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Schrift(en) als Baukastenset

Optical Sizes, OpenType-Funktionen, Baukastensets: Noch nie waren Schriften so viel­fältig wie heute. Schade, dass sich die aktuelle Variationsvielfalt noch nicht ganz bis zu den Usern herumgesprochen hat.

günter schuler Die Ankunft der Schriftneuzeit lässt sich zeitlich gesehen ziemlich genau justieren. Eine gute Grobpunktmarkierung ist die Jahrtausendwende. Die beiden Jahrzehnte davor waren vom so genannten Desktop Publishing geprägt, abgekürzt mit dem griffigen Kürzel DTP. Charakteristik: alte Schriften, zweiteilige PostScript-Fonts, nochmals gesplittet für Mac und Windows. Hinzukommend die altehrwürdige ASCII-Zeichenbelegung – ein Zeichenumfang, der für Spott und Kritik auf der einen, nachhaltigen Frust auf der anderen Seite sorgte. Diese Zeiten sind nunmehr vorbei. Die Meilensteine im neuen, aktuellen Publishing: schlanke OpenType-Fonts für Mac und Windows, umfassende Unicode-Belegung mit potenziell Tausenden von Zeichen, Schriften mit Optical Sizes und OT-Gimmicks. Pointiert formuliert: Wer 1990 in die Zeitmaschine steigt und in der aktuellen Schriftwelt ankommt, kann sich nur die Augen reiben. Die wohl wichtigste Veränderung: Aus einfachen Schriften sind umfangreiche Baukastensysteme geworden. Zwar nicht immer. Aber immer öfter.

Optical Sizes: aktuelles Modethema?

Ebenso mitgezogen haben die Programme – insbesondere die Medienproduktionsstaffel der Adobe-Programme mit InDesign, Illustrator und Photoshop. Speziell die Open­Type-Technologie ist längst im Medienproduktionsalltag angekommen. Die Gemeinde der Schriftenthusiasten macht sich zwischenzeitlich bereits zu neuen Ufern auf. Aktuell stark ein Thema ist die Ausstattung von Schriften mit so genannten Optical Sizes. Verständnistechnisch lässt der Begriff unterschiedliche Auslegungen zu. In der Regel gemeint ist die Zurverfügungstellung unterschiedlicher Schnitte für Kleingedrucktes (Caption), Fliesstextgrössen, Vorspänne (Subhead) und Headlines (Display). Mit entsprechenden Schnitten ausgestattet ist beispielsweise Adobes Parade-Renaissanceantiqua, die Minion Pro – eine Schrift, deren Basisversion zum Lieferumfang der Adobe-Medienproduktionsprogramme gehört und die daher weit verbreitet ist. Optisch unterschiedlich behandelt werden Schriften jedoch auch programmseitig – jedenfalls dann, wenn man es so möchte. So offerieren die Zeichen-Bedienfelder von InDesign und Illustrator die Kerning­einstellung «Optisch». Der Trick dabei: Ist sie eingestellt, führt die Software – abhängig von der aktuell eingestellten Schriftgrösse – einen zusätzlichen optischen Ausgleich durch. Wie es nach alter Schriftsetzersitte sein soll: Caption-Grössen werden leicht gespaced, Display-Grössen hingegen eingezogen, sprich: die Zeichen näher aneinandergerückt. Ergebnis: Die Optik stimmt – egal, wie gross oder klein die Schriftgrösse ist.

Für Satzprofis, die viel mit unterschiedlichen Textgrössen zu tun haben, ist «Optisch» eine prima Einstellung; die Software «spaced» in dem Fall automatisch. Allerdings: Bei einigen Schreibschriften – speziell solchen vom Typ Englische Schreibschrift – ist diese Kerningmethode problematisch. Grund: die Zeichenanschlüsse, die oftmals nur mit den althergebrachten Methoden («Automatisch» oder «0») sauber funktionieren. Im umfassenderen Sinn umfasst das Thema Optical Sizes allerdings deutlich mehr als lediglich grössenangepasste Schriftschnitte. Ebenso gestaltungsrelevant ist der Punkt optische Grössen dort, wo es um die optische Grössenwirkung einer Schrift geht (im Unterschied zur numerischen, in Punktwerten angegebenen Schriftgrösse). Die Grössenzurichtung von Schriften wird uns in einem späteren Publisher-Beitrag beschäftigen. Hier geht es lediglich um die altbekannte Beobachtung, dass eine Monotype Centaur in 11 Punkt Schriftgrösse deutlich filigraner und kleiner wirkt als beispielsweise die massiv präsente Neutralgrotesk Antique Olive. Ursache: die unterschiedlichen Proportionen von x-Höhe, Versalhöhe, Unterlänge und Gesamthöhe.

