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Retuschieren mit Photoshop CS5

Nur stempeln, sonst nichts – das war einmal vor vielen Jahren. Für das Ausbessern, Retuschieren und Verändern von Bildpartien offeriert Photoshop mittlerweile eine ganze Batterie unterschiedlicher Werkzeuge, Tools und Techniken.

GÜNTER SCHULER Ob Kratzer, Flecken und Staub in Scans alter Fotos, suboptimale Stellen in Bildern oder komplette Bildretuschen inklusive Veränderungen von Motivbereichen: Die Anforderungen an eine professionelle Bildbearbeitungssoftware sind im Lauf der Jahre erheblich gestiegen. Da selbst Kameras mittlerweile die eine oder andere Korrekturfunktion mit an Bord haben (beispielsweise für das Korrigieren blitzroter Augen), sind die User verwöhnt. Mit langen manuellen Retuschen plagt man sich eben ungern ab. Schnell und effizient soll es gehen – am besten mit ein paar einfachen Klicks.

Jedes Bild ist anders. Diese Grundwahrheit der Bildbearbeitung bewahrheitet sich auch im Bereich Retusche. In der Realität sind meist immer noch mehr als ein paar Klicks vonnöten. Die Features, welche Photo­shop zur Verfügung stellt, wurden im Lauf der Jahre allerdings immer weiter verfeinert und ausdifferenziert. Das Werkzeugset für manuelle Ausbesserungen hat das Programm­entwicklungsteam bereits lange vor der Creative-Suite-Zeitrechnung deutlich aufgestockt. Zum Stempel-Werkzeug, dem Standard schlechthin für Ausbesserungsarbeiten, gesellten sich das Ausbessern-Werkzeug, der Musterstempel, das Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug, das Rote-Augen-Werkzeug und das Farbe-ersetzen-Werkzeug. Die Programmversionen CS3 und CS4 warteten schliesslich mit komplett neuartigen Technologien auf – einem Durchschnittsberechnungsmodus, mittels dessen sich unerwünschte Partien aus Bildserien herausrechnen lassen, und schliesslich das inhaltsabhängige Verändern ausgewählter Flächen. Die zweite Technik war bereits in Programmversion CS4 enthalten. Richtig praxistaugliche Features gibt es allerdings erst seit CS5.

Last, but not least: Redet man über Bildretusche, darf auch die Aufführung einiger Filter nicht fehlen. Was das eigentliche Kernthema anbelangt, spielen sie zwar eine eher randständige Rolle. Da sie zum Retuschekomplex jedoch mit dazugehören, werden sie auch im Rahmen dieses Beitrags mit aufgeführt.

Stempel-Werkzeug mit Kopierquelle

Als Tool für das Ausbessern defekter Bildstellen ist das Kopierstempel-Werkzeug ein echter Photoshop-Oldie. Obwohl das Programm sein Standard-Ausbesserungswerkzeug mittlerweile mit einem halben Dutzend versierter Spezialisten flankiert, ist das Stempel-Werkzeug aus der Retuschearbeit nicht wegzudenken. Die Funktionsweise ist wohl jedem User bekannt: Durch Klicken auf eine bestimmte Bildstelle bei gleichzeitig gehaltener Optionstaste wird die Stelle unter dem Cursor als Stempelreferenz, als Stempelquelle, aufgenommen. Durch Klicken auf die Zielstelle (oder Klicken plus Ziehen) wird der Inhalt der Referenz dort aufgetragen. Das Prinzip ist einfach: Durch Aufnehmen und Übertragen einer ähnlich strukturierten, aber intakten Bildstelle wird die defekte Bildstelle ausgebessert.

Wie gut – oder besser: wie realitätsgenau – das Überstempeln funktioniert, hängt von mehreren Faktoren ab. Wichtigster Faktor ist die Beschaffenheit der Pinselspitze, mit der Sie den Inhalt der aufgenommenen Stelle auf die defekte Stelle auftragen. Regel hier: Kleine Pinselspitzen, etwa mit einem Radius von 5, 10 oder 25, eignen sich meist für kleine, lokale Ausbesserungen – beispielsweise von Kratzern oder grösseren Flecken im Bild. Sollen hingegen grössere Partien überstempelt werden, ist eher eine grössere Pinselspitze angesagt. Wie gross genau, hängt von der zu übertragenden Partie ab. Mindestens ebenso wichtig ist indes der Weichheitsgrad der Pinselspitze, die Sie verwenden. Die Werkzeugoptionenleiste offeriert für Pinselspitzen zwei Grundeigenschaften: Grösse und Härte. Da hohe Härtegrade (über 50 Prozent) dazu tendieren, die Form der Werkzeugspitze sichtbar mit abzubilden, eignen sich für realistisch wirkende (also später nicht wahrnehmbare) Überstempelungen vor allem Pinselspitzen mit einem geringen Härtegrad (im Maximalfall: 0 Prozent). Auf diese Weise können unerwünschte Pinselspitzenabdrücke gut vermieden werden.

