auflösung Einzug. Übrigens werden 4K und UHD gerne als Synonyme genutzt, wobei 4K als DCI-Kinonorm (Digital Cinema Initiatives) u.a. auch eine grössere Farbtiefe und bestimmte Video- und Audiocodecs umfasst. Bislang brachten vor allem die Unterhaltungselektronikfirmen (Sony, Samsung und Panasonic) Kameras mit 4K und/oder UHD auf den Markt. Im Cinema-Bereich werden derweil bereits Geräte für 8K-Video vorgestellt.

Interessant für Fotografen an 4K/UHD-Videos ist die Möglichkeit, einzelne Bilder (Frames) aus einer Videosequenz in 8-Mpx-Auflösung zu extrahieren.

Grosse Sensoren sind gefragt. Bei höherwertigen Kompaktkameras ist aktuell ein 1-Zoll-Typ (13,2 × 8,8 mm) angesagt. In einigen Topmodellen stecken noch grössere, nämlich in den Formaten APS-C (ca. 23 × 15 mm) und Kleinbild bzw. KB-Vollformat (ca. 36 × 24 mm). Zwei edle Kompakte mit KB-Sensor sind die Leica Q und die Sony RX1R II.

Bei DSLRs sind seit zwei Jahren bereits in Mittelklassekameras KB-Sensoren üblich. Auch Ricoh, die bei Pentax bislang ausschliesslich auf APS-C setzte, bringt im nächsten Jahr ein neues DSLR-Flaggschiff mit KB-Vollformatsensor auf den Markt.

Dieser Trend macht Firmen zu schaffen, die konzeptbedingt bei ihren CSCs auf kleinere Sensoren setzen. Beispiele sind das Nikon-1- oder das demnächst eingestellte Pentax-Q-System oder auch Panasonic und Olympus mit Sensoren im kleinen Four-Thirds-Format (17,3 × 13 mm). Gleiches gilt auch für Fujifilm, die sich auf selbst produzierte APS-C-Sensoren für ihre Kompakt- und CSC-Modelle der X-Serie konzentriert. Zu vielen dieser Firmen kursieren Gerüchte über einen Umstieg oder über eine neue zweite Linie von CSCs mit KB-Sensoren.

ISO-Werte steigen weiter an. Neue Kameras erlauben höhere ISO-Obergrenzen, wobei die Bildqualität in den obersten Werten aber nur noch brauchbar ausfällt. Für höhere Empfindlichkeiten sorgen grössere Sensoren und platzeffizientere Bauweisen (z. B. rückseitig belichtete Sensoren), die grössere und damit lichtempfindlichere Sensorelemente ermöglichen.

Mit grossen Sensoren sind aktuell bei Kompaktkameras bis zu ISO 12 800 möglich. Bei CSCs/DSLRs liegen ISO 25 600 oder gar bis 51 200 drin. Profimodelle gehen mit ISO 102 400, 204 800 oder gar 409 600 noch weiter. Hi-ISO-Kameras von 2014 und 2015 sind die Pentax 645Z als lichtstärkste Mittelformat, die Nikon D4s und die Sony Alpha 7S sowie als einzige 2015er-Neuheit die Alpha 7S II.

Dass es noch extremer geht, zeigt Canon mit ihrem neuen System-Camcorder Canon E20F-SH. Dieser filmt mit ISO-Werten von bis zu 4 Millionen.

Starke Objektive machen den Unterschied. Gerade über die eingebaute Optik können sich (höherwertige) Kameras profilieren – auch gegen über den Smartphones. Hier geht die eine Tendenz zu extremeren Superzooms in den Traveller-Kompakt- und den Bridgekameras, die andere zu lichtstarken Objektiven.

Das extremste 2015er-Zoom steckt in der Bridgekamera Nikon Coolpix P900, die mit einem 83-fachen Superzoom bzw. einer KB-Brennweite von 24–2000 mm überzeugen will.

Hohe Lichtstärke zeichnet einerseits die besseren Kompaktkameras aus und andererseits viele, hochqualitative Wechselobjektive mit Festbrennweite.

