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Schweizer Fachzeitschrift
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Trends und Neuheiten

Die Fespa 2010 in München bot zahlreiche Neuigkeiten vorwiegend in den Bereichen Grossformatdrucksysteme, Materialien und Tinten. Interessant waren auch viele innovative Anwendungsmöglichkeiten und neue Trends beim Digitaldruck.

ANGELA STARCK Zufriedene Messebesucher, zuversichtliche Aussteller und zahlreiche Investitionsentscheidungen – so lautet das Resümee der Fespa 2010 nach insgesamt fünf Messetagen. Zwar fiel die Anzahl der Besucher mit rund 21 000 aus 130 Ländern geringer aus als von der Messeleitung im Vornherein veranschlagt, aber viele, die die Messe besuchten, gehörten zu den Entscheidern, und so waren auch etliche der 700 Aussteller mit den Ergebnissen durchaus zufrieden.

Mehr als zwei Drittel der Besucher gaben an, vor allem an der digitalen Technik interessiert zu sein. 2007, zur letzten Fespa in Berlin, waren es nur knapp die Hälfte. Ebenfalls zwei Drittel gaben zu Protokoll, dass die Messe ihre Investitionsentscheidungen beeinflusst.

Die meisten Besucher kamen erwartungsgemäss aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz, viele auch aus Grossbritannien, Frankreich, Spanien, Polen und der Tschechischen Republik. Etwa jeder zwölfte Besucher reiste aus Asien, Amerika oder Afrika an. Gut besucht waren auch die vielen Veranstaltungen des Rahmenprogramms wie Seminare, Schulungen und Workshops.

Bei den Digitaldrucksystemen standen – wie bereits in den Jahren zuvor – flexible Grossformatdrucklösungen im Vordergrund, die mit UV-härtenden Tinten arbeiten. Daneben gewinnt aber auch der Bereich des Textildrucks zunehmend an Bedeutung.

Vielseitige Drucksysteme sind gefragt

Besonders die vielseitigen Hybridsysteme, die sowohl starre Plattenmaterialien als auch flexible Substrate von der Rolle bedrucken können und sich damit auch für kleinere Druckdienstleister eignen, die ganz verschiedene Applikationen realisieren, sind auf der Messe auf grosses Interesse gestossen.

Allein Agfa präsentierte auf der Fespa zwei neue Hybridsysteme aus dem UV-Bereich. Der neue Agfa Anapurna M 2050 bedruckt Plattenmaterialien bis zum Format von 3 × 2 Metern und einer Dicke von 4,5 Zentimetern sowie Rollenmedien bis 2,05 Meter Breite. Der Printer arbeitet mit einer Auflösung von 1440 × 720 dpi sowie sechs Druckfarben plus Weiss.

Erstmals präsentierte Agfa mit der Anapurna 2500 LED einen 2,5-Meter-UV-LED-Drucker, der zur Härtung der Tinten die LED-Trocknungstechnologie verwendet. Die LEDs (Halbleiterdioden mit niedriger Leistung) benötigen keine Aufwärmzeit und deutlich weniger Energie – laut Agfa 50 Prozent weniger – als die üblichen Quecksilberbogen-UV-Lampen. Zudem weisen sie eine längere Lebensdauer auf und härten die Tinten bei nur etwa 30 Grad aus. Daher eignet sich dieses Verfahren auch besonders gut für hitzeempfindliche Materialien.

Eine Besonderheit stellte das neue 1,25 × 2,5-Meter-Flachbett- und Rolle-zu-Rolle-Drucksystem «Pred8tor» dar – eine Neuentwicklung von James Gandy, einem Pionier der Grossformatdrucktechnologie. Das nach Angaben des Herstellers erste kommerziell erhältliche Hochgeschwindigkeitssystem mit Graustufendruckköpfen soll über eine Auflösung von 1200 dpi sowie eine Spitzengeschwindigkeit über 180 m2/h verfügen. Weiss und Lack sollen als Optionen zur Verfügung stehen. Die genauen Spezifikationen des Printers werden allerdings erst im Oktober bekannt gegeben.