Designerisch gesehen macht eine derart unterschiedliche Grössendurchgestaltung durchaus Sinn. Fliesstextschriften mit hohen x-Höhen eignen sich gut für schmale Spalten, Zeitungssatz, Editorial Design und Ähnliches. Relativ filigrane Schriften wiederum bedienen die klassische Old-Style-­Ästhetik – ein Faktor, der insbesondere im Buchsatz nach wie vor wichtig ist. Aus diesem Grund sind dort nach wie vor die unterschiedlichen Bembo- und Garamond-Varianten aus der Renaissanceantiqua-Liga stark gefragt. Betrachtet man die unterschiedlichen Konzepte und Ansatzpunkte von Optical Sizes näher, erinnert man sich unwillkürlich an ein altes Format, das Adobe ehedem auf den Markt brachte: die guten, alten Multiple-Master-Schriften. Anwenderdefinierbare Schriften waren, damals in den Neunzigern, natürlich viel zu ambitioniert. Vermutlich sind sie es auch heute. Weshalb Schriftdesigner und Schrifthersteller längst andere Wege gehen. Die entsprechenden Funktionen – und einiges mehr – werden heute gleich via OpenType-Schrift mitgeliefert. Motto: auspacken, installieren, den Baukasten nutzen.

Wie aktuell ist OpenType?

OpenType hat sich nicht nur in for­mat­technischer Hinsicht als neuer Standard etabliert. Auch was die Ausstattungen von Schriften anbelangt, hat das Format neue Standards gesetzt. Optical Sizes – genauer: unterschied­liche Schnitte für unterschiedliche Grös­sen – werden interessanterweise nicht über entsprechende OT-Funktionen gesteuert. Aufgerufen werden sie nach wie vor über das Schriftschnittmenü – ein Faktor, der selbiges nicht unbedingt schlanker macht. Obwohl sicher noch das eine oder andere geht, hat an der OpenType-Front eine breite Aufrüstung stattgefunden. Synonym hierfür ist derzeit das von Adobe forcierte Unterformat OpenType Pro. Allerdings spielen auch Schriften ohne das Güteprädikat «Pro» immer öfter in der Pro-Liga. Aktuelle Schriftproduktionen erwecken insgesamt den Eindruck, dass die Gestalter auf dem allerneuesten technischen Stand agieren. Intern gibt es seitens der Schriftentwerfer durchaus Kritik – betreffend die Softwareanwendungen, welche die Möglichkeiten der OT-Technologie längst nicht so umfassend unterstützen, wie dies aufseiten der Fontproduktion wünschenswert wäre.

Ist da was dran? Sicher; die Softwarebranche ist wie stets im Umbruch. Summa summarum jedoch werden typografische Spezialwünsche recht gut bedient – zumindest von den beiden Textgestaltungs-Platzhirschen InDesign und Illustrator. Betrachten wir als Erstes die Basic-Ausstattung aktueller Textschriften. Das zeichentechnische Inventar besteht derzeit aus: Sets für Gross- und Kleinbuchstaben, Ziffern, Interpunktions- und sonstigen Satzzeichen, satztechnischen Spezialzeichen plus dem Rest der ASCII-Zeichenbelegung; hinzukommend alternative Ziffernvarianten, echte Kapitälchen sowie, je nach Schrift, weitere Typo-Specials. Abhängig von der Sprachausstattung können Zeichensets für mitteleuropäische Sprachen (mittlerweile stark verbreitet) sowie zusätzliche Sprachunterstützung hinzukommen. Schnitttechnisch gelten Regular-Schnitt, Bold, Italic und Bold Italic als Basisausstattung (zumindest bei Textschriften). Echte Kursive (anstatt schräg gestellter Oblique-Schnitte) gehören mittlerweile zum typografisch guten Ton (Ausnahme: dort, wo Italic zu Irritationen führen würde wie beispielsweise bei der allseits verbreiteten Helvetica). Hinzukommen können, je nach Ausstattung, dünnere und dickere Strichstärken. (Zur Ausstattungsthematik siehe auch Publisher 5-13: «Was muss eine Schrift können?»)

