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Optische Optimierung

Mit wenig Aufwand möglichst viel aus digitalen Fotos herausholen, ist etwas, das alle Bildbearbeitungsprogramme versprechen. Der RAW-Konverter DxO Optics Pro nutzt ermittelte Messdaten diverser Foto-Hardware, um Digitalfotos weitgehend automatisch zu verbessern.

MARKUS ZITT Immer wenn es gilt, das Maximum aus digitalen Fotoaufnahmen herauszuholen oder einen möglichst grossen Bearbeitungsspielraum zu nutzen, setzen Digitalfotografen auf das RAW-Format. Anders als beim gebrauchsfertigen und platzsparenden, jedoch verlustbehafteten JPEG-Format werden die Aufnahmen roh, das heisst, wie sie der Fotosensor einfängt, in eine RAW-Datei gepackt. Eine kamerainterne Bildaufbereitung – wie für Fotos im JPEG-Format – entfällt dabei. Stattdessen «entwickelt» der Fotograf seine RAW-Fotos nachträglich am PC und nutzt dazu vorzugsweise eine spezialisierte RAW-Software wie Adobe Lightroom, Nikon Capture NX oder eben DxO Optics Pro.

Im Gegensatz zu früher sind seit einigen Jahren zwar viele – auch kostenlose – Bildprogramme und sogar Betriebssystemtools in der Lage, Fotos im RAW-Format darzustellen und in ein nutzbares Format wie JPEG oder TIFF zu konvertieren. Hoch spezialisierte Programme wie DxO Optics Pro können aber weitaus mehr, als die RAW-Fotos einfach nur linear umwandeln. Sie ermöglichen dem Fotografen, den maximalen Bearbeitungsspielraum seiner Aufnahmen auszuschöpfen und mit gezielten Einstellungen ein optimales Bild aus den Fotorohdaten heraus- zuarbeiten. Wegen der umfangreichen Möglichkeiten wird die klassische Bezeichnung als «RAW-Konverter» solchen leistungsstarken Programmen nicht gerecht. Da passt «RAW-Entwickler» als Analogie zur herkömmlichen fotochemischen Arbeitsweise deutlich besser.

DxO Optics Pro

Die Software der französischen Firma DxO Labs ist mit ihren vielen Optimierungsfunktionen ein solcher «RAW-Entwickler».

DxO Optics Pro – nachfolgend DOP genannt – gibt es für Windows und Mac OS X. Es sorgt für mehr Schattenzeichnung und ermöglicht die Korrektur von Spitzlichtern, reduziert das Rauschen, macht Farben intensiver, ohne dabei auch die Hauttöne zu stark zu verändern und korrigiert Farbstiche, selbst wenn keine farbneutralen Bildbereiche vorhanden sind. Auch stürzende Linien und ein schiefer Horizont lassen sich richten.

Die Spezialität von DOP ist jedoch, dass es die spezifischen Eigenarten der verwendeten Fotoausrüstung und die bei der Aufnahme relevanten Einstellungen zur gezielten Bildverbesserung berücksichtigt. Wenn DOP das verwendete Objektiv kennt, dann werden dessen spezifische Abbildungsfehler (Farbsäume, Verzeichnung usw.) und -eigenarten (Geometrie) beim Entwickeln des RAW-Bildes korrigiert – und zwar automatisch.

DOP korrigiert (automatisch) die optische Verzeichnung (tonnen- oder kissenförmige verzogene Abbildung des Motivs), die Vignettierung (Rand- bzw. Eckenabschattung), allfällige Farbsäume und die Randunschärfe des Objektivs.

Für diese automatischen Korrekturen werden in den DxO-Labors etliche Kamera-Objektiv-Kombinationen messtechnisch erfasst, analysiert und ausgewertet. Auf dieser Basis werden dann für jede Kamera-Objektiv-Kombination ein DxO-Korrekturmodul erstellt. Treffender wäre eigentlich die Bezeichnung «Optimierungsmodul». Diese Module nutzt DOP dann zur Bildoptimierung, wobei es die verwendete Hardware anhand der in den Fotodateien eingebetteten Exif-Daten erkennt. Diese Metadaten werden gemäss dem «Exchangeable Image File Format»-Standard zusammen mit den Bilddaten in jeder Fotodatei gespeichert. Sie enthalten Angaben über die verwendete Kamera und das Objektiv sowie die aktuellen Einstellungen.