Welcher Inhalt genau soll aufgestempelt werden? RetuscheerfahreneAnwender wissen: Je nach Fall empfiehlt es sich, entweder eine feste Stelle als Referenz zu nehmen oder aber die Stelle mitzunehmen. Soll sich der Quellbezugspunkt fliessend mit dem Auftrag in der Zielregion ändern, muss die Option Ausger. Aufnehm. (= ausgerichtet aufnehmen) in den Werkzeugoptionen aktiviert sein. Manchen Photoshop-Usern, die mit dem Programm schon länger arbeiten, wird die neuere Darstellungsform der Auftragsspitze möglicherweise ungewohnt erscheinen. Dies hängt mit den Optionseinstellungen im Bedienfeld Kopierquelle zusammen – einer neueren Palette, die in der Hauptsache dazu dient, zwischen unterschiedlichen Auftragsquellen hin und her switchen zu können. Wen die schwebende Auswahl der aufgenommenen Stelle, mit der die Stempel-Pinselspitze angezeigt wird, stört, kann dies im Palettenmenü von Kopierquelle verändern – durch Deaktivierung des Punkts Überlagerung anzeigen.

Die restlichen Retusche­werkzeuge

Als Allroundwerkzeug empfiehlt sich das Stempel-Werkzeug für ein breites Spektrum unterschiedlicher Einsatzzwecke. Einfache Kratzer und Flecken fallen ebenso unter seine Ägide wie das Überstempeln komplexerer Bildpartien mit neuen Inhalten. Die restlichen Retuschewerkzeuge dienen vor allem dazu, das Auftragen neuer Inhalte mit mehr Präzision zu versehen. Am deutlichsten wird das beim Farbe-ersetzen-Werkzeug, zu finden in der Werkzeuggruppe direkt über dem Kopierstempel. Es funktioniert ähnlich wie das Kopierstempel-Werkzeug im Modus Farbe. Anders als dort wird die Farbreferenz allerdings nicht mitgenommen. Vielmehr wird einmal ein Farbquellpunkt aufgenommen und im Anschluss aufgetragen. Wie dicht der Farbauftrag ist und welche Partien davon betroffen sind, kann in den Werkzeugoptionen eingestellt werden – im Eingabefeld Toleranz. Gut geeignet ist dieses Werkzeug vor allem für lokale Einfärbungen – also für Kolorierungsarbeiten. Einen ähnlichen Effekt erfüllt das Rote-Augen-Werkzeug. Anders als beim Farbe-ersetzen-Werkzeug müssen Sie hier allerdings nur einen rechteckigen Bildbereich auswählen – beispielsweise die Pupillen einer Person, die etwas zu viel Blitzlicht abbekommen hat. Ebenso können Sie blitzgerötete Augen natürlich auch mit dem Farbe-ersetzen-Werkzeug korrigieren – indem Sie eine passende Farbreferenz aufnehmen und auf die Pupillen auftragen.

Ähnlichkeiten mit der Funktionsweise des Kopierstempels hat auch das Reparaturpinsel-Werkzeug. Anders als das Farbe-ersetzen-Werkzeug trägt der Reparatur-Pinsel allerdings nicht einen fixen Zustand auf. Im Endergebnis vollführt er eine recht versierte Mischberechnung zwischen dem Inhalt der aufgenommenen Quelle und dem Zielbereich. Das Qualitätsplus, das diese anspruchsvollere Methode erzeugt, zeigt sich vor allem dort, wo es besonders filigran zugehen soll – beispielsweise in Übergängen, oder dort, wo abweichende Kontrastverhältnisse ein Eins-zu-eins-Ausstempeln unratsam erscheinen lassen. Auch beim Wegretuschieren von Stromkabeln und ähnlichen Elementen bringt der Reparatur-Pinsel oft bessere Ergebnisse. Ergänzt wird dieses Werkzeug von einem Tool, das mit derselben Methode arbeitet und sich lediglich in der Art der Anwendung unterscheidet – das Ausbessern-Werkzeug. Der Unterschied: Anstatt einen Quellbereich aufzunehmen und diesen im Zielbereich aufzustempeln, umrahmen Sie das Ziel wie mit einem Lasso und führen das Werkzeug anschliessend in den Quellbereich – die Bildpartie also, die aufgenommen werden soll.