Für grosses Aufsehen sorgte auch der sehr vielseitige Flachbett- und Rollen-printer Impala von SwissQprint. Dasmit 720-dpi-Druckköpfen von Konica Minolta ausgestattete System besitzteine maximale Druckfläche von 2,5 × 4Metern und gibt bis zu 134 m2/h aus. Bei dieser Maschine lässt sich der CMYK-Standard mit bis zu fünf zusätzlichen Farbkanälen erweitern, was zum Beispiel für die Veredelung mit Effektlacken interessant ist. Es sind auch Spezialtinten wie «Magic Ink» für den Druck auf Glas und Metall mit besonders guter Haftung sowie eine thermoverformbare Tinte erhältlich.

Der neue Gemini von Grapo Technologies bedruckt starre Materialien bis zu einer Grösse von 2 × 3 Metern sowie optional Rollenmedien bis zu einer Breite von 165 cm. Das System bietet Ausgabegeschwindigkeiten von bis zu 90 m2/h. Es arbeitet mit CMYK sowie Weiss und einer Auflösung von 360 dpi, die optisch wie 1060 dpi erscheinen soll.

HP stellte zur Fespa gleich mehrere neue Grossformatdrucklösungen vor, darunter auch zwei UV-Flachbettdrucker mit Rollenoption. Mit den UV-Printern will HP nach eigener Aussage eine schnellere Umstellung von lösemittelbasierten auf UV-härtende Tinten erreichen. Der HP Scitex TJ8600 ist mit einem Druckbereich von 1,58 × 3,72 Metern sowie einer Geschwindigkeit von bis zu 480 m2/h für den hoch produktiven Bereich gedacht. Zudem bietet der Printer neue Features wie komplette und selektive Glanzdruckmodi.

Der ebenfalls neue HP Scitex FB500bedruckt starre Medien bis 1,63 × 3,05Meter sowie Rollenmaterialien bis zu einer Breite von 163 Zentimetern. Er ist bis zu 37 Quadratmeter in der Stunde schnell, arbeitet mit variablen Tintentröpfchengrössen sowie sechs Farben und optionalem Weiss.

Spezialisierte Drucklösungen

Ein reines Flachbettdrucksystem stellte Durst mit dem neuen Zwei-Meter-UV-Printer Rho 750 vor. Diesen Printer gibt es in drei Varianten: Basic, Presto und HS. Dabei liefert die Hochgeschwindigkeitsversion (HS) bis zu 180 Quadratmeter in der Stunde. Der mit 600 dpi und sechs Farben arbeitende Rho 750 kann optional auch Weiss mit hoher Dichte, einen speziellen Effektlack sowie weitere Prozessfarben ausgeben. Es gibt ferner eine Option für das Bedrucken von Wellpappe; diese umfasst auch das vollautomatische Be- und Entladen der Medien.

Eine Digitaldrucklösung, die speziell für die Produktion von Verkehrs-, Hinweis- und Sicherheitsschildern konzipiert ist, präsentierte Mutoh mit dem Zephyr TS. Das Rollendrucksystem mit einer Druckbreite von 1,65 Metern kann mit seinen speziell dafür entwickelten UV-Tinten direkt auf rückstrahlende Substrate drucken. Die Kombination aus Drucker, Tinte, reflektierendem Medium und einem UV-Schutzüberzug erfüllt laut Hersteller den europäischen Standard für Strassenverkehrsschilder (EN 12899-1:2007).

HP erweitert mit gleich zwei neuen Rolle-zu-Rolle-Drucksystemen ihr erfolgreiches Latex-Printer-Portfolio. Der LX800 ist ein 3,2-Meter-Printer, der für den industriellen Grossformatdruck gedacht ist und Druckgeschwindigkeiten von maximal 177 m2/h erreichen soll. Er druckt mit sechs Farben und einer Auflösung von 1200 dpi. Beim LX600 handelt es sich um einen 2,6 Meter breiten Grossformatdrucker, der hinsichtlich der meisten technischen Daten mit dem LX800 übereinstimmt.

Im Trend: digitaler Textildruck

Viele interessante Anwendungsmöglichkeiten versprach auf der Fespa 2010 insbesondere der digitale Textildruck, der inzwischen in immer mehr Anwendungsbereiche vordringt. Aktuelle Marktstudien, wie beispielsweise eine Studie von Pira International, sagen für diesen Markt ein dynamisches Wachstum von 114,6 Millionen Euro im Jahr 2009 auf knapp eine Milliarde Euro im Jahr 2014 voraus. Allerdings umfassen diese Prognosen nicht nur den Textildruck in digitaler Form, denn der klassische Siebdruck deckt diesen Bereich auch weiterhin zu einem grossen Teil ab – gerade wenn es um hochwertige Drucke in hohen Volumina oder industrielle Anwendungen geht.

