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Schaufenstergestaltung

RALF TURTSCHI Die Schaffhauser Kantonalbank wollte für den Hauptsitz und alle Filialen im Kanton eine feierliche Dekoration schaffen. Insgesamt waren 14 Aussenvitrinen und 2 Displays unterschiedlicher Grösse gewünscht – alle hinterleuchtet. Die Vitrinen sollten so gestaltet werden, dass bei Tag und bei Nacht unter anderen Lichtverhältnissen die Stimmung erhalten bleibt. Die Agenturtschi, visuelle Kommunikation, erhielt den Gestaltungsauftrag. Wie bringt man im Oktober Weihnachtsstimmung ins Schaufenster? Und wie erzeugt man überhaupt Weihnachtsstimmung? Mit purem Grafikdesign? Mit etwas Kitsch? Mit welchen Farben? Womit wird Stimmung am ehesten assoziiert? Schaufenster werden für die flanierenden Fussgänger gestaltet, die Weihnachten unterschiedlich erleben und mit anderen Bildern verknüpfen. Es sollte also etwas allgemein Akzeptiertes geschaffen werden, womit die feierliche Botschaft sofort kommuniziert werden konnte. Die Idee war, die Stadt Schaffhausen zu zeigen, über der sich das Firmament mit einem neuen Sternbild in Form des Logos erhebt. Die visuelle Nähe zum Stern von Bethlehem ist gegeben und darf ruhig hineininterpretiert werden. Damit soll die regionale Verbundenheit der Bank visualisiert werden. Schaffhausen besitzt eine hübsche Altstadt mit einigen prächtigen Türmen und Gebäuden, darüber tront der Munot als Wahrzeichen. Die prägnanten Gebäude liegen jedoch weit auseinander und können nicht aufs gleiche Bild gebannt werden. So entstand die Idee, Schaffhausen in Photoshop «neu zu bauen» und die markanten und bekannten Gebäude zu zeigen. Um thematisch nicht allzu sehr in den Bereich des Tourismus abzugleiten, wurden auch Bilder integriert, die für die Wirtschaft und deren Leistungsfähigkeit stehen. Die einzelnen Aufnahmen wurden an einem sonnigen Herbsttag mit einer 8-Megapixel-Kamera geschossen. Nun sehen besonnte Häuser grundsätzlich anders aus als Häuser in der Dämmerung. Bei Sonnenlicht entsteht ein harter Schlagschatten, der Kontrast ist relativ gross. In der Dämmerung ist das Licht schal, der Kontrast ist klein. Die Bilder mussten in Photoshop bearbeitet werden. Die Gradationskurve wurde abgeflacht statt aufgesteilt, somit werden die Bilder kontrastloser. Mit «Farbton/Sättigung» wurden die Bilder monochromatisch umgefärbt, mit weniger Sättigung ausgestattet und teilweise so maskiert, dass ein Beleuchtungseffekt entsteht. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, die Fenster zu erleuchten. Bei Tag sind sie als dunkle Flächen sichtbar, bei Nacht sind sie hell. Die Fenster wurden nun mit dem Auswahlwerkzeug manuell ausgewählt und mit unterschiedlichen Gelbtönen ausgefüllt, bei gewissen Fenstern funktionierte auch die inverse Darstellung. Fenster mit vielen Unterteilungen machen die Arbeit zur Geduldsprobe. Der abendliche Effekt entsteht jedoch erst durch die Suggestion der erhellten Fenster. Nur wer genau hinsieht, erkennt die Manipula­tion. Dies tut hier aber nichts zur Sache, weil klar ersichtlich ist, dass die Stadtsilhouette und auch der Sternenhimmel wenig mit der Realität zu tun haben. Die Betrachter werden nicht manipuliert, sondern mit gewissen Tricks in eine Märchenwelt entführt, weil sie ihre Stadt nur anhand von den markanten Gebäuden erkennen können. Die einzelnen Häuser werden oben freigestellt und so positioniert, dass möglichst keine harten Kanten durch seitlich angeschnittene Häuser entstehen. Die Auflösung der Bilder musste für den Tintenstrahldruck 120 ppi betragen. Die Dokumentgrösse wählten wir um den Faktor drei kleiner, die Pixelzahl wurde dafür um Faktor drei erhöht. Dies ergab eine Grösse von 46x29 cm bei einer Auflösung von 360 ppi. Mit 16 Ebenen in Photoshop generierten wir so eine Datei um die 360 MB.

Der Sternenhimmel entstand durch zwei Sterne, die in Illustrator aufbereitet, in Photoshop importiert und verkleinert wurden. Durch die Interpolation werden die winzigen Sterne etwas unscharf, was dem natürlichen Empfinden durchaus gerecht wird. Die Sterne werden zunächst einzeln in Photoshop kopiert und verkleinert, dupliziert und überlagert. Regelmässigkeiten werden vermieden, so dass ein möglichst natürlicher Sternenhimmel entsteht. Das Kantonalbank-Logo sieht in der perspektivischen Verzerrung schwebend aus, es wirkt weniger statisch.