Schwerpunkt: Die DxO Labs konzentrieren sich mit DOP vor allem auf Spiegelreflexkameras (DSLRs) und auf die dazu passenden – von ambitionierten und professionellen Fotografen bevorzugten – Wechselobjektive. Neben vielen Originalobjektiven der Kamerahersteller werden auch einige beliebte Fremdobjektive ausgewertet.

Anfänglich wurden überwiegend Module für Kameras der Marken Canon und Nikon erstellt und andere Kameramarken etwas vernachlässigt. Heute ist das Angebot an Korrekturmodulen wesentlich breiter und auch spiegellose Systeme werden nun berücksichtigt.

Auch einige wenige Kompakt- und Bridge-Kameras wurden und werden messtechnisch erfasst. Zu den aktuelleren Kompaktkameras gehören beispielsweise die Topmodelle Panasonic Lumix LX3 (2008) sowie die Canon PowerShot G12 (2010) samt deren Vorgängerinnen G11, G10 und G9.

DxO-Module

Da überwiegend Spiegelreflexmodelle und Wechselobjektive getestet werden, führt die stetig wachsende Zahl an neuen Kameramodellen und neuen Objektiven zu unzähligen Kombinationen und einer entsprechenden Vielzahl an möglichen Modulen.

Zu den ersten DOP-Versionen gab es dagegen einst nur wenige Module, die zudem einzeln erworben werden mussten. Mit diesem Preismodell und dem mageren Angebot war DOP damals nicht sonderlich attraktiv. Heute sind dagegen sehr viele Module und alle kostenlos verfügbar, wobei für Benutzer ja nur gerade die zu seinen Kameras passenden Module brauchbar sind.

Gab es 2005 insgesamt etwa 150 Korrekturmodule, von denen ein Fotograf vielleicht zwei oder drei für seine bestehende Ausrüstung hat nutzen können, so waren 2008 einige Hundert und Mitte 2010 bereits 2500 Korrekturmodule verfügbar. Für die Zukunft versprechen die DxO Labs 600 neue Module pro Quartal zu erstellen und so per Ende 2011 rund 5000 anbieten zu können.

Trotz dieser beschleunigten Modulherstellung dauert es stets einige Monate, bis Module für neue Produkte verfügbar sind. So werden zum Beispiel für die zwei spiegellosen Sony NEX-Systemkameras und ihre drei Wechselobjektive, die im Mai 2010 lanciert wurden, erst im Januar 2011 Module erhältlich sein.

Auf der DxO-Webseite sind nicht nur die bereits vorhandenen, sondern auch geplante Module samt Erscheinungsdaten aufgeführt. Die bis vor kurzem als PDF-Liste existierende Modulübersicht ist jüngst einer interaktiven Datenbank gewichen. Übrigens können DOP-Benutzer auch neue Module vorschlagen.

Alle Module stehen online zur Verfügung. Die voraussichtlich benötigten werden vorzugsweise gleich nach der Installation geladen. Sie lassen sich aber auch später nachladen, sofern eine Internetverbindung besteht. Stösst DOP auf Bilder mit einer «neuen» Kamera-Objektiv-Kombination, für die keine Module installiert sind, so kann es online die Verfügbarkeit passender Module prüfen und den Download und die Installation vorschlagen. Die Module sind je nach Objektiv zwischen einigen 100 Kilobytes (Objektive mit Festbrennweite) und wenigen Megabytes (Zooms) gross.

Version 6.5

DOP ist im Frühling 2004 auf den Markt eingeführt worden und wurde seither kontinuierlich weiterentwickelt. Ende 2009 erschien Version 6, und nach kleineren Updates folgte im November mit Version 6.5 ein bedeutenderes Update.

Neben der Unterstützung für neuere Kameras bietet DOP 6.5 einen verbesserten RAW-Konverter und arbeitet nun mit Lightroom 3 zusammen. Vor allem die Rauschreduzierung soll erheblich verbessert worden sein, und zwar sowohl für Fotos mit geringen ISO-Werten als auch für solche mit hohen oder gar extrem hohen ISO-Werten (z.B. 102400 ISO).