Trendsetter und ihre Highlights

Hersteller mit den fortschrittlichsten Kameras und einer breiten Neuheitenpalette ist – wie schon die vergangenen zwei Jahre – Sony. Allerdings konzentrierten sich die Japaner dabei überwiegend auf verbesserte Neuauflagen ihrer Erfolgsprodukte und stockten dabei die Preise ordentlich auf, während die Vorgängermodelle gerne als günstige Alternativen weiter angeboten werden. Zu den attraktivsten 2015er-Neuheiten gehören die Neuauflagen aller drei CSCs der Alpha-7-Reihe (A7, A7R und A7S, siehe Publisher 4-15). Die A7-II-Versionen stecken jeweils in einem grösseren, ergonomischeren Gehäuse und erhielten einen sensorbasierten Bildstabilisator. Dazu trumpfen die Neuen mit Verbesserungen beim Tempo, beim Autofokus und bei der Videofunktion auf. Ein weiteres Highlight ist die im Jahresturnus verbesserte sehr kleine, beliebte Kompaktkamera RX100 IV mit 1-Zoll-Sensor, die gegenüber der III-er von 2014 deutlich beschleunigt wurde und nun schnelle Bildserien schafft sowie UHD-Videos filmt. Ähnlich aufgerüstet ist auch die Bridge-Kamera RX10 II mit lichtstarkem 2,8/24–200 mm.

Besonders interessant ist die edle Kompaktkamera Sony RX1R II mit 42,4 Mpx und lichtstarker 2,0/35 mm Festbrennweite. Zudem besitzt sie einen neuen schnellen Autofokus, einen ausfahrbaren Sucher und den ersten variablen optischen Tiefpassfilter, der eine der wenigen echten 2015er-Innovationen darstellt. Der Filtereffekt variiert je nach angelegter Spannung in den Filterschichten aus Flüssigkristall, die sich vor dem Sensor befinden. Eine ähnliche Technik nutzt Sony ebenfalls für den variablen Graufilter in ihrem neuen handlichen Profi-Camcorder PXW-FS5.

Zweiter Platz unter den Trendsettern gebührt der traditionsreichen Leica, die sonst eher mit Sammlereditionen auffällt, sich aber 2015 als unerwartet innovativer Anbieter präsentierte. Überraschende Innovationen waren die edle Kompaktkamera Leica Q und die CSC Leica SL. Beide sind jeweils u. a. mit KB-Sensor, Wi-Fi, Touchscreen und hochauflösendem elektronischem Sucher ausgestattet. Sie wirken robust und sehr wertig, sind allerdings relativ gross und schwer. Die SL – man könnte den Namen übrigens als «S light» interpretieren – ist der Start des neuen L-Systems und kompatibel zum T-System. Die spiegellose Systemkamera brilliert mit 11 Serienbildern pro Sekunde, Langzeitaufnahmen bis 30 Minuten und modernen Videofunktionen (4K/UHD/1080).

Attraktive Neuheiten sind die neue handliche Mittelformatkamera Leica S (Typ 007) und die M Monochrom (Typ 246). Die neue S war an der Photokina 2014 ohne Spezifikationen vorangekündigt worden und wurde im Sommer eingeführt. Sie kommt mit einem modernen CMOS-Sensor. Die in 2014 erstmals in Mittelformatsystemen verbauten CMOS-Sensoren haben das Einsatzspektrum der Mittelformatkameras drastisch erweitert (siehe Publisher 6-14). Die Auflösung beschränkt sich auf 37,4 Mpx, wobei die Kamera relativ preiswert ist. Die Leica S (Typ 007) ist nach der Pentax 645Z von 2014 (siehe Publisher 4-15) die zweite Mittelformat, die filmen kann und die erste, die dabei 4K und UHD beherrscht.

Speziell ist die Messsucherkamera Leica M Monochrom (Typ 246), die wie ihre Vorgängerin als Schwarzweisskamera nur Graustufenfotos – und nun auch Filme – schiesst.

Auf Platz drei rangiert Canon. Nach Jahren mit wenigen und eher mässig fortschrittlichen Produkten scheint Canon aus dem Dornröschenschlaf erwacht zu sein. Das zeigen die erwähnten Sensor-Ankündigungen sowie die 50-Mpx-DSLR, einige Objektivneuheiten und auch die Proficamcorder samt dem erwähnten Hi-ISO-Modell.

Die besonders hochauflösende DSLSR EOS 5DS und ihre tiefpass-filterlose Variante EOS 5DS R sind zwar nicht innovativ, aber dennoch als Pixel-Rekordhalter ein Highlight und vor allem für einige Canon-Fotografen eine Antwort auf deren Gebete. Ausführlich wurde sie in Publisher 4-15 beschrieben.