Die aufgeführten Retuschewerkzeuge profilieren sich vor allem in zwei Bereichen: a) dort, wo es lediglich um das Auftragen anderer Farben geht, b) in Bildpartien, die für ein einfaches Ausstempeln zu fragil sind oder zu grosse Abweichungen in Kontrast und Farbgebung beinhalten. Grundsätzlich liessen sich dieselben Ergebnisse auch mit dem Kopierstempel umsetzen – allerdings mit mehr Aufwand und Herumfriemelei.

Von Rauschen bis Kratzer entfernen

Kommen wir zu den Filtern, die Photo­shop zu Retuschezwecken bereitstellt. Die beiden, die hier infrage kommen, sind ebenfalls Oldies. Zu finden sind sie in der Gruppe der Rauschfilter. Ihre Bezeichnungen: Helligkeit interpolieren und Staub und Kratzer. Die Funktionsweise der beiden ist recht ähnlich. Anders als der Gausssche Weichzeichner vollführen sie nicht eine einfache Weichzeichnung, sondern eher eine Glättung ähnlich wie das Wischfinger-Werkzeug. Einerseits gelten die beiden Filter mit als Standardwerkzeuge für die Beseitigung lokaler Kratzer, Staubpartien und Bildflecken – Mankos also, die vor allem bei eingescannten Bildern regelmässig vorkommen. Andererseits stellt sich die Frage, ob man Abnutzungserscheinungen dieser Art nicht ebenso gut mit dem Kopierstempel angehen kann. Antwort: Welches Werkzeug effektiver ist, hängt von Anzahl und Streuung der Macken im Bild ab. Um ein paar vereinzelte Kratzer und Flecken anzugehen, ist sicher der Kopierstempel (oder ein anderes der aufgeführten Werkzeuge) effektiver. «Streuen» sich die Fehler jedoch über ganze Bildpartien, ist ein Filtereinsatz effektiver. Das präzisere der beiden Module dürfte in den meisten Fällen Staub und Kratzer sein. Da beide Filter einen mehr oder weniger deutlichen Weichzeichnungseffekt zur Folge haben, empfiehlt es sich, die betroffenen Bildpartien oder Bildstellen nach Möglichkeit mit einem Lasso einzurahmen und lediglich die Auswahl zu filtern. Effekt: Die tendenzielle Weichzeichnung beschränkt sich in diesem Fall lediglich auf die Bildpartien, bei denen es nicht zu vermeiden ist.

Sonstige Techniken mit Auswahlen und Ebenen

Das Arbeiten mit Auswahlen oder schwebenden Auswahlen – sprich Ebenen mit Bildinhalten, die man über der zu retuschierenden Stelle anordnet – empfiehlt sich vor allem bei problematischen Bildstellen oder grösseren Flächen. Vorteil dieser Vorgehensweise: Anders als beim Kopierstempel oder einem anderen Werkzeug können Sie eine solche Auswahl nach Belieben verändern – also drehen, skalieren, verzerren oder im Kontrast modifizieren. Vorgehensweise und Ergebnis entsprechen ungefähr der Arbeitsweise des Reparatur-Pinsels. Der Unterschied: Während der Reparatur-Pinsel nach einem Photoshop-internen Algorithmus arbeitet, den Sie letztlich nicht kontrollieren können, haben Sie bei Ebenen mit Inhalten, die Sie über einer abzudeckenden Bildstelle positionieren, die volle Kontrolle.

In der Praxis empfehlen sich Retuschen unter Zuhilfenahme solcher Ebenenpuzzleteile vor allem dann, wenn grössere Bildbereiche durch andere überlagert werden sollen. Ein weiteres Aufgabenfeld, das mit dieser Methode sehr praktisch gelöst werden kann, sind Bildanschlüsse – beispielsweise ein blauer Himmel, der etwas nach oben erweitert werden soll, oder ein anderer Bildhintergrund. Vorgehensweise hier: Als Erstes vergrössern Sie entsprechend die Arbeitsfläche des Bildes. Als Nächstes wählen Sie mit dem Rechteck-Werkzeug ein Stück Hintergrund im oberen Bereich aus und stellen es durch Betätigen der Tastenkombination Befehlstaste + J auf eine eigene separate Ebene. Im Anschluss spiegeln Sie die Ebene (Bearbeiten > Transformieren > Vertikal spiegeln) und positionieren sie als Anschluss oberhalb der oberen Bildkante.