Neu soll zudem eine «Single-Shot HDR»-Funktion integriert worden sein. Per HDR (High Dynamic Range) kann ja die begrenzte Dynamik von Fotosensoren umschifft werden und bei Motiven mit hohem Kontrast das Zulaufen von Schatten- und das Ausfressen von Lichtern umgangen werden. Normalerweise werden für ein HDR-Bild mehrere Belichtungsvarianten (Multi-Shot) geschossen und diese zu einem HDR-Bild mit erweitertem Dynamikumfang verschmolzen, um daraus anschliessend per Tonemapping ein «normales» LDR-Bild mit Zeichnung in den Schatten und Lichtern zu gewinnen. Mit Single-Shot HDR soll DOP nun vergleichbare Ergebnisse wie beim üblichen «Multi-Shot HDR»-Verfahren erbringen. Die umständlichen Multi-Shots könnten sich so in vielen Fällen erübrigen. Möglich würden HDR-Bilder sowohl von bewegten Motiven als auch im Nachhinein von vorhandenen RAW-Aufnahmen, bei denen keine Belichtungsvarianten vorhanden sind. Die Idee, aus einem einzelnen RAW-Bild Belichtungsvarianten herzustellen, ist jedoch nicht neu, sondern wird bereits von einigen HDR-Programmen als «Pseudo HDR» angeboten. DxO hat übrigens kürzlich noch eine kostenpflichtige «Multi-Shot HDR»-Erweiterung für DOP angekündigt.

Arbeiten mit DxO Optics Pro

Als RAW-Konverter bzw. -Entwickler ist DxO Optics Pro kein universelles Bildbearbeitungsprogramm. Es gibt deshalb keine Funktionen für punktuelle Retuschen (Stempel, Kloner), zum Freistellen und Maskieren oder für Montagen.

Der Zweck von DOP ist einzig und allein das Optimieren von digitalen Fotos. Deshalb können lediglich entsprechende Dateiformate verarbeitet werden, das heisst JPEGs und zahlreiche proprietäre RAW-Formate. Auch TIFF-Bilder (nur RGBs) können bearbeitet werden, obwohl sie offiziell nicht als Input-Format gelten. Das Handbuch spricht bei TIFFs und JPEGs übrigens von RGB-Bildern. Bestes Ausgangsmaterial für DOP sind «unbearbeitete» Aufnahmen direkt aus der Kamera.

Im Vergleich zu jüngeren RAW-Programmen wie Aperture und Lightroom, die sich als universelle Fotomanager zusätzlich zur Entwicklung und Fotooptimierung noch Bildverwaltung- und Präsentationsfunktionen anbieten, ist DxO Optics Pro weiterhin auf die klassische Domäne des RAW-Konverters beschränkt.

Workflow: DOP sollte stets als erster Schritt in einem Fotobearbeitungsablauf eingesetzt werden. Digitalfotos werden also zuerst in DOP entwickelt und danach – sofern noch nötig – mit einem Bilderbearbeitungsprogramm weiter bearbeitet.

Mit Adobe Lightroom (LR2 und LR3) sind dagegen aber auch andere Arbeitsabläufe denkbar. DOP kann nicht nur vor, sondern auch nach Lightroom oder parallel zu Lightroom eingesetzt. Dafür kann DOP auf Lightroom-Kataloge zugreifen und seinerseits aus Lightroom in einem speziellen Plug-in-Modus von LR aus aufgerufen werden, wenn die speziellen Fähigkeiten von DOP gefragt sind.

Non-destruktive Bearbeitung: Wiees sich für ein RAW-Programm gehört, bleiben die originalen RAW-Daten unangetastet. Das ist auch wichtig, denn aufgrund der proprietären Dateistruktur könnten Änderungen an RAW-Dateien diese für andere Anwendungen unbrauchbar machen.

Während die originalen Bilddateien unverändert bleiben, werden durch das «Entwickeln» lediglich optimierte Kopien in anderen Dateiformaten erzeugt. Die in DOP gemachten Einstellungen werden nicht in den RAW-Dateien gespeichert, sondern in externe gleichnamige mit .dxo gekennzeichnete XMP-sidecar-Dateien gepackt. Manch einer wird dies vom Adobe RAW-Konverter (ACR) her kennen. Die DxO-XMP- und die RAW-Dateien sollten für die spätere Bearbeitung zusammen aufbewahrt werden.

