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Neue M�blierung f�r den Lichtraum

Die neuen Funktionen in Photoshop Lightroom 2.0 von Adobe sind nicht sensationell, aber nützlich genug, dass sie die tägliche Arbeit der Digitalfotografen erleichtern.

MATTHIAS SCHÜSSLER Mit Photoshop Lightroom 1.0 ist Adobe vor fast zwei Jahren ein guter Start geglückt. Trotz der Bugs, die manche User bemängelten, vermochte die Idee einer Software mit allen Werkzeugen zur Postproduktion von Digitalfotos zu überzeugen. Für viele Digitalfotografen ist Lightroom längst tägliches Brot. Ausser für die, die sich kurz zuvor für Apple Aperture entschieden haben.

Mit Photoshop Lightroom 2.0 legt Adobe das Programm in der zweiten Version neu auf. Die Liste der Neuerungen ist relativ kurz, was aber nicht fehlinterpretiert werden sollte. Für die professionellen Anwender zählt nicht die Masse der Features, sondern der Praxisnutzen der neuen Funktionen.

Staub wegpinseln

Und der ist bei den neuen Pinselwerkzeugen unbestritten. Die Bereichsreparatur entfernt unerwünschte Stellen aus dem Bild, beispielsweise Sensorstaub, Pickel, Flecken, Kleckse oder andere kleinflächige Störungen. Der Pinsel arbeitet ähnlich wie der Kopierstempel in Photoshop, mit zwei wesentlichen Unterschieden: Zum einen wählt Lightroom die Quelle automatisch. Man kann einfach drauflosstempeln und unkomplizierte Fehler wie punktförmige Abdunklungen vor dem blauen Himmel sehr schnell korrigieren. Wenn die automatische Korrektur nicht überzeugt, kann man per Maus sowohl Quell- als auch Zielbereich verschieben oder den Durchmesser des Bereichs anpassen. Bei aktivem Bereichsrepa­raturwerkzeug werden Quell- und Zielbereich durch einen kleinen Ring angezeigt. Beide sind durch eine Linie verbunden, die, wenn man Quelle und Ziel etwas weiter auseinander platziert oder ins Bild zoomt, zu einem Pfeil wird. Man sieht auf einen Blick, welcher Bereich wohin kopiert wird.

Der andere wesentliche Unterschied zum Kopierstempel von Photoshop ist die «Nondestruktivität». Bei Lightroom bleibt das Originalbild unangetastet. Änderungen werden in den Metadaten registriert. Das gilt auch für weggestempelte Bereiche. Sie können jederzeit verändert oder durch Druck auf die Löschen-Taste entfernt werden.

Ein zweites Pinselwerkzeug ist der Korrekturpinsel. Er passt Belichtung, Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Klarheit, Schärfe und Farbe lokal an, wobei jeder Parameter einzeln gesteuert werden kann. Es gibt ferner die Ein­stellung , die sich auch zweckentfremden lässt, um damit z.B. feine Strukturen glattzubügeln.

Der eignet sich zur Be-arbeitung grösserer Teile des Bildes, wobei es keine harten Kanten zwischen dem Wirkungsgebiet des Filters und den unbehandelten Bereichen gibt: Die Auswirkungen werden in der Verlaufszone graduell schwächer. Selbstverständlich kann man Ausgangspunkt, Lage und Breite des Verlaufs festlegen. Der Verlaufsfilter beeinflusst Belichtung, Sättigung, Helligkeit, Kontrast, Klarheit, Schärfe und Farbe, wobei freie Kombinationen möglich sind.

Mehr Pepp für den Himmel

Die Verlaufsfilter kann man einsetzen, um überstrahlende Himmel abzudunkeln – so wie man das bereits beim Fotografieren mit einem Grauverlaufsfilter tun kann, etwa dem Gradual Grey von Cokin. Das digitale Pendant in Lightroom bringt dann auch meist nur bei RAW-Bildern etwas. Hat man den überstrahlenden Himmel in JPG fotografiert, kann er zwar die Kontraste mildern, dem Himmel aber keine Zeichnung und Struktur mehr zurückbringen. Den Grauverlaufsfilter ersetzt dieses Feature nicht, farbige, zu Effekt­zwecken eingesetzte Verlaufsfilter kann man sich aber tendenziell sparen.

An gleicher Stelle im Modul Entwickeln ist nun offenbar die unvermeidliche Rote-Augen-Korrektur zu finden, ebenso das Werkzeug zum Beschneiden. Adobe hat einige Umstellungen an der Oberfläche vorgenommen. Umsteigervon Version 1 müssen bei einzelnen Werkzeugen erst suchen. Insgesamt ist die Anwendung aber übersichtlicher geworden. Bearbeitungswerkzeuge sind nun konsequent am rechten Rand des Programmfensters zu finden.

Fenster mal zwei

Neu ist die Unterstützung für mehrere Monitore. Lightroom hat nun die so genannte Sekundäranzeige, die man auf den zweiten Monitor verschieben und frei konfigurieren kann. Man kann dort eine Übersicht, ein Raster, eine Vergleichseinstellung oder die Lupenansicht wählen. Praktisch ist beispielsweise, im Sekundärfenster die Übersicht zu haben, wenn man in der Hauptansicht die Bilder entwickelt. So spart man sich das Wechseln zwischen Bibliotheks- und Entwicklungsmodus.

Verbessert wurde auch das Scharfzeichnen. Die Einstellungen in Lightroom 1 waren rudimentär, jetzt kann man besser unscharf maskieren und bei Bedarf richtig rabiat nachschärfen.

Weitere Neuerungen sind die Unterstützung für 64-Bit-Betriebssysteme und die so genannten Druckpakete, bei denen man Bilder in verschiedenen Layouts anordnen und ausgeben kann. Die Laufwerksverwaltung hilft, grosse Datenbestände in den Griff zu bekommen. Sie vereinfacht den Umgang mit externen Laufwerken. Lightroom behält auch dann Überblick, wenn man Bilddaten von einer Festplatte auf eine andere verschiebt.

Das Verschlagworten von Bildern unterstützt Lightroom mit den neuen . Lightroom sucht nach Stichworten, die man in einem ähnlichen Kontext schon verwendet hat, und zeigt Stichworte an, die man bei Bildern mit einer ähnlichen Aufnahmezeit verwendet hat. Das nimmt einem die meist eher lästige Arbeit des Verschlagwortens nicht ab, aber immerhin ist man schneller fertig.

Wer mit den Modulen Diashow, Drucken und Web gearbeitet hat, wird sich über die Ausgabekreationen freuen: Sie speichern die Einstellungen, sodass man sie bei Bedarf reaktivieren kann.

Eine gelungene Neuerung sind die : Das sind virtuelle Ordner, denen Suchkriterien hinterlegt sind – so findet man Bilder der letzten Woche ohne Stichworte oder unkorrigierte Fotos mit fünf Sternen. Bei Apple nennt sich das intelligentes Album.

Fazit: Bislang waren Änderungen immer nur global fürs ganze Bild möglich. Für kleine Eingriffe musste man zu Photoshop wechseln und damit die nichtdestruktive Bildbearbeitung verlassen. Mit den neuen Pinselwerkzeugen ist das nicht mehr nötig. Allein dieser Umstand macht das Update für professionelle Anwender zu einer lohnenden Investition.