Die Überlagerungstechnik unter Zuhilfenahme von Bildteilen, die auf einer eigenen Ebene liegen, empfieht sich vor allem für vergleichsweise grossflächige Bildpartien – beispielsweise Stromkabel, Fenster in einem Haus, Personen oder andere Inhalte. Anders als bei der im letzten Absatz beschriebenen Himmelserweiterung sollten die Auswahlen, mit der eine neue Ebene erzeugt wird, eher weich sein. Vorgehensweise: Bevor via Befehlstaste + J eine Ebene mit der Auswahl erstellt wird, wird die Auswahl mit einer weichen Auswahlkante versehen. Taugliche Radiuswerte: je nach Bildgrösse und Art der Fläche, die als Überlagerung dienen soll, zwischen 4 und 20 Pixel. Der Effekt: Durch die weiche Auswahlkante wird ein Übergangsbereich erzeugt, der dazu dient, das erzeugte «Flickenstück» ohne sichtbare Übergänge in die neue Umgebung einzugliedern.

Werkzeug und Feature: Inhaltssensitiv füllen

Obwohl die beschriebenen Techniken einen alltagstauglichen Satz an Retusche-Bordmitteln liefern, fehlte in Photoshop noch die eine oder andere Technologie für besondere Fälle. Die Photoshop-Entwickler haben das offensichtlich ähnlich gesehen. Ein Highlight der Programmversion CS4 war das so genannte inhaltsbewahrende Skalieren. Der Originalbefehl – nach wie vor gelegen im Menü Bearbeiten – ist allerdings mit einem nicht wegzudiskutierenden Nachteil behaftet: Eine einfache Anwendung bringt oft unvorteilhafte, ziemlich unrealistisch wirkende Proportionsveränderungen. Für Version CS5 hat man sich bei Adobe darum einen neuen Anwendungszweck ausgedacht. Über das Skalieren hinaus steht die Methode nunmehr auch beim Retuschieren zur Verfügung. Der Effekt: Anstatt eine Zielstelle einfach nur mit einer Quellstelle zu überlagern (beziehungsweise eine zusätzliche Kontrastangleichung vorzunehmen, wie es der Reparatur-Pinsel tut), wird beim inhaltsbewahrenden Füllen ein ausgewählter Bildbereich mit Umgebung aufgefüllt.

Zur Verfügung steht die Inhaltssensitiv-füllen-Technologie in zwei Features: als Fülloption im Befehl Fläche füllen und als Arbeitstechnik beim Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug. Kontrollierbarere Ergebnisse bringt die Option Inhaltssensitiv im Befehl Fläche füllen. Vorgehensweise: Wählen Sie mit dem Lasso-Werkzeug eine Bildpartie, die Sie mit Umgebung auffüllen möchten, grob aus und wenden im Anschluss Fläche füllen mit der beschriebenen Option aus, versucht Photoshop, die ausgewählte Bildpartie mit umgebenden Inhalten aufzufüllen. Die Arbeitsweise mit dem neuen Bereichsreparatur-Pinsel funktioniert zunächst etwas anders. Vorgehenstechnisch hat sie Ähnlichkeit mit dem Aufmalen von Farbe beim Maskieren. Setzt man nach dem Markieren des aufzufüllenden Bereichs den Pinsel ab, kommt jedoch eine ähnliche Berechnung zum Zug wie beim inhaltssensitiven Füllen.

Eine neue Technik – und zwei Arten, sie anzuwenden: So beeindruckende Ergebnisse das inhaltssensitive Füllen oft aus dem Stand heraus erzeugt – in vielen Fällen reicht es für eine realistisch wirkende Retusche allein nicht aus. In vielen Fällen entscheidet einfach die getroffene Auswahl darüber, wie gut und mit was genau die ausgewählte Stelle überdeckt wird. Ob im jeweiligen Fall eher eine eng anliegende Umrahmung angesagt ist oder eher eine, die mehr Umgebung mit einbezieht, hängt vom konkreten Bild ab. Die Faustregel lautet: Ist die Umgebung eindeutig beziehungsweise das wegzuretuschierende Element freistehend, fällt das Ergebnis meist besser aus als in Situationen, wo dies nicht der Fall ist.