Stapelverarbeitung: DOP ist eigentlich nicht dazu gedacht, dass Anwender erst ein Bild in DOP öffnen, es bearbeiten, entwickeln und dann erst mit dem nächsten Bild fortfahren. Diese Arbeitsweise ist zwar möglich, doch eigentlich ist DxO Optics Pro auf Stapelverarbeitung ausgelegt. Als typische Vorgehensweise wird man ähnliche Bilder eines Shootings zusammen auswählen, dann allenfalls bei einzelnen die Entwicklungseinstellungen noch manuell anpassen und abschliessend alle gemeinsam entwickeln. Bilder, die als Endprodukt nicht gefallen, werden danach mit veränderten Einstellungen erneut entwickelt.

Benutzeroberfläche

Schon seit der Vorgängerversion DOP 5 von 2008 kommt die Software im variierbaren grauschwarzen Profilook daher und erinnert damit sowie durch ihre vier Registerkarten an Lightroom. Die vier Register unterhalb des Menüs stehen für die Arbeitsschritte von DOP: 1. Auswählen, 2. Bearbeiten, 3. Entwickeln und 4. Betrachten. Unterhalb der Register und ihrer zugehörigen Tastenleiste gibt es einen Bereich, der sich abhängig vom Arbeitsschritt ändert und jeweils aus drei bis vier Teilbereichen besteht.

Den grössten Raum nimmt der Bildbereich in der Mitte ein. Links – und im «Bearbeiten»-Schritt auch rechts davon – stehen die jeweils passenden Funktionen bereit. Zuunterst befindet sich der Projektcontainer, der über die gesamte Breite reicht und die zu bearbeitenden Bilder in Miniatur- oder Listendarstellung enthält. Die anteilsmässige Grösse jedes Teilbereiches lässt sich innerhalb des Programmfensters variieren. Der Projektcontainer und Paletten im Schritt «Bearbeiten» können entkoppelt auf den erweiterten Desktop eines Zweitmonitors gezogen werden. Dies funktioniert mit dem Bildbereich nur, wenn man das komplette Programmfenster auf den zweiten Monitor verschiebt.

1. Auswählen

Die Arbeit beginnt mit dem Erstellen eines neuen Projektes, welchem mehrere Fotos zugeordnet werden. Die Fotos können aus verschiedenen Quellen stammen. Sie lassen sich aus diversen Ordnern, aus früheren DOP-Projekten und aus Lightroom-Katalogen einem Projekt hinzufügen. Erst mit Version 6.5 können neben LR2- auch LR3-Kataloge genutzt werden. Versuche mit DOP 6.2 auf einen LR3-Katalog zuzugreifen, führten stets zu einem Programmcrash.

Durch Anklicken einer Bilderquelle werden deren Fotos im zentralen Bildbereich als Miniaturen oder als Liste angezeigt. Übrigens zeigt DOP nur Bilder im Verzeichnis, die es auch verarbeiten kann.

Was dem Programm im «Auswählen»-Schritt fehlt, sind grössere Bildansichten und eine Lupe. Dies wäre für Fotos aus einem Shooting mit vielen geringfügig variierten Aufnahmen hilfreich, um feine Details wie beispielsweise die Augen beziehungsweise den Blick einer porträtierten Person oder geringe Unterschiede in der Schärfentiefe zu erkennen. Eine solche Lupe mit bis 1600-Prozent-Darstellung steht erst in «Bearbeiten» und «Betrachten» zur Verfügung. Ohne die Lupe oder grosse Darstellung müssen Fotos vorab in einem separaten Bild-Betrachter verglichen und vorausgewählt werden.

Projektcontainer: Die zu entwickelnden Fotos werden aus dem Bildbereich in das Projektfenster gezogen, das als Projektcontainer dient. Dort sind sie über alle Bearbeitungsschritte zu sehen. Bevor die Bilder dem Projekt zugefügt werden, sollte das gewünschte Entwicklungs-Preset ausgewählt sein. Davon bringt DOP bereits einige mit, und der Benutzer kann jederzeit auch eigene Presets erstellen und der Auswahlliste hinzufügen.

Durch das Hinzufügen von Bildern zu einem Projekt werden diese Dateien weder verschoben noch zusätzliche Kopien erstellt. DOP arbeitet ausschliesslich mit Verweisen. Das spart Platz, kann aber Probleme verursachen, wenn die Originaldateien zwischenzeitlich verschoben oder umbenannt wurden oder sie sich auf einer externen, nur temporär angeschlossenen Festplatte befinden. Beim Mausover über eine Miniatur wird immerhin der «alte» Dateipfad eingeblendet, und der Benutzer kann den Bildpfad manuell korrigieren und somit die Verbindung wieder herstellen. Trotzdem erscheint es sinnvoll, wenn DOP bei der Projektzusammenstellung auf Wunsch auch Duplikate der Originale lokal sammeln könnte.