Der digitale Textildruck eignet sich – zumindest bisher – vorwiegend für den grafischen Bereich bzw. das Digital Signage. Hier steht der Druck von grossformatigen Werbe- und Informationsanwendungen für das POS-Segment sowie beispielsweise von Fahnen, Backlit-Applikationen, Stoffpanels oder textilen Raumtrennern im Vordergrund.

Die Vorteile von textilen Materialien liegen vor allem im geringen Gewicht und im verhältnismässig unkomplizierten Handling. Auch sehr grosse Stoffdrucke lassen sich etwa falten und auch gefaltet versenden. Darüber hinaus ist auch die Befestigung häufig wesentlich einfacher als bei steiferen und schwereren Substraten.

Bei den meisten digitalen Textildrucklösungen, die auf der Fespa 2012 vorgestellt wurden, handelt es sich um Systeme, die mit wasserbasierten Sublimationstinten arbeiten. Mit diesen Tinten druckt die Mehrzahl der neuen Textilprinter direkt auf das Gewebe – für dieses Druckverfahren muss es sich um Stoffe handeln, die zum grössten Teil aus Polyester bestehen. Unmittelbar nach dem Druck werden die Farbstoffe mithilfe eines Kalanders im Gewebe fixiert und getrocknet.

Digitale Textildruck-maschinen

Eine der eindrucksvollsten Neuvorstellungen bei den digitalen Textildruckern war der neue d.gen Teleios Grande mit seiner Druckbreite von 3,3 Metern, der allerdings erst 2011 auf den Markt kommen soll. An dieses Drucksystem, das am Stand von Multi-Plot und d.gen gezeigt wurde, ist inline eine Fixiereinheit angeschlossen. Der Printer nutzt Sublimationstinten für den Direktdruck, besitzt eine Auflösung von 720 dpi und soll eine Geschwindigkeit von bis zu 175 Quadratmetern pro Stunde erreichen.

Das bislang wohl breiteste digitale Textildrucksystem mit integrierter Kalander-Fixiereinheit präsentierte Azongermany mit dem Sublimationsjet IQ330. Dieser Printer besitzt ebenfalls eine Druckbreite von 3,3 Metern, arbeitet mit 12 Graustufendruckköpfen, einer Auflösung von 720 dpi sowie einer maximalen Druckgeschwindigkeit von 45 m2/h.

Mimaki zeigte auf der Fespa ihren neuen Textildrucker Tx400-1800D. Der Printer, der wahlweise mit Sublimationstinte, Reaktivtinte oder Acidtinte ausgibt, ist dank eines haftfähigen Trägerbandsystems als Textildirekt- und Sublimationstransferdrucker einsetzbar. Er verwendet eine innovative Funktion, die es dem Benutzer ermöglicht, den Tintendurchfluss durch den Druckkopf je nach verwendetem Bedruckstoff mittels wählbarer Tröpfchengrösse zu regulieren.

Der neue Viper TX 100 von Mutoh ist dank eines drehbaren Druckbetts für den direkten sowie den Transfer-Farbsublimationsdruck einsetzbar und verwendet dazu wasserbasierende Farbstoffdirekttinten oder Sublimationstinten. Er besitzt eine Druckbreite von 2,6 Metern und erreicht Geschwindigkeiten bis zu 76 m2/h. Ebenfalls neu von Mutoh ist die Druckerserie Viper TX Soft Sign, eine Komplettlösung für den direkten Druck mit integriertem Trocknungs- und Lüftungssystem, das in den Breiten 1,62 und 2,21 Meter erhältlich ist.

Durst zeigte den neuen Rhotex 320, einen Textildrucker, der mit wasserbasierten Dispersionstinten arbeitet und für das industrielle Soft-Sig­nage-Segment konzipiert ist. Er erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 70 m2/h und ist mit einer automatischen, selbstreinigenden Düsenreinigungsanlage und einem regelbaren Heisslufttrocknungssystem ausgestattet.

Verbrauchsmaterialien im Fokus

Eine wichtige Rolle auf der Fespa spielten auch Verbrauchsmaterialien wie Farben und Bedruckstoffe, die viele interessante Anwendungen erst ermöglichen. In letzter Zeit wird in diesem Bereich zunehmend Wert darauf gelegt, dass Materialien biologisch abbaubar und recycelbar sind.