In der jüngeren Gestalterszene sind vor allem typografische OpenType-­Funktionen stark nachgefragt. In der Praxis bedeutet dies vor allem die Möglichkeit, Zeichenvarianten kon-textabhängig aufrufen zu können. Gängiges Beispiel ist die Option, wahlweise die Normalziffereinstellung oder eben die für Fliesstextziffern mit Ober- und Unterlängen zu aktivieren. InDesign offeriert zusätzlich jeweils eine Variante mit unterschiedlichen Zeichenbreiten für Fliesstext sowie einheitlichen Zeichenbreiten für Tabellen. Abhängig von der jeweiligen Schrift können die typografischen Open­Type-Funktionen jedoch weitaus mehr umfassen. Beispiel Minion Pro. Via OpenType-Set angeboten werden: historische Zeichen, bedingte Ligaturen, Ornamente und Schwungschrift. In InDesign können die gängigen Zeichenvarianten über das Bedienfeldmenü des Zeichen-Bedienfelds zugewiesen werden – genauer: über das Untermenü OpenType und die dort abgelagerten Punkte.

Reicht das aus? Fraglich. Die OpenType-Ausstattung aktueller Schriften läuft den aktuellen Programmfunktionen langsam davon. Immerhin hat InDesign eine letzte Auffangstellung eingebaut für ausgefallene typografische Sonderwünsche: den Punkt Formatsätze, abgelegt ebenfalls im OpenType-Untermenü im Bedienfeld Zeichen. Klappt man ihn auf, offeriert das Programm 20 gleichlautende Platzhaltereinträge: von [Satz 1] bis [Satz 20]. Hinter diesen Sätzen verbergen sich weitere Aufrufmöglichkeiten für kontextabhängige Zeichenvarianten. In der Regel sind dies spezielle Typo-Gimmicks wie beispielsweise alternative Zeichenvarianten. Ob eine Schrift derartige Varianten mitenthält und in welchem Satz sie abgelegt sind, hängt von Schrift und Designer ab. Faustregel: Die hinteren Sätze sind so gut wie immer unbelegt. Wenn eine Schrift entsprechende Features enthält, finden sie sich in der Regel in den ersten drei, vier Sätzen.

Und wie finde ich heraus, welche Alternativvarianten vorhanden sind? Antwort: im Einblenden-Feature des Glyphen-Bedienfelds und bei den Formatsätzen selbst. Ist ein Formatsatz belegt, fällt die eckige Klammer (Anzeige für «nicht vorhanden») weg.

Wenden wir den Blick von der Zeichenfeinausstattung zurück auf das grosse Ganze – das typische Erscheinungsbild aktueller Schriften. Bezieht man die Beobachtung mit ein, dass aktuelle Textschriften oft gleich in Form ganzer Schriftsippen auf den Markt gebracht (beziehungsweise nach halbwegs erfolgreichem Prelude dazu ausgebaut) werden, ergibt sich mehr und mehr das Bild eines Baukastensystems. Die einzelnen Zeichen sind dabei ebenso Bauelemente wie die mitgelieferten Schnitte sowie das Baukonzept, die Architektur von Schrift X oder Schrift Y. In der Praxis kann diese Architektur sehr unterschiedlich ausfallen. Kleine Liebhaberschriften mit beschränktem Inventar sowie «Dirty Fonts» für die Grunge-Gestaltung finden ebenso ihre Abnehmer wie die ganz in gross gestrickten Lösungen nach dem System Thesis oder Museo. Für den Anwender interessant dürfte vor allem die Frage sein, welche Baukastenkonzepte aktuell auf dem Markt zu finden sind.