Im Fenster des Projektcontainers werden die Bilder als Miniaturen mit Rahmen dargestellt. Diese Rahmen enthalten Info- und Tastensymbole (Bild rechts/links drehen, Bild aus Projekt entfernen usw.). Besonders wichtig ist die Info, ob zum Bild ein DxO-Modul installiert ist oder nicht. Ein grünes Symbol steht für ein Ja, ein rotes für eine fehlendes Modul. Wenn nötig und sofern eine Internetverbindung besteht, können fehlende Module gleich nachgeladen werden.

2. Bearbeiten

Übersicht: Im «Bearbeiten»-Schritt werden die meisten Einstellmöglichkeiten geboten. Diese sind links und zusätzlich rechts in Paletten mit Namen wie Farbe oder Geometrie untergebracht. Diese Paletten können frei schwebend platziert oder eben links beziehungsweise rechts eingerastet werden. Die einzelnen Einstellfunktionen in den Paletten lassen sich ein-/ausklappen oder auch ein-/ausblenden. Ausserdem können eigene Paletten zusammengestellt werden. Welche Paletten und Funktionen zu sehen sind, lässt sich als Arbeitsbereiche festlegen. Ab Werk sind die drei Arbeitsbereiche «kurz gefasst», «erste Schritte» und «für Fortgeschrittene» vorhanden.

Im zentralen Bildbereich von «Bearbeiten» wird jenes Foto gross angezeigt, das im Projektcontainer angeklickt ist. Wahlweise wird das Bild vor oder nach der Korrektur oder beide Darstellungen neben- bzw. untereinander gezeigt.

Einstellungen: Das Bearbeiten von Fotos in DOP unterscheidet sich von der klassischen Bildbearbeitung, denn hier werden Entwicklungseinstellungen dem Bild zugeordnet, die dann beim eigentlichen Entwicklungsprozess angewandt werden. Der Benutzer kann dabei aus einer Vielzahl von Funktionen, wie sie eingangs bereits erwähnt wurden, wählen und sieht ihre Wirkung an einer Vorschau und im Vergleich zum Original. Möchte der Benutzer von einem Bild innerhalb eines Projektes unterschiedliche Bearbeitungsvariationen erstellen, erzeugt er im Projektcontainer eine virtuelle Kopie oder auch mehrere. Dann kann er im gleichen Projekt verschiedene Einstellungen auf ein Bild anwenden.

DOP gibt bei vielen Funktionen automatisch gewisse Einstellungen anhand der DxO-Module vor. Diese können deaktiviert oder geändert werden.

Ja nach aktiviertem Preset, das man schon beim Auswählen oder erst im «Bearbeiten»-Schritt zuordnen kann, sind bestimmte Bearbeitungsfunktionen aktiv und gewisse Einstellungen automatisch festgelegt.

Abhängig vom Ausgangsmaterial bzw. Originalbild können nicht alle Funktionen genutzt werden. Bei JPEG-Fotos steht logischerweise der RAW-Weissabgleich nicht zur Verfügung. Gibt es für ein RAW-Bild keine Korrekturmodule, dann sind gewisse Einstellungen nur manuell möglich. Geometrische Korrekturen werden dann beispielsweise nicht automatisch vorgenommen.

Bildeffekte und Effektfilter – wie in den klassischen Bearbeitungsprogrammen – gibt es in DOP keine, und es lassen sich auch keine entsprechenden Plug-ins installieren. Es gibt aber mit dem DxO FilmPack eine optionale Software, die Farbe und Kontrast und allenfalls auch das Korn bestimmter Filme simuliert. Wurde das FilmPack installiert, so stehen in den Paletten «Farbe» und «Details» zusätzlich Einstellungen für den Filmlook und das Filmkorn zur Verfügung. In der Grundausstattung von DOP sind übrigens ein paar Film-Einstellungen sowie Bildstile zur Simulation zahlreicher digitaler Spiegelreflexkameras vorhanden.

Wer häufig nur bestimmte Funktionen von DOP nutzen will, kann persönliche oder projektspezifische Funktionspaletten zusammenstellen. Das geht einfach per Drag&Drop. Die Summe von Einstellungen (automatische und manuelle) lassen sich als Preset speichern und so später auf andere Projekte und Bilder übertragen und anwenden.