Mutoh zeigte zum Beispiel eine so genannte Biosolventtinte, die unter anderem für den ValueJet konzipiert ist. Diese Laktattinte soll auf Getreideinhaltsstoffen basieren und keine schädlichen Bestandteile enthalten.

Diese und weitere Farben für den digitalen Grossformatdruck, die keine oder nur ein Minimum an gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen enthalten sollen, wie auch die neue Streamline Ultima von Sun Chemical, lassen sich nach Aussage ihrer Anbieter auch ohne Entlüftungseinrichtungen verarbeiten und sollen so gut wie geruchlos sein.

Eine neue UV-LED-Tinte für UV-LED-Grossformatdrucker von Mimaki präsentierte Bordeaux Digital PrintInk, ein Anbieter von Fremdtinten, mit der Produktfamilie Plasma PLMF UV LED.

Metallic-Farben für Tintenstrahldrucker stellten INX & Eckart vor. Zu sehen war Jetfluid, eine Metallic-Solvent-Inkjetfarbe, beim Druck auf einem Mimaki JV3 am INX-Stand. Dabei wurde die Metallic-Separation mit dem Process Metallic-Farbsystem von Color-Logic erstellt, mit dem tausende Metallic-Farbtöne durch Drucken von CMYK-Farben auf die silberne Basisfarbe produziert werden können. Eine UV-härtende Version der Metallic-Tinte wollen INX und Eckart im nächsten Jahr vorstellen.

Afga zeigte die neue wasserbasierte Tinte Aqua Jet Pro für den Textildrucker Agfa Jeti 3324 Aquajet. Die neue Tinte basiert auf der Artistri-Inkjettechnik von Dupont. Sie soll leuchtendereund lebendigere Farben produzieren und gleichzeitig den Druck auf Polyestergewebe beschleunigen. Zudem verspricht die Aqua Jet Pro eine Einsparung von bis zu 15 Prozent der Tintenmenge.

Neue Substrate für Gross- formatdrucker

Auch bei den Bedruckstoffen sind zahlreiche interessante Neuerungen vorgestellt worden. Der Hingucker am Igepa-Stand war zum Beispiel der neue Re-Board-Sandwich-Karton, mit dem die komplette Fassade des Messestands verkleidet war. Re-Board ist ein stabiler, leichtgewichtiger, papierbasierender und bedruckbarer Karton mit einer Struktur aus gerippten Pappzellen und verschiedenen Beschichtungen.

Hexis präsentierte mit Naturally eine Palette umweltfreundlicher Folien, die nach Aussage des Unternehmens kein PVC, keine Lösungsmittel, Weich­macher oder Schwermetalle enthalten. Zudem stellt das Unternehmen in München zwei neue Latexfolien aus wasserbasierenden Kunststoffemulsio­nen vor, die sich zum Beispiel für die Fahrzeugbeklebung eignen.

Epson zeigte ihren neuen Metallic-Proof-Film für Displaygrafiken. Dieses Substrat mit Spiegelsilber-Hochglanzfinish wurde für den Epson-Drucker Stylus Pro WT7900 speziell zur Simulation metallischer Effekte entwickelt. Auch Bio Media, ein neues, innerhalb von fünf Jahren biologisch abbaubares Druckmedium, das zur Herstellung von Grafikdisplays eingesetzt wird, konnte man sich am Epson-Stand ansehen.

Bei Neschen standen verschiedene neue Digitaldrucktextilien im Mittelpunkt. Sehr vielseitig ist Multitex, ein Polyestertextil, das sich sowohl im DyeSub-Verfahren als auch mit pigmentierten, UV-härtenden und Latextinten bedrucken lässt.

Am Stand von Neschen zeigte auch die Color Alliance (CA) ihre Neuheiten, die Qualitätsstandards für den digitalen Grossformatdruck unterstützen. Präsentiert wurde unter anderem eine «CA Testform» zusammen mit einem «Quality Assurance Kit».

Resümee

Die Fespa 2010 gilt als die bislang grösste Messe im Segment des Grossformatdrucks. Sie spiegelte mit wieder gestiegenen Verkaufszahlen auch den wachsenden Optimismus der Aussteller und Fachbesucher wider. Die nächste Fespa-Veranstaltung, die Fespa Digital Europe, findet vom 24. bis zum 27. Mai 2011 in Hamburg statt. Die nächste «grosse» Fespa, die dann auch wieder den Siebdruckbereich umfasst, öffnet ihre Tore Ende Juni 2013 in London.