CSCs hat Canon dieses Jahr gleich zwei Modelle (EOS M3 und M10) eingeführt, scheint aber nicht mit Herz dabei zu sein. Mehr Mühe gibt sich Canon bei den hochwertigen Kompaktkameras und hat gleich mehrere unterschiedliche Modelle der «PowerShot G X»-Serie mit 1-Zoll-Sensoren lanciert. Konnten in 2014 die zu grosse, schwere PowerShot G1 X Mark II und die sehr kleine G7 X – eine peinliche Kopie der Sony RX100 – nicht voll überzeugen, so macht unter den Neuen die kleine G5 X mit EVF einen sehr guten Eindruck.

Systemkameras der anderen

Bei allen anderen Kameramarken war 2015 jedoch ein ausgesprochen ruhiges Jahr, auch wenn einige mit recht guten, aber eben weniger heraus­ragenden Produkten aufwarten konnten. Fujifilm lancierte die X-T10 als eine abgespeckte, günstige Variante der X-T1. Nikon brachte die DSLRs D5500 und D7200 (beide mit APS-C-Sensor) sowie die simple CSC Nikon 1 J5.

Von Olympus kamen die zwei verbesserten OM-D-Modelle E-M5 Mark IIund E-M10 Mark II, die beide mit sensorbasiertem 5-Achsen-Bildstabili­sator und vielen Funktionen brillieren.

Panasonic brachte die G70 (in manchen Ländern als G7) und die starke GX8 sowie die GH4R als GH4-Variante mit Modifikationen für Videoprofis. Pentax hat derweil mit der erwähnten K-3 II ihr letztes APS-C-Flaggschiff vorgestellt. Samsung brachte die sucherlose NX500 als abgespeckte NX1-Version.

Im Mittelformat war es nach der Neuheitenflut des Vorjahres ruhiger. Richtig aktiv war einzig Phase One, die ihre Rückteile überarbeitet als IQ3-Serie lancierte und die sehr fortschrittliche, von Grund auf neu entwickelte XF-Kamera vorstellte. Die einzige weitere Mittelformatneuheit ist die erwähnte Leica S Typ 007.

Ansichten und Links zu den Produkten sowie eine Marktübersicht zu DSLR und CSC unter: markuszitt.ch/publisher

Ausblick auf 2016

Nach einem relativ Neuheiten-armen Jahr 2015, müssten in 2016 mehr als nur die regelmässigen Modell-Upgrades fällig sein – zumal Ende September wieder eine Photokina stattfindet. Ein erster Kulminationspunkt für Ankündigungen dürfte die CP+-Messe in Yokohama Ende Februar sein, frühste Termine sind die ersten Januarwochen mit der CES-Messe.

Betrachtet man die Veröffentlichungsrhythmen einiger Hersteller, dürften im ersten Quartal professionelle DSLRs von Canon und Nikon fällig sein. Erwartet werden von Nikon eine schnelle professionelle D5, die im November auch vorangekündigt wurde. Denkbar sind zudem eine D820 mit 42 Mpx oder mehr sowie im Laufe des Jahres eine D750-Nachfolgerin. Ob Nikon endlich eine semiprofessionelle DSLR im APS-C-Format bringt, scheint dagegen fraglich. Von Canon werden eine schnelle EOS 1D X Mark II und eine EOS 5D Mark IV mit 4K-Video und hoher Lichtempfindlichkeit neben den sonstigen jährlichen Upgrades der Einsteiger-DSLRs erwartet.

Für 2015 vorgesehen wird Pentax im Februar 2016 ihre erste DSLR mit KB-Vollformatsensor einführen. Sie soll mit innovativem Funktionsumfang für Beachtung sorgen. Sony konzentriert sich auf ihre Alpha-7-Reihe und bringt für diese ein halbes Dutzend Objektive auf den Markt. Denkbar wäre eine Alpha-7-Profikamera zur Photokina, wogegen erneute A7-Upgrades verfrüht wären. Überfällig sind dagegen neue DSLRs und darunter mindestens ein Flaggschiff.

Von Fujifilm wird bereits lange ein neues CSC-Flaggschiff erwartet, das als X-PRO2 anfangs 2016 mit zeitgemässer Auflösung (20–24 Mpx) kommen soll. Olympus und Panasonic werden ihre Palette modernisieren und neue Flaggschiffe bringen. Nötig wäre eine Belebung der Olympus-PEN-Palette. Keiner der drei wird wohl Kameras mit trendigem KB-Sensor lancieren.

Spiegellose werden in 2016 weiter auf dem Vormarsch sein. Somit wäre es für Canon und Nikon an der Zeit, mit Modellen für versierte Fotografen einzusteigen. Bislang sind ihre CSCs eher auf Einfachheit und Style getrimmt.