3. Entwickeln

In diesem dritten Arbeitsschritt werden von den Originalbildern optimierte Kopien anhand der zuvor festgelegten Einstellungen erzeugt. Dazu werden die zu entwickelnden Bilder vom Projektcontainer in das Hauptfenster gezogen.

Im Einstellungsbereich links neben dem Hauptfenster kann der Benutzer festlegen, wie und wohin ihm DOP die entwickelten «Kopien» liefern soll. Eigentlich handelt es sich hierbei um einen mehrfachen «Sichern Unter»-Dialog. Der Benutzer bestimmt das Dateiformat (JPEG, DNG oder TIFF), die Auflösung, einen Speicherort und eine allfällige Erweiterung des Dateinamens. Dies ist besonders praktisch, lassen sich so doch gleich mehrere Kopien eines Bildes an verschiedenen Orten (bspw. Synchro-Ordner von Lightroom) und für verschiedene Anwendungszwecke in einem Rutsch erstellen. Übrigens auch diese Einstellungen gehören zum Projekt. Wer also eigene Ausgabeeinstellungen erzeugt, findet diese ärgerlicherweise beim nächsten Projekt nicht mehr vor. Das Hochladen auf eine Website oder ein Fotoportal ist hier leider nicht integriert. So etwas findet sich in minimalistischer Form unter dem Register «Betrachten».

Wird der eigentliche Entwicklungsprozess schliesslich gestartet, hat der Benutzer Zeit für eine kürzere oder längere Pause – je nach Menge der zu entwickelnden Bilder. DOP gibt die ungefähre Dauer des Entwicklungsprozesses an. In der Miniaturansicht zeigen Symbole über den Miniaturen den Bearbeitungsstatus. Ein Zahnrad verrät, welche Bilder gerade entwickelt werden, und eine Uhr vermittelt, welche Fotos noch auf die Entwicklung warten.

4. Betrachten

Als letzten Arbeitsschritt können die entwickelten Fotos begutachtet und mit den Originalen verglichen werden. Hier bietet DOP einen Ausschnitt von bis zu 1600 Prozent und zeigt den gleichen Ausschnitt simultan beim Original und beim entwickelten Bild.

Viel bietet DOP hier allerdings nicht, und das Fenster wirkt beinahe schon überflüssig. An dieser Stelle wären Archivierungs-, CD-Brenn-, Mail-, Web-Upload- und variantenreiche Druckfunktionen nicht unnütz. Auch ein einfacher Diaschau- oder Präsentationsmodus wäre nicht zu verachten.

Immerhin bietet DOP Export nach Lightroom und nach Flickr – mehr leider nicht. Irritierenderweise befinden sich die Export-Tasten nicht im «Betrachten»-Fenster, sondern tauchen bei diesem Arbeitsschritt in der Tastenleiste des Projektcontainers auf.

Im Einsatz

Wer DOP erstmals benutzt, steht vor einer Fülle von Möglichkeiten und muss sich erst mit den einzelnen Funktionen und der Benutzung vertraut machen. Die Benutzerführung bemüht sich zwar durch die vier Arbeitsschritt-Register um Klarheit, dennoch bietet sie einige kleine Stolpersteine und vermag nicht 100-prozentig zu überzeugen. Etwas anstrengend sind die oft kleinen Bedienelemente und deren kleine Beschriftung auf einem hoch auflösenden Monitor. Übrigens wirkt die weitgehend gleiche Benutzeroberfläche unter MacOSX etwas übersichtlicher.

Hilfreich wäre, wenn sich die Originaldateien aus dem Projekt heraus verschieben und/oder kopieren liessen. Überhaupt fehlen Möglichkeiten, um Bilder zu ordnen, zu bewerten, zu markieren oder stapelweise umzubenennen. Da ist man auf ein zusätzliches Programm angewiesen, was allfällige Geschwindigkeitsvorteile von DOP mit seinen Autofunktionen relativiert.

