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Neue Farben � neue Wege

Neben den Standardfarbräumen RGB und CMYK bietet Photoshop auch den Modus Lab an. Viele Anwender lassen diesen Farbraum links liegen. Welche Möglichkeiten für die schnelle und effektive Bildkorrektur Lab bietet, zeigen wir in diesem Workshop.

Sven Fischer Zugegeben, der Farbraum Lab ist alles andere als leicht zugänglich. Dennoch lohnt es, sich damit auseinanderzusetzen. Dieser Modus bietet dem neugierigen Anwender sehr effektive Möglichkeiten der Bildbearbeitung, gerade bei Standardproblemen. In den meisten Fällen ist die Korrektur mithilfe von Lab nicht nur schneller, sondern auch qualitativ besser als herkömmliche Methoden.

Photoshop nutzt den Lab-Farbraum intern für alle Farbberechnungen. Farben werden immer auf RGB- beziehungsweise CMYK-Farbprofile bezogen und diese setzen Farbwerte in Bezug zum Lab-Farbraum. Auch wenn es keine technischen Geräte gibt, die uns Bilder mit Lab-Farbraum liefern können, lässt sich dieser Farbraum dennoch praktisch nutzen. Und das hat einige Vorteile.

Lab im Schnelldurchgang

Lab basiert auf einem mathematischen Farbmodell, das 1931 von der CIE (Commission Internationale de l’Eclairage) entwickelt wurde. Es beschreibt, vereinfacht gesagt, in mathematischer Form das menschliche Farbsehen. Man muss aber kein Mathematiker sein, um damit umgehen zu können.

Das menschliche Auge besitzt unterschiedliche Sehzellen, zum einen für das Farbsehen (Zapfen), zum anderen für das Helligkeitssehen (Stäbchen). Wir nehmen also einerseits Farbinformationen wahr, andererseits Helligkeitsinformationen.

Auch das Lab-Modell unterscheidet zwischen Helligkeit und Farbinformationen. Die Helligkeitsinformationen werden im L-Kanal wiedergegeben. Die anderen beiden Kanäle (a und b) stellen die Farbinformationen dar. Im a-Kanal findet sich die Information, ob Pixel eher rot oder eher grün sind, im b-Kanal, ob sie eher blau oder eher gelb sind.

Das sind natürlich nicht alle Merkmale des Lab-Modells, zudem sind sie sehr vereinfacht dargestellt, aber es sind die für die Bildretusche wichtigsten.

Die Definition der Achsen geht im Übrigen auf die Gegenfarbentheorie des Hirnforschers Ewald Hering zurück. Diese besagt, dass eine wahrgenommene Farbe nicht gleichzeitig Rot und Grün sein kann beziehungsweise nicht gleichzeitig Blau und Gelb oder Schwarz und Weiss.

Wie lassen sich diese theoretischen Grundlagen nun in der Praxis der Bildbearbeitung nutzen?

Helligkeit regeln in Lab

Zunächst muss man das zu bearbeitende RGB-Bild in den Lab-Modus bringen (Menü Bild > Modus > Lab-Farbe). Im Gegensatz zu einer Farbraumkonvertierung von RGB nach CMYK kommt es bei der Wandlung nach Lab nicht zu Farbverlusten, da der Lab-Farbraum sehr viel grösser ist als RGB und diesen Farbraum komplett enthält. Es ändert sich quasi nur das Koordinatensystem.

Bevor diese Modusänderung vorgenommen wird, sollte das Bild in 16 Bit gewandelt werden, dann ist in jedem Fall die höchste Bildqualität gewährleistet. Die zwangsläufigen Rundungsfehler bei der RGB-Lab-Wandlung werden dadurch auf ein praktisch nicht wahrnehmbares Minimum reduziert.

Da im Lab-Modus die Helligkeitswerte eines Bildes (L-Kanal) getrennt sind von den Farbinformationen (a- und b-Kanal), lässt sich im Lab-Bild dementsprechend auch die Helligkeit regeln, ohne dass sich die grundlegenden Farbinformationen verändern. Das ist weder im RGB- noch im CMYK-Modus möglich. Eine Helligkeitskorrektur in RGB oder CMYK hat automatisch Auswirkungen auf die Farbigkeit eines Bildes. Es ist so kaum möglich, ein Bild beispielsweise heller zu machen, ohne dass Farben verblassen, also Farbsättigung verloren geht.

In Lab hingegen kann man gut die Gradationskurve einsetzen, um nur die Helligkeit eines Bildes anzupassen. Idealerweise machen Sie das mithilfe einer Einstellungsebene «Gradationskurve», dann ist die Korrektur sowieso verlustfrei und kann jederzeit verändert werden.

Anders als im RGB- oder CMYK-Modus bezieht sich in Lab die Gradationskorrektur immer nur auf einen Kanal. In den Dialogeinstellungen wählen Sie nun den Helligkeitskanal aus und passen durch Verschieben der Kurve die Helligkeit wie gewünscht an. Es gibt dabei keine Verluste in der Farbsättigung und die Kontraststrukturen bleiben erhalten.

Farbkorrekturen in Lab

Umgekehrt können Sie in Lab natürlich auch Farbkorrekturen vornehmen, ohne dass sich dabei die Helligkeit eines Bildes verändert.

