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Sekundenschnelle Bildoptimierung

Selektive, simple Farb- und Lichtkorrekturen, die sich jederzeit rückgängig machen lassen, das ermöglicht die U-Point-Technologie von Nik Software. Über das Viveza-Plug-in hält sie Einzug in Photoshop und Aperture.

MATTHIAS SCHÜSSLER Foto-Bearbeitung auf der Höhe der Zeit ist nichtdestruktiv – Veränderungen werden nie an den Bilddaten vorgenommen. Gleichgültig, ob man Farben ändert, das Bild beschneidet, den Kontrast erhöht oder die Farbsättigung verringert, das Originalbild bleibt unangetastet. Die Änderungen werden in beschreibender Form als Zusatzinformation im Bild gespeichert. Das hat mehrere Vorteile: Modifika­tionen lassen sich jederzeit rückgängig machen. Beim Arbeiten muss man sich nicht um das Speichern des Bildes kümmern oder mühselig verschiedene Varianten seines Werks pflegen. Und wenn man x virtuelle Kopien eines Fotos ausarbeitet, liegen die Bilddaten nur einmal auf der Festplatte.

Es gibt auch Nachteile: Der grösste liegt darin, dass nur relativ einfache Bildbearbeitungen nichtdestruktiv möglich sind. Für die Retusche einzelner Bildbereiche oder für komplexe Bildkompositionen ist die traditionelle Arbeitsweise angesagt.

Nik Software hat einen Weg gefunden, wie komplexe Bildkorrekturen nichtdestruktiv realisiert werden können. Der Trick sind U-Points oder Kontrollpunkte. Sie werden im Bild platziert, haben einen vorgegebenen Radius und damit einen begrenzten Wirkungskreis.

Und sie wirken selektiv. Hat man einen U-Point gesetzt, wird nicht das ganze Bild innerhalb des Radius modifiziert, sondern nur die Bereiche, welche bezüglich Farbe und Helligkeit der markierten Position im Bild entsprechen. U-Points eignen sich somit für die Anpassung flächiger Bildbereiche von relativ homogener Beschaffenheit: Himmel, Wasseroberflächen, aber auch Hautpartien, Hintergründe oder Oberflächen. Die Arbeitsweise ist simpel: Man setzt den Punkt, wählt den Radius und die Parameter des U-Point. Steuern lassen sich jeweils Helligkeit, Kontrast und Farbsättigung. Auch der Farbton und die Wärme lassen sich in den erweiterten Einstellungen anpassen.

Automatisch maskiert

Alle Bildbereiche, die dem markierten Punkt ähnlich sind, werden angepasst, alle anderen bleiben, wie sie sind. Mit anderen Worten: Der U-Point funktio­niert wie eine automatische Maske, wobei die Software von sich aus bestimmt, was zusammengehört und was wohl nicht. Wie die Technologie diese Unterscheidung vornimmt, kann man nur erahnen – es dürfte aber eine Kombination aus Farb- und Helligkeitswerten analysiert werden.

Ein solcher Automatismus, das liegt auf der Hand, ist nicht perfekt. Solange die Software nicht versteht, was auf dem Bild zu sehen ist, sind Fehlentscheide nicht auszuschliesen. Man kann Viveza auch tatsächlich auf eine falsche Fährte führen, wenn man es denn darauf anlegt. Das Beispielbild mit den Ballonen zeigt die Grenzen der U-Points auf: Da der Himmel farblich den blauen Ballonen sehr ähnlich ist, wird er unfreiwillig miteingefärbt – zugegebermassen eine Falle. Auch hier lässt sich das Resultat verbessern, wenn man jeden blauen Ballon mit einem separaten Kontrollpunkt umfärbt – oder ausnahmsweise selbst eine Maske erstellt.

Viveza will den Fotografen ein schnelles Instrument für gezielte Farbkorrekturen an die Hand geben – und dieses Versprechen löst die Software im Rahmen des heute Machbaren ein. Die innert Minuten oder Sekunden erzielten Resultate sind überzeugend, vor allem dann, wenn die Änderungen dezenter sind als die radikalen Umfärbungen, die wir zu Demonstrationszwecken für diesen Artikel vorgenommen haben. Hilfreich wäre allenfalls ein Regler, der die Toleranz der automatischen Maske anpassen würde. Bei der Seerose könnte man den Blaustich bei den Blütenblättern reduzieren.

Klassisch oder nichtdestruktiv

Die U-Point-Technologie ist im Viveza-Plug-in zu finden, steckt aber auch in den Produkten Dfine 2.0, Color Efex Pro 3.0, Silver Efex Pro und Sharpener Pro von Nik Software und in Capture NX 2 von Nikon. Das Plug-in gibt es für Photoshop und für Aperture von Apple. Registrierte Anwender können die jeweils andere Version gratis unter www.niksoftware.com/viveza-freeupdate herunterladen. Wir empfehlen die Aperture-Version. Die Arbeitsweise passt optimal zu einem Programm, das wie Aperture auf die nichtdestruktive Bildbearbeitung ausgelegt ist. In Photo­shop als klassischem Bildbearbeitungsprogramm kann das Plug-in nicht sein ganzes Potenzial ausspielen.

Allerdings – und das spricht wiederum für die Photoshop-Version, harmoniert Viveza auch mit den Smartfiltern aus Adobes Bildbearbeitungsprogramm und erlaubt es, Bildänderungen via Photoshop-Pinsel aufzutragen. Das Plug-in ist mit 249,95 Euro relativ teuer; professionelle Anwender haben den Anschaffungspreis dennoch schnell amortisiert.