Entwickeln: Überzeugend ist, was DOP unter «Bearbeiten» bietet. Die automatisch vorgeschlagenen Einstellungen erlauben auf die Schnelle eine gute Bildqualität, doch empfiehlt es sich, eigene Einstellungen auszutesten und diese als Presets zu speichern. Besonders gefallen die Objektiv-abhängigen Korrekturen, die schnell zu guten bis sehr guten Ergebnissen führen. Allerdings funktioniert die Sache mit den DxO-Modulen nicht perfekt. So wurde beispielsweise die eingestellte Brennweite eines Zooms manchmal nicht erkannt. Auch verwechselte DOP einige Objektive und liess sich partout nicht belehren. So konnte beim Modul-Download nur das Modul für das neue Objektiv gewählt werden, obwohl das alte Objektivmodell verwendet wurde und gemäss Modulverzeichnis zum alten Objektiv ein Modul vorhanden wäre. Eine Auswahlmöglichkeit zwischen alten und neuen Modellen gab es in diesem Fall nicht. Auch das De-installieren der Module und das erneute Installieren fruchteten nicht.

HDR: Was die Pressemitteilung als Single-Shot HDR anpreist, scheint wenig mehr als die «DxO Lighting»-Funktion zu sein, die der Funktion «Tiefen/Lichter» in Photoshop entspricht. Sie holt einiges mehr aus Bildern heraus als die klassischen Lichtregler und Kurven. Dennoch ist die Wirkung mit echtem Multi-Shot HDR oder auch mit einem einfachen Pseudo-HDR nicht zu vergleichen und hält nicht, was es durch die Bezeichnung HDR verspricht. Die Stärke liegt im Aufhellen von Schatten, wogegen sich in den Lichtern zu wenig tut.

Rauschen: Beachtlich ist, wie DOP das Farb- und Helligkeitsrauschen effektiv und oft ohne Detailverlust aus Bildern entfernt. Es hebt sich nicht nur deutlich von der Kamera-internen Rauschverminderung ab, sondern auch von Vergleichsprodukten. Vor allem in den hohen ISO-Werten hebt DOP ab.

FaZitt

DxO Optics Pro 6.5 wird in zwei Varianten angeboten. Einziger Unterschied der teureren Elite-Edition gegenüber DxO Optics Pro Standard ist die Unterstützung für die Profikameras von Canon (EOS 1D-, 1Ds- und 5D-Serien) und Nikon (D2- und D3-Modelle). Unverhältnismässig erscheint die Verdoppelung des Preises der Elite- gegenüber der Standard-Version. Stolz ist auch der Preisaufschlag der 6er-Versionen von 25 und 50 Euro gegenüber den 5er-Versionen, doch erscheint er durch die gewachsene Zahl der Module eher verständlich.

DxO Optics Pro 6.5 bietet leistungsstarke Funktionen, um rasch mehr aus digitalen Fotos herauszuholen. Einige der Funktionen sind in anderen Produkten in dieser Form und Qualität momentan nicht vorhanden. DxO Optics Pro 6.5 stellt aber keine Alternative, sondern eher eine sinnvolle Ergänzung zu vorhandenen Bildprogrammen und für einen bestehenden Fotobearbeitungsprozess dar.

 

Weitere Infos und Vergleichsbilder finden Sie als Add-on unter www.markuszitt.ch

DxO Optics Pro 6.5

RAW-Konverter und Optimierungsprogramm für Digitalfotos

eliminiert automatisch Vignettierung, Verzerrungen, generelle Objektivunschärfe und partielle Unschärfe sowie Farbsäume

korrigiert geometrische Verzeichnung und Perspektive

optimiert die Belichtung und den Dynamikbereich (mehr Details in Schattenbereichen und Spitzlichterreparatur), Single-Shot HDR

Farbkorrekturverbesserungen (Weissabgleich, «Vibrancy» – Sättigungsanhebung ohne Hauttonveränderung usw.)

Detailkorrekturen (Unschärfemaskierung, halbautomatisches Werkzeug für Staub- und Fleckenentfernung, Rauschreduzierung)

 

Unterstützte Dateiformate

Lesen/Verarbeiten: JPEG, RAW, inoffiziell TIFF-Fotos

Speichern: JPEG, TIFF (8 und 16 Bit), DNG-RAW

 

Plattformen

Mac OS X 10.5/10.6 (nur Intel-Macs) und Windows XP (SP3)/Vista/7

 

Preise

DxO Optics Pro 6.5 Elite: CHF 282.– (Update: EUR 99.–)

DxO Optics Pro 6.5 Standard: CHF 140.–

 

Infos und Verkauf

DxO Labs, www.dxo.com/ch/photo

Light & Byte, Tel. 043 311 20 30, www.lb-ag.ch