Letzten Endes ist auch inhaltssensitives Füllen nichts weiter als eine Arbeitstechnik. Wo automatisches Auffüllen allein nicht ausreicht, empfiehlt es sich, unterschiedliche Retuschetechniken miteinander zu kombinieren. Oft hilft es einfach, verbleibende Restpartien mit dem Kopierstempel auszustempeln. Eine zweite Behelfsmöglichkeit: mithilfe des Kopierstempels das zu entfernende Motiv klarer abgrenzen und im Anschluss einen zweiten Durchgang starten.

Just for Extended-User: Durchschnittsberechnung

Mit dem inhaltssensitiven Füllen gut vergleichen lässt sich die Methode der Stapelmodus-Berechnung. Leider steht diese spezielle Technik nur in der Extended-Variante von Photoshop zur Verfügung. Sinnvoll funktioniert sie zudem nur auf der Basis mehrerer Bilder. Das Prinzip: Fertigt man beispielsweise von einer Strasse mit Personen, die sich bewegen, eine Anzahl Fotos, kann man die Personen mithilfe einer Überlagerungstechnik wegrechnen. Im Grunde basiert die Technik auf einer Durchschnittsberechnung. Erhalten beziehungsweise restauriert werden bei deren Umsetzung jene Bildinhalte, die in allen Bildern – oder der Mehrzahl der Bilder – enthalten sind. Informationen, die nur in einem Bild enthalten sind oder von Bild zu Bild variabel sind, fallen hingegen unter den Tisch.

In der Praxis funktioniert das Ganze wie folgt: Als Erstes ist eine Aufnahmeserie vonnöten, welche dasselbe Motiv zum Inhalt hat. Anders als etwa bei HDR-Belichtungsserien sind Unter- und Überbelichtungen nicht vonnöten; selbst kleinere Verwacklungen können über die Ebenenausrichtungsfunktion im Menü Bearbeiten kompensiert werden. Im Anschluss importiert man die geschossenen Aufnahmen als Ebenen in eine Bilddatei und richtet sie gegebenenfalls aus (Bearbeiten > Ebenen automatisch ausrichten). Nun folgt die eigentliche Durchschnittsberechnung. Als Erstes wählen Sie die Ebenen Ihrer Bildserie im Ebenen-Bedienfeld aus und erzeugen aus ihnen ein Smart-Objekt (Ebene > Smart-Objekte > In Smart-Objekt konvertieren). Das so erzeugte Smart-Objekt unterziehen Sie nunmehr einer Durchschnittsberechnung. Zu finden sind diese Berechnungsmethoden unter Ebene > Smart-Objekte > Stapelmodus. Der Stapelmodus, den Sie nunmehr anwählen, heisst Median. Ist Ihre Bildserie korrekt aufgenommen und enthält gleichzeitig genug statische Elemente, dürften Sie über das Ergebnis überrascht sein. Um die Wirkung der beschriebenen Technik zu verdeutlichen, haben wir im abgebildeten Beispiel die Fussgänger einer Einkaufszone weggerechnet. Sicher nicht immer erwünscht – bei beliebten Urlaubsmotiven vielleicht aber doch eine Option.

Fazit

Bildserien lassen sich natürlich auch für konventionellere Retuschezwecke benutzen. Beispiel: Haben Sie zwei Fotos mit jeweils zwei Personen, auf denen aber jeweils nur eine Person lächelt, können Sie eine finale Bildversion erstellen, auf denen beide schön freundlich schauen. Wie auch immer: In der Summe stellen die aufgeführten Tools unter Beweis, dass Photoshop ganz schön vielseitig geworden ist – nicht nur im Grossen und Ganzen, sondern auch im Spezialbereich Bildkorrektur und Retusche. So findet sich für jeden etwas. Während die einfache(re)n Standardtools konventionellen Retuschezwecken dienen, ermöglichen inhaltssensitives Füllen und Stapelberechnungen auch aufwändigere inhaltliche Veränderungen des Bildes. Grundsätzlich war das zwar auch früher nicht ganz unmöglich. Der Unterschied zu früher ist vor allem der, dass die aktuellen Retuschefeatures zum Teil semiintelligent funktionieren – und dem Anwender, der sie zu nutzen versteht, eine Menge Arbeit ersparen können.