Viele Anwender arbeiten bei Farbkorrekturen immer noch überwiegend mit der Gradationskurve. Dieser Dialog ist jedoch nur bedingt geeignet, da sich eben Farb- und Helligkeitskorrekturen in der Gradation nicht trennen lassen. Wird ein Bild heller gemacht, verblassen zwangsläufig die Farben, werden Farben verschoben, wird das Bild automatisch auch heller beziehungsweise dunkler.

Im Lab-Modus existiert diese Problematik nicht. Wenn Sie beispielsweise die Sättigung von Farben erhöhen wollen, können Sie das im Lab-Modus problemlos sowohl mit dem Korrekturbefehl Farbton/Sättigung als auch mittels einer Gradationskurve machen.

Probieren Sie einmal folgende Methode aus: Legen Sie eine Einstellungsebene Gradationskurve an und ziehen Sie im a- und im b-Kanal die äusseren Regler etwa 30% nach innen. Dadurch werden alle Farben gesättigter dargestellt.

Ein Vergleich zur RGB-basierten Methode in Farbton/Sättigung zeigt, dass bei dieser Vorgehensweise das Farbrauschen in empfindlichen Bildbereichen deutlich weniger ausgeprägt ist.

Natürlich lässt sich eine solche Korrektur auch nur in einem der beiden Farbkanäle vornehmen, um beispielsweise Komplementärfarben zu intensivieren.

Rauschentfernung in Lab

Auch beim Bildrauschen lässt sich der Lab-Modus nutzen. Es gibt einerseits das Farbrauschen, welches sich durch Störpixel (grün-magenta oder blau-gelb) bemerkbar macht, andererseits das Helligkeitsrauschen, welches sich durch eine Häufung von Hell-dunkel-Pixeln in Flächen zeigt. Um diese zu entfernen, werden meist Weichzeichner eingesetzt. Allerdings verwischen diese die Konturen. Das Bild verliert an Detailgenauigkeit und wird teilweise matschig.

Setzt man einen Rauschfilter oder Weichzeichner hingegen nur für den a- oder den b-Kanal ein, leidet die Bildqualität deutlich weniger.

Meist tritt das Rauschen in blauen Farbtönen am deutlichsten zutage. In diesem Fall setzt man den Weichzeichner gezielt im b-Kanal ein (hier befinden sich die Blau-gelb-Informationen). Ideal ist dafür ein Gaussscher Weichzeichner. Die benötigten Werte können natürlich je nach Bildauflösung deutlich variieren.

Schärfen in Lab

Auch wenn es um das Schärfen von Bildern geht, bietet der Lab-Modus Vorteile. Oft wirken Bilder nach einer Unscharfmaskierung zu bunt. Bei Bildern mit bereits gut gesättigten Farben kann es durch das Schärfen sogar zu Farbabrissen kommen, feine Bilddetails gehen dann verloren. Ein weiterer unschöner Nebeneffekt der Unscharfmaskierung sind die Halo-Effekte, ausgeprägte Hell-dunkel-Kanten.

Diese Probleme lassen sich umgehen, wenn der Scharfzeichner nur im L-Kanal des Lab-Modus angewandt wird. In diesem Fall hat der Filter nur Auswirkungen auf die Hell-dunkel-Kontraste, aber nicht auf die Farben. Dadurch bleibt die natürliche Wirkung der Farben erhalten und auch die störenden Farbkanten können Sie auf diese Weise vermeiden.

Und zum Schluss …

Bevor Sie nun das fertig korrigierte Bild weiterverwenden, denken Sie bitte daran, den Bildmodus nach RGB zurückzusetzen und auch die Farbtiefe auf 8 Bit zurückzustellen.

Zum einen gibt es immer noch einige Menübefehle und eine grosse Zahl an Filtern in Photoshop, die in Lab beziehungsweise in 16 Bit nicht zur Verfügung stehen. Zum anderen werden für Layoutarbeiten nur Bilder in RGB und 8 Bit benötigt. Die hohe Farbtiefe wird im Layout, egal ob für Print oder Web, nicht genutzt und hat nur unnötige Datenmengen zur Folge. Diese Schritte lassen sich hervorragend automatisieren, indem Sie sich dafür eine Aktion anlegen.

Wenn Sie beispielsweise mit Einstellungsebenen gearbeitet haben, erscheint in Photoshop bei der Rückwandlung zu RGB mit 8 Bit eine Anfrage, ob Sie die Ebenen reduzieren wollen. Klicken Sie dabei auf nicht reduzieren, dann bleiben die Einstellungsebenen weiterhin verfügbar.

Im Gegensatz zur Konvertierung zwischen RGB und CMYK gehen keine Informationen verloren, wenn Sie zwischen dem RGB- und dem Lab-Modus wechseln.

Fazit

Auch wenn der Umgang mit Lab am Anfang vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, probieren Sie die Korrekturarbeit trotzdem einmal im Lab-Modus aus. Ich wette, Sie werden ihn für das Erledigen von Standardaufgaben schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen wollen.

Der Autor

Sven Fischer ist seit mehr als 25 Jahren als Prepress-Trainer und -Berater unterwegs. Er ist Adobe Certified Instructor und führt neben firmenspezifischen Trainings auch Schulungen für den Verband Druck und Medien durch.

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