Lego-Prinzip Schrift: eine kleine Typologie

Die gute Nachricht: Schriften sind nach wie vor höchst unterschiedlich. «Unterschiedlich» gilt in fast jeder Beziehung: Zeichenausstattung, Schrifttyp, Design und Klasse, der Schnittausstattung sowie der Grundsatzfrage: Sippe oder Stand-alone? Schriftsippen respektive -clans haben sich, wie bereits erwähnt, als neue Oberliga im Bereich Textschriften etabliert. Die Clan-Konzepte variieren. Gängigste Variante ist immer noch die Ergänzung einer vorhandenen Antiqua oder Sans mit einer Serif- beziehungsweise Sans-Serif-Version. Darüber hinaus gibt es Konzepte, die interpolierte Zwischenvarianten anbieten (bekanntestes Beispiel: die Rotis), Konzepte, die sich auf unterschiedliche Stilangebote beziehungsweise Klassifikationsgruppen versieren (ambitionierte Beispiele hier: die beiden aus dem Zeitungsschriftmetier kommenden Antiqua-Schriftfamilien Miller und Le Monde) sowie Konzepte, die sich auf einen Haupttyp beschränken, allerdings zusätzliche Klassenvarianten als Gimmick im Angebot haben (Beispiel: die Espinosa Nova, eine Renaissanceantiqua, die eine rundgotische Schnittvariante in petto hat).

Ein ergiebiges Thema sind Baukastenmodule vor allem im Bereich der Schreibschriften. Wegweisendes Modell hier: die Zapfino von Linotype. Das Konzept: Ähnlich wie bei einer Handschrift offeriert die Schrift Abweichungen: e Nummer eins ist anders gestaltet als e Nummer zwei. Für den digitalen Schriftsatz ist die Herstellung dieser Bedingungen durchaus eine Herausforderung. Lösen lässt sie sich mit unterschiedlichen Konzepten. Technisch naheliegend ist mittlerweile eine Steuerung über OpenType-Funktionen. Allerdings: In der Praxis erfordert das Generieren eines handschriftlich wirkenden Schriftbilds auch heute noch manuelle Eingriffe des Gestalters. Was die Ausstattung einschlägiger Schreib- und Handschriften anbelangt, gehören Alternativschnitte sowie OpenType-steuerbares Aufrufen von Alternativzeichen längst zur Ausstattung jedes besseren Fonts. Ein Feininstrumentarium, das sich auch im Preis niederschlägt. Darüber hinaus drängt sich etwas der Eindruck auf, dass das derzeitige Schreibschriftrevival auch damit zusammenhängt, dass sich Schreibschriften wunderbar über OpenType-Funktionen variieren lassen. Wie auch immer: Wer diese Schriften mag, findet derzeit ein riesengrosses Angebot. Beim Einsatz sollte man, wie oben bereits erwähnt, allerdings auf die passende Kerningeinstellung achten – jedenfalls dann, wenn man lückenlose, Handschrift-like Übergänge benötigt.

Nicht unerwähnt bleiben sollen schliesslich auch designerisch reizvolle Konzepte im Bereich neuer Textschriften. Umgesetzt sind sie entweder in Form separater Schnitte, als Alternate-Zeichen oder aber in einer Kombination aus beiden. Beispiel: die RBNo3.1 – eine 2012 erschienene Sans, die konzeptionell zwischen amerikanischer Grotesk und geometrisch-postmodernen Formelementen changiert. Welche Erscheinungsform genau umgesetzt wird, liegt letztlich beim Anwender. So kann der Anwender wahlweise das doppelstöckige Schleifen-g aktivieren oder die moderne, aus der Kursivform abgeleitete einfache Form. Das Gleiche beim kleinen a. Die Variation erfolgt über die OpenType-Stileinstellungen. Ein ähnliches Konzept verfolgt die Bernini – eine weitere Sans, die bereits im letzten Publisher-Beitrag vorgestellt wurde.

Was geht? Ziemlich alles, was Typedesigner für schön, praktisch oder zielführend halten. In der Praxis sind die Konzepte, die zur Anwendung kommen, so vielfältig, wie es Schriften gibt. Der Unterschied: Wurden Schriften früher, bis weit in die Digitalzeit hinein, bedarfsweise mit Schnitten aufgestockt, gehören die Varianten heute zum Schriftkonzept fest mit dazu. Und werden – MyFonts oder die Webseiten von Schriftherstellern liefern genug visuelles Anschauungsmaterial – auf immer vielseitigere Weise zur Anwendung gebracht.

Ebenfalls erwähnt werden sollte an dieser Stelle ein Schrifttyp, der sich zwar nur beschränkt über OpenType-Features steuern lässt, die Schriftkultur allerdings zumindest aus der Sicht von Aussenwerbungsgestaltern und Trenddesignern zweifelsohne bereichert. Die Rede ist von Deco-Fonts: Schriftfonts, die grafische Effekte und Modifikationen mit beinhalten – beispielsweise 3D-Shadows, Zeichen mit Ornamenten und so weiter. Einige dieser Deco-Fonts sind längst zu anerkannt-respektablen Aushängeschildern der typografischen Hall of Fame avanciert – beispielsweise die Gravurschrift Chevalier, die Siebzigerjahre-Werbeschrift Sinaloa oder die beiden Adobe-Zirkusschriften Rosewood und Zebrawood. Die Aufgeführten liefern indes nur vergleichsweise einfache Varianten dessen, was technisch aktuell machbar ist. Die fortgeschrittene Variante dieses Schrifttyps sind mehr oder weniger komplexe Layer-Systeme. Der Anwender entscheidet selbst, welche Komponenten er übereinanderlayert. Das eigentliche Übereinanderlayern erfolgt über unterschiedliche Schriftschnitte. Unterschied zur Grafiksoftware Illustrator: Die Schrift liefert die benötigten Einzelbausteine bereits von Haus aus mit.

Erwähnung finden sollte an dieser Stelle schliesslich jene Sorte Schriftkonzepte, die in den vergangenen Absätzen zwar irgendwie mitbehandelt wurde, in gestaltungstechnischer Hinsicht jedoch ganz eigene, originäre, reizvolle Ideen einbringt. Beispiele an dieser Stelle: zwei im Stil der Siebzigerjahre-Werbeschriften gestaltete Fat Faces. Während die Lust von US-Designer Neil Summerour das Konzept Fat Face zwischen den beiden Polen Didone (Strichserifen) und Scotch Roman (abgerundete Serifen) variiert, liefert die Poster des katalanischen Labels Type-Ø-Tones eine Art aufgebohrte Variante der Bodoni Poster: Ultrafettschnitte von schon-sehr-fett bis monster-fett. Ergänzend aufzuführen ist, dass alle in diesem Absatz aufgeführten Variationen, Kreuzungen und Konzepte in durchgemischten, modifizierten oder ganz anderen Variationen zu haben sind. Kurzum: Für Typoliebhaber rentiert es sich heute wie nie, Schriftneuerscheinungen im Blickfeld zu behalten. Und gleich die Baukastenfähigkeiten durchzuchecken.

Fazit

Fazit eins: Noch nie war der Schriftmarkt so vielfältig wie heute. Das gilt nicht nur für den Schriftausstoss an sich, sondern auch für die konzeptuelle und ausstattungstechnische Bestückung der einzelnen Fonts. Sicher stösst die aktuelle Schriftproduktion auf eine Reihe von Vorbehalten. Der wichtigste ist sicher die Menge – ein Volumen, das den noch überblickbaren Bereich längst gesprengt hat. Andere Vorbehalte sind eher relativer Natur. Für puristisch eingestellte Traditionstypografen sind Deco-Schriften ganz sicher kein Anlass für typografische Begeisterung. Bei der Aussenwerbung hingegen, oder auch auf dem Buch­cover, sind sie allerdings unverzichtbare Bestandteile dessen, was heutzutage Schriftkultur ausmacht. Als Fachautor, der die Themen Typografie und Schrift(en) eher in beobachtender Form begleitet als parteiergreifend für ein bestimmtes Genre, könnte man in Versuchung geraten, die unterschiedlichen Typografieszenen ebenfalls als Bausteine zu betrachten. Bausteine, die jeder für sich einen Teil zum Gesamtkunstwerk Typografie beitragen. Unterschiedliche Typo-Milieus sind, ebenso wie Schriftsippen, einer der Bestandteile, die die aktuelle Typo-Szenerie lebendig, spannend und interessant machen. Mehr zu diesen Themen, selbstverständlich in der üblichen berichtenden Form, in den folgenden Publisher